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MARKTENTWICKLUNG

Mit digitalen Möglichkeiten bestehende Systeme verbessern

SBZ: Im September 2022 ist die überarbeitete VDI 6023 „Hygiene in Trinkwasser-Installationen“ erschienen. Wie begegnen Sie den Neuerungen und wo sehen Sie besonderen Handlungsbedarf?

Daniel Friedrich: Mit Blick auf die Neuausrichtung der VDI 6023 Kat. A stellen wir ein VDI-­lizenziertes Seminarangebot zur Verfügung. Die Kurse behan­deln Fragen zur Hygiene, Mikrobiologie, zum Schutz des Trinkwassers sowie zur Planung und Errichtung wie Installation und Instandhaltung von Trinkwasser-Installationen. Sie richten sich an Entscheider, Betreiber und das SHK-Fachhandwerk. Hier besteht ein großer Informationsbedarf, sowohl die Planung als auch die Errichtung und Inbetriebnahme von Trinkwasser-Installationen betreffend. Z. B. müssen Zirkulationsleitungen durch die Novellierung der Richtlinie hydraulisch abgeglichen übergeben werden und eine Überwachung und Protokollierung der Betriebsparameter muss gegeben sein.

SBZ: Angesichts der Herausforderungen im Bereich Trinkwasserhygiene hat GF Piping Systems das Trinkwasserbündnis Triaqua ins Leben gerufen. Wofür steht der Verbund konkret?

Friedrich: Hohe Hygienestandards in komplexen Liegenschaften wie Wohngebäuden, Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen führen zu entsprechend hohen Anforderungen an die Trinkwasserversorgung. Das Expertenbündnis Triaqua ist eine Vernetzung der dafür relevanten Fachkompetenzen und sichert Qualität, Hygiene und Verfügbarkeit von Trinkwasser mit dem Fokus auf die individuellen Bedürfnisse und Anforderungen vor Ort. Unter den rund 40 Mitgliedern befinden sich beispielsweise Sachverständige, Installateure, Analysetechniker, Hersteller und Dienstleister. Das Netzwerk ist für Zuwachs offen und freut sich über neue Partner.

SBZ: Welche Rolle spielen derartige Netzwerke und der regelmäßige Austausch untereinander?

Friedrich: Eine ganz wesentliche! Wir bewegen uns mit unseren Produkten seit jeher innerhalb verschiedener Gewerke sowohl in der Gebäudetechnik als auch in der Versorgung. In den Gesprächen und Kooperationen mit Projektbeteiligten richten wir den Blick auf die ganzheitliche Durchführung. Dieser „Problemlöser-Ansatz“ liegt bei uns im Unternehmen quasi in den Genen. Die Netzwerkkommunikation wird heute durch die Digitalisierung noch vereinfacht. Bei Triaqua treffen sich die Experten zweimal jährlich und sind ansonsten monatlich auf digitalen Plattformen im Austausch.

SBZ: Stichwort Digitalisierung. Bisher vertreiben Sie Ihre Lösungen über den Fachgroßhandel. Steht dies angesichts der sich aus der Digitalisierung ergebenden Potenziale nun zur Debatte?

Friedrich: Nein. Wir planen keine eigenen Online­shop-Lösungen, sondern befürworten den dreistufigen Vertriebsweg in der Haustechnik. Es hat sich bewährt, dass der Großhandel die Produkte und Waren der Hersteller bündelt und an das Handwerk liefert, was benötigt wird. Unser Fokus liegt vielmehr darauf, das bestehende System unter Zuhilfenahme der digitalen Möglichkeiten weiter zu verbessern. Ein wesentliches Ziel muss dabei sein, den Fachpartnern eine optimale Datenqualität zu liefern und damit Abläufe in der Planung von Gebäuden und in der Bereitstellung von Produkten weiter zu vereinfachen.

SBZ: Die ISH steht vor der Tür, der SHK-Branchentreff für Handwerk, Handel und Industrie schlechthin in diesem Jahr. Wie bewerten Sie das Format „Messe“, insbesondere auch vor dem Hintergrund der Digitalisierung?

Friedrich: Für uns bieten Messen nach wie vor die Möglichkeit, mit unseren Partnern in den realen Austausch zu gehen, was wichtig ist. Auf der ISH nehmen wir die Themen „Ressource Wasser“ und „Energieeffizienz“ in den Fokus. Den dritten Schwerpunkt „Netzwerk“ bespielen wir in Talk-Formaten, Videopräsentationen und Podcasts. Gleichzeitig verlängern wir unsere Themen in unsere digitale „GF World“ und schaffen so einen nachhaltigen Mehrwert für die Kunden. Grundsätzlich haben Hersteller schon vor der Coronapandemie begonnen, ihren Messestand verstärkt zu hinterfragen und den Nutzen gegen die Kosten abzuwägen. Meiner Meinung nach wird es beim Messeangebot in den nächsten Jahren einen Bereinigungsprozess zugunsten der Groß- und Händlermessen geben.

SBZ: Heizungsmodernisierung und Wärmepumpen stehen momentan hoch im Kurs, der Sanitärbereich gerät etwas ins Hintertreffen. Wie gehen Sie mit der aktuellen Marktentwicklung um?

Friedrich: Das ist für uns in der Haustechnik, die stark auf den Sanitärbereich ausgelegt ist, tatsächlich eine große Herausforderung, der wir uns aber stellen. Erstens forcieren wir das Cross-Selling. Zur Haustechnik können wir die passende Versorgungstechnik mitliefern und haben damit als Systemanbieter für die technische Gebäude­ausstattung ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber dem Wettbewerb. Zweitens erfordern energieeffiziente Heiz- und Kühlsysteme auch entsprechende Verteilungslösungen. Hier zeigen wir auf der ISH eine neue Erweiterung unseres
Systems Cool‑Fit zur einfachen und wirtschaftlichen Anbindung von Klimageräten jenseits von Kupfer oder anderen metallischen Werkstoffen.

SBZ: Im vergangenen Jahr prägten Preisdruck und Lieferprobleme die Branche. Wie lautet Ihre Prognose hierzu mit Blick auf 2023?

Friedrich: Unsere Lieferfähigkeit war im Vorjahr weitestgehend gegeben und wir gehen davon aus, diese auch 2023 sicherstellen zu können. Beim Thema Preisgestaltung schauen wir alle in die Glaskugel. Sollte die Branche jedoch von negativen weltpolitischen Einflüssen verschont bleiben, rechnen wir im sanitären Installationsbereich mit einer Stabilisierung des Preisniveaus.

SBZ: Und welches Top-Thema erwartet uns in der Zukunft?

Friedrich: Unsere Nachhaltigkeitsbestrebungen durchdringen alle Geschäfts- und Tätigkeitsbereiche und bringen dabei immer neue Herausforderungen. Mit Blick auf unsere Produkte werden wir uns langfristig mit Alternativen zu den Verbundwerkstoffen beschäftigen.

SBZ: Herr Friedrich, vielen Dank für das Gespräch.