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Betriebsgründung

So haben zwei Brüder ihren SHK-Betrieb aufgebaut

Pascal (links) und Dennis Glittenberg: Zwei Brüder, die sich den Möglichkeiten der Digitalisierung öffnen, um als kleiner Betrieb langfristig erfolgreich zu sein.

Glittenberg

Pascal (links) und Dennis Glittenberg: Zwei Brüder, die sich den Möglichkeiten der Digitalisierung öffnen, um als kleiner Betrieb langfristig erfolgreich zu sein.

Die Starenstraße in Wuppertal: Gemächlich führt der Weg den Hügel hinauf. Auf der linken Seite stehen gediegene Reihenhäuser mit ihren Klinkersteinen, auf der rechten öffnet sich der Blick auf die Stadt. Wer sich hier auf die Suche nach der im Jahr 2017 gegründeten Firma Glittenberg Bäder & Wärme macht, muss aufmerksam die Klingelschilder studieren und merkt schnell: Hier gehen Privatleben und Arbeit nahtlos ineinander über. Ein Bericht über ein Treffen am Küchentisch, den Traum vom eigenen Betrieb und den Nutzen der Digitalisierung.

Jahrelang arbeiteten Dennis (36) und Pascal Glittenberg (29) im Betrieb ihres Vaters. Zwei junge Männer, die anpacken und ihr Handwerk im Familienbetrieb von der Pike auf lernten. Rausfahren, Bäder bauen, Kundendienst, Heizungen montieren. Handwerkeralltag. „Wir waren auf den Baustellen unterwegs, die Arbeit im Büro hielt unser Vater in den Händen. Das war sein Revier, in das wir keinen Einblick bekamen“, sagt Dennis Glittenberg bei Kaffee und Tee in der Küche an der Starenstraße. Hier lebt und arbeitet er. Homeoffice in Reinkultur. Pascal kommt gerade von einer Baustelle, stellt sein iPad auf den Tisch und setzt sich dazu.

Darum war der Start holprig

Dennis und Pascal Glittenberg erzählen weiter von der Zeit im Familienbetrieb, von den Gedanken und der Chance, auf eigenen Beinen zu stehen, von viel Lehrgeld in der Anfangsphase, vom Weg bergauf – und in die Welt der Digitalisierung. „Wir haben uns am Anfang überhaupt keine Gedanken gemacht, wie wir als Betrieb sein wollen. Von einem Darlehen unserer Tante hatten wir uns erste Werkzeuge und einen Wagen zugelegt. Mit nur einem Firmenfahrzeug aber waren wir überall zusammen und insgesamt total unflexibel. Weder waren unsere Abläufe ausgereift, noch hatten wir eine Website für einen einladenden Außenaufritt.“ Ein zweites Auto musste her, vor allem aber ein Plan.

Mithilfe eines externen Betriebsberaters sicherten sich die beiden einen Gründerkredit und erhöhten mit ihrem zweiten Auto ihre Möglichkeiten. Ihre selbst gebastelte Website zierte zwei Jahre lang ein Baustellenschild, bis einer ihrer Großhändler ihnen einen Dienstleister für einen modernen Auftritt vorschlug. Eine klassische Baukastenlösung, die mit Geld für den Aufbau, einem monatlichen Betrag und mehreren Jahren Laufzeit verbunden war. Dennis und Pascal Glittenberg überzeugte das nicht. Insbesondere die monatlichen Kosten, die Abhängigkeit durch die lange Laufzeit als auch die fehlende Individualität. Was nun? „Wir sind Klempner und hatten keine Ahnung davon“, sagt Pascal.

So sparen die Brüder Glittenberg mit digitalen Tools wertvolle Zeit

Dann trat Volker Strauß, Außendienstler und inzwischen Digital Coach der Collin KG, in das „Leben“ der Glittenbergs. „Drei Mal haben wir ihn versetzt, weil wir ja unseren Großhändler und wenig Lust auf jemand anderen hatten. Volker aber blieb dran, bis wir uns schließlich doch in der Bäckerei getroffen haben. Er hat uns seitdem weit über seine eigentliche Tätigkeit hinaus beraten, vor allem im Bereich der Digitalisierung, aber auch was es bedeutet, eine Firma aufzustellen und zu führen“, sagen die beiden fußballbegeisterten Fachhandwerker. Nach und nach schufen sie das Fundament für einen erfolgreichen Betrieb.

Ein Baustein: eine professionelle Website, u.a. mit einem Heizungsplaner. „Wir sind ein kleiner Betrieb, Pascal und ich können nicht überall für ein Erstgespräch hinfahren. Gerade bei Kunden, bei denen das Interesse eher begrenzt ist. Deshalb verweisen wir auf den Heizungsplaner, bekommen damit erste Informationen und tauschen uns dann persönlich vor Ort aus. Damit sparen wir richtig viel Zeit“, sagt Dennis Glittenberg.

Auch im Bereich der Badplanung setzen sie auf digitale Tools. Im Zusammenspiel mit der Elements-Badausstellung nutzen sie die Planungsplattform Elements a. „Wir ­können das Projekt direkt darin planen und einen Warenkorb in GC Online Plus erstellen. Das spart uns eine Menge Zeit. Der Kunde wiederum sieht den Gesamtpreis inklusive Lohnkosten und aller Produkte. Das ist viel verständlicher.“ Auf ihrer Website finden die Besucher außerdem einen Budgetkalkulator und einen 3D-Badplaner. „Viele haben keine Vorstellung davon, was ein Badezimmer kostet. Über den Budgetkalkulator geben wir eine erste Orientierung. Das erleichtert den Einstieg in das Beratungsgespräch.“

Pascal Glittenberg: „Durch die Tools auf unserer Website und auf unserem iPad sind wir schneller als andere, insbesondere was die Angebotserstellung direkt vor Ort angeht.“

Bild: Glittenberg

Pascal Glittenberg: „Durch die Tools auf unserer Website und auf unserem iPad sind wir schneller als andere, insbesondere was die Angebotserstellung direkt vor Ort angeht.“
Dennis Glittenberg: „Viele haben keine Vorstellung davon, was ein Badezimmer kostet. Über den Budgetkalkulator geben wir eine erste Orientierung.“

Bild: Glittenberg

Dennis Glittenberg: „Viele haben keine Vorstellung davon, was ein Badezimmer kostet. Über den Budgetkalkulator geben wir eine erste Orientierung.“

Kunden zahlen an Ort und Stelle bequem mit EC-Karte

Angesprochen auf den Jahresstart 2021 sagen Pascal und Dennis Glittenberg: „Es läuft.“ Pascal kümmert sich um Anlagentechnik, Elektrik, Reparaturen, Thermen und Verdrahtungen, Angebote und Rechnungen, Dennis um Verrohrung, Leitungen, den Bäderbau sowie die Ablage und Datev. Beide setzen auf die Digitalisierung. „Durch die Tools auf unserer Website und auf unserem iPad sind wir schneller als andere, insbesondere was die Angebotserstellung direkt vor Ort angeht. Unsere Kunden sehen zum ersten Mal einen Klempner mit einem Service-Pad hantieren. Darauf können wir alles zeigen.“ Ihr aktuellstes Projekt: die bequeme Zahlung mit EC-Karte direkt vor Ort. „Über SumUp können wir sofort abrechnen, statt drei Wochen auf 80 Euro zu warten oder sogar der Kohle hinterherlaufen zu müssen.“

Das Wichtigste an der Digitalisierung sei die Zeitersparnis. Darin sind sich Dennis und Pascal Glittenberg einig. „Wir arbeiten mit dem iPad, haben dort bis zum Rechnungsprogramm alles drauf, sehen offene Aufträge, noch zu erledigende Arbeiten. So geht nichts verloren“, sagt Dennis Glittenberg. Sichtbarer wollen sie mit ihrem Internetauftritt noch werden, den Vater und ein Unternehmen aus Hamburg mit dem gleichen Namen hinter sich lassen. Ihre Bekanntheit steigern die beiden auch lokal mit Werbemaßnahmen. „Wenn wir beim Kunden sind, haben wir immer Türhänger für die Nachbarschaft dabei, auf denen wir uns für den Baulärm entschuldigen und uns gleichzeitig vorstellen. Wer über den Türhänger auf uns aufmerksam wird, bekommt beim Auftrag einen kleinen Rabatt“, sagt Dennis Glittenberg. Digital, lokal: Das ist ihr Erfolgsrezept.

Das Küchengespräch nähert sich dem Ende. Ein spannender Termin mit zwei mutigen jungen Männern, die ihren Traum vom eigenen Fachhandwerksbetrieb leben. Zwei Brüder, die sich auf der Baustelle die Meinung geigen können, die sich wie nach einem Fußballspiel aber sofort wieder die Hand geben und die sich den Möglichkeiten der Digitalisierung öffnen, um als kleiner Betrieb langfristig erfolgreich zu sein. Das kommt an. Im Dezember haben die beiden einen Auszubildenden eingestellt. Ein weiterer Schritt bergauf an der Starenstraße in Wuppertal.

Video mit Dennis und Pascal Glittenberg zur DigitalBox

Info

Digitale Helfer

Juprowa: Die modular aufgebaute Handwerkersoftware nutzen Dennis und Pascal Glittenberg für das Thema Rechnungen. Die Software ist mit allen Großhandelssystemen kompatibel.

WebBox: Das Fundament der WebBox bildet ein praktischer Webbaukasten für einen modernen Internetauftritt. Neben Planungstools und Musterbädern besteht die Möglichkeit einer Online-Terminabfrage, der Budgetplaner sorgt für eine sofortige Preisauskunft.

UGL: Über UGL läuft der vollelektronische vorgangsbezogene Datenaustausch zwischen Fachhandwerker und Großhändler reibungslos.

IDS: Durch IDS-Connect ist es möglich, unmittelbar aus der Fachhandwerkersoftware den Onlineshop des Großhandels aufzurufen und Artikelpositionen aus der Fachhandwerkersoftware in den Warenkorb des Shops zu übertragen, ohne sie erneut manuell zu erfassen. Zudem ist auch die Übernahme eines Angebots in die eigene Software mit einem Klick möglich.

GAEB: Die Schnittstelle sorgt seit Jahrzehnten für den Austausch von Ausschreibungen und Angeboten vom Planer über den Kunden bis zum Großhandel.

Elements a: Das Planungs- und Verkaufstool ermöglicht dem Fachhandwerker beim Endkunden eine sofortige Preisauskunft. Der Endkunde sieht den Preis und erkennt, wie sich der Preis zusammensetzt, also welche Leistungen dahinterstehen.

GC Online Plus: Fachhandwerker wählen auf der Service-Plattform der beiden Großhandelsgruppen aus rund 4,5 Millionen Produkten. Dazu gibt es neben den Listen­preisen viele weitere hilfreiche Informationen, wie zum Beispiel Artikelbeschreibungen, Bilder und Maßzeichnungen.

SumUp: Die Software ermöglicht Kartenzahlungen überall und jederzeit ohne monat­liche Fixkosten.

Dennis (rechts) und Pascal Glittenberg setzen auf Digitalisierung.

Bild: Glittenberg

Dennis (rechts) und Pascal Glittenberg setzen auf Digitalisierung.

Nachgefragt

„Werbung kommt in die Jahreskalkulation“

SBZ: Was bedeutet für euch Digitalisierung?

Pascal Glittenberg: Zeitersparnis und weniger Zettelwirtschaft. Wir haben inzwischen alle Kundendaten auf dem iPad, unser Rechnungsprogramm und schreiben unsere Arbeitsberichte digital. Wir sehen den Stand der Aufträge, sehen offene Aufträge, so geht nichts mehr verloren.

Dennis Glittenberg: Wir können direkt beim Kunden ein Angebot erstellen, ihm in die Augen gucken und sofort merken, ob es ihm gefällt. Dadurch sparen wir eine Menge Zeit. Sonst müssten wir erst nach Hause fahren, alles neu durchrechnen und den Leuten schicken. Im Zweifel hören wir dann nie wieder was von ihnen.

Pascal Glittenberg: Wenn wir mit Elements a das Bad planen, haben wir einen Warenkorb, in dem alle Objekte drin sind. Wir drücken auf einen Knopf, haben die Sachen direkt in GC Online Plus und können bestellen. Ganz davon abgesehen, hat der Kunde sofort einen viel besseren Überblick über unsere Leistungen und denkt nicht, dass ein Bad nur aus den Produkten vor der Wand besteht.

SBZ: Was war euch bei eurer Website wichtig?

Dennis Glittenberg: Erst mal wollten wir überhaupt eine einladende Präsenz im Netz haben. Das ist wichtig und bei jedem Kundenkontakt spürbar. Das Logo, unser Leistungsangebot und Bilder von uns auf der Baustelle waren uns wichtig. Die Kunden sollen wissen, wie die Leute aussehen, die ihr neues Bad oder ihre neue Heizung installieren. Mit dem Budgetkalkulator Bad und dem Heizungsplaner auf unserer Seite kann sich der Kunde orientieren. Das spart uns auch in den Fällen Zeit, in denen Leute einfach nur einen Preis haben wollen.

SBZ: Wie wichtig ist euch die lokale Sichtbarkeit?

Pascal Glittenberg: Wenn wir beim Kunden vor Ort sind, platzieren wir Türhänger in der Nachbarschaft. Dazu haben wir Visitenkarten und Flyer erstellt. In einem nächsten Schritt wollen wir aber erst mal unsere Auffindbarkeit bei der Google-Suche verbessern. Fest steht: In den kommenden Jahren nehmen wir ein Budget für Werbemaßnahmen mit in die Jahreskalkulation.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Heftausgabe 07-2021 der SBZ unter dem Titel „Klein, aber oho!“.

 

Handwerk und Digitalisierung: 3-teiliges Video-Interview der SBZ

Handwerk und Digitalisierung – das passt zunehmend besser zusammen. Aber wo hakt es, wo steht die SHK-Branche gut da und was ist zu verbessern? Die SBZ hat sich mit Michael Haufler unterhalten. Er und sein Unternehmen Scireum sind im Hintergrund ein wichtiger Treiber der Digitalisierung. Ein Gespräch in 3 Teilen, Teil 3. 

Handwerk und Digitalisierung – Teil 1
Handwerk und Digitalisierung – Teil 2
Handwerk und Digitalisierung – Teil 3