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SHK mit Zukunft: Die Benschs setzen auf Innovation und Nähe

Auf dem Tisch des Besprechungsraums des Unternehmens „­Hendrick Bensch, Bensch Sanitär, Heizung, Solar, Wartung“ in Potsdam steht frisch gebackener Kuchen und es duftet nach Kaffee. Im SHK-Betrieb, der 1989 von Hendrick Bensch gegründet wurde, sitzen heute seine Kinder Silvio (39) und Kristin Bensch (36) an der Spitze. „Unser Vater hat den Betrieb vor der Wende gegründet, damals als Einmannunternehmen“, erklärt Silvio Bensch und sagt: „Er war der Erste, der losgelegt hat. Wir sind jetzt die zweite Generation, aber er hält noch immer die Fäden in der Hand.“ Vater Hendrick ist ebenso wie Mutter Heidrun Bensch im SHK-Betrieb präsent. „Unsere Mutter wechselte 1993 in die Firma und qualifizierte sich zur Betriebswirtin im Handwerk. Das Unter­nehmen war schon immer ein Familienprojekt“, erinnert sich Kristin Bensch und ergänzt, dass sich die offizielle Betriebsübergabe bereits „in Arbeit“ befindet.

Die Kundennähe betrachtet Familie Bensch als Kern ihres Geschäfts. „Wir wollen um den Kirchturm herum arbeiten. Hier in der Region, für die Leute, die wir kennen. Wir machen große Projekte, aber auch den Wasserhahn bei der Oma nebenan“, erklärt Silvio Bensch. Kristin Bensch ergänzt: „Diese Nähe ist ein großer Vorteil. Wir sind in Zeiten des Handwerkermangels oft die letzte Hoffnung und daraus entstehen langjährige Beziehungen.“

Vom Studium auf die Baustelle

Kristin Bensch hat Energie- und Prozesstechnik an der TU in Berlin studiert und sechs Jahre lang in einem Planungsbüro für Technische Gebäudeausrüstung gearbeitet. Hier war sie auch als Bauleiterin aktiv. Als ihr drittes Kind geboren wurde, entstand der Wunsch, ins Familienunternehmen zu wechseln. Seit Oktober 2024 ist sie Teil des Teams, organisiert Büro und Abrechnung, koordiniert Termine und möchte bald auch auf den Baustellen präsent sein.

Ihr Bruder Silvio Bensch ist der pragmatische Gegenpol. „Ich bin viel draußen, wenn’s brennt“, sagt er lachend. Nach seinem dualen Studium in Erfurt – kombiniert mit Gesellenabschluss und anschließendem Diplom – übernahm er zunehmend Verantwortung im Betrieb und führt heute die operative Seite: Kundenberatung, Kalkulation, Bauüberwachung und Rechnungswesen. Also die komplette Betreuung von A bis Z, wie er erklärt.

Wärmepumpen boomen – Lüftung und Raumklima ziehen nach

Rund 70 % des Umsatzes stammen aus dem Heizungsbereich, der Rest besteht aus Sanitär­projekten sowie Lüftung und Raumklima – und hier ist die Tendenz steigend. „Die Wärmepumpe ist heute das zentrale Thema“, sagt Silvio Bensch, der den Markt genau beobachtet. „Wir verbauen sie schon seit etwa 20 Jahren, aber früher waren das eher Einzelfälle. Jetzt ist es Alltag.“ Besonders die Luft-Wärmepumpe hat in den vergangenen fünf Jahren rasant an Bedeutung gewonnen, stellt er fest und erklärt, dass die Geräte effizienter und leiser seien und heute auch im Altbau funktionierten, oft in ­hybriden Lösungen mit bestehenden Anlagen.

Das SHK-Handwerk ist ein Beruf, der sich ständig verändert. Man lernt nie aus. Kein Projekt ist wie das andere, und das macht den Reiz aus.

Kristin Bensch ergänzt: „Die Kunden kommen inzwischen gezielt mit dem Wunsch nach Wärme­pumpen. Viele haben schon Photovoltaik auf dem Dach oder ein E-Auto und wollen einfach den nächsten Schritt gehen.“ Die Nachfrage nach modernen Heizsystemen, insbesondere Wärmepumpen, steigt weiter, wie Silvio Bensch beobachtet: „Gerade jetzt, wo Förderkürzungen drohen, wollen viele Kunden noch schnell investieren. Das ist verständlich, denn so eine Anlage kostet eben deutlich mehr als ein Gasgerät.“

Da er im Besitz eines Kältescheins ist, könnte er zudem auf die vermehrte Nachfrage im Bereich Lüftung und Raumklima sofort reagieren – wenn es die Zeit zuließe, da aktuell der Einbau von Wärme­pumpen kaum etwas anderes erlaubt. Er erklärt: „Kühlung wird durch mich und unseren Mitarbeiter Yves Kley abgedeckt, der seit 18 Jahren bei uns arbeitet.“ Yves Kley absolvierte im Familienbetrieb bereits seine Ausbildung und arbeitet jetzt als Meister. Er ist für Installation, Reparatur und Wartung – auch für Lüftungs- und Klimageräte – zuständig.

Ein Betrieb, der sich ständig wandelt

Auf der Firmenwebsite wirbt der SHK-Betrieb mit moderner Arbeitskultur. Tatsächlich gilt hier ein pragmatisches Gleichgewicht zwischen Leistung und Lebensqualität, wie Silvio Bensch erklärt: „Wir haben zum Beispiel einen Mitarbeiter, der schon in Rente ist, aber drei Tage pro Woche bei uns arbeitet. Solche Modelle funktionieren gut, um Know-how zu halten und die Leute zu motivieren.“ Kristin Bensch betont, dass Freude an der Arbeit wichtig ist, und sagt: „Ein paar Euro mehr sind schön, aber entscheidend ist das Betriebs­klima. Wir wollen ein Umfeld schaffen, in dem man gern bleibt.“

Heute beschäftigt der SHK-Betrieb zehn Mitarbeitende, darunter sechs Techniker, einen Lehrling und langjährige Fachkräfte. Der Betrieb ist regional verwurzelt und arbeitet technologisch auf dem neuesten Stand. „Unsere Hauptkunden sind Privatleute“, erklärt Silvio Bensch. Auch Wohnungsverwaltungen gehören dazu, aber der ­Fokus liegt klar im privaten Bereich. Viele Aufträge kommen aus dem festen Kundenstamm, neue Anfragen sind trotzdem zahlreich. Er sagt: „Es ist eine gute Zeit für das Handwerk, aber auch eine anstrengende und schwierige, denn viele Handwerksbetriebe hören auf. Ihre Installateure gehen in Rente und dann stehen die Kunden ohne jemanden da. Wir könnten doppelt so viel machen.“

Wie überall im Handwerk ist auch bei Firma Bensch das Thema Personal präsent. „Wir sind zehn Leute, aber es könnten ruhig 15 sein“, stellt Silvio Bensch fest. „Der Markt ist voll mit Arbeit, aber die Fachkräfte fehlen.“ Der SHK-Betrieb setzt auf regionale Verwurzelung, wie Kristin Bensch erklärt: „Wir möchten keine Leute, die jeden Tag aus Berlin pendeln müssen. Unsere Philosophie ist, aus der Region für die Region zu arbeiten.“ Neue Mitarbeitende kommen meist über persönliche Kontakte.

Auch Ausbildung ist ein Schlüsselthema, wie sie betont: „Unser Azubi ist über Mundpropaganda gekommen, hatte ein abgebrochenes Studium und ist jetzt gleich ins zweite Lehrjahr eingestiegen. So etwas funktioniert, wenn die Motivation stimmt.“ Weiterbildung wird intern gefördert. Silvio Bensch erläutert: „Ein ehemaliger Lehrling hat bei uns seinen Meister gemacht – aus freien Stücken. Das zeigt, dass das Interesse da ist und man die Leute auch mal machen lassen muss.“ Ein weiteres Beispiel ist ein langjähriger Helfer aus Spanien, der heute fester Bestandteil des Teams ist. „Er war anfangs Quereinsteiger, sprach kaum Deutsch und ist jetzt seit sechs Jahren dabei – das zeigt, wie wichtig Integration im Betrieb ist“, erklärt Kristin Bensch stolz. Sie betont: „Das Handwerk ist ein Beruf, der sich ständig verändert. Man lernt nie aus. Kein Projekt ist wie das andere – das macht den Reiz aus.“

Herstellerbindung und Digitalisierung

Technisch arbeitet die Firma typenoffen, hat aber klare Partner. Firma Bensch ist stark auf Vaillant fokussiert; hinzu kommen Solvis, Weishaupt und Zehnder im Bereich Lüftung und Raumklima. Regel­mäßige Herstellerschulungen sind ein fester Bestandteil der Unternehmensphilosophie. „Unse­re Monteure sollen wissen, was sie tun, und wir wollen nicht stehen bleiben“, sagt Kristin Bensch. Wenn es doch einmal knifflig wird, hilft die direkte Leitung zum Hersteller, erläutert ihr Bruder: „Wir haben bei Vaillant eine Platin-Hotline. Dort bekommt man innerhalb von Minuten fundierte Antworten, was gerade bei komplexen Anlagen enorm wichtig ist.“

Ich besitze den Kälteschein, da das Thema Kühlung bei uns immer wichtiger wird. Unser SHK-Meister und ich decken diesen Bereich bei uns im Betrieb ab.

Zeit wird außerdem dadurch gespart, dass fast alle Monteure mittlerweile komplett digital arbeiten und die Aufmaße, Berichte und Fotos direkt vom Tablet ins Büro gehen. Auch die Anlagen werden zunehmend digital eingebunden. „Zum Beispiel können wir bei Solvis per Fernzugriff ­Störungen erkennen oder Anlagen optimieren“, so Silvio Bensch. Er erklärt: „Der Kunde ruft an, wir schauen drauf und können sofort helfen. Das ist Service auf einem neuen ­Level.“ Die Wartung bleibt aber trotzdem Hand­arbeit. „Natürlich muss man irgendwann hinfahren und den Brenner reinigen, aber die Fernüberwachung ist ein echter Effizienzgewinn“, hebt er hervor.

Zwischen Energiepolitik und Praxis

Wenn es um Förderprogramme, Kältemittelvorschriften oder technische Anschlussbedingungen geht, werden die Geschwister ernst. „Wir brauchen stabile Leitplanken. Die Politik wechselt ständig den Kurs – erst Solarthermie, dann wieder weg, dann Wärmepumpe, dann Unsicherheit bei der Förderung. Das verwirrt die Kunden“, sagt ­Silvio Bensch deutlich. Kristin Bensch ergänzt: „Und dazu kommt, dass jedes Bundesland eigene Vorgaben hat. Das macht Planung und Ausführung extrem aufwendig. Eine Vereinheitlichung wäre ein echter Fortschritt.“ Die Bürokratie ist eines der größten Hindernisse, das dem SHK-Betrieb zu schaffen macht. „Die technischen Anschlussbedingungen sind in Potsdam extrem streng und jeder Energieversorger legt eigene Maßstäbe an. Das kostet Zeit und Nerven – auch für den Kunden“, berichtet Silvio Bensch.

In der Praxis setzt das Unternehmen konsequent auf nachhaltige Systeme, aber ohne ideologischen Überschwang. „Wir verbauen Wärmepumpen, wo sie Sinn machen. Das funktioniert nicht überall, aber da, wo sie passen, sind sie unschlagbar“, so Silvio Bensch. Auch Solarthermie bleibe ein Thema, denn insbesondere in Kombination mit Wärmepumpen sei sie spannend, erklärt er und konkretisiert: „Wir haben zum Beispiel ein Objekt, wo das Dach für PV zu verwinkelt war. Jetzt laufen zwei Röhrenkollektoren, die im Sommer den Puffer heizen die Wärmepumpe bleibt in der Zeit aus. Das schont das System.“ Neue Kältemittel wie Propan bewertet er positiv: „Das ist zukunftsfähig und ­effizient. Vaillant hat das sauber verkapselt die Sicherheitsabstände sind kleiner, das ist ein echter Fortschritt.“

Philosophie: Regional, praxisnah, technologieoffen

Die Firma Bensch aus Potsdam zeigt, wie Familienbetriebe den technologischen Wandel meistern können – mit Bodenhaftung, digitaler Offen­heit und einer klaren Haltung zu neuen Technologien, Fachkräftemangel und Bürokratie. Der SHK-Betrieb ist regional verwurzelt mit echter Leidenschaft für sein Gewerk. Wie sieht die Zukunft aus? „Der Trend geht klar zur Wärmepumpe. Die Geräte sind effizient, die Forschung entwickelt sich weiter. Auch hybride Anlagen bleiben wichtig, vor allem in Altbauten mit begrenztem Platz“, fasst Silvio Bensch zusammen. Er erklärt: „Wer heute in die SHK-Branche einsteigt, hat alle Chancen. Arbeit ist genug da. Es gibt hier keine Konkurrenzkämpfe, nur zu wenig Leute.“ Kristin Bensch weist auf die Chancen neuer Techno­logien hin: „Das Handwerk verändert sich ständig und Stillstand gibt es hier nicht. Wir müssen offenbleiben, motiviert und lernbereit. Dann hat das Handwerk Zukunft – und wir auch.“

  • Rund 70 % des Umsatzes stammen aus dem Heizungsbereich, während ­Lüftungs- und Klimatechnik deutlich wachsen.
  • Die technische Arbeit ­erfolgt weitgehend digital mit mobiler Datenerfassung und Fernüberwachung der Anlagen.
  • Der Betrieb arbeitet typen­offen und setzt auf ­regelmäßige Herstellerschulungen.
  • Die zentralen Heraus­forderungen sind Fachkräfte­mangel, zu viel Bürokratie und ­fehlende politische Planungssicherheit bei Förder- und Regelwerken.
  • Katrin Drogatz-Krämer
    ist Redakteurin der SBZ

    Bild: SBZ

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