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Pellets lagern im Erdreich

Uwe Kaipf, Geschäftsführer der Kaipf Haustechnik GmbH in Tübingen, war letztes Jahr Bauherr in eigener Sache. Sein Projekt ist eins von drei Beispielen im Umkreis von Ulm (Radius 100 km), bei dem ein unterirdischer Fertigteilspeicher als Pelletlager eingebaut wurde. Alle drei Heizungsbauunternehmen haben weniger als zehn Mitarbeiter.

Bei Kaipf befinden sich Wohnhaus und Werkstatt auf demselben Grundstück und werden von derselben Heizung versorgt. Im einzelnen geht es um eine Fußbodenheizung und die Warmwasserbereitung, die bislang mit einem Gaskessel versorgt wurden. Auch wenn es bei der Betriebserweiterung nur um 40 m² Fläche geht, wollte Kaipf die Chance nutzen, im Zuge der Bauarbeiten die Heiztechnik von einem fossilen auf einen regenerativen Brennstoff umzustellen. „Der Klimaschutz war ein Motiv“, sagt er. „Doch die Unabhängigkeit vom vermutlich aus Osteuropa stammenden, immer stärker als politische Waffe eingesetzten Erdgas ist uns mittlerweile ebenso wichtig“.

Da für Gas kein Brennstofflager nötig und vorhanden war, das man hätte umnutzen können, war der unterirdisch einzubauende Pelletspeicher ideal. Der aus Beton-Fertigteilen verschraubte Speicher Thermopel 6500 von Mall befindet sich jetzt unter der Bodenplatte des Erweiterungsbaus. Er wurde vom Hersteller zum gewünschten Termin geliefert, mit dem Fahrzeugkran des Lieferfahrzeugs versetzt und in weniger als einer Stunde fertig montiert. Das Nutzvolumen von 6,5 m3 bei 2,5 m Innendurchmesser fasst ein Füllgewicht von 4,2 t Pellets.

Als Austragsystem dient der ebenfalls vom Speicherhersteller mitgelieferte Maulwurf 2500. Dieser einfache Saugroboter entnimmt die Holzpellets von oben, intervallartig vom Heizkessel gesteuert, und ist einsetzbar bis zu 25 kW Heizleistung. Welche Kessel in Bezug auf die Steuerung zu diesem Entnahmesystem passen, gibt der Hersteller bekannt.

Als Heizkessel hat Kaipf einen SHT Aqua Vario mit 14 kW gewählt. Die alte Heizzentrale mit Gasanschluss behält er zunächst noch als Reserve und für Spitzenbedarf. Da er seinen neuen Kessel sowohl mit Pellets, als auch mit Scheitholz feuern kann, wird er in der nahen Zukunft sicher auch Kostenvergleiche anstellen. Um in solchen Fällen vor der Bestellung professionell Preise einholen zu können, hat das Deutsche Pelletinstitut (DEPI) eine Musterausschreibung vorbereitet, die per E-Mail unter info@depi.de angefordert werden kann. Ist der richtige Lieferant gefunden, sollte für spätere Lieferungen, jedenfalls bei großen Anlagen, der Brennstoffpreis mit Zu- oder Abschlag an den branchenüblichen Mittelwert gekoppelt werden. So muss nicht jedes Mal neu verhandelt werden. Als Basis bietet der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband e.V. (DEPV) seinen monatlich erhobenen und veröffentlichten Preisindex an.

Pelletanlage für ein Zehn-Familien-Haus

Uwe Rathgeber aus Heubach bei Schwäbisch Gmünd, Rathgeber Heizung – Sanitär – erneuerbare Energien, war für eine private Bauherrschaft in Heubach tätig. In deren Mehrfamilienhaus mit zehn Wohnungen hat er eine Pelletheizung eingebaut, um Warmwasser zu bereiten sowie Fußböden und Heizkörper zu er-wärmen. Ein Fröling-P4-Kessel mit 48 kW Leistung holt sich das Brennmaterial aus dem unter der Zufahrt zur Tiefgarage eingebauten Speicher Thermopel 22 000. Dieser Ort gewährleistet eine gute Erreichbarkeit für die Pelletlieferung. Der Speicher mit 22 m3 Nutzvolumen, entsprechend 14 t Füllgewicht, hat einen Innendurchmesser von 3 m. Zwei Abdeckungen sind vorhanden und beim Befüllen zu öffnen.

Die erste Öffnung erlaubt den Einstieg und bietet von außen die Möglichkeit, das Austragsystem Maulwurf 3000, passend für fast alle Kesselfabrikate, bis zu einer Heizleistung von 70 kW, während des Einblasens der Holzpresslinge ganz nach oben zu ziehen. Die zweite Öffnung ermöglicht den Anschluss von Saug- und Befüllschlauch des Lieferfahrzeugs. An der Einstiegsöffnung sind aus Sicherheitsgründen Warnhinweise mit Handlungsanweisungen angebracht. Entsprechende Aufkleber lassen sich kostenlos beim DEPV anfordern. Zudem hat der Hersteller seine Erdbunker mit einer Zwangsbelüftung versehen. Als ideal gilt es, wenn die Speichergröße des Pelletlagers auf einen Jahresbedarf ausgelegt ist.

Rathgeber baut für andere Projekte gerne auch Heizsysteme mit den Komponenten Solarthermie und Eisspeicher, einschließlich Photovoltaik zum Betrieb der Pumpen. „Wenn die Voraussetzungen dafür günstig sind, machen wir auch Anlagen für den Holzbrennstoff Hackschnitzel. Dafür sind mehr Speichervolumen und mehr Kesselwartung nötig. Der günstige Preis für Hackschnitzel muss das wieder ausgleichen“, weiß Rathgeber aus Erfahrung.

Sowohl für Hackschnitzel als auch für Holzpellets gilt, dass der Wartungsaufwand für Lager und Kessel umso geringer und damit preiswerter ist, je besser die Brennstoffqualität ist. Für Pellets wurde deshalb vor wenigen Jahren ein Qualitätssiegel geschaffen, das Kunden europaweit Sicherheit beim Kauf geben soll. Das ENplus-Siegel tragen mittlerweile über 90 % der in Deutschland produzierten Pellets. Das auf der europäischen Norm EN 14961-2 basierende Zertifikat bezieht auch den Pellethandel in die Zertifizierung ein. Zusätzlich zur Messung im Pelletwerk wird nun auch der bei der Lieferung auftretende Feinanteil erfasst. Mit 1 % Feinanteil, gemessen an der letzten Umschlagsstelle, müssen Lieferanten einen strengen Grenzwert einhalten. Durch Identifikationsnummern auf dem Lieferschein oder der Rechnung kann der Prozess von der Herstellung bis zur Lieferung lückenlos nachvollzogen werden. Zertifizierte Händler sind auf der Internetseite http://www.enplus-pellets.de zu finden

Spezielle Qualifizierung für Fachhandwerker

Karlheinz Seel aus Waalhaupten bei Landsberg, Seel Technik im Haus, hat das Einfamilienhaus seiner privaten Bauherrschaft in Landsberg auf deren Wunsch hin mit einer Holzpellet-Heizung ausgestattet. Die Anlage dort ist eine Kombination aus dem Kessel Solarfocus Octoplus mit einer Leistung von 15 kW und dem unterirdischen Lagerbehälter Thermopel 8500. Darin finden bei einem Nutzvolumen von 8,5 m3 und 2,5 m Innendurchmesser 5,5 t Pellets Platz. „Das Haus ist nicht unterkellert. Wo hätten wir den Brennstoff unterbringen sollen, wenn nicht im unterirdischen Lagerbehälter?“ fragt Seel. Er erhielt zwischenzeitlich einen zweiten Auftrag dieser Art, für ein weiteres nicht unterkellertes Einfamilienhaus.

Seel und sein Team bauen seit 1999 Pellet-Heizungen ein. Etwa 90 Anlagen sind es bisher, etliche auch als Kombination mit Scheitholzbefeuerung und automatischer Umstellung auf Pelletbetrieb, wenn das Scheitholz abgebrannt ist. Man kennt ihn in der Region als einen von inzwischen 1500 Spezialisten, die auf http://www.pelletfachbetrieb.de gelistet sind. Als Voraussetzung musste er mindestens fünf Holzpellet-Heizungen gebaut, an einer Technikschulung eines Pelletkessel-Herstellers teilgenommen und die Schulung von DEPI, die vom ZVSHK unterstützt wird, absolviert haben. Er darf jetzt, nach erfolgreicher Registrierung, für drei Jahre die Bezeichnung „Fachbetrieb Pellets und Biomasse“ führen. Wie seine Bauherrschaft weiß Seel um die Vor- und Nachteile der verschiedenen Energieträger und ihrer Technik. Im Vergleich zu Öl punkten die Holzbrennstoffe bei Umwelt, Volkswirtschaft und Betriebskosten, denn sie sind nachwachsend, tragen zu einer fast 100-prozentigen Wertschöpfung im Inland bei und sind im Einkauf für die Betreiber preiswerter. Doch für die Heiztechnik muss, und das ist ein Nachteil, zunächst mehr Geld investiert werden.

Holzpellets haben bei gleicher Heizleistung doppelt so viel Gewicht und dreimal mehr Volumen als Heizöl. Das Lager muss also deutlich größer sein. Es kostet mehr als ein Öltank, auch wegen der mechanisch/pneumatischen Entnahmetechnik. Dazu kommt der um etwa ein Drittel teurere Kessel. Doch Seels Bauherrschaft aus Landsberg hat sich bewusst dafür entschieden. Nach Abwägen von Pro und Contra war der deutliche Preisvorteil der Pellets gegenüber Heizöl gegenüber den Mehrkosten für die Investition im Auge der Bauherrschaft das entscheidende Kriterium. Wichtig sei aber auch die Nachhaltigkeit im Umgang mit unseren Energievorräten, was bei der getroffenen Auswahl ein gutes Gefühl gebe.

SBZ Extras

Als Ergänzung können Sie sich bei den SBZ-Extras drei Detailzeichnungen zu den Projekten mit Bemaßung als JPG-Dateien herunterladen:

https://www.sbz-online.de/tags/extras-zum-heft

Checkliste

Tipps für Betreiber

Betreibern von Pelletheizungen empfiehlt der DEPV folgende Punkte zu beachten, um einen langjährigen und sicheren Betrieb der Anlage sicherzustellen.

Pelletqualität sichern: ENplus-zertifizierte Pellets bieten eine unabhängige Kontrolle auch des Handels, weil der schonende Transport wichtiger Bestandteil bei der Qualitätssicherung ist. Zertifizierte Pellethändler sind unter http://www.enplus-pellets.de zu finden.

Preiswert einkaufen: Schreiben Sie die Belieferung Ihrer Pelletheizung aus und profitieren Sie von günstigeren Sommerpreisen durch die Indexierung des Lieferpreises. Musterausschreibungen gibt es beim DEPI.

Sicher lagern: Die fachgerechte Planung und der sichere Betrieb von Pelletlagern schützt vor Unfällen und erhält die Pelletqualität. Das DEPI stellt Planungsinformationen bereit und bietet vom Sicherheitsaufkleber über belüftende Deckel bis zu Gaswarngeräten viele sinnvolle Hilfsmittel für die sichere Pelletlagerung.

Informationsangebot: Der DEPV bietet mit der Broschüre „Empfehlungen zur Lagerung von Holzpellets“ ein Standardwerk rund um den Bau eines Pelletlagers sowie den qualitätsschonenden und sicheren Betrieb. Auf https://depv.de/ steht die Broschüre als kostenloses PDF zum Download.

Info

Marktmonitoring

Der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband e.V. (DEPV) vertritt die Interessen der deutschen Pellet- und Holzenergiebranche. Zu seinen Aufgaben gehören auch das Marktmonitoring sowie die Dokumentation und Veröffentlichung der Angaben. Die in Deutschland produzierte Pelletmenge wird im Auftrag des DEPV monatlich vom Tochterunternehmen Deutsches Pelletinstitut (DEPI) erhoben und quartalsweise auf https://depv.de/ veröffentlicht. Die Pelletproduzenten mit ihren 60 Produktionsstätten in Deutschland nutzen, wie schon in der Vergangenheit, als Rohstoff zu etwa 90 % das so genannte Sägerestholz. Diese Späne und Hackschnitzel, die in den Sägewerken beim Einschnitt anfallen, sind die Grundlage für die Holzpelletproduktion. Zudem veröffentlicht der DEPV monatlich den Preis für Holzpellets bei verschiedenen Abnahmemengen in Nord, Mittel- und Süddeutschland.

Autor

Dipl.-Ing. Klaus W. König ist Architekt und Fachjournalist für ökologische Haustechnik, 88662 Überlingen, Telefon (0 75 51) 6 13 05, kwkoenig@koenig-regenwasser.de, http://www.klauswkoenig.com