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Balkon- und Terrassenentwässerung

Kein „Land unter“ in Starkregenzeiten

Balkone und Terrassen rücken immer mehr in den Fokus der Wohngestaltung. Während vor einigen Jahren eine große Schwelle zwischen Wohnraum und Balkon oder Terrasse noch üblich war, steht nun häufig eine Nullschwelle auf der Wunschliste von Bauherren und Mietern. Doch entwässerungstechnisch betrachtet sind diese großflächigen Öffnungen im Gebäudekörper ein potenzieller Risikofaktor für Wasserschäden.

So wachsen in der Folge von Starkregen­ereignissen, die der Klimawandel mit sich bringt, die Anforderungen an dieses bauliche Detail. Balkon- und Terrassenentwässerung samt Abdichtung müssen hier sehr ­exakt geplant und ausgeführt werden, da sie durch geringe Anschlusshöhen Fehler selten verzeihen. Das Gesamtkonzept der Entwässerung muss stimmig sein. Ein Abfluss in der Mitte – wie früher – genügt hier nicht
mehr.

Es gibt für nahezu jede Bausituation die passende Entwässerungslösung. Dazu gehören Dachgullys mit Gitterrost (links), Dachgullys mit Aufstockelement, Balkonaufsatz und Dämmkörper (Mitte) und abgewinkelte Dachgullys mit Anstauelement als Notentwässerung (rechts).

Bilder: Sita

Es gibt für nahezu jede Bausituation die passende Entwässerungslösung. Dazu gehören Dachgullys mit Gitterrost (links), Dachgullys mit Aufstockelement, Balkonaufsatz und Dämmkörper (Mitte) und abgewinkelte Dachgullys mit Anstauelement als Notentwässerung (rechts).

Wasseranstau vorbeugen

Kommt es bei einem Starkregen zu einer Überlastung der Hauptentwässerung und zu einem Wasseranstau vor Fenstern und Türen, sind Wassereinbrüche vorprogrammiert. In einem solchen Fall gibt es mehrere Ursachen. Oft reicht schon einer der immer häufiger auftretenden Stark- oder Gewitterregen, um den Wasserspiegel auf Balkonen und Terrassen zwar nur temporär, aber blitzschnell ansteigen zu lassen.

Beim Worst Case gibt es einen Rückstau aus dem überlasteten Kanalsystem. Und manchmal ist auch nur der Zulauf der Haupt­entwässerung verstopft. Eine Laubansammlung kann hier schon ausreichen, um die Ablaufleistung des Gullys zu vermindern oder ganz zu verhindern.

Ungehinderter Abfluss der Entwässerungsrinne zum Gully mittels Stelzlager.

Bild: Sita

Ungehinderter Abfluss der Entwässerungsrinne zum Gully mittels Stelzlager.

Balkon- und Terrassengullys

Der Balkon- und Terrassenentwässerung wird aufgrund der kleineren Flächen oft wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Ziel ist es, eine bauliche Vorsorgelösung zu schaffen, die wirksam vor Überflutung und Rückstau bei Regen und Starkregen schützt. Es gibt für nahezu jede Bausituation die passende Lösung, um wasserfreie Flächen durch normkonformen Ablauf zu sichern.

Auch wenn nur eine geringe Einbautiefe zur Verfügung steht, lassen sich hohe Abflussmengen erzielen, ohne groß in die bestehende Architektur einzugreifen. Das Angebotsspektrum des Unternehmens Sita zum Beispiel reicht hier vom Gully mit einem Stutzendurchmesser von nur 50 mm bis hin zu einem leistungsstarken Attikagully mit Rechteckrohr für große Terrassen.

Barrierefreie Ein- und Übergänge

Die Königsdisziplin bei der Entwässerung genutzter Dachflächen sind Terrassen und Balkone mit schwellenlosen bzw. schwellenarmen Ausgängen. Nach der Flachdachrichtlinie Pkt. 4.4 (3) gelten sie als entwässerungstechnische Sonderlösung, für die auch eine abdichtungstechnische Sonderlösung gefunden werden muss.

Grundsätzlich handelt es sich dabei um eine Sonderlösung, die zwischen Planer, Ausführenden und Bauherren gemeinsam abzustimmen ist. Von der Produktausstattung her muss hier mit leistungsfähigen Gullys und Drainagerinnen vor den Tür- und Fensteröffnungen gearbeitet werden.

Die Notentwässerungseinrichtungen können je nach Anforderung und baulicher Gegebenheit an unterschiedlichen Stellen platziert werden.

Bilder: Sita

Die Notentwässerungseinrichtungen können je nach Anforderung und baulicher Gegebenheit an unterschiedlichen Stellen platziert werden.

Absolute Pflicht: Notentwässerung

Es steht außer Frage, dass eine Notentwässerung Pflicht ist. Die DIN 18531‑1 „Abdichtung von Dächern sowie von Balkonen, Loggien und Laubengängen – Teil 1: Nicht genutzte und genutzte Dächer – Anforderungen, Planungs- und Ausführungsgrundsätze“ bezieht hier ganz eindeutig Stellung. Unter Pkt. 6.6 „Dachentwässerung“ heißt es: „Bei Dachterrassen mit geschlossener Brüstung sind Notüberläufe so anzuordnen, dass bei Verstopfung des Ablaufs die Türschwelle nicht überstaut werden kann.“

Einen Lösungsansatz schildert die DIN 18531‑3 „Abdichtung von Dächern sowie von Balkonen, Loggien und Laubengängen – Teil 3: Nicht genutzte und genutzte Dächer – Auswahl, Ausführung und Details“. Dieser lautet: „Für barrierefreie Türanschlüsse und Anschlüsse mit verringerter Anschlusshöhe sind geeignete Maßnahmen zur Vermeidung von Spritzwasserbelastung und Stauwasser im Anschlussbereich, z. B. Entwässerungsrinnen mit Rostabdeckungen, vorzusehen.“

Bei Balkonen ist die Notentwässerung bei geschlossener Brüstung ein durch die DIN 1986‑100 „Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke – Teil 100: Bestimmungen in Verbindung mit DIN EN 752 und DIN EN 12056“ vorgeschriebenes Muss. Sie muss aber nicht kompliziert sein. Die einfachste Form der Notentwässerung kann durch einen Speier realisiert werden, der auf frei- und schadlos überflutbare Flächen entwässert. Bei weitläufigen Balkonen und Terrassen, bei denen sich in Sekundenschnelle beachtliche Wassermassen sammeln, sind hingegen leistungsstarke Gullys gefragt, wie beispielsweise SitaIndra, der 5,8 l/s bei 35 mm Wasseranstau sicher in die Fallleitung abführt.

Notentwässerung über einen ­Flächengully mit Anstauring ­unterhalb des Plattenbelags.

Bild: Sita

Notentwässerung über einen ­Flächengully mit Anstauring ­unterhalb des Plattenbelags.

Normkonforme Kaskadenentwässerung

Entwässerung auf darunterliegende Flächen ist verboten und angesichts moderner Produktlösungen auch nicht mehr erforderlich. Mit heutigen Kaskadenentwässerungssystemen lassen sich normkonforme und optisch unauffällig integrierte Lösungen realisieren, die ohne Stolperfallen auskommen, was besonders bei genutzten Dachflächen wichtig ist. Generell gibt es hier zwei unterschiedliche Systeme:

  • Kaskadenbauteile, die innerhalb der Wärmedämmung verlegt werden
  • Bauteile, die oberhalb der Abdichtung zum Einsatz kommen.
  • Nachdem Dämmstoffe jahrelang stetig dicker wurden, geht aktuell die Entwicklung zu immer geringeren, aber extrem leistungsstarken Dämmmaterialien bis hin zu extrem dünnen Vakuumdämmungen hin. Bei Letzteren gibt es allerdings zu wenig Aufbauhöhe, um ein Kaskadensystem einzubetten. Mit neuen, flachen Bauteilen ist eine zugfeste und druckdichte Verlegung aber auch oberhalb der Abdichtung möglich.

    So gibt es Lösungen, die über einen nur 40 mm hohen Flachkanal verfügen und überall dort eingebaut werden können, wo ein Platten- oder Holzbelag mindestens 65 mm hoch über der Abdichtung verlegt wird. Unterhalb des Plattenbelags lässt sich damit eine normkonforme Kaskadenentwässerung mit vertikaler Fallrohraufnahme und horizontaler Attikadurchführung realisieren.

    Das Kaskadensystem SitaKaskade Flat verfügt über einen nur 40 mm hohen Flachkanal und kann einfach oberhalb der Dämmung verlegt werden.

    Bilder: Sita

    Das Kaskadensystem SitaKaskade Flat verfügt über einen nur 40 mm hohen Flachkanal und kann einfach oberhalb der Dämmung verlegt werden.

    Linienentwässerung bei Balkonen

    Eine optisch und praktisch einfache Lösung bei übereinanderliegenden Balkonen stellt die Linienentwässerung dar. Statt die einzelnen Balkongullys mit Abzweigen zum externen Fallrohr zu führen, werden hier die Gullys und Fallrohr direkt übereinander verbaut. Bei dieser Bauweise sind kleine, nah an der Fassade einzubauende Gullys gefragt.

    Speziell für diesen Einsatzbereich hat das Unternehmen aus Rheda-Wiedenbrück ein Gullysystem entwickelt, das mit einem schräg angeschnittenen PUR-Kragen wertvolle Zentimeter spart. Gully und Fallrohr können ganz nah an die Fassade platziert werden, sodass eine maximale Nutzfläche erhalten bleibt.

    Der abgeschrägte PUR-Kragen des Systems SitaCompact Near ermöglicht eine platzsparende Montage bei Linienentwässerung.

    Bilder: Sita

    Der abgeschrägte PUR-Kragen des Systems SitaCompact Near ermöglicht eine platzsparende Montage bei Linienentwässerung.

    Drainageroste nützen doppelt

    Bei niedrigen Anschlusshöhen sind Drainage­roste unverzichtbar. Sie nehmen nicht nur das Regenwasser auf, sondern dienen auch als Spritzschutz für Fensterflächen und Fassaden. An Fassaden muss hier eine Rinnenbreite von mindestens 150 mm vorgesehen werden.

    Bei einem Splittbett ist eine geeignete Drainagematte unterhalb des Splittaufbaus empfehlenswert. Diese darf die erforderliche Abflussmenge nicht reduzieren. Kommt ein Plattenbelag mit Splittbett in Betracht, muss die Entwässerungsrinne vor der Fassade mit einem Stichkanal an den Gully angeschlossen werden, um eine zügige und direkte Entwässerung sicherzustellen.

    Bei Installation beachten

    Es versteht sich von selbst, dass auch auf Balkonen und Terrassen ein Gefälle zum Ablauf vorzusehen ist. Bei Balkonen ist nach DIN 18531‑5 „Abdichtung von Dächern sowie von Balkonen, Loggien und Laubengängen – Teil 5: Balkone, Loggien und Laubengänge“, Pkt. 6.2, ein Mindestgefälle von 1,5 % in der Abdichtungsebene vorzusehen – bei barrierefreien Eingängen auch in der Nutzschicht.

    Zudem sind neben der Wahl des ­richtigen Gullys auch die Platzierung in der Fläche und die dichte Einbindung in die Unterkonstruktion wichtig. In der Regel stehen hier Wunsch­anschluss­manschetten oder Schraubflanschkonstruktionen zur Verfügung, die eine dichte Montage quasi werksseitig unterstützen.

    Fazit

    Einhergehend mit den aktuellen Anforderungen an den Lebensraum Balkon bzw. Terrasse sollte nichts dem Zufall überlassen werden. Kleine Dachflächen sind sogar mit größerer Sorgfalt als große Dächer zu planen, denn Fehler sorgen hier schnell für nasse Füße im Gebäude. Doch der beste Gully nützt nichts, wenn er nicht regelmäßig gewartet und von Verschmutzungen z. B. durch Blätter gereinigt wird. Um Wasserschäden vorzubeugen, hilft schon ein halbjährlicher Turnus.

    Entwässerungsroste mit einem Öffnungsanteil von > 50 % stellen eine zuverlässige Drainage bei Anschlusshöhen < 5 cm sicher.

    Bild: Sita

    Entwässerungsroste mit einem Öffnungsanteil von > 50 % stellen eine zuverlässige Drainage bei Anschlusshöhen < 5 cm sicher.

    Lesetipp

    Guideline Balkon- und Terrassenentwässerung

    In der Praxis gibt es unzählige Konstruktionsvarianten, bei denen die geltenden Richtlinien nicht konkret weiterhelfen. Gerade der Bereich Balkone und Terrassen wird in den meisten Regelwerken nur flankiert, also thematisiert, ohne wirklich ins Detail zu gehen. Es bleiben häufig Interpretationsspielräume, die Planer und Ausführende mit ihren Entscheidungen alleinlassen.

    Orientierungshilfe und Klarheit soll die „SitaRichtlinie. Entwässerung genutzter Dachflächen“ geben, die bereits seit 2020 verfügbar ist und stets aktualisiert wird. Die Broschüre beschäftigt sich auf 58 Seiten im Detail mit den verschiedenen Einsatzbereichen und Entwässerungssystemen sowie der Normenwelt. Hilfreich ist auch die „SitaFibel. So geht Entwässerung von A bis Z“, die konzentriertes Flachdachwissen nach Stichworten bereithält.

    Beide Broschüren stellt das Unternehmen auf seiner Website unter „Sonstige Downloads“ als PDF-Datei zur Verfügung.

    www.sita-bauelemente.de/downloads

    Bild: Sita

    Autor

    Christian Behr
    ist Produktmanager bei der Sita Bauelemente GmbH in Rheda-Wiedenbrück.

    Bild: Sita

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