Im Vordergrund der Delegiertenversammlung am Freitag, 11. Juli, standen die Positionen und Forderungen des SHK-Handwerks zur Landtagswahl 2026 und zur angekündigten Reform des Gebäudeenergiegesetzes (GEG). Hier pocht der Fachverband auf Planbarkeit und Verlässlichkeit durch die Politik (s. a. angefügte PI06 vom 11. Juli 2025). Einer der Kernpunkte: ein „Energiefrieden“, wie es der Vorsitzende des FVSHKBW, Stefan Menrath, nannte. Damit ist ein parteiübergreifender Kompromiss zu den großen Linien der Wärmewende und damit zum Umstieg von fossilen auf erneuerbare Energien in der Gebäudebeheizung gemeint. Dieser Energiefrieden würde endlich wieder langfristige Verlässlichkeit für Verbraucher und das Handwerk bringen. „Wir können uns keine erneute Kehrtwende jeder neuen Regierung leisten. Wir erwarten daher eine von der breiten Mehrheit der politischen Mitte getragene Regelung“, sagte Menrath.
Wärmepumpen für jede Ecke des Landes
Zu den Forderungen zählen außerdem realistische Ziele, etwa beim Ausbau der Fernwärme, und eine ehrliche Kommunikation der Politik. „Unabhängig von politischen Einzelentscheidungen bleibt die Richtung klar: Fossil zu heizen, wird immer teurer werden“, sagte FVSHKBW-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Becker bereits beim Pressegespräch zum Auftakt des Verbandstags. Bei der Delegiertenversammlung wurde Becker noch deutlicher: „Ich rufe Sie auf, bauen Sie in jeder Ecke dieses Landes eine Wärmepumpe ein! Lassen Sie sich nicht davon beeinflussen, dass irgendjemand irgendetwas in einen Wärmeplan geschrieben hat!“
Um einen Flickenteppich unterschiedlicher Regelungen zu vermeiden, setzt der Fachverband darauf, dass das Land Baden-Württemberg sein Ziel der Klimaneutralität dem des Bundes auf 2045 angleicht. Außerdem will man der Forderung Nachdruck verleihen, dass endlich alle Berufsschulen und Bildungsstätten im Land moderne Wärmepumpen zu Lehrzwecken erhalten.
Politik „schwimmt“ beim GEG
Ein „zukunftsweisendes Programm“ hatte Menrath bereits morgens in seiner Begrüßung versprochen. Was er meinte, zeigte zum einen der Gastauftritt von Daniel Föst. Der ehemalige FDP-Bundestagsabgeordnete ist ab September 2025 Hauptgeschäftsführer des ZVSHK. In Heidelberg trat er in seiner ursprünglichen Rolle als neuer Cheflobbyist des SHK-Handwerks in Berlin auf. Denn der Zentralverband SHK sei zwar auf Arbeitsebene gut vernetzt, aber vor allem in Richtung der Abgeordneten gebe es Luft nach oben. „Wenn man nicht hinten runterfallen will, muss man seine Kontakte nutzen, um Entscheidungsflüsse zu beeinflussen“, sagte Föst. Dazu gehöre, Reichweite zu schaffen und in Medien vorzukommen. Zum GEG berichtete Föst, man beobachte zwei Strömungen: Die einen wollten bis Mai 2026 alles neu regeln und die EU-Vorgaben der Gebäuderichtlinie gleich einarbeiten. Ein anderer Teil wolle das GEG schnell verändern und den Rest später. „Alle schwimmen, es brechen erste Konflikte auf“, schilderte er. Um die Politik besser von den eigenen Positionen zu überzeugen, setze man auf kurze, fokussierte Botschaften.
Verband und Innungen in zeitgemäßem Design
Der zweite zukunftsweisende Programmpunkt dominierte den frühen Nachmittag: Gemeinsam mit Hauptgeschäftsführer Wolfgang Becker und dem FV-Referenten für Öffentlichkeitsarbeit Daniel Völpel stellte der Inhaber der Agentur XM Oliver Bezler die neue Website des Fachverbands vor. Nach letzten Arbeiten soll diese im Lauf der Sommerferien online gehen. Mit einem modernen, zeitgemäßen Design soll die Website die Betriebe deutlich besser in ihrer Arbeit unterstützen. So wurden PDF-Dokumente weitgehend abgeschafft und alle Beiträge direkt auf die Website gestellt. Nutzer können sich die Beiträge nun auch merken und sie teilen. Zudem wurde die bisherige Endkundenseite „eckring.de“ in die Verbandsseite integriert.
Bereits ab Mitte August werde man damit beginnen, erste Innungswebseiten zu programmieren, kündigte Bezler an. Diese werden mit der FV-Seite vernetzt, sodass ein permanenter Datenaustausch möglich wird. So soll ein einheitlicher digitaler Auftritt entstehen, der ein positives Bild des SHK-Handwerks in Richtung von Kunden, Nichtmitgliedern, potenziellen Mitarbeitern, Presse, Politik und weiteren Zielgruppen vermittelt.
Hagel: Meister soll kostenfrei werden
In seiner Rede zur öffentlichen Mitgliederversammlung betonte Stefan Menrath, wie wichtig es sei, das Förderprogramm 455-B zum „Altersgerechten Umbauen“ wieder aufzulegen, nicht für das Handwerk, „sondern damit alte Menschen länger in ihrer Wohnung leben können“. In Richtung des Spitzenkandidaten der CDU für die Landtagswahl 2026, Manuel Hagel, kritisierte Menrath, dass die Partei das GEG erst zum Wahlkampfthema gemacht habe, nun aber nicht zeitnah liefere. Dies schüre die Verunsicherung der Kunden und der Betriebe, die nicht wüssten, wie sie nun beraten sollen. Deshalb brauche es eine schnelle Klarstellung. Zur Senkung der Gasumlage bei Beibehaltung der Stromsteuer erklärte Menrath: „Politik aus einem Guss sieht anders aus.“
Der Gescholtene erklärte, er habe kein Problem damit, „eingeschenkt zu bekommen“, weil man dann zumindest ehrlich miteinander sei. Gleichzeitig betonte Hagel: „Ich habe das Heizungsgesetz immer kritisiert.“ Für ihn gehöre der Paragraf 71 abgeschafft. „Es geht vor allem um Effizienz und Technologieoffenheit.“ Und zur Stromsteuer versprach er eine Wiedervorlage für Februar 2026.
Über weite Teile seiner Rede blieb der Fraktionsvorsitzende der CDU im Landtag bei den großen Linien: Ausführlich lobte er das SHK-Handwerk dafür, dass es sieben Milliarden Euro Wertschöpfung für Baden-Württemberg erbringe, und Handwerker dafür, dass sie sich ehrenamtlich engagieren. Er kritisierte das Bürgergeld und rief auf zu einer Haltung von „Leistung, Fleiß und Anstrengung“. Damit schaffe man es wieder an die Spitze. Zwar werde er dafür getadelt, sich inhaltlich nicht festzulegen, so Hagel. Aber das werde er auch weiterhin nicht tun, weil er dann auch nicht für gebrochene Versprechen haftbar gemacht werden könne. Für ihn sei das Mindset entscheidend. Eine Festlegung traf er aber doch: Die Meister- und Technikerweiterbildung will Hagel kostenfrei machen.
Glücklich durch Leistung
Bevor der Festabend begann, begeisterte der Facharzt für Neurologie, Psychologie und Psychiatrie Prof. Dr. Volker Busch die rund 150 Gäste mit seinen kurzweiligen Tipps für mentale Stärke in schwierigen Zeiten. Im Kern gehe es darum, Informationsaufnahme zu reduzieren, vor allem von negativen Neuigkeiten. Diese liege inzwischen bei 30 bis 40 Gigabyte am Tag. Wir leben in einer „Zuvielisation“, so Busch. Auch in Krisen komme es in mehr als 70 % der Fälle nicht so schlimm wie befürchtet. „Die meisten Dinge kann man beeinflussen und Negatives abwehren“, gab der Forscher dem Verbandstag mit auf den Weg. Dessen Teilnehmer waren sich hinterher einig, einen der inspirierendsten Beiträge überhaupt bei einem Verbandstag gehört zu haben. Busch empfahl, auf Leistungsglück zu setzen, das entsteht, wenn man etwas geschafft hat, und das fünf- bis sechsmal so stark wirke wie Genussglück. Letzteres stand dann im Vordergrund des Festabends mit Livemusik der Band „Happy Six“ und von einem Frank-Sinatra-Imitator zum Sonnenuntergang auf der Dachterrasse über Heidelberg.
Innung Heidelberg sorgt für den besonderen Rahmen
Bereits vor 25 Jahren war die SHK-Innung Heidelberg Gastgeber eines Verbandstags – damals zum 100-jährigen Bestehen der Innung. Auch diesmal bildete die große Jubiläumsfeier der Innung den Abschluss des jährlichen Treffens der organisierten Handwerksbetriebe des Installations- und Heizungsbaus, der Klempnerei, des Ofen- und Luftheizungsbaus sowie des Behälter- und Apparatebaus zum Austausch und zur Vernetzung. Mit dem Neckar-Schiff „Königin Silvia“ ging es am Samstagabend stromaufwärts.
Es sei schön zu sehen, dass die Innungsbetriebe den traditionellen fachlichen Austausch pflegen, obwohl sie auch Wettbewerber seien, hatte Marc Massoth bereits donnerstags beim Empfang der Vorstände von Innung und Fachverband im Rathaus der Stadt Heidelberg gesagt. Der Leiter des Amts für Wirtschaftsförderung und Wissenschaft vertrat den Oberbürgermeister. „Wer etwas bewegen will, der ist beim Handwerk richtig. Sie diskutieren nicht, sie packen an“, so Massoth. „Sie machen Leute glücklich, wenn die Heizung wieder geht.“
Ausgezeichnet für langjähriges Engagement
Traditionell nutzt der Fachverband seine Tagung, um verdiente Mitglieder für ihren langjährigen Einsatz zu ehren. Für ihren Einsatz für das SHK-Handwerk wurden geehrt für ihr zehnjähriges Engagement mit der Silbernen Ehrennadel: Jochen Hägele (Mitglied im betriebswirtschaftlichen Ausschuss), Martin Graf (Obermeister der SHK-Innung Lörrach), Matthias Müller (Obermeister der SHK-Innung Neckar-Odenwald-Kreis); für 20-jähriges Engagement mit der Goldenen Ehrennadel: Rolf Krauß (Technischer Ausschuss Klempnerei), Bernd Fuller (Mitglied im sozial- und wirtschaftspolitischen Ausschuss SHK) und Frank Jäger (TA Zentral- und Luftheizungsbau 2005 bis 2013, TA Sanitär und Heizung seit 2013, Obmann seit 2017). Ebenfalls die Silberne Ehrennadel erhielt Hauptgeschäftsführer Wolfgang Becker für sein bisher zehnjähriges Wirken in diesem Amt.