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Digitalisierte Betriebe sind erfolgreicher

  • Eine Software ist nur so gut wie die Hotline, die es dazu gibt. SHK-Betriebe sollten sich nicht mehr auf Anbieter einlassen, deren Support deutlich zu wünschen übrig lässt.
  • Fachkräfte online zu suchen ist ebenfalls eine gelebte Form der Digitalisierung. Es lohnt sich für Handwerksunternehmer, sich mit Social-Media-Kampagnen und Landingpages auseinanderzusetzen.
  • Bei allen Ansätzen und Aktivitäten rund um digitale Plattformen und Werkzeuge darf eins nicht unter den Tisch fallen: Es ist bei allen Neuerungen unverzichtbar, von Anfang an das Team miteinzubinden.
  • Es gibt diese eine bemerkenswerte Szene in dem Filmklassiker Matrix (bevor die Cineasten in der SBZ-Leserschaft aufschreien: Ja, das Original von 1999 ist von Anfang bis Ende gespickt mit herausragenden Momenten). Gemeint ist der Augenblick zu Beginn, in dem der Protagonist mit Namen Neo vor die Wahl gestellt wird, eine blaue oder eine rote Pille zu schlucken. Die Entscheidung wird massiven Einfluss auf den weiteren Verlauf seines Daseins ausüben. Wählt er die blaue, bleibt alles beim Alten. Die Welt würde sich für ihn weiterdrehen im gleichen Trott. Nimmt er dagegen die rote, ändert sich sein Leben fundamental. So ziemlich alles würde auf den Kopf gestellt, er müsste schwierige Phasen überwinden und als „Auserwählter“ schier übermenschliche Kraft entwickeln, damit am Ende alles gut für ihn und besser für sein Umfeld sein wird.

    Vor dieser Entscheidung steht jeder SHK-Handwerksunternehmer, wenn es um Digitalisierung geht.

    Blaue Pille: bloß nix grundlegend anders machen; weiter wie bisher; hat doch auch so immer geklappt. Rote Pille: anstrengende Veränderungen und Frusterlebnisse; Abläufe werden auf den Kopf gestellt und die Geduld auf die Probe – aber am Ende läuft die Arbeit an vielen Stellen im Betrieb besser als zuvor. Wobei „besser“ meint: schneller, fehlerfreier, kundenorientierter. Kurz gesagt: Ein Handwerksbetrieb arbeitet wirtschaftlicher, wenn er in Teilen oder gar überwiegend Vorgänge, Abläufe und Prozesse mittels digitaler Unterstützung bewältigt. Diese Aussage muss spätestens seit Corona doppelt dick unterstrichen werden. Allerspätestens, seit die Nachfrage in den vergangenen eineinhalb Jahren die Kapazitäten im SHK-Handwerk deutlich überschritten hat.

    Software ohne Unterstützung hat ausgedient

    Digitale Vorgänge ziehen sich durch alle Bereiche: Kundenservice, Bestellvorgänge, Projektabwicklung, generelle Kommunikation, Personalsuche und -verwaltung, Marketing, Inbetriebnahme und Fernwartung von Heizungsanlagen etc. pp. – beruflich genutzte Tablets und Smartphones sollten zur Grundausstattung gehören wie Rohrzange und Bohrmaschine, sie verbessern die Zusammenarbeit enorm. Gerade Vorbehalte hinsichtlich der Alltagstauglichkeit von Software und Apps waren in der Vergangenheit ein Hauptgrund, dem Ganzen eher kritisch gegenüberzustehen. Berechtigterweise, muss an dieser Stelle ergänzt werden. Aber – und das ist eine erste wichtige Botschaft an die Zauderer bei der Digitalisierung – das ändert sich merklich.

    Viele Anbieter von Anwendungen jeglicher Art nehmen bei der Entwicklung nicht mehr ausschließlich Sachthema und Funktionen in den Fokus, zunehmend gewinnt die Nutzerfreundlichkeit an Bedeutung. Begleitend dazu wurde in den Ausbau der Unterstützung investiert, etwa mittels Servicehotlines. Man muss kein Informatikstudium mehr vorweisen können, um mit den Programmen zu arbeiten. Auch in IT eher ungelenke Personen finden sich zunehmend besser zurecht. Damit ist auch klar: Anbieter, die das so nicht anbieten und praktizieren, rauben bloß Zeit und Nerven (und Geld). Eine Software ist letztlich nur so gut wie das Serviceangebot, das dahintersteht.

    Digitalisierung ist ein Erfolg des ganzen Teams.

    SHK-Unternehmer Benedikt Kratzer

    Bild: Kratzer

    Fachkräfte digital ansprechen und abholen

    Das trifft auch auf digitale Dienstleistungen zu. Groß in Mode gekommen sind derzeit Agenturen, die bei der Fachkräfterekrutierung auf Onlinewegen helfen wollen. Positiv hervor sticht dabei das Team um Dimitrij Krasontovitsch. Mit seinem Unternehmen Candidate Flow GmbH (www.canidate-flow.de) hat er sich gerade in der SHK-Branche einen guten Namen erworben. Er baut individuelle Onlinekonzepte für und mit Handwerksunternehmern auf, um die Personalsuche auf digitalem Weg ansprechend zu gestalten. Mit Erfolg, wie zum Beispiel Tobias Venn berichtet. Der Geschäftsführer der VEPA Baumbach GmbH (Sanitär, Heizung, Elektro) mit Sitz in Essen hat bereits über mehrere Kampagnen auf diesem Weg Fachkräfte für seinen Betrieb gefunden.

    Die zentrale Frage dabei ist: Wie schafft man es als SHK-Betrieb, ins Blickfeld dieser Fachkräfte zu kommen, ihre Aufmerksamkeit zu erregen und sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren? „Das große Problem ist, bisherige Mittel wie Zeitungen, Karriereseiten und Online-Stellenportale funktionieren schon länger nicht“, sagt Dimitrij Krasontovitsch. Aus zwei einfachen Gründen:

  • Fachkräfte suchen seltener aktiv. Es ist die Bequemlichkeit, die sie davon abhält, sich aktiv zu bewerben.
  • Wenn sie aktiv suchen, finden sie Stellenbeschreibungen, die sie nicht überzeugen. Denn wo weder die Firmenkultur oder die Alleinstellungsmerkmale des Betriebes noch das Betriebsklima sichtbar werden, da kann kein Interesse entstehen.
  • „Um genau zu sein, sehen inzwischen 80 % aller Stellenanzeigen völlig gleich aus und haben somit nahezu keine Wirkkraft auf potenzielle Bewerber“, findet der Online-Experte. Seine Form der digitalen Starthilfe war für Tobias Venn äußerst wertvoll: „Für uns hat sich die digitale Suche nach neuen Mitarbeitern gelohnt.“ Hinzu kommt, dass er in einem ersten Schritt austesten konnte, ob und wie die Onlineaktivitäten für ihn funktionieren. Candiate Flow geht mit den Kunden erst mal in eine Art Versuchsphase, bevor Kosten entstehen. Beim Betriebsinhaber Venn standen schon während der ersten Wochen Bewerber auf der Matte. Damit ist auch klar: Ohne eine solche Testphase sollten SHK-Unternehmer gar keine vertraglichen Verpflichtungen mit Agenturen eingehen. Denn manche versprechen einem „das Blaue vom Himmel“ und rufen unangemessene Preise auf.

    Für uns hat sich die digitale Suche nach neuen Mitarbeitern gelohnt.

    SHK-Unternehmer Tobias Venn

    Bild: SBZ / Jäger

    Digitalisierung ist ein Gemeinschaftsprojekt im Betrieb

    Es bleibt festzuhalten: Fachkundige Berater können eine wertvolle Begleitung sein auf dem Weg durch die Digitalisierungslandschaft. Dazu zählt auch das „forum handwerk digital“ (www.forum-handwerk-digital.de). Die Initiative bietet auf breiter Ebene Unterstützung für Handwerksbetriebe an (ein Schwerpunkt liegt auf SHK, weshalb auch die SBZ und der Gentner Verlag Unterstützer sind). Zu den Profiteuren zählt zum Beispiel der SHK-Unternehmer Benedikt Kratzer aus Gablingen bei Augsburg (www.kratzer-energie.de). „Wir beschäftigen uns seit 2016 intensiv mit dem Thema. Begonnen hat alles mit der Teilnahme an einem Workshop des forum handwerk digital. Da habe ich verstanden, was Digitalisierung wirklich bedeutet. Danach habe ich begonnen, die Digitalisierung in unserem Betrieb praktisch umzusetzen.“ Heute reiht sich sein Betrieb nahtlos ein in die Reihen der anderen digitalen Vorreiter, die die SHK-Branche ja durchaus vorzuweisen hat.

    Darauf ist Benedikt Kratzer stolz, aber er möchte die Lorbeeren nicht alleine tragen. „Das ist ein Erfolg des ganzen Teams“, wie er gerne betont. Denn eines sei ja klar, als Chef könne man noch so tolle Ideen haben und neue Ansätze verfolgen. Aber „wenn die Mitarbeitenden nicht mitziehen, wird’s schwierig, was zu verändern“. Bei seinem Betrieb in Gablingen hat das gut geklappt. Aber wie gelingt das, vom Azubi bis zum Monteur (der womöglich kurz vorm Renteneintritt steht) alle mitzunehmen? Erstens: „Digitalisierung bricht mit Gewohnheiten“, sagt Kratzer. Fingerspitzengefühl sei gefragt, um niemanden vor den Kopf zu stoßen. Zweitens: alle Beteiligten von Anfang an in die kommenden Neuerungen einbinden. „Wer von Stunde null an bei der Planung mit dabei ist, nimmt alles deutlich besser an, die Identifikation ist höher.“ Drittens: Dinge gemeinsam ausprobieren. „Wir testen relativ viel, bevor wir uns für oder gegen eine Anwendung entscheiden“, erklärt der Chef. Diese im Grunde drei einfachen Schritte zur
    Herangehensweise führten bei Benedikt Kratzer zu einer Umsetzung mit Bilderbuchcharakter. „Natürlich fügt sich nicht alles immer reibungslos ein, aber mit einem klaren Ziel vor Augen lassen sich auch Rückschritte deutlich besser ver­kraften“.

    Diese Aussagen sollten allen Unternehmern Mut machen, die bisher eher zögerlich an die Umsetzung gegangen sind. Um noch mal das eingangs skizzierte Beispiel zu bemühen: Die rote Pille führt zum Erfolg. Auch im SHK-Handwerk. Aber ob jeder Unternehmer dadurch gleich zum „Auserwählten“ mutiert, das kann der Beitrag an dieser Stelle nicht orakeln.

    Rote oder blaue Pille? Vor dieser Entscheidung steht jeder SHK-Handwerksunternehmer, wenn es um Digitalisierung geht.

    Bild: Mlle Sonyah - stock.adobe.com

    Rote oder blaue Pille? Vor dieser Entscheidung steht jeder SHK-Handwerksunternehmer, wenn es um Digitalisierung geht.
    Tobias Venns Betrieb hat Fachkräfte online für sich gewonnen.

    Bild: SBZ / Jäger

    Tobias Venns Betrieb hat Fachkräfte online für sich gewonnen.
    Wichtig beim SHK-Unternehmen Kratzer: Das ganze Team wurde bei der Digitalisierungsreise mitgenommen.

    Bild: Kratzer

    Wichtig beim SHK-Unternehmen Kratzer: Das ganze Team wurde bei der Digitalisierungsreise mitgenommen.

    Auf digitalem Weg Fachkräfte finden

    Es müssen neue Wege eingeschlagen werden, um zum Erfolg zu kommen. Die gute Nachricht: Gerade heute ist es durch die Digitalisierung und durch soziale Netzwerke einfacher denn je, die richtigen Leute mit der richtigen Botschaft zu erreichen – das gilt auch für die Fachkräftesuche! Dafür empfiehlt Dimitrij Krasontovitsch von Candidate Flow, Facebook und Instagram zu nutzen. Denn genau dort halten sich 70 % aller Fachkräfte täglich auf. Um genau zu sein, geschätzt rund eine Stunde pro Tag. Folgendes Vorgehen schafft eine gute Ausgangsbasis:

  • Nutzen Sie Facebook und Instagram vor allem dafür, den Betrieb als attraktiven Arbeitgeber darzustellen. Das ist die größte Chance, langfristig die richtigen Menschen fürs Team anzuziehen. Wenn Sie bis dato „nur“ Informationen für potenzielle Kunden geteilt haben, dann sollten Sie sich zusätzlich klar auf die Attraktivität als Arbeitgeber fokussieren.
  • Es sind Kanäle, die stark auf visuelle Darstellung setzen, also geht es vor ­allem um Bilder und Videos, nicht um Texte. Bei der visuellen Darstellung sollte ein potenzieller Bewerber das Gefühl bekommen, sich mit Ihrem ­Betrieb und Ihren Mitarbeitern identifizieren zu können, und sehen, dass Sie ein attraktiver Arbeitgeber sind, bei dem ein positives Betriebsklima herrscht.
  • Zeigen Sie, welche Projekte Sie umsetzen. Also Fotos und Videos von Baustellen, von der Ausstattung, von ganzen Projekten veröffentlichen. Das beantwortet für einen Interessenten die Frage: Was macht der Betrieb, wie und womit macht er es.
  • Zeigen Sie ein positives Betriebsklima! Auch hier eignen sich Fotos/Videos von Betriebsausflügen, Fotos vom Team im Betrieb (zum Beispiel bei gemeinsamen Besprechungen, Grillveranstaltungen, beim gemeinsamen „Feierabendbier“) und natürlich auch auf der Baustelle.
  • Welche Werte lebt Ihr Betrieb? Wenn Sie beispielsweise viel Wert auf Ordnung und Struktur legen, dann zeigen Sie das ­Lager oder wie die Dispo die Materialien zusammenstellt.
    Die gelebten Werte müssen in den Bildern sichtbar werden!
  • Sehen Sie das Thema als eine langfristige Investition an. Das ist im Grunde wie mit Azubis, die Früchte kann man erst nach einer gewissen Zeit ernten. Genauso ist es auf den Social-Media-Kanälen, Ausdauer zahlt sich aus.
  • Sie als Inhaber müssen sich um das Thema nicht selbst kümmern! Um die Präsenz auch langfristig beizubehalten und zu erhöhen, empfehlen wir, dafür jemanden für 1 bis 2 Stunden pro Woche abzustellen, der sich aktiv darum kümmert. Von alleine wird nichts passieren. Gerade junge Leute, die eine Ausbildung (im Büro) machen, haben ein Händchen für soziale Medien und wissen, was gut ankommt. Mein Tipp: Lassen Sie Azubis das Thema eigenständig voranbringen und eigene Ideen einbringen.
  • Kontinuität ist der große Treiber in den sozialen Medien. Es empfiehlt sich ganz klar, 2 bis 3 Fotos pro Woche zu veröffentlichen, mehr muss es nicht unbedingt sein.
  • Warum das so wichtig ist? Weil Menschen psychologisch mindestens 7 Berührungspunkte mit etwas Neuem brauchen, um wirkliches Interesse zu bekommen und aktiv zu werden. Daher müssen Interessenten für Ihren Betrieb häufiger den Betrieb sehen, bevor sie aktiv werden und Kontakt aufnehmen.
  • Mit ungefähr 15 bis 20 Fotos/Videos in der Veröffentlichung ist dann eine gute Basis gelegt. Im nächsten Schritt geht es darum, die Sichtbarkeit der eigenen Beiträge spürbar zu erhöhen:
  • Um Sichtbarkeit aufzubauen, muss man auch Geld in die Hand nehmen, ansonsten werden die meisten Beiträge kaum wahrgenommen. Mein Tipp dazu: Die eigene Facebook- und Instagram-Fanpage mit 100 bis 200 Euro im Monat lokal bewerben. Das heißt, maximal in einem Umkreis von 30 km. Wie das geht, beschreiben Social-Media-Anbieter u. a. auch auf ihren Seiten.
  • Achten Sie auf Datenschutz. Dafür muss z. B. jeder Mitarbeiter, von dem Sie Fotos erstellen, eine Datenschutzerklärung unterzeichnen, damit die Bilder ruhigen Gewissens veröffentlicht werden können. Gerade wenn ein Mitarbeiter den Betrieb verlässt, könnte er darauf bestehen, dass alle Bilder mit ihm gelöscht werden müssen. Für die Datenschutzerklärung gibt es zahlreiche kostenlose Vorlagen im Internet, die bloß an den eigenen Betrieb angepasst werden müssen.
  • Bild: Urupong - stock.adobe.com

    Autor

    Dennis Jäger
    ist Chefredakteur der SBZ

    Bild: SBZ

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