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Wärmepumpen-Rollout

Breites Bündnis für mindestens 500 000 Wärmepumpen pro Jahr

Hermann – stock.adobe.com

Politik, Verbände und die SHK/TGA-Branche wollen mehr Tempo beim Wärmepumpen-Rollout und haben sich zu 500 000 neuen Wärmepumpen pro Jahr ab 2024 bekannt.

Heute fand auf gemeinsame Einladung von Vizekanzler und Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck und Bundesbauministerin Klara Geywitz ein virtueller Wärmepumpengipfel statt. An dem Treffen nahmen 26 Vertreter von Unternehmen, Verbänden der Wärmewirtschaft, des Handwerks, der Gewerkschaften und der Verbraucherschutzverbände teil.

Alle Beteiligten am Wärmepumpengipfel von BMWK und BMWSB waren sich einig, dass mehr Tempo bei der Transformation der Wärmeversorgung notwendig ist und es deshalb gemeinsamer Anstrengungen bedarf, um die Produktion und Installation von Heizungs-Wärmepumpen sowie deren Netzanbindung voranzubringen.

„Starkes Bekenntnis und ein starkes Signal“

Habeck: „500 000 neu installierte Wärmepumpen pro Jahr ab 2024 ist ein starkes Bekenntnis und ein starkes Signal, welches von dem heutigen Wärmepumpengipfel ausgeht. Ich danke allen Beteiligten für diese Entschlossenheit die Transformation unserer Wärmeversorgung schneller voranzubringen.

Wir brauchen mehr Tempo. Denn wenn wir uns konsequent aus der Klammer russischer Importe befreien wollen, dann dürfen wir nicht nur an den Stromsektor denken, sondern dann brauchen wir gerade auch den Wärmebereich. Ab dem 01 Januar 2024 soll möglichst jede neu eingebaute Heizung zu [mindestens] 65 % mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Das macht deutlich, dass wir hierfür auch schnell mehr Wärmepumpen brauchen und genau das gehen wir jetzt gemeinsam an.“

Geywitz: „Die Wärmwende geht nicht ohne den Bau und nicht ohne die Stadt. Wenn wir wirklich etwas erreichen wollen, müssen wir mehr im Quartier denken. Über zwei KfW-Förderprogramme entwickeln wir energetische Stadtsanierung und gebäudeübergreifende Quartierssanierung mit. Wichtig ist mir dabei die Technologieoffenheit.

Wärmepumpen sind ein wichtiger Bestandteil bei der Umstellung der Heizungssysteme. Die Landesbauverordnungen müssen auf ihre Flexibilität und Machbarkeit für den zügigen Einbau von Wärmepumpen hin überprüft werden. Bei all dem ist mir eines wichtig: Die Wärmwende muss bezahlbar und sie muss planbar sein. Wärmepumpen müssen sich auch jene leisten können, die mit schmalem Geldbeutel haushalten müssen.“

 
Zur Einordnung: 2021 wurden ca. 154 000 Wärmepumpen installiert (+ 28 % gegenüber dem Vorjahr). Damit wurde die Marke von 1 Mio. in Deutschland installierten Wärmepumpen überschritten. Ihr Anteil an den neu installierten Heizungen betrug im Jahr 2021 aber nur knapp 17 %. Von insgesamt über 900 000 neuen Heizungen hatten Gasheizungen einen Marktanteil von rund 70 %. Um das Ziel von mindestens 500 000 neu installierten Wärmepumpen im Jahr 2024 zu erreichen, ist also eine massive Beschleunigung des Markthochlaufs erforderlich.
 

Hausaufgaben für alle Akteure

Das Interesse an Wärmepumpen ist zuletzt stark gestiegen, sodass es bereits jetzt zu langen Lieferzeiten und Engpässen bei den Installationskapazitäten sowie bei den Netzanschlüssen kommen kann bzw. kommt. Damit das Angebot mit dieser Entwicklung mithalten kann, hat sich beim Wärmepumpengipfel ein breites Bündnis zum Hochlauf der Wärmepumpenproduktion und -installation sowie deren Netzanbindung bekannt. In einer gemeinsamen Erklärung hat das Bündnis Handlungsfelder benannt, in denen Verbesserungen nötig sind, damit der Hochlauf gelingen kann:

Die Bundesregierung muss die Anreize verbessern, damit Wärmepumpenproduktion und -installation beschleunigt und Markthemmnisse in der Förderung und Regulatorik abgebaut werden. Dazu gehören in einem ersten Schritt die Erarbeitung eines „Aufbauprogramm Wärmepumpe“ sowie weitere Maßnahmen im Bereich Weiterbildung zu Planung und Einbau von Wärmepumpen.

Die Hersteller ergreifen ihrerseits Maßnahmen, um Produktionskapazitäten zu erweitern, und Wärmepumpen so weiterzuentwickeln, dass deren Installation vereinfacht und verkürzt wird. Die Steuerung und Regelung von Wärmepumpen soll einfacher und effizienter werden. Hersteller und Handwerk werden sich verstärkt dem Thema Einbau von Wärmepumpen im Gebäudebestand widmen und entsprechende Systeme anbieten.

Auch wollen alle Beteiligten gemeinsam das Thema Fachkräfte adressieren. So will die Bundesregierung Betriebe dabei unterstützen, die notwendigen Kompetenzen zu erwerben und Fachkräfte zu gewinnen. Dafür will die Bundesregierung Schulungen fördern und ggf. auch Verdienstausfälle kompensieren. Gemeinsam mit den Sozialpartnern will die Bundesregierung zudem prüfen, ob Anpassungsbedarf bei den Aus- und Fortbildungsordnungen besteht.

PDF-Download: Gemeinsame Absichtserklärung: Mehr Tempo bei der Transformation der Wärmeversorgung: Wir brauchen schneller mehr Wärmepumpen

Die Erstunterzeichner der Absichtserklärung sind: BMWK, BMWSB, BDEW, BEE, BFW, BDH, BWP, Daikin, dena, Dimplex, Fraunhofer Gesellschaft, GdW, Haus und Grund, IG Metall, Stiebel Eltron, Thermondo, Vaillant Deutschland, Viessmann, VKU, VZBV, Wolf, ZIA, ZVEI, ZVEH und ZVSHK.

Stimmen aus der Branche

BDH: Gesamte Breite der technologischen Lösungen erforderlich

Uwe Glock, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie (BDH): „Die deutsche Heizungsindustrie unterstützt die Klimaschutzziele der Bundesregierung uneingeschränkt. Dabei kommt der Wärmepumpentechnologie künftig eine hohe Bedeutung im Markt zu. Folglich unterstützen die Hersteller das Ziel der Bundesregierung, den beschleunigten Markthochlauf der Wärmepumpe zu ermöglichen.“

Zugleich wies Glock auf die Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Hochlauf der Wärmepumpentechnologie hin. Diese liegen etwa in der Verfügbarkeit und Qualifikation des SHK-Fachhandwerks. Der BDH unterstützt in diesem Zusammenhang die Forderung des ZVSHK bezüglich der Einrichtung eines nationalen Kompetenzzentrums zur Fachkräftestärkung. Eine weitere Herausforderung stellt die Verfügbarkeit von Vorprodukten und Material, die Leistungsfähigkeit der Zulieferindustrie, sowie der Erhalt der europäischen Wertschöpfung der Heizungsindustrie vor dem Hintergrund des internationalen Wettbewerbs dar. Nicht zuletzt müsse der Ausbau der Marktanteile der Wärmepumpe mit dem Ausbau der gesicherten Leistung in der Stromerzeugung zur Deckung der Spitzenlast und der Verteil- und Übertragungsnetze einhergehen.

Allerdings betont der BDH auch, dass bei der Wahl der Wärmeerzeuger das individuelle Gebäude sowie der Sanierungsanlass in den Mittelpunkt der Betrachtung gestellt würden. Die Wärmepumpe sei eine wichtige Säule der Wärmewende, aber es würde die gesamte Breite der technologischen Lösungen erfordern, um die Klimaschutzziele im Wärmemarkt zu erreichen. Dazu zählt der BDH insbesondere auch hybride Lösungen, die eine Wärmepumpe mit einem weiteren Wärmeerzeuger kombinieren, sowie auch wasserstoffkompatible Heizungen sowie die Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung, die holzbasierte Wärme und die Solarthermie.

ZVSHK: Das Fachhandwerk steht bereit

Der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) hat für das Heizungsbauerhandwerk auf dem Wärmepumpengipfel eine klare Unterstützung des von der Bundesregierung angestrebten Wärmepumpenhochlaufs im Markt signalisiert. ZVSHK-Hauptgeschäftsführer Helmut Bramann: „Das Heizungsbauerhandwerk steht bereit, um das Aufbauprogramm Wärmepumpe zielgerichtet zum Erfolg zu führen.“ Dies erfolge in enger Abstimmung mit der Heizungsindustrie (BDH).

Die Wärmepumpentechnologie spiele eine entscheidende Rolle dabei, die Wärmeversorgung im Gebäudebereich klimaneutral auszurichten. Man setze aber darauf, Kunden auch künftig aus einem breiteren Spektrum an technischen Lösungen beispielsweise auf Basis von Biomasse und anderen regenerativ erzeugten Energieträgern anbieten zu können. Nicht in jedem Bestandsgebäude könne aufgrund der baulichen und örtlichen Gegebenheiten überhaupt eine Wärmepumpe installiert werden.

Bramann verwies zudem auf die Kapazitätsfrage bei der Wärmepumpeninstallation: „Zurzeit hakt es eher an der Materialverfügbarkeit als am vorhandenen Personal. Aber es ist unstrittig, dass die von der Politik immer weiter verkürzten Fristen für den Markthochlauf der Wärmepumpen den Fachkräftebedarf deutlich steigern. Wir müssen es gemeinsam schaffen, den zusätzlichen Kapazitätsbedarf im Fachkräftebereich zu decken, aber auch Montageprozesse zu optimieren.“

Ein konkretes staatlich zu unterstützendes Maßnahmenpaket dazu sei bereits beim BMWK und BMWSB hinterlegt. Der ZVSHK betrachtet als primäres Ziel die Einrichtung eines nationalen Kompetenzzentrums zur Fachkräftestärkung klimaschutzrelevanter Handwerke, das Maßnahmen rund um die Nachwuchs-, Fachkräfterekrutierung und -qualifizierung unterstützt. Der ZVSHK forciert seinerseits die Zusammenarbeit und Vernetzung mit Nachbarhandwerken wie dem Elektrohandwerk. Die vor kurzem abgeschlossene novellierte Verbändevereinbarung zwischen SHK- und Elektro-Handwerken schafft die Grundlage für ein gewerkeübergreifendes Arbeiten im Zuge der Energiewende bei gleichzeitiger Sicherstellung der hohen Qualifikationsanforderungen.

BWP, ZVEH und ZVEI: Bereit für großflächigen Rollout

Das Ziel der Bundesregierung, die Wärmepumpe ab dem Jahr 2024 zur neuen Standardheizung zu machen und damit die Gas-Heizung in ihrer aktuellen Rolle abzulösen, ist ambitioniert, aber machbar, sagen der Bundesverband Wärmepumpe (BWP), der Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) und der Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI).

Der unterzeichneten Absichtserklärung müsse nun ein konkreter Umsetzungsprozess folgen. BWP, ZVEH und ZVEI fordern deshalb alle Beteiligten auf, zügig gemeinsame Lösungsvorschläge zu erarbeiten und in die Umsetzung zu bringen. Wo nötig sollten Vorschläge für politische Maßnahmen an die beiden Ministerien und die Bundesregierung herangetragen werden. Denn insbesondere auch diese seien in der Pflicht, den Rollout nach allen Kräften zu unterstützen. 

DUH: konkrete Maßnahmen statt Absichtserklärung

Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe (DUH): „Warme Worte machen noch kein warmes Wohnzimmer. Damit die Wärmepumpe breitflächig eingesetzt wird, sind dringend konkrete Maßnahmen und gesetzliche Verbindlichkeit notwendig. Dass am Tag des Wärmepumpengipfels noch immer öffentliche Förderung für Gas-Heizungen beantragt werden kann, ist absurd. Das Einbauverbot für neue Gas-Heizungen ab 2024 muss jetzt im Gebäudeenergiegesetz festgeschrieben werden. Fakt ist: Ohne eine Neuausrichtung der Förderung auf Wärmepumpen und eine Klarstellung, welche Heizungen zukünftig noch zum Einsatz kommen dürfen, wird die Wärmewende nicht gelingen. Ich fordere Bundesminister Habeck und Bundesministerin Geywitz deshalb auf, die Impulse aus dem Gipfel zu nutzen und unverzüglich Gesetzesänderungen auf den Weg zu bringen, die der Wärmepumpe und damit der Wärmewende wirklich helfen.“■

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