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Normen in der Praxis richtig umsetzen

Fetthaltige Abwässer

Die DIN 1986-100 „Entwässerungs­anlagen für Gebäude und Grund­stücke“, Ausgabe Mai 2008 fordert in Abschnitt 9.2.2, dass in Betrieben, in denen fetthaltiges Abwasser anfällt, Abscheideranlagen für Fette nach DIN EN 1825-1, DIN EN 1825-2 und DIN 4040-100 einzubauen und zu betreiben sind. Betriebe, in denen der Einbau von Abscheideranlagen für Fette erforderlich ist, sind zum Beispiel Gaststätten, Restaurants, Großküchen, Metzgereien und Schlachthöfe.

Normgerechte Zulaufleitungen zum Fettabscheider

Die wesentlichen Anforderungen an die Verlegung der Zulaufleitungen zum Fettabscheider sind in der DIN EN 1825-2 „Abscheideranlagen für Fette: Wahl der Nenngröße, Einbau, Betrieb und Wartung“, Ausgabe Mai 2002 zusammengefasst. Gemäß Abschnitt 7.3 „Anschluss an die Entwässerungsanlage“ ist das Abwasser dem Fettabscheider im freien Gefälle zuzuführen. Die Zulaufleitungen zum Fettabscheider sind mit einem Mindestgefälle von 2 % (1:50) zu verlegen. Umlenkungen von Fallleitungen in liegende Leitungen sind mit zwei 45°-Bögen und einem Zwischenstück von mindestens 250 mm Länge auszuführen. Anschließend ist in Fließrichtung eine Beruhigungsstrecke vorzusehen, deren Länge mindestens dem 10-fachen Durchmesser des Zulaufrohres des Fettabscheiders entsprechen muss. Durch diese Maßnahme werden unzulässig hohe Verwirbelungen des Abwassers und der Fettbestandteile vermieden. Die Entwässerungsleitungen sollten über ausreichend Reinigungsöffnungen verfügen, die so anzuordnen sind, dass im Bedarfsfall eine schnelle Inspektion bzw. Reinigung der Leitungen möglich ist.

Lüftung

Nach DIN 1986-100, Abschnitt 6.5.4 müssen die Zuleitungen und gegebenenfalls der Fettabscheider entsprechend DIN EN 1825-2 in Verbindung mit DIN 4040-100 unmittelbar über Dach be- und entlüftet werden. An diese Lüftungsleitungen dürfen keinesfalls andere Lüftungsleitungen, zum Beispiel der normalen häuslichen Entwässerungsanlage, angeschlossen werden. Nur die Lüftungsleitungen der Zuleitungen und gegebenenfalls der Abscheideranlage dürfen zu einer Sammellüftung zusammengeführt werden. Weitere Anforderungen an die Lüftung bei Abscheideranlagen für Fette sind in Abschnitt 7.4 der DIN EN 1825-2 enthalten. Hiernach sind die Zu- und Ablaufleitungen von Fettabscheidern ausreichend zu lüften. Die Zulaufleitung der Abscheideranlage ist grundsätzlich als Lüftungsleitung über Dach zu führen. Alle Anschlussleitungen mit einer abgewickelten Länge von mehr als fünf Meter sind gesondert zu entlüften. Hat die Zuleitung oberhalb des Fettabscheiders auf einer Länge von über zehn Meter keine gesondert entlüftete Anschlussleitung, so muss die Zuleitung – möglichst nahe an der Abscheideranlage – mit einer zusätzlichen Lüftungsleitung versehen werden. Wegen Rückstaugefahr müssen Fettabscheider beim Einbau im Keller häufig über eine nachgeschaltete Abwasserhebeanlage entwässert werden. Zur Vermeidung von Betriebsstörungen dürfen die Lüftungsleitungen der Zuleitungen sowie der Abscheideranlage keinesfalls mit der Lüftungsleitung der Abwasserhebeanlage zu einer Sammellüftung zusammengeführt werden. Die Mündungen von Lüftungsleitungen sollten senkrecht über Dach und nach oben offen enden. Es muss ein ausreichender Abstand zu Ansaugöffnungen von Lüftungs- und Klimaanlagen eingehalten werden.

Bemessung der Zulauf- und Lüftungsleitungen

Der Schmutzwasserabfluss QS bzw. QWW in Liter pro Sekunde wird nach dem normativen Anhang A der DIN EN 1825-2 ermittelt. Entsprechende Berechnungsbeispiele befinden sich im informativen Anhang C der Norm. Die horizontalen Entwässerungsleitungen werden gemäß DIN 1986-100 für einen maximalen Füllungsgrad von h/di = 0,5 und unter Berücksichtigung des jeweiligen Rohrsohlengefälles (Mindestgefälle 2 % bzw. 1:50) dimensioniert. Eine Mindestfließgeschwindigkeit von 0,5 m/s darf keinesfalls unterschritten werden. Die Fallleitungen werden nach Tabelle 8 der DIN 1986-100 bemessen. Fallleitungen dürfen keine geringere Nennweite aufweisen als die Nennweite der zugehörigen Anschlussleitungen. Lüftungsleitungen sollten in der gleichen Nennweite der jeweiligen Zulauf-, Fall- oder Anschlussleitung verlegt werden. Werden zum Beispiel die Lüftungsleitung der Zuleitung und des Fettabscheiders als Sammellüftung ausgeführt, so muss diese gemäß DIN 1986-100, Abschnitt 14.1.6.2 ­dimensioniert werden. Der Querschnitt der Sammellüftung muss mindestens so groß sein wie die Hälfte der Summe der Einzelquerschnitte der Einzellüftungen.

Wahl des Rohrwerkstoffes

Nach DIN 1986, Teil 4, Ausgabe Februar 2003 sind gusseiserne Rohre ohne Muffe (SML) nach DIN EN 877 und DIN 19522 für alle Bereiche der Gebäude- und Grundstücksentwässerung zugelassen. Die in DIN 1986, Teil 4 angegebenen Verwendungsbereiche gelten für die Ableitung von Abwasser (häuslichem Schmutzwasser) einschließlich Niederschlagswasser gemäß DIN 1986, Teil 3, Ausgabe November 2004 sowie für die Ableitung von Kondensaten aus Feuerungsanlagen. Bei fetthaltigen Abwässern zum Fettabscheider handelt es sich nach DIN 1986, Teil 3 um „Abwasser gewerblicher Herkunft bzw. anderes Abwasser“. Gemäß DIN 1986, Teil 4, Abschnitt 4 muss bei der Ableitung von gewerblichem bzw. anderem Abwasser im Einzelfall nachgewiesen werden, dass die Abwasserrohre und Formstücke anwendbar sind. Dies gilt gleichermaßen auch für die zugehörigen Lüftungsleitungen. Im Kommentar zur DIN 1986, Teil 4 heißt es dazu: „Für die Ableitung von unbehandelten gewerblichen Abwässern ist die Verwendbarkeit der Rohrwerkstoffe und Dichtungen anhand der vom Hersteller aufgestellten Beständigkeitslisten zu prüfen. In Zweifelsfällen ist der Hersteller um Stellungnahme zu bitten“. Seit mehr als 25 Jahren empfehlen die führenden Gussrohr-Hersteller für Entwässerungsleitungen zur Ableitung von fetthaltigen Abwässern zum Fettabscheider sowie der zugehörigen Lüftungsleitungen gusseiserne Abflussrohrsysteme mit Sonderbeschichtungen. Nur bei gusseisernen Abflussrohrsystemen mit Sonderbeschichtungen, wie dem PAM Global Plus (KML) – System von Saint-Gobain HES bzw. dem MLK – System von Düker lässt sich eine angemessene Lebensdauer erzielen. Zum Verbinden der muffenlosen gusseisernen Rohre und Formstücke haben sich hier Verbindungen mit Standard-Dichtmanschetten aus EPDM im jahrelangen Einsatz bestens bewährt.

Verlegeanleitungen und Verhinderung von Fettablagerungen

Bei der Montage der Leitungen sind die Verlege- und Befestigungsanleitungen der Rohrhersteller unbedingt zu beachten. Die konsequente Umsetzung der Verlege- und Befestigungsanleitungen durch den Verarbeiter sind Grundvoraussetzungen bei der Haftungs­übernahme durch den Rohrhersteller.

Bei der Planung und Ausführung von Entwässerungsleitungen zum Fettabscheider und der zugehörigen Lüftungsleitungen sollte möglichst so vorgegangen werden, dass zusätzliche Maßnahmen zur Verhinderung von Fettablagerungen in den Leitungen nicht erforderlich sind. Gemäß dem informativen Anhang D der DIN EN 1825-2 sind bei Leitungen in beheizten Gebäuden sowie bei innerhalb und außerhalb des Gebäudes frostfrei verlegten Grundleitungen in der Regel keine zusätzlichen Maßnahmen erforderlich, wenn die Anforderungen an den „Anschluss an die Entwässerungsanlage“ und die „Lüftung“ gemäß den Abschnitten 7.3 und 7.4 der DIN EN 1825-2 erfüllt werden. Häufig sind jedoch aus vielfältigen Gründen zusätzliche Maßnahmen zur Verhinderung von Fettansammlungen und Fettansatz in den Zulaufleitungen erforderlich. So kann beispielsweise für längere Leitungen, die durch kühle Kellerräume führen, eine Wärmedämmung notwendig sein. In frostgefährdeten Gebäudebereichen, wie zum Beispiel Tiefgaragen, kann eine Rohrbegleitheizung mit Wärmedämmung erforderlich sein. Die Planung und Ausführung einer Rohrbegleitheizung mit Wärmedämmung sollte nur in Abstimmung mit dem jeweiligen Hersteller des Rohrbegleitheizungssystems erfolgen. Zur Temperaturregelung der Begleitheizung sollte gemäß informativem Anhang D der DIN EN 1825-2 ein Thermostat im Regelbereich zwischen 25° C und 40° C eingesetzt werden, damit eine Anpassung an die jeweiligen Umgebungstemperaturen möglich ist. Zur Reduzierung der Betriebskosten wird der Einsatz einer Zeitschaltuhr empfohlen, da die Begleitheizung nur während der Zeiten nützlich ist, in denen fetthaltiges Schmutzwasser anfällt.

Die normgerechte Planung und Ausführung von Zulaufleitungen zum Fettabscheider sowie der zugehörigen Lüftungsleitungen stellen hohe Anforderungen an die beteiligten Sanitärfachleute. Sind zusätzliche Maßnahmen zur Verhinderung von Fettansammlungen und Fettansatz in den Zulaufleitungen zur Abscheideranlage notwendig, sollten diese möglichst in Abstimmung mit dem Hersteller des Fettabscheiders erfolgen. Eine angemessene Lebensdauer der Zulauf- und Lüftungsleitungen lässt sich bei der Verwendung von gusseisernen Abflussrohrsystemen mit Sonderbeschichtung, wie zum Beispiel dem MLK – System von Düker bzw. dem PAM Global Plus (KML) – System von Saint-Gobain HES erzielen.

Weitere Informationen

Unser Autor Bernd Ishorst ist Geschäftsführer des Informationszentrums Entwässerungstechnik Guss e.V. (IZEG) und der Gütegemeinschaft Entwässerungstechnik Guss e. V. (GEG). Der staatlich geprüfte Techniker ist seit 1983 als technischer Berater tätig und gehört dem Arbeitsausschuss V2 „Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke“ im Normenausschuss Wasserwesen (NAW) an.

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