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Speicherung oder Energiemanagement

Höhere Renditen bei Eigenverbrauch

Seit den Kürzungsrunden vom 1. Juli und 1. Oktober dieses Jahres ist Eigenverbrauch noch wirtschaftlicher als reine Netzeinspeisung. Die aktuellen Fördertarife des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) legen fest, dass der Eigenverbrauch bei Photovoltaikan­lagen bis einschließlich 500 kW Nennleistung vergütet wird. Die Vergütung je Kilowattstunde hängt dabei davon ab, ob der prozentuale Eigenverbrauchsanteil unter oder über 30 % liegt.

Laut Angaben des Bundesverbandes für Solarwirtschaft (BSW-Solar) sehen die Neuerungen Folgendes vor: Besitzer, die zum Beispiel ihre Solaranlage bis 30 KW zwischen dem 1. Oktober 2010 und dem 1. Januar 2011 in Betrieb nehmen, erhalten für jede selbst genutzte kWh 16,65 Cent. Steigt ihr Eigenverbrauch über 30 %, erhalten die Betreiber pro kWh 21,03 Cent. Diese Werte liegen unter dem aktuellen Fördertarif für reine Einspeisung, denn der beläuft sich im Moment auf 33,03 Cent je kWh. Dennoch, Eigenverbrauch ist lohnender als reine Netzeinspeisung, weil für die Menge des selbst verbrauchten Stroms kein Strom aus dem Netz bezogen werden muss. Somit können Besitzer diese Kosten einsparen.

Der angenommene durchschnittliche Strompreis liegt derzeit in Deutschland bei 20 Cent. Diesen zugrunde gelegt, erzielt der Solaranlagen-Betreiber bei einem Eigenverbrauchsanteil unter 30 % einen zusätzlichen Gewinn von 3,62 Cent je kWh. Für den selbst verbrauchten Strom, der über die 30 % hinaus geht, sind es sogar 8 Cent. Wichtig ist nur, dass der Betreiber einen zusätzlichen Stromzähler einbaut, der registriert, wie viel Strom eingespeist und wie viel Strom selbst verbraucht wurde. Die Fördertarife sind in den beiden Tabellen dargestellt.

Subventionen durch das EEG beschleunigen die Teuerung

Die Prognose von Holger Schuh, Spezialist für Batteriesysteme bei der Nürnberger Saftbatteries GmbH, stellt in Aussicht, dass die Strompreise künftig kontinuierlich ansteigen: „Nächstes Jahr ist sehr wahrscheinlich mit einem Anstieg der Strompreise um 3 Cent zu rechnen.“ Laut Schuh sei aber der Strompreisanstieg für 2011 in den Jahren 2007 und 2008 verursacht worden. Der Grund hierfür ist die EEG-Umlage, denn diese wird seit 2009 bundesweit einheitlich auf die Endverbraucher umgelegt, damit die Kosten aus Einnahmen und Ausgaben der Übertragungsnetzbetreiber ausgeglichen werden können.

Durch die EEG-Umlage, die seit 2009 noch viel höher ausgefallen ist, sei es daher denkbar, dass „in den kommenden Jahren der Strompreis um weitere 3 bis 5 Cent steigt.“ Nicht zuletzt liegt eine stete Anhebung der Energiepreise ganz auf der Linie der Ziele des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Seit dem 28. September 2010 sind diese nochmals im Energie­kon­zept 2050 formuliert. Nach wie vor ist die Senkung des Energieverbrauches eines der Hauptziele des Ministeriums. Strompreissteigerungen sollen künftig für den Endverbraucher Anreize zum Sparen schaffen. Hinzu kommt, dass nach Angaben des BSW-Solar die Solarstrom-Vergütungen 2011 sehr wahrscheinlich um weitere 13 % sinken. Grund hierfür sei der hohe Kapazitätsanstieg aller Neuinstallationen im Berechnungszeitraum 2009 bis 2010, die eine solche Kürzung notwendig mache. Außerdem sollen die Versorgungsnetze besser und gleichmäßiger ausgelastet werden. Unter diesen Gesichtspunkten bleibt Eigenverbrauch weiterhin von hoher Bedeutung.

Möglichkeiten zur Optimierung des Eigenverbrauchs

Die Firmen der Solarbranche haben daher längst reagiert und Produkte entwickelt, mit denen man den privaten Eigenverbrauch der eigenen Stromproduktion besser anpassen kann. Da der durchschnittliche Stromverbrauch eines Haushaltes und die Stromproduktion einer Solaranlage azyklisch verlaufen, müssen Wege gefunden werden, diese einander anzunähern. Dabei wählen die Unternehmen drei unterschiedliche Herangehensweisen. Während die einen systemintegrierte Speicherlösungen entwickeln, setzen andere auf die Fernsteuerung von Haushaltsgeräten. Eine dritte Gruppe wiederum baut auf intelligentes Energiemanagement.

Letzteres Konzept verfolgt zum Beispiel die Hamburger Conergy AG mit ihrer Visionbox, die seit Oktober dieses Jahres auf dem Markt ist. Es handelt sich dabei um ein Überwachungssystem, welches ein externes Wechselrichter-Display und ein Anlagenüberwachungssystem kombiniert. Technisch gesehen, kann das Produkt mit bis zu 20 verschiedenen firmeneigenen Wechselrichtermodellen kombiniert werden. Die knapp 700 Gramm schwere Visionbox wird an der Wand angebracht und verfügt über ein einfach zu bedienendes 5,6-Zoll-Touch-Display. Sie zeigt dem Verbraucher alle Daten der Anlage in Grafiken an.

Antje Stephan, Senior Manager Public Relations der Firma Conergy, sagt, dass damit „eine absolut transparente Überwachung der eigenen Anlage und des Eigenverbrauchs“ möglich sei. Man könne „ablesen, wie viel Strom gerade produziert wird, wie viel Strom verbraucht wird und zu welchem Preis Strom bezogen werden müsste und welcher Gewinn folglich momentan erzielt wird“. Jeder Betreiber könne somit sein Verbrauchsverhalten vernünftig anpassen. Ein zusätz­liches Plus, so Stephan, sei das kürzlich bereit gestellte Sunreader-Portal. Die Verbindung der Visionbox mit dem Internet ermögliche eine standortunabhängige Auswertung und Kontrolle der eigenen Daten. Durch die USB-Schnittstelle sei das System jederzeit aktualisierbar und der Betreiber habe außerdem die Chance, eigene Daten am PC auszuwerten.

In einer Testreihe hat Conergy seit Anfang dieses Jahres Haushalte mit der Visionbox ausgestattet. Erste Ergebnisse belegen, dass die Tester einen durchschnittlichen Eigen­verbrauch von über 30 % erreichen. Vereinzelt seien Spitzenwerte über 60 % möglich. Allerdings, so Stephan, seien diese zum ­Beispiel auf den tatkräftigen Einsatz einer Großmutter zurückzuführen, denn „während die fünfköpfige Familie tagsüber aus dem Haus ist, wäscht, kocht und bügelt die Oma und steigert so den Eigenverbrauch der Familie.“

Einer der Conergy-Tester, Herr Hein, zeigt, wie man auch als Berufstätiger seinen Eigenverbrauch tagsüber optimieren kann. Er sei selbst Solarteur und an der Conergy-Testreihe mit zehn zu betreuenden Anlagen beteiligt. Von der Visionbox sei er so überzeugt, dass er die erste größere Testanlage (100 kW) auf dem Lagerhallendach seiner Firma bauen will und diese mit der Visionbox ausstattet. Damit schlage er zwei Fliegen mit einer Klappe. Die Hauptstromverbrauchszeit seiner Firma falle jetzt mit der Spitzenproduktionszeit von Solarstrom zusammen und gleichzeitig müsse er weniger Strom aus dem Netz beziehen. Gewerblich betriebene Solaranlagen würden also durch die höhere Vergütung des Eigenverbrauchs wieder interessanter. Der Listenpreis für die Visionbox liegt derzeit zwischen 850 und 900 Euro. Mit dem Berechnungstool Conergizer ( http://www.conergizer.de ) lasse sich ermitteln, ab wann sich diese Ausgabe rechnet.

Speichertechnik ist interessant für Berufstätige

Da die Mehrzahl der privaten Betreiber von Solaranlagen aber berufstätig ist, werden Speichergeräte immer interessanter. Wer seinen Solarstrom speichert, der kann den Direktverbrauch auf Zeiten verschieben, in denen Strom tatsächlich benötigt wird. Dadurch könnten auch die Vertriebsnetze zu Spitzenproduk­tionszeiten von Strom aus erneuerbaren Energien entlastet werden. Laut Antje Stephan arbeite Conergy deshalb auch bereits mit Voltwerk und Saft an einer praktikablen Li­thium-Ionen-Speicherlösung, die frühestens ­Ende des zweiten Quartals 2011 auf den Markt kommen soll. Dadurch werden Eigenverbrauchsquoten zwischen 60 und 70 % keine Seltenheit mehr sein.

Die Saftbatteries GmbH testet derzeit im Projekt Sol-Ion ( http://www.sol-ion-project.eu ) integrierte Speichersysteme. Nach erfolgreichen Testreihen auf Guadeloupe belaufe sich nach Aussagen von Firmensprecher und Batteriespezialist Holger Schuh die prognostizierte Betriebsdauer einer Saft-Batterie derzeit auf 20 Jahre mit 7000 möglichen Vollzyklen, bei einer täglichen Be- und Entladung von 60 %. Allerdings sei die tatsächliche Lebensdauer durchaus höher einzuschätzen. Im Moment liege der anvisierte Listenpreis für das System für das erste Verkaufsjahr (2011) unter 20000 Euro. Darin enthalten seien Wechselrichter, Schnittstelle und ein Bildschirmgerät. Hier könne der Betreiber alle Daten seiner Anlage erfassen.

Renditen und Preisentwicklungen bei der Speichertechnologie

Betrachte man die „reine finanzielle Rendite von 3 bis 4 % gegenüber den 8 % Rendite bei reiner Netzeinspeisung“, liege der Vorteil des Systems kurzfristig gesehen nicht vordergründig im finanziellen Bereich. Holger Schuh verweist in diesem Zusammenhang auf den „Mehrwert von systemintegrierten Speichergeräten.“ Dieser bestehe zum einen im „emotionalen und ökologischen Vorteil“, da man 70 bis 80 % des selbst erzeugten Stromes auch selbst verbrauchen kann. Zum anderen biete das System flexibel einstellbare Betriebsmodi. Die Anlage lasse sich jederzeit und individuell an gesetzliche und technische Rahmenbedingungen anpassen. Der Betreiber werde zudem unabhängig von Netzstromausfällen, weil er seinen eigenen Verbrauch durch gespeicherten Strom absichern könne. Aus diesen Gründen würden Systeme mit integrierten Speicherlösungen zumindest langfristig gesehen, in den nächsten fünf bis zehn Jahren interessant.

Die Prognosen zur Preisentwicklung der Speichergeräte: Valentin Hollain von Eurosolar gibt gegenüber der SBZ in der Ausgabe 11/10 an, dass momentan eine kWh noch 1500 bis 2000 Euro koste. Aber das werde sich bald ändern, so dass der Durchschnittspreis auf 200 bis 300 Euro sinkt. Auch Holger Schuh sagt gegenüber dem Spiegel Online (Beitrag vom 30.9.2010), dass er davon ausgehe, dass durch technische Verbesserungen und Massenproduktion die Kosten pro kWh bis 2012 auf 350 Euro sinken werden.

INFO

Internetadressen

Berechnungstool Conergizer http://www.conergizer.de

Projekt Sol-Ion mit integrierten Speichersystemen von Saftbatteries: http://www.sol-ion-project.eu

Bundesverband Solarwirtschaft http://www.solarwirtschaft.de

Hersteller:
http://www.conergy.de
https://de.saft.com/
http://www.voltwerk.de

Autor

Jana Jeworutzki ist Redakteurin beim EuPD Europressedienst, 53111 Bonn, Telefon (02 28) 3 69 44-82, j.jeworutzki@europressedienst.com , https://www.europressedienst.com/