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Vorwandtechnik für das Mehrgenerationenbad

Clever in den Raum planen

Ausgelöst durch die Veränderungen in der Alterspyramide – Deutschlands Bevölkerung wird immer älter – rückt das private Badezimmer wieder verstärkt in den Fokus für SHK-Betriebe, damit es als Teil des häuslichen Umfelds auch im Alter oder bei körperlichen Beeinträchtigungen ohne fremde Hilfe benutzt werden kann. Die Anforderungen an ein barrierefreies privates Badezimmer sind in der DIN 18040-2 zusammengefasst. Barrierefrei bedeutet, dass die Ausprägung des Raumes und die verwendeten Einrichtungen für alle Menschen unabhängig von Alter sowie Form und Schweregrad einer Behinderung und ohne soziale und technische Abgrenzungen abgestimmt sein müssen. Die Norm unterscheidet in „barrierefrei nutzbare Wohnungen“ und „barrierefrei und uneingeschränkt mit dem Rollstuhl nutzbare Wohnungen“.

Zu beachten ist: Der größere Flächenbedarf für ein barrierefreies Bad lässt, bedingt durch die vorgegebenen Bewegungsflächen, in vielen Fällen keine streng nach Norm gebaute Lösung zu. Es geht also darum, eine auf die individuellen Bedürfnisse des Nutzers angepasste Lösung zu realisieren. Die Option dafür ist ein Mehrgenerationen-Badezimmer. Bei richtiger Planung und Gestaltung – und zusammen mit der schon jetzt zur Verfügung stehenden Technik – kann es als Teil des eigenen Wohnbereiches formal und technisch soweit vorbereitet werden, dass es über Generationen hinweg auch im fortgeschrittenen Alter ohne Einschränkungen benutzt werden kann. Die Botschaft im Beratungsgepräch lautet: Der Kunde sollte nicht nur an das Jetzt denken, sondern vorausschauend sein Bad von Anfang an, oder eben bei der anstehenden Modernisierung, auf eine generationenübergreifende Nutzung in allen Lebenszyklen vorbereiten. Das ist mit wenig technischem Aufwand und geringen Mehrkosten möglich.

Mit Trockenbautechnik ist vieles möglich

Gerade in der Modernisierung führt kaum ein Weg an der trockenen Ausbauvariante vorbei. Die wichtigsten Vorteile und Gestaltungsop­tionen der Trockenbauweise sind dabei mehr als bekannt: schnelle, einfache und saubere Montage sowie weniger Baufeuchteeintrag und damit kürzere Austrocknungszeiten. Gerade Trockenbau-Montagesysteme überzeugen durch ihre stabile, geprüfte Konstruktion und die guten Schallschutzeigenschaften. ­Dabei ist die Gewährleistung eindeutig durch einen Hersteller, und damit Ansprechpartner, definiert. Durch den kontinuierlichen Baustellenablauf – alles aus und in einer Hand – ­sichern sie dem ausführenden Betrieb eine hohe Wertschöpfung. Mit solchen Komplettsystemen sind selbst halbhohe, freistehende Raumteiler ohne großen Aufwand möglich. Eckbadewannen lassen sich ebenso problemlos integrieren wie Eck-WCs.

Trockenbauwände bilden aber auch einen idealen Rahmen für einen bodengleichen Duschbereich. Selbst Raum-in-Raum-Lösungen sind möglich. Alle Installationen verschwinden körperschallentkoppelt hinter der Vorwand. In der Regel besteht das Grundgerüst aus einem profilierten Vierkantstab, der über spezielle Verbindungen fest im Boden, an der Wand oder auch an Holzbalken in der Dachschräge verankert wird. So kann der Raum in neue Funktionsbereiche aufgeteilt werden. Für die Trockenbausysteme spricht auch die Vorgabe der DIN 18040-2, nach der die Wände so ausgeprägt sein müssen, dass ohne großen Aufwand Stütz- und/oder Haltegriffe nachgerüstet werden können. Planer und Handwerk tun gut daran, geeignete Einzelelemente oder Montagesysteme zu berücksichtigen, damit die integrierten Befestigungsplatten den auftretenden Kräften standhalten können. Dazu addiert sich als Metallständerwandkonstruktion ein zunehmender Marktanteil im Wohnungsbau. Hier spielen die flexiblere und leichtere Bauweise im Vergleich zu einer gemauerten Wand sowie die kostengünstige Bauausführung eine wichtige Rolle. Nicht von ungefähr hat also diese ausgereifte Technik als Einzelelement-Montage (mit stabilem Rahmen) oder als Trockenbau-Montagesystem (mit einem stabilen Grundgerüst) seinen festen Platz im Dienstleistungsangebot eines SHK-Betriebes gefunden.

Neue Herausforderungen ­verlangen neue Lösungen

Die Hersteller haben auf die sich ändernden Marktanforderungen reagiert und viele Produkte für das Bad der Zukunft ins Programm aufgenommen. Barrierefreie WC- und WT-Elemente gehören dabei zum Standardprogramm. Jeglichen Diskussionen um die richtige Sitzhöhe geht man mit einem höhenverstellbaren WC-Element aus dem Weg. Gerade ältere Menschen sind bei Benutzung der Toilette auf die richtige Höhe der WC-Keramik angewiesen. Mittlerweile gibt es die anpassungsfähigen WCs auch in elektrischen Versionen, die sich besonders für Familien mit Kindern anbieten. Vorausschauend sollten am WC und am Waschtisch Befestigungselemente für Stütz-Klappgriffe installiert werden. Auch im Duschbereich ist es sinnvoll, Unterkonstruktionen für Reling oder Haltegriffe zu montieren.

Die Nachrüstung mit elektrischen Auslösetechniken für die WC-Spülung – auch über Stütz-Klappgriffe – ist eine weitere Option. Hierzu können Leerrohre montiert werden. Statt konventioneller WC-Keramiken verbinden Dusch-WCs eine komfortable Bedienung mit höchster Sauberkeit im Intimbereich. Stehen einer sofortigen Bestückung mit einer Intimdusche Budgetgründe im Weg, können vorbereitende Maßnahmen für eine spätere Umrüstung berücksichtigt werden. Als Alternative zu Bodenabläufen oder Duschrinnen für bodengleiche Duschbereiche gibt es ein Duschelement, das in die Vorwand integriert werden kann. So wird der Wasserablauf vom Boden in die Wand verlagert und gleichzeitig der Bodenaufbau vereinfacht.

Speziell beim Design hat sich, unabhängig von den sich grundlegend ändernden Anforderungen an Vorwandtechnik, in den letzten Jahren viel getan. Die WC-Betätigungsplatten haben sich teilweise zu kleinen Kunstwerken entwickelt oder sind integraler Bestandteil des Gesamtensembles. Gleiches gilt für das Zubehör. Alternativ zu Fliesen sind für den WC-Bereich passgenaue Verkleidungsplatten aus anderen Werkstoffen in edler Optik und glatter Oberfläche erhältlich. Haustechnik-Anbieter Tece hat sogar schon die nächste Entwicklungsstufe eingeleitet und mit Tecelux ein Vorwandelement als WC-Terminal mit modularem Aufbau entwickelt. Damit lassen sich nahezu alle am Markt erhältlichen Komfortfunktionen am WC integrieren. Je nach Version wird die Spülung manuell oder elektronisch ausgelöst. Eine manuelle Höhenverstellung ist optional genauso möglich wie die Ausrüstung mit einem Luftfiltersystem. Gleichzeitig lassen sich unterschiedliche Dusch-WCs andocken. Der Clou: Eine extraflache Glasplatte deckt die multikompatible Technologieschnittstelle ab und dient als Bedienoberfläche. In Kombination mit der ebenfalls aus Glas bestehenden WC-Betätigungsplatte fügt sich das Terminal harmonisch in die Badarchitektur ein (Siehe auch SBZ 01/02-13).

Fazit

Das SHK-Handwerk ist gewappnet, um auf die Veränderungen in der Alterspyramide zu reagieren. Zusammen mit der Industrie kann es die wichtige Aufgabe übernehmen, dem Badezimmer eine neue Funktion zu verleihen. Die Konzepte und die Technik dazu gibt es schon. Die Industrie hat innovative Produkte entwickelt, welche die Anforderungen an das vorausschauende, barrierefreie Bauen und Leben in idealer Weise erfüllen.

Info

Flexibilität und Komfort für jedes Alter

Systemanbieter Viega hat auf der ISH das WC-Element Eco Plus vorgestellt. Die neue Systemeinheit ermöglicht ­eine stromlose, vom Anwender per Knopfdruck auszulösende Sitzhöheneinstellung im Bereich von 41 bis 49 cm, sodass diese Toilette für unterschiedliche Nutzer passt. Alle gängigen WC-Keramiken sind kombinierbar. Der integrierte Spülkasten kann klassisch oder per Infrarot automatisch nach jeder Nutzung ausgelöst werden. Zum Spülen können zusätzlich berührungslose Betätigungsplatten oder elektronische WC-Spüler per Funk, ­Taster oder Lichtschranke eingesetzt werden.

Verdeckt hinter einem Einscheiben­sicherheitsglas befinden sich der bewegliche Innenrahmen mit flexiblem Abgangs- und Spülrohrbogen sowie das Führungssystem. Damit lässt sich die WC-Keramik störungsfrei und stufenlos 80 mm hoch und runter bewegen. Die maximale Sitzhöhe liegt bei 49 cm. Sichtbar ist lediglich der Auslöseknopf, der auf der Glasplatte montiert wird. Das WC-Element hat eine Breite von 490mm und eine Bauhöhe von 1130 mm. Ist es montiert, kann der Fliesenleger mithilfe einer mitgelieferten Styroporabdeckung bis zur Öffnung anarbeiten. Der Installateur setzt dann nur noch die Kunststoffabdeckung mit umlaufender Dichtung ein und bringt die Glasplatte an. Abschließend montiert er den Auslöseknopf und die WC-Keramik.

Zur Sache

Die Bedeutung der Vorwandtechnik für die Wohnungswirtschaft

Vor allem für Wohnungsunternehmen ist die Option, ein Badezimmer formal und technisch soweit vorzubereiten und erst bei Bedarf, also bei Vermietung an ältere Menschen mit körperlichen Einschränkungen, auf einen barrierefreien/seniorengerechten Standard umrüsten zu können, ein wirtschaftlicher Faktor. So können Leerstände vermieden werden. Und genauso wichtig: Die älteren Mieter können in ihrer Wohnung länger eigenverantwortlich leben.

Autor

Dietmar Stump ist Redakteur. Sein Pressebüro DTS bearbeitet die Themenschwerpunkte Sanitär, Heizung und erneuerbare Energien. 67551 Worms, Telefon (0 62 41) 9 33 89 94, Fax (0 62 41) 3 04 35 16, dietmar.stump@t-online.de

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