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Wie sich Mitarbeiter mit dem Betrieb identifizieren

Veränderungen beginnen im Kopf

SBZ: Herr Gomolka, als langjähriger Unternehmensberater für mittelständische Firmen, wollen Sie vor allem den Mitarbeiter stärken. Warum sollte man Ihrer Meinung nach an der Basis beginnen?

Gomolka: Mitarbeiter sind der Erfolgsfaktor Nummer eins eines jeden Unternehmens. Obwohl diese Tatsache jeder Chef weiß, liegt hier in vielen Unternehmen enormes Potenzial brach. Unter anderem auch deshalb, weil vor lauter Tageshektik das wichtige Thema Mitarbeiterverantwortung auf der Strecke bleibt. Dabei ist allen Beteiligten klar, dass der Fachkräftemangel eines der zentralen und existentiellen Themen der Zukunft sein wird und schon heute viele Unternehmen darunter leiden.

SBZ: Wie stärken Sie die Mitarbeiter?

Gomolka: Ohne jetzt den ganzen Prozess einer individuell ausgerichteten Beratung darzulegen, kann man allgemein folgendes sagen: Den Mitarbeitern muss Verantwortung übertragen werden und zwar jedem nach seinen individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten, ganz nach dem Motto fördern und fordern. Der Mitarbeiter muss das Gefühl haben, dass er mit zum Team gehört, dass auf seine Vorschläge eingegangen wird, dass er gehört wird. So stärkt man das „Wir-Gefühl“ des ganzen Betriebes.

SBZ: Ganz abgesehen von der Stärkung der Mitarbeiter, gibt es denn konkrete Anzeichen, wann ein Betrieb einen Unternehmensberater braucht?

Gomolka: Es gibt tatsächlich Signale für ein „kränkelndes Unternehmen“. Das fängt bei der Unzufriedenheit des Chefs an und überträgt sich auf die Mitarbeiter, die nur noch Dienst nach Vorschrift machen und unmotiviert sind. Es gibt in diesen Betrieben zudem viele Reklamationen und die Zahlungsmoral ist demzufolge schlecht.

SBZ: Als Chef treffe ich irgendwann die Entscheidung: Es muss ein Unternehmens­berater her. Wie sieht so eine Beratung beim Handwerksbetrieb dann konkret aus?

Gomolka: Grundsätzlich ist es so, dass das erste Kennenlerngespräch kostenlos ist. Dabei sollten neben der Erarbeitung der Ziele beide Seiten feststellen, ob die Chemie stimmt. Ich persönlich möchte nicht mit Kunden zusammenarbeiten, die nicht bereit sind, etwas zu ändern. Die Veränderung geschieht im Kopf und dabei muss immer der Chef vorangehen.

Wird beim Erstgespräch die Entscheidung getroffen, ein sogenanntes „Strategie und Wegweiser-Paket“ anzugehen, dann folgt eine weitere Besprechung mit dem Chef des Unternehmens. Hier wird eine Bestandsaufnahme gemacht: Wie stark ist der Leidensdruck der Firma? Ist es erst 11 Uhr oder schon kurz vor 12, brechen Kunden weg, machen die Mitarbeiter nur noch unwillig ihren Dienst? Das kann man – wie beim Arzt – als die Diagnose bezeichnen.

SBZ: Und dann kommt die Therapie?

Gomolka: Ja, so könnte man es sagen. Der Chef ist dabei der Vorreiter, er muss die Veränderung vorantragen und zu 100 % dahinter stehen, wenn er wackelt, dann wackelt der ganze Betrieb, wenn er motiviert ist, dann überträgt sich die Motivation auf die Mitarbeiter. Begeisterung ist übertragbar!

SBZ: Und wie setzt sich dann die Therapie auf der Mitarbeiterebene fort?

Gomolka: Es folgen zwei Team-Strategie-Seminare für alle Mitarbeiter. Auch hier folgt eine Bestandsaufnahme. Was läuft gut, was läuft schlecht? Dabei ist auch eine anonyme Mitarbeiterbefragung enthalten, in der diese Dinge schriftlich formuliert werden. Das Hauptziel ist das Erstellen eines Leitbildes. Alle Mitarbeiter des Betriebes sind für das Leitbild verantwortlich. Hier geht es schon um Mitarbeiterverantwortung. Nur wenn die gemeinsame Erstellung gewährleistet ist, kann ich später davon ausgehen, dass sich die Mitarbeiter damit identifizieren und auch daran halten.

SBZ: Was passiert nach der Leitbild-Entwicklung?

Gomolka: Wichtig ist sicherlich das Definieren und Erarbeiten eines Maßnahmenprogramms. Das könnte zum Beispiel sein:

  • Gegenseitige Offenheit (zwischen Team und Chef, aber natürlich auch zwischen den Kollegen)
  • Freundlichkeit und Pünktlichkeit
  • Kommunikation und Information, denn oftmals beklagen die Mitarbeiter die mangelnde Information
  • Regelmäßige Teambesprechungen, zum Beispiel freitags nach Dienstende: Was war diese Woche, was kommt in der nächsten Woche?

SBZ: Man glaubt Unternehmensberater sind teuer und für einen kleinen Betrieb lohne sich das nicht, ein Vorurteil?

Gomolka: Es ist dann teuer, wenn keine Umsetzung der Ziele erfolgt. Natürlich hat alles seinen Preis, aber der Inhaber eines Betriebes bestimmt durch das, was er möchte, den Preis letztlich selbst. Im Erstgespräch müssen drei Fragen formuliert werden: konkrete Ziele, Vorgehen und Kosten. Mit der Beantwortung dieser Fragen werden die Kosten transparent.

SBZ: Werden Sie einmal konkret, was kostet das Beratungspaket, mit dem ein Betrieb ein Leitbild erstellen kann?

Gomolka: Mein „Strategie-Erfolgs-Wegweiser-Paket“ – wie vorher definiert – kostet etwa 8000 Euro (gerechnet für einen Betrieb mit zehn Mitarbeitern). Das hört sich zunächst nach viel an. Ich kenne aber genügend Unternehmen, die sagen: Dieses Geld ist für uns eine Investition in die Zukunft. Mit dem Handwerkermeister Ulfried Sturm beispielsweise verbindet mich eine jahrelange Zusammenarbeit. In zehn Jahren hat er es zu einem leistungsfähigen Vorzeigebetrieb mit 34 Mitarbeitern geschafft. Er hat ein Mitarbeiter-Handbuch im Einsatz und es werden regelmäßig Mitarbeitertreffen durchgeführt. Auch heute noch bin ich Ansprechpartner in allen Unternehmungsentwicklungen. Das ist eines von vielen Erfolgsbeispielen. ( https://www.sturm-sulz.de/ )

SBZ: Warum holen sich nicht mehr Handwerksbetriebe einen Berater?

Gomolka: Es sind sicherlich mehrere Dinge, oftmals fehlt einfach die Zeit, sich über so etwas Gedanken zu machen. Viele Handwerker schreiben am Wochenende Rechnungen, das kenne ich nur zu gut. Und zudem fehlt das Wissen, dass es attraktive staatliche Zuschüsse gibt. Außerdem stelle ich oft die Angst vor Veränderung fest. Die Chance, die damit verbunden ist, dass jemand von außen kommt und einen begleitet, wird nicht sofort erkannt.

SBZ: Wie sehen denn die Zuschüsse konkret aus?

Gomolka: Jedes Bundesland stellt unterschiedliche Fördertöpfe zur Verfügung. In Baden-Württemberg zum Beispiel wird von der EU über den Europäischen Sozialfonds (ESF) ein Qualifizierungs- und ein Weiterbildungscoaching noch bis Ende 2010 gefördert. Es gibt hier Zuschüsse bis zu 75 % des Honorarbetrages. Diese Qualifizierungs- und Weiterbildungsberatung kann das gesamte Mitarbeiter-Team oder einzelne Beschäftigungsgruppen einbeziehen und umfasst insbesondere die Entwicklung einer auf das Unternehmen abgestimmten Weiterbildungskonzeption. Zudem wird auch eine allgemeine Personalentwicklung gefördert. Dazu gehört auch die Erstellung eines Leitbildes.

SBZ: Und wie sieht es bundesweit aus?

Gomolka: In jedem Bundesland gibt es unterschiedliche Voraussetzungen. Hier hilft ein Blick ins Internet. Unter http://www.esf.de kann der interessierte Unternehmer sich über die Möglichkeiten in seinem Bundesland informieren. Zudem gibt es unter http://www.bafa.de eine Beratersuche. Für allgemeine Unternehmensberatungen gibt es bis zu 3000 Euro Zuschüsse.

SBZ: Herr Gomolka, wir bedanken uns für das interessante Gespräch.

INFO

Wegweiser durch das Angebot

Die Suche nach zertifizierten und guten Beratern ist mitunter eine schwierige Angelegenheit. In Baden-Württemberg steht dem Handwerker eine Liste des Europäischen Sozialfonds (ESF) zur Verfügung, die alle zertifizierten Berater ausweist. Bei den SBZ-Extras finden Sie die Liste zum Herunterladen oder wahlweise den Link dorthin. Ist der Link zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr aktuell, werden Sie dort aber die neue Liste unter Programme finden.

Anders verhält es sich in den anderen Bundesländern und leider gibt es keine einheitliche Regelung. Eine Selbstrecherche ist auf der Seite des ESF möglich, wo es Verweise zu den einzelnen Bundesländern gibt. Den Link finden Sie bei den SBZ-Extras.

Eine weitere Möglichkeit zur Beratersuche findet sich auf der Seite der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Je nachdem wie spezifisch sich ein Berater in der Suchmaschine eingetragen hat, lässt er sich dort mit verschiedenen Kriterien finden. Auch diesen Link finden Sie bei den SBZ-Extras. Klicken Sie als SHK-Handwerker in den Feldern unter Ihrem Postleitzahlbereich das Feld „Ausbau- und Bauhilfsgewerbe“ an. Wenn sie die verfeinerte Suche ignorieren, werden ihnen alle Berater aus diesem Bereich angezeigt. Das kann manchmal sinnvoll sein, weil es möglicherweise gute Berater gibt, die noch keinen SHK-Handwerksbetrieb betreut haben, dazu aber genauso in der Lage sind. In der verfeinerten Suche werden hingegen alle Berater angezeigt, die mit dem speziellen Gewerk schon einmal zu tun hatten und möglicherweise über branchenspezifische Kenntnisse verfügen.

Tipp

Beraterwahl

Nehmen Sie sich Zeit und schauen Sie sich verschiedene Berater an. Kundenreferenzen zeigen, ob der Berater Erfahrung hat. Lassen Sie sich auf keine Knebelverträge ein. Und ganz wichtig: Eine Entscheidung für den einen oder anderen Unternehmensberater ist oft viel mehr eine Bauchentscheidung als eine Kopfentscheidung.

Extras

Den Einstieg in die direkte Beratersuche erleichtern Ihnen die Links unter

https://www.sbz-online.de/tags/extras-zum-heft