
Christian Strehlow
Der DVQST e.V. hat eine neue Fachpublikation erstellt, in der die Sinnhaftigkeit und Zulässigkeit von innen beschichteten Rohrleitungen behandelt wird. Es werden Hintergründe über die Funktionstauglichkeit sowie gesundheitliche Risiken erläutert und potentiell erhöhte Folgekosten für Betreiber thematisiert.
Im überalterten Immobilienbestand stehen die Betreiber zunehmend vor großen Herausforderungen, wenn es um die Sanierung von Trinkwasser-Installation geht. Bewohner müssen ausquartiert werden oder sind in der Bauphase in ihrer Wohnqualität eingeschränkt, Rohrleitungsschächte sind baulich freizulegen – die Investitionskosten nicht zu unterschätzen. Vor diese Aussichten scheint eine Innenbeschichtung von Rohrleitungen eine verlockende Alternative zu sein.
Gesundheitliche Risiken im Fokus
Dass diese Methode jedoch mit gesundheitlichen Risiken für die Verbraucher verbunden sein kann, hat das Umweltbundesamt bereits mehrfach in seinen Publikationen verdeutlicht. Gesundheitsämter und Sachverständige werden immer häufiger mit Schadensfällen konfrontiert, bei denen Rohrinnensanierungen eine bedeutende Rolle spielen.
So können Inhaltsstoffe wie bspw. Bisphenol A und Epichlorhydrin, welche zur Herstellung von Epoxidharzen verwendet werden, zu schwerwiegenden gesundheitlichen Schädigungen wie Diabetes, Unfruchtbarkeit oder Krebs führen.
Probleme in der Praxis
Besonders in Anlagen, welche bereits vor mehreren Jahren beschichtet wurden, stehen Betreiber oft vor der Problematik unbeherrschbaren Legionellenbefalls, Nutzerklagen über unangenehme Gerüche und verstärkter Korrosionserscheinungen in der Trinkwasserinstallation.
Die Gründe hierfür können vielfältig sein und die Ursachenforschung ist je nach Symptomatik entsprechend aufwendig. So wird hierbei häufig eine inhomogene Beschichtung mit Blasenbildung, Haarrissen und verstopften Abgängen festgestellt. Diese Bereiche bieten krankheitserregenden Bakterien wie Legionellen ein hervorragend geschütztes Wachstumsumfeld.
Besonders wichtig zur Abwägung eines Für und Wider von Rohrinnenbeschichtung ist hierbei die Kenntnis der rechtlichen Grundlagen aus Infektionsschutzgesetz (IfsG), Trinkwasserverordnung (TrinkwV) und Verordnung über die allgemeinen Versorgungsbedingungen für die Wasserversorgung (AVBWasserV) in Verbindung mit den allgemein anerkannten Regeln der Technik. Letztendlich ist der Betreiber für die Gebrauchstauglichkeit der Trinkwasser-Installation und die Sicherstellung einer hygienisch einwandfreien Trinkwasserqualität im Gebäude verantwortlich, auch wenn Gewährleistungs- oder Garantiefristen längst abgelaufen sind.
Die DVQST FP-05-2024 „Innenbeschichtung von Rohrleitungen in Trinkwasserinstallationen“ erläutert detailliert und allgemeinverständlich die physikalischen, chemischen und mikrobiologischen Prozesse und verdeutlicht die regelwerksbezogenen Zusammenhänge. Hierbei wird schnell deutlich, weshalb die angewendeten Verfahren, die Eignung der verwendeten Materialien sowie die Überprüfung der einwandfreien Funktion in der Praxis nahezu nicht umsetzbar sind. Die Fachpublikation steht zum kostenfreien Download zur Verfügung.
Quelle: DVQST / fl
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