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Reinigen ist die Basis jeder Hygiene

Legionellen den Biofilm-Boden entziehen

Die übliche Abwehrstrategie beispielsweise bei einem Legionellenbefund über 1000 KBE/100 ml (KBE: Koloniebildende Einheiten) besteht aus einer Kombination thermischer und chemischer Desinfektion. Das ist, wie viele Betreiber schon erfahren mussten, häufig keine nachhaltige Lösung. Die Gründe dafür sind vielfältig; beispielsweise ist in weit verzweigten Netzen eine 100-prozentige thermische Desinfektion kaum realisierbar. Auch chemische bzw. physikalische Lösungen (Chlor, Chlordioxid, Ozon, UV) bieten oft genug nur zeitlich befristet akzeptable Ergebnisse. Denn die Keimquelle, der am Rohr anhaftende Biofilm, widersetzt sich einer tiefgehenden Desinfektion. Wer glaubt, dass man die Keime nur durch Zugabe von Bioziden oder Desinfektionsmitteln abtöten könne und das Problem damit gelöst sei, der liegt falsch. Denn im Biofilm selbst erreichen die chemischen Desinfektionsmittel nur die oberen Schichten, die darunter liegenden bleiben unversehrt. Es entspricht gängigem Praxiswissen, dass ein chemisch behandelter Biofilm früher oder später wieder aufkeimt.

Eindimensionale Vorgehensweise nicht zielführend

Über die geeignete Vorgehensweise bei der Legionellen-Sanierung eines Gebäudes besteht unter Hygienefachleuten auch mittlerweile Konsens: Um das Legionellenwachstum in Trinkwasseranlagen nachhaltig zu unterbinden, ist ein übergreifendes Systemdenken wichtig. Es müssen sowohl bautechnische wie betriebstechnische und verfahrenstechnische Maßnahmen erwogen werden. Eine eindimensionale Vorgehensweise (beispielsweise sofort und alleinig die Chemie zu bemühen) ist langfristig nicht zielführend. Der Hygieneansatz von Hammann Wasser-Kommunal, Annweiler, geht von der grundsätzlichen Überlegung aus, dass Ablagerungen und der Biofilm aus der Hausinstallation entfernt werden müssen, da diese immer wieder die Quelle für ein Aufkeimen bilden. Schon das DVGW-Arbeitsblatt W 291 führt den Gedanken der Reinigung in Abschnitt 3.3 auf. In Abschnitt 4 heißt es zusätzlich: „Die Entfernung von Verunreinigungen mit Trinkwasser, Trinkwasser/Luft-Gemischen und mechanischen Hilfsmitteln ist der Reinigung mit Reinigungsmitteln grundsätzlich vorzuziehen“. Weiterhin heißt es: „Der Einsatz von Trinkwasser/Luft-Gemischen bietet primär die besten Voraussetzungen für die Reinigung.“ Obwohl das Arbeitsblatt sich ursprünglich auf Transport- und Verteilleitungen der öffentlichen Wasserversorgung bezieht, ist es laut Kommentar zum DVGW-Arbeitsblatt W 551 bis zum Erscheinen eines speziellen Blattes für Hausinstalla­tionen dennoch heranzuziehen. Hammann setzt zur mechanischen Reinigung das Impuls-Spül-Verfahren „Comprex“ ein: Technisch reine, 4-fach gefilterte Luft wird innerhalb eines druckreduzierten Spülabschnitts und impulsartig in die Trinkwasserleitung eingeführt. Sogenannte Luftmolche, die den gesamten Querschnitt des Rohres ausfüllen, wandern im Wechsel mit Wasser durch die Leitungen. Sie erzeugen an den Grenzflächen Luft/Wasser und Luft/Rohrwand Kavitation und Verwirbelungen, die ein sicheres Ablösen aller weichen, mobilisierbaren Ablagerungen mitsamt dem Biofilm-Bewuchs bewirken. Schützende Deckschichten bleiben davon unberührt.

Praxisfall: Sporthalle im südlichen Hessen

In einer Sporthalle im südlichen Hessen hatte das Gesundheitsamt aufgrund einer extrem hohen Kontamination mit Legionellen ein Duschverbot erlassen. Es bestand daher für die Gemeinde dringender Handlungsbedarf, da die Sporthalle nicht benutzt werden konnte. Die Verantwortlichen beauftragten Hammann Wasser-Kommunal, die gesamte Kalt-, Warm- und Zirkulationswasserversorgung inklusive aller Zapfstellen mit dem Impuls-Spül-Verfahren zu reinigen und den Biofilm zu entfernen. Nach der Reinigung sollte noch eine Desinfektion mit Chlordioxid erfolgen. Betroffen waren insgesamt 101 Kaltwasser- und 63 Warmwasserzapfstellen. Der technische Ablauf der durchzuführenden Projekte ähnelt sich meist. Vom ersten Kontakt der Gebäudeverantwortlichen bis zum Einsatz des Reinigungsverfahrens vor Ort vergeht oft nur eine kurze Zeit. In jedem Fall führt ein Ingenieur bzw. Techniker von Hammann Wasser-Kommunal vor Ort eine Vorplanung durch und begutachtet die installationstechnischen Gegebenheiten. Diese Vorgehensweise dient nicht nur als Grundlage für eine Angebotserstellung, sondern hilft auch, die konkrete Projektorganisation effizient und kundenfreundlich zu gestalten. Wichtig ist die Festlegung des Ausführungszeitraums: kann die Spülung unter der Woche stattfinden oder sind Arbeiten während der Nachtstunden oder am Wochenende notwendig, da der Betriebsablauf des Auftraggebers kein anderes Zeitfenster zulässt? Geklärt werden muss zudem, ob nur die Warmwasser- und die Zirkulationsleitungen gereinigt werden sollen, oder ob das gesamte Trinkwassersystem inklusive der Kaltwasserleitungen einer gründlichen Reinigung unterzogen werden soll. Die Fachfirma benötigte für die Sporthalle mit einem Drei-Mann-Team drei Arbeitstage, davon zwei Tage für das Reinigen der Leitungen. An allen Zapfstellen zeigte sich eine sehr lang anhaltende, größtenteils starke Trübung, die über die Spüldauer hinweg langsam abnahm. Außerdem konnte über längere Zeit der Austrag von Korrosionspartikeln mit bis zu 3 mm Durchmesser beobachtet werden. Zehn Tage nach Abschluss der Arbeiten erfolgte eine Beprobung durch das Gesundheitsamt: Außer an drei Zapfstellen, die 1 bzw. 2 KBE/ 100 ml aufwiesen, waren alle Legionellenwerte bei Null. Damit waren die Wasserproben nicht zu beanstanden. Das Duschverbot konnte wieder aufgehoben und die Turnhalle wieder genutzt werden. Die Gemeinde war zufrieden und sah sich in ihrer Entscheidung bestätigt, sich für eine Reinigung der wasserführenden Leitungen mit dem Impuls-Spül-Verfahren entschieden zu haben. Trotz des guten Erfolges der Reinigung der Wasserleitungen darf nicht vergessen werden, dass die Hausinstallation bauliche und betriebstechnische Mängel aufweist: Im Sportzentrum befindet sich der Kaltwasserverteiler in einem Technikraum, der sehr warm ist. Die Warmwasserbereiter sind rund 25 Jahre alt und wurden noch niemals gereinigt. Außerdem gibt es eine Mischeinrichtung, die mit ca. 42 °C alle Warmwasser-Zapfstellen versorgt. Ohne ein Abstellen der vorhandenen installationstechnischen Mängel wird die Reinigung nicht nachhaltig sein, was bedeutet, dass es über kurz oder lang wieder zu einem Legionellenbefall kommen kann. Die Gemeinde wird daher in der nächsten Zeit eine Sanierung in Angriff nehmen müssen, um das positive Ergebnis dauerhaft beizubehalten. In jedem Fall aber wurde durch die Reinigung der Hausinstallation das vorhandene Zeitfenster dafür vergrößert.

Auf der Grundlage der Versuchs­ergebnisse von Prof. Dr. Exner, Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universität Bonn, kann dem Impuls-Spül-Verfahren ein gutes Potenzial zur Reinigung von biofilmkontaminierten, wasserführenden Systemen bescheinigt werden. Für die Wirksamkeit einer anschließenden Desinfektionsmaßnahme werden die Voraussetzungen entscheidend verbessert. Dies ist ein entscheidender Punkt: Denn das Entfernen des Biofilms ist die Basis der Hygiene. Das Comprex-Verfahren ist keine Alternative für notwendige bautechnische, betriebstechnische und verfahrenstechnische Maßnahmen. Aber das Reinigen erleichtert deren erfolgreiche Durchführung und der Betreiber erreicht schneller das Sanierungsziel.

Wer hätte das gedacht?

Gemäß einer Veröffentlichung des Robert-Koch-Institutes RKI (Epidemiologisches Bulletin Nr. 48/2005) wird bei den in Deutschland gemeldeten LegionellenInfektionen als vermutlicher Ort der Infektion an erster Stelle der Privathaushalt (41,4 %) genannt, gefolgt von der Übernachtung in einem Hotel (35,1%); an dritter Stelle stehen im Krankenhaus erworbene Infektionen (17,2 %). Fazit: Gefahr lauert nicht nur in öffentlichen Gebäuden!

Weitere Informationen

Unser Autor Dipl.-Ing. Hans-Gerd Hammann ist Geschäftsführer der Hammann Wasser-Kommunal GmbH in 76855 Annweiler am Trifels, Telefon (0 63 46) 30 04-0, Telefax (0 63 46) 30 04-56, http://www.hammann-gmbh.de

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