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Beurteilung von Modernisierungsmaßnahmen

Rechnet sich das?

Anhand von zwei fiktiven Fallbeispielen soll erläutert werden, wie Hausbesitzer Sanierungsempfehlungen bekommen können, die ihr Gebäude und ihre persönlichen Präferenzen und Möglichkeiten berücksichtigen. Das Einfamilienhaus von Herrn Mayer wurde im Jahr 1995 gebaut und kam bisher ohne Sanierung aus, während das zweite Gebäude von Herrn Conrad aus dem Jahr 1960 stammt und 1990 teilsaniert wurde. Standort, Anzahl der Bewohner, Ausstattung und Geometrie sind bei beiden Häusern gleich. Beide Gebäude verfügen über eine Gaszentralheizung, das neuere ist mit einer Fußbodenheizung ausgestattet, während das ältere noch baualterstypische Radiatoren besitzt. Im älteren Haus ersetzte Herr Conrad 1990 die alte Heizung. Die Fenster hat er 1995 erneuern lassen. Die Daten sind tabellarisch in Bild 2 zusammengefasst.

Mit dem Haus-Konfigurator auf https://www.effizienzhaus-online.de/ können beide Hausbesitzer auf ihre persönlichen Randbedingungen und Präferenzen optimierte Sanierungsempfehlungen bekommen, die über Zu- und Abwahl von Maßnahmen abänderbar sind. In den hier dargestellten Fallbeispielen rechnen beide Hausbesitzer verschiedene Sanierungsmaßnahmen durch: Dämmung der Außenwand, des Dachs, der Kellerdecke und der Austausch der Fenster und nicht zuletzt des Heizsystems. Als Heizsysteme stehen Gas- und Ölbrennwert, Luft- und Sole-Wasser-Wärmepumpe sowie Pelletheizkessel – jeweils in Kombination mit Solarthermie-Kollektoren – zur Auswahl. Weil jeweils der Gesamtenergiebedarf betrachtet wird, also auch der für Haushaltsgeräte, kann auch der Einsatz von Photovoltaikmodulen geprüft werden.

Bei neuen Häusern sind oft nur Einzelmaßnahmen nötig

Herr Mayer hat ein Budget von 20000 Euro für die Gebäudesanierung veranschlagt. Dabei ist ihm neben dem Werterhalt besonders die Verbesserung der CO2-Bilanz wichtig. Die Analyse des aktuellen Gebäudezustands zeigt, dass der 18 Jahre alte Wärmeerzeuger ausgetauscht werden sollte. Alle weiteren Sanierungsmaßnahmen haben aufgrund der üblichen Nutzungszeiträume noch Zeit: Neue Fenster bis zum Jahr 2025, eine Erneuerung des Anstrichs der Fassade bis 2035 und die Instandhaltung der Dachinnenverkleidung sogar bis 2045. Die üblichen Renovierungszyklen, wie sie auch im Gebäudekonfigurator hinterlegt sind, stellt die Tabelle (Bild 3) auf dieser Seite dar.

Herr Mayer informiert sich über verschiedene Sanierungsmaßnahmen. Die Ergebnisse von effizienzhaus-online.de sind in Bild 4 dargestellt. Er hätte die Wahl, seinen alten Wärmeerzeuger gegen einen neuen gleicher Bauart auszutauschen. Er müsste mit rund 4500 Euro rechnen, allerdings verbessern sich seine CO2-Emissionen dadurch nur minimal. Gibt es eine Alternative, die seinen Vorstellungen besser entspricht und zu seinem Budget passt? Beim Vergleich verschiedener Wärmeerzeuger sieht er, dass eine Luft-Wasser-Splitwärmepumpe für ihn die beste Wahl ist. Für 11800 Euro zusätzlich zum ohnehin anstehenden Austausch des Heizsystems werden die CO2-Emissionen um jährlich 2,8 t reduziert – dargestellt durch die beiden roten Pfeile in Bild 4. Sind ihm die zusätzlichen Kosten zu hoch, käme auch ein Gasbrennwertgerät mit Solarthermiekollektoren in Frage. Hier zahlt er nur 2800 Euro mehr, kann aber seine CO2-Bilanz trotzdem um 1,4 Tonnen pro Jahr verbessern.

Berechnungen für kleinere Budgets

Nun weiß Herr Mayer, welche Heizsysteme die CO2-Bilanz seines Eigenheims verbessern. Aber was wäre, wenn die jährlichen Gesamtkosten niedriger sein sollen? Die Berechnungs­ergebnisse sind in Bild 5 dargestellt. Die Luft-Wasser-Splitwärmepumpe kommt in diesem Fall nicht in Betracht, weil sie die Gesamtkosten nicht senkt. Ein Gasbrennwertgerät wäre eine gute Alternative: Es kostet ihn 2800 Euro zusätzlich zum ohnehin anstehenden Gasheizwertgerät, allerdings kann er damit die Gesamtkosten um 260 Euro pro Jahr reduzieren. Diese Investition rechnet sich nach zehn Jahren. Wäre er bereit, sein Budget leicht zu überschreiten, also beispielsweise knapp 21000 Euro zu investieren, könnte er mit der Installation von 36 Photovoltaik-Modulen seine Gesamtkosten um jährlich 600 Euro verringern.

Bleibt noch die Frage, ob es sich für Herrn Mayer lohnen würde, sein 1995 erbautes Haus noch besser zu dämmen. Zuerst rechnet er mit einem mittleren Dämmstandard bestehend aus 12 cm Dachinnen- und Kellerdeckendämmung sowie Fenstern mit einer Drei-Scheiben-Verglasung (U-Wert 1,0 W/m²K). Damit kann er den Heizwärmebedarf um 22 % senken. Jedoch steigen hierbei in Kombination mit neuen Heizgeräten lediglich die Investitionskosten an, ohne dass die Gesamtkosten sinken. Das gleiche Bild ergibt sich bei Kombinationen mit einem hohen Dämmstandard. Den Gebäudestandard zum heutigen Zeitpunkt zu verbessern, lohnt sich also nicht für Herrn Mayer.

Für das ältere Gebäude sind mehr Maßnahmen erforderlich

Beim zweiten Rechenbeispiel, dem älteren Gebäude von Herrn Conrad, stehen in diesem Jahr der Austausch des Heizgeräts und der Radiatoren an. Auch die Außenwand ist zu streichen und die Innenverkleidung des Daches zu sanieren. Die Fenster müssten erst im Jahr 2025 erneuert werden. Für die gesamte Sanierung hat Herr Conrad ein Budget von 50000 Euro eingeplant. Mit diesem Geld möchte er seine Immobilie nicht nur sanieren, sondern auch seine jährlichen laufenden Energiekosten deutlich reduzieren.

Herr Conrad vergleicht ebenfalls verschiedene Heizsysteme sowie Kombinationen aus Dämmung und Wärmeerzeuger. Für die in diesem Jahr anfallenden Instandhaltungsmaßnahmen rechnet er mit zirka 28000 Euro. Aber vielleicht wäre es ja sinnvoll, eine ohnehin anstehende Maßnahme, die rein der Instandhaltung dient, mit wenig Mehraufwand in eine effizienzsteigernde Maßnahme zu wandeln? Mit wenig Mehraufwand könnte er beispielsweise die Außenwand verputzen, streichen und gleich noch dämmen.

In Sachen Dämmung konzentriert er sich auf zwei Dämmstandards: Zum einen rechnet er mit einer 16 cm starken Außenwanddämmung (mittlerer Dämmstandard), wodurch sich sein Heizwärmebedarf bereits um 37 % reduziert. Zum anderen zieht er eine 28 cm starke Außenwand- sowie Dachinnendämmung in Betracht und kombiniert sie mit einer Kellerdeckendämmung von 12 cm sowie neuen Fenstern mit einer verbesserten Drei-Scheiben-Verglasung (hoher Dämmstandard) – diese Maßnahmen können den Heizwärmebedarf um 70 % reduzieren. Die Rechenergebnisse des Programms sind in Bild 6 dargestellt.

Die für seine Bedürfnisse beste Lösung ist eine mittlere Dämmung in Kombination mit einem Gasbrennwertgerät. Die anderen heute anstehenden Maßnahmen führt er wie vorgeschlagen durch: Beim Dach wird lediglich die Innenverkleidung erneuert und die Radiatoren gegen gängige getauscht. Dieses Maßnahmenpaket kostet 10200 Euro mehr als die reinen Instandhaltungsmaßnahmen und spart ihm jährlich 1900 Euro an Gesamtkosten, sprich fast 25 %. Bereits nach sechs Jahren sind seine Kosten, die er für die heutige Investition und die laufenden Energie- und Wartungskosten hat, mit dem sanierten Zustand niedriger als bei reinen Instandhaltungsmaßnahmen.

Doch was wäre die beste Wahl, wenn Herr Conrad eine möglichst ökologische Lösung wünscht? Ein Pelletheizkessel (Bild 7). Die Außenwand müsste er damit lediglich streichen, die Innenverkleidung seines Dachs erneuern und die Radiatoren austauschen. Damit könnte er die jährlichen CO2-Emissionen um 13,7 t verringern, das sind fast 80 %. Allerdings müsste er auch 21700 Euro zusätzlich investieren als bei den ohnehin anstehenden Maßnahmen. Ist in seinem Keller kein Platz für das notwendige Pelletsilo, wäre eine Kombination aus mittlerem Dämmstandard und einer Luft-Wasser-Splitwärmepumpe ­eine gute Alternative.

Die optimale Sanierung hängt von Randbedingungen ab

Die Beispielrechnungen zeigen exemplarisch: Je nach den Schwerpunkten, die der Bauherr setzen möchte, sind unterschiedliche Sanierungsmaßnahmen besser oder weniger gut. Beim Beratungsgespräch ist also zu ermitteln, ob beim Kunden niedrige Gesamtkosten oder eine gute ökologische Bilanz im Vordergrund stehen. Ebenso geht das verfügbare Budget in die Rechnung ein.

Herrn Mayer stehen nach den Berechnungen mehrere Lösungen zur Verfügung. Ob er sich am Ende für die ökologische Variante mit der Luft-Wasser-Splitwärmepumpe oder für das Gasbrennwertgerät entscheidet, wird von seinem Budget abhängen. Allerdings hat er es genau richtig gemacht: Er hat vorrangig die Maßnahmen angepackt, die ohnehin notwendig waren. Das beeinflusst die energierelevanten Kosten und somit auch die Wirtschaftlichkeit von Sanierungsmaßnahmen. Komponenten zu erneuern, die erst in ferner Zukunft anstehen, lohnt sich in der Regel nicht.

Auch Herr Conrad macht es richtig und überprüft im ersten Schritt, welche Maßnahmen tatsächlich notwendig sind. Da seine Fassade ohnehin einen neuen Anstrich erhalten soll und die Heizung ebenfalls nicht mehr auf dem neuesten Stand ist, erscheint ihm der Vorschlag, die Außenwand zu dämmen und ein Gasbrennwertgerät anzuschaffen plausibel. Aber ist es vielleicht zusätzlich doch noch sinnvoll, die Dachinnenverkleidung nicht nur zu erneuern, sondern auch dort gleich noch zu dämmen? Und wenn ja, wie dick sollte die Dämmung sein, damit auch die gesetzlichen Anforderungen wie die der EnEV erfüllt werden? Gibt es weitere Vorschriften? Dies kann er in weiteren Varianten mit dem Haus-Konfigurator berechnen. Zusätzlich findet er auf https://www.effizienzhaus-online.de/ Kontaktdaten, beispielsweise von Energieberatern, die genau das berücksichtigen. Sie werden auch den aktuellen Zustand seines Hauses beachten, der natürlich großen Einfluss auf Werte wie Heizwärmebedarf und somit auch auf die CO2-Emissionen und zu zahlenden Energiekosten hat. Grundsätzlich gilt: Je stärker die Energiepreise steigen und je niedriger die Verzinsung ist, desto mehr lohnen sich energetische Sanierungen.

INFO

Annahmen für die Berechnung

Die wirtschaftliche Bewertung der Maßnahmen erfolgt auf Basis von Gesamtkosten, die sich aus Investitions-, Energie-, Wartungs- und Reparaturkosten zusammensetzen. Die Berechnung berücksichtigt die kommenden 30 Jahre und somit auch jährliche Preissteigerungen der Energieträger von 2,25 % und eine mittlere Verzinsung von Kapital und Kredit von 0,8 % – beides inflationsbereinigt. Inves­titionskosten von Komponenten mit einer kürzeren Lebensdauer als 30 Jahre, beispielsweise Heizkessel, werden zum Teil mehrfach angesetzt.

INFO

Der Haus-Konfigurator

Für die Berechnung mit dem Haus-Konfigurator muss der Nutzer zunächst Eingaben zum Gebäude machen – darunter Standort und Personenzahl, Gebäudegeometrie, Gebäudestandard inklusive nachträglicher Dämmmaßnahmen sowie Heizsystem. Daraus wird dann ein Gebäudemodell erstellt. Die energetische Berechnung des Gebäudes sowie die Ertragsrechnung einer Photovoltaikanlage basiert auf einem Rechenkern des Fraunhofer Instituts für Bauphysik (IBP), der die DIN 18599 abbildet. Hierbei werden zusätzlich die Randbedingungen der EnEV verwendet. Das für die Sanierung vorgeschlagene, bzw. ausgewählte Heizsystem wird auf die Anforderungen von Gebäude und Nutzer gemäß DIN 12831 und DIN 4708 dimensioniert. Die Wirtschaftlichkeit der Investitionen wird anhand der Kapitalwertmethode nach VDI 6025 bewertet. Alle Preisangaben sind auf das betrachtete Gebäude zugeschnittene Nettopreise, die Zubehör, Arbeitsaufwand und die gegenwärtige Mehrwertsteuer enthalten (für Deutschland gemittelte Werte). Auch eventuell anfallende Zusatzkosten wie die Anschaffung eines Öltanks bei der Umstellung von einer Gas- auf eine Ölheizung oder die eines Kamineinsatzes bei der Umstellung von Heizwert auf Brennwert werden berücksichtigt.

Autor

Simone Krämer ist Projekt- und Teamleiterin des Bereichs Haus-Konfigurator bei Bosch Thermotechnik, 73249 Wernau, Telefon (0 71 53) 3 06-25 58, simone.kraemer@de.bosch.com

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