Pro
Nun, man könnte meinen: Ja, die Heizungsbranche ist der Bundespolitik völlig egal. Aber vielleicht ist es noch schlimmer: Sie ist der Politik egal, solange sie nicht zu unbequem wird. Alle Branchenakteure stehen bereit, die Wärmewende zu stemmen, Innovationen einzubauen, Arbeitsplätze zu sichern, und was macht die Politik? Die glänzt durch Abwesenheit. Jüngst geschehen bei der Branchenveranstaltung „Wärmekonferenz“ in Berlin. Katherina Reiche, ihres Zeichens Bundesministerin für Wirtschaft und Energie, war angekündigt und hätte wichtigster Dreh- und Angelpunkt an diesem Tag sein sollen. Das reichte offensichtlich nicht. Sie schickte kurzerhand nur einen Staatssekretär. Die Ministerin ist der Konferenz ferngeblieben, zumindest räumlich. Kurzfristig abgesagt, hieß es. Im Sinne von: Liebe Wärmewende, wir von der Politik schicken unsere Grüße, mehr nicht! Das war richtungsweisend, aber abwärts. Handwerker, Hersteller und Verbände, die ganze Heizungsbranche im Verbund steht weiter im Regen und fragt sich: Förderprogramme und GEG, mal sollen sie weg, mal sollen sie bleiben. Planbarkeit? Fehlanzeige. Absatzrückgänge? Ein Dauerzustand. Die Unsicherheit bei allen Branchenakteuren und Verbrauchern? Hat sich noch mal verstärkt. Will die Politik in Sachen Energiewende wirklich etwas zum Guten wenden? Wenn die Hauptakteurin nicht einmal zur wichtigsten Veranstaltung erscheint, um aus erster Hand zu erfahren, was eben läuft bzw. was alles nicht läuft, dann fühlt sich das doch ziemlich egal an. Liebe Bundespolitiker und -politikerinnen, die Heizungsbranche wartet nicht, sondern arbeitet weiter für die Wärmewende. Denn der Klimawandel kommt, egal, wie ignorant ihr euch in Berlin stellt.
Kontra
Bild: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung
Bundesministerin für Wirtschaft und Energie
Natürlich ist uns die Heizungsbranche nicht egal! Und deshalb arbeiten die beiden zuständigen Ressorts, das Bundeswirtschaftsministerium und das Bundesbauministerium, mit Hochdruck an der Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes. Es ist uns bewusst, dass wir sowohl den Haus- und Wohnungseigentümern als auch der Heizungsbranche jetzt schnell Planungssicherheit geben müssen; auch damit der Investitionsattentismus endlich ein Ende hat. Denn er setzt der Heizungsbranche derzeit erheblich zu. Ebenso braucht es eine entschlossene Antwort auf unfairen Wettbewerb, mit dem deutsche und europäische Heizungsbauer zunehmend konfrontiert sind. „Abwarten und Tee trinken“ hilft hier jedenfalls nicht weiter. Die Bundesregierung wird auch im Wärmesektor die Dekarbonisierung nicht aus dem Blick verlieren. Wärmepumpen sind deshalb heute aus der Wärmeversorgung nicht mehr wegzudenken. Aber auch andere Technologien können hier zum Einsatz kommen. Mit Zwangsmaßnahmen werden wir Haus- und Wohnungseigentümer, die ihre Immobilienkredite häufig über Jahrzehnte abstottern müssen, allerdings nicht überzeugen. Es braucht Technologieoffenheit und Bezahlbarkeit, damit die Menschen in unserem Land den Weg der Dekarbonisierung im Gebäudesektor mitgehen.