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Brandabwehr im Flachdach

Kleine Durchdringungen nicht unterschätzen!

Feuer sucht sich seinen Weg. Die DIN 18234 (Teil 1 bis 4) „Baulicher Brandschutz großflächiger Dächer – Brandbeanspruchung von unten“ schreibt daher bei „baulichen Anlagen und Räumen besonderer Art und Nutzung“ den Schutz vor Brandweiterleitung von unten nach oben vor. Die Norm legt brandschutztechnische Begriffe, Anforderungen und Prüfungen für großflächige Dächer bis 20° Neigung fest. Für Dächer mit Dachdeckungen gilt die DIN 18234 nur bei großformatigen Deckungswerkstoffen mit einer Einzelfläche von > 0,4 m².

Das Risiko der Brandweiterleitung durch kleine Durchdringungen für Gullys, Lüfter und Mediendurchführungen wird dabei immer noch gern unterschätzt. Sind sie nicht brandsicher ausgerüstet, können Feuer und Brandgase in den Profil- und Dachhohlraum weitergeleitet werden und auch auf die Dachfläche und Nachbargebäude übergreifen. Diese als Flash-over bezeichnete Eskalation wird durch den Kamineffekt, der in einer offenen Durchdringung auftreten kann, weiter angefacht.

Bei Dächern von großflächigen Hallen und Industriebauten ist der vorbeugende Brandschutz bei Gullys, Lüftern und Rohrleitungen absolute Pflicht. In der hier maßgeblichen DIN 18234 heißt es: „… Durchdringungen, Anschlüsse und Abschlüsse nach dieser Norm erfüllen das Schutzziel einer Begrenzung der Brandweiterleitung in den Dachaufbau und/oder auf die Oberfläche des Daches bei unterseitiger Brandbeanspruchung.“

Alternativen zu Guss

Gussgullys und damit nicht brennbare Bauteile stellen die klassische Möglichkeit dar, die DIN-Vorgaben zu erfüllen – finanziell gesehen sind sie aber auch am aufwendigsten. Das führt dazu, dass diese Lösung sich oft schwer mit den heutigen Forderungen nach wirtschaftlicher Bauweise vereinbaren lässt. Aus ökonomischen oder statischen Gründen tendieren Bauherren daher inzwischen vermehrt zu Entwässerungsanlagen aus PE-Rohren, also Leitungen und Bauteilen, die brennbar sind.

Denn Bauteile aus Kunststoff, wie z. B. Polyethylen und Polyurethan, bringen viele Vorteile mit sich. Durch ihr geringes Gewicht sind sie einfacher zu transportieren, leichter und damit auch schneller zu montieren. Entwässerungsanlagen, die aus brennbaren Kunststoffrohren, Gullys und Lüftern bestehen, benötigen im Durchdringungsbereich allerdings besonderen Schutz.

Aus diesem Grund entwickelt das Unternehmen Sita in Ergänzung zu Bauteilen aus Guss ein komplettes Brandschutzsystem aus Polyurethan/Polyethylen. Je nach Einsatzzweck sind die Bauteile mit Brandschutzmanschetten oder Brandschutzstopfen ausgerüstet, die der Brandweiterleitung entgegenstehen. Alle Lösungen sind standardmäßig fest mit einem brandsicher ausgerüsteten Verstärkungsblech für Stahltrapezprofildächer verbunden. Die Zulassung nach DIN 18234 und eine gutachterliche Stellungnahme geben rechtliche Rückendeckung.

Der Brandschutzgully SitaFireguard (im Bild mit Elektroschweißmuffe zum Anschluss an das Fallrohr) ist fest mit einem brandsicher ausgerüsteten Verstärkungsblech für Stahltrapezprofildächer verbunden.

Bild: Sita

Der Brandschutzgully SitaFireguard (im Bild mit Elektroschweißmuffe zum Anschluss an das Fallrohr) ist fest mit einem brandsicher ausgerüsteten Verstärkungsblech für Stahltrapezprofildächer verbunden.

Gullys mit Brandschutzmanschette

Für größere Durchdringungen gibt es die Gullys SitaFireguard, die mit einer Brandschutz­manschette ausgestattet sind. Wird diese Manschette dem Feuer ausgesetzt, schäumt sie auf und verschließt die Dachdurchdringung und damit dem Feuer den Weg auf das Flachdach. Eingebettet wird die Konstruktion in eine 1 x 1 m große, nicht brennbare Wärmedämmung aus Steinwolle.

Dabei fällt die Durchdringung dank der optimierten Form des PE-Grundkörpers kleiner aus. Ein weiterer Vorteil ist, dass die vormontierte Brandschutzeinheit komplett vom Dach aus installiert werden kann. Die Bauteile sind als Freispiegel- oder als Druckströmungsgully sowie mit einer Wunschanschlussmanschette oder einem Schraubflansch ausgerüstet verfügbar. Bei Druckströmungsanlagen erlaubt die schlanke Brandschutzmanschette eine deckennähere horizontale Leitungsführung, was der nutzbaren Raumhöhe zugutekommt.

Entwässerungsseitig bestätigt das RAL-Gütezeichen GZ 694, dass der Aufbau mit der mehrlippigen EPDM-Grundkörperdichtung rückstausicher bis zu einer Wassersäule von 2 m über der Norm ist. Damit ist die Wärmedämmung auch besonders gut gegen eindringendes Wasser geschützt.

Brandschutzlüfter im nicht belüfteten Dachaufbau.

Bild: Sita

Brandschutzlüfter im nicht belüfteten Dachaufbau.

Lüfter- und Mediendurchführungen

Sicher kann vorbeugender Brandschutz nur sein, wenn er konsequent umgesetzt wird. Dabei darf auch der Schutz der eher kleinen Durchdringungen für Dachlüfter sowie Kabel- und Mediendurchführungen nicht vernachlässigt werden. Auch diese kleinen Durchdringungen sind im Falle eines Brandes ­potenzielle Brandbeschleuniger, da sie mit der Zufuhr von Sauerstoff den Brand nähren können.

Im Bereich der Dachlüfter bietet der ­SitaVent Fireguard eine brandsichere Alternative, die wie die Gullys mit einer Brandschutzmanschette ausgestattet ist. Die letzte Lücke im Vorsorgeprogramm wurde kürzlich mit einer Lösung für Kabel- und Mediendurchführungen geschlossen. Die Rohrdurchführung Fireguard verfügt über einen im unteren Bereich des Edelstahlrohres angebrachten Brandschutzstopfen, durch den die Kabel und Leitungen geführt werden.

Im Brandfall quillt der Brandschutzstopfen auf und sorgt dafür, dass das Feuer nicht auf die Dachfläche weitergeleitet wird. Die über dem Brandschutzstopfen eingebrachte Stopfwolle verhindert zugleich eine Rauchweiterleitung nach oben. Damit bietet diese Rohrdurchführung eine sichere Alternative zu händischen Ummantelungen für die Bereiche, die beim vorbeugenden Brandschutz gern übersehen werden – ein im Brandfall tragisches Versäumnis, da gerade die durchgeführten Kunststoffrohre und Kabelisolierungen besonders gut brennen.

Ganzheitliches Brandschutzkonzept

Wichtig ist, den vorbeugenden Brandschutz in ein individuelles, ganzheitliches Brandschutzkonzept einzubinden. Dabei gilt es, vor allem drei Aspekte zu beachten. An erster Stelle stehen die gesetzlichen Vorgaben, also das Baurecht. Der Gesetzgeber fordert hier die Einhaltung von Personenschutz, Nachbarschutz und Umweltschutz. Maßgeblich sind unter anderem die Musterbauordnung (MBO), die Landesbauordnung (LBO), die Muster-Leitungsanlagenrichtlinie (MLAR), die Industriebaurichtlinie (IndBauRL), diverse DIN-Normen sowie sonstige Regelwerke.

An zweiter Stelle sollte die Gebäudeversicherung betrachtet werden, die optimalerweise umfassenden Risikoschutz zu möglichst geringen Prämien bietet. Diese lassen sich insbesondere dann realisieren, wenn für die Baumaßnahme ein umfassendes Brandschutzkonzept nachgewiesen werden kann. Schlussendlich sind auch die Interessen der Bauherren oder Betreiber zu beachten, die sich in erster Linie auf die betriebliche Sicherheit, die Funktionalität und die Wirtschaftlichkeit beziehen.

Bei größeren Projekten empfiehlt sich die Einbindung eines Gutachters, der alle Interessen in einem individuellen Brandschutzkonzept vereint. Eine umfassende Planung im Vorfeld bringt nicht nur wirtschaftliche Vorteile, sondern auch einen veritablen Sicherheitsgewinn – insbesondere im rechtlichen Bereich.

Rechts im Bild quillt der Brandschutzstopfen der Rohrdurchführung SitaFireguard im Brandfall auf und sorgt dafür, dass die ­Brandweiterleitung verhindert wird. Links ist eine ungeschützte Rohrdurchführung zu sehen.

Bild: Sita

Rechts im Bild quillt der Brandschutzstopfen der Rohrdurchführung SitaFireguard im Brandfall auf und sorgt dafür, dass die ­Brandweiterleitung verhindert wird. Links ist eine ungeschützte Rohrdurchführung zu sehen.

Fazit

Jede Dachdurchdringung ist ein potenzieller Risikofaktor im Brandfall. Geprüfte Brandschutzsysteme, die aufeinander abgestimmt sind, lassen sich nicht nur schneller verbauen, sondern bieten auch eine hohe Sicherheit. Größenreduzierte Anschlussstutzen, die etwa bei den Brandschutzgullys SitaFireguard die Durchdringung im Stahltrapezdach verkleinern, tragen zusätzlich zur Sicherheit bei. Sind die Maßnahmen zudem in ein ganzheitliches Brandschutzkonzept eingebunden, befinden sich die Verantwortlichen in allen Bereichen – so auch versicherungstechnisch – auf der sicheren Seite.

Alle Bauteile der Brandschutzgullys SitaFireguard, hier z. B. für die Freispiegelentwässerung, werden als komplettes Set geliefert.

Bild: Sita

Alle Bauteile der Brandschutzgullys SitaFireguard, hier z. B. für die
Freispiegelentwässerung, werden als komplettes Set geliefert.
Regelgerechter Aufbau nach DIN 18234: Ist die Dampfsperre aufgebracht, kann der PE-Topf inklusive der Dichtung eingesetzt werden.

Bild: Sita

Regelgerechter Aufbau nach DIN 18234: Ist die Dampfsperre aufgebracht, kann der PE-Topf inklusive der Dichtung eingesetzt werden.
Gleitmittel erleichtert die Montage des auf Höhe angepassten Aufstock­elements des Brandschutzgullys.

Bild: Sita

Gleitmittel erleichtert die Montage des auf Höhe angepassten Aufstock­elements des Brandschutzgullys.

Info

Fatal im Brandfall – die drei häufigsten Fehler
beim vorbeugenden Brandschutz

Problem 1: Fehlendes Brandschutzkonzept

Fehlt das Brandschutzkonzept, dann wurde kein Brandschutz im Sinne des Gesetzes, des Bauherrn oder der Versicherung erstellt. Die Interessen der Beteiligten wurden also nicht berücksichtigt.

Behebung: Eine nachträgliche Behebung dieses Versäumnisses ist in der Regel nicht möglich.

Problem 2: Sickenfüller vergessen

Wenn die Sickenfüller fehlen, können Feuer und Brandgase in den Profil- und Dachhohlraum gelangen. Es kann zu dem gefürchteten Flash-over kommen, der sich in Sekundenschnelle zum Großfeuer ausweiten kann. Achtung: Der Aufbaufehler kann von außen nicht erkannt werden.

Behebung: Bauteil, wie z. B. Brandschutzgully SitaFire­guard, ausbauen und Sickenfüller einlegen. Anschließend Gully neu einbauen und den Dachaufbau regelgerecht fertigstellen.

Problem 3: Nicht brennbare Wärmedämmung
vergessen

Beim Fehlen der nicht brennbaren Wärmedämmung ist der Brandschutz nicht gewährleistet. Achtung: Der Fehler ist von außen nicht erkennbar.

Behebung: Dach aufschneiden und die alte, brennbare Dämmung entfernen. Die neue, nicht brennbare Dämmung einlegen. Hier mindestens 1 x 1 m Fläche nicht brennbar ausrüsten.

Rainer Pieper
ist Prokurist und technischer Leiter bei der Sita Bau­elemente GmbH,
33378 Rheda-Wiedenbrück,

Sita

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