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Optimierung im Wohnungsbestand

Nach jeder ­Sanierung ­hydraulisch ­abgleichen

Energetische Modernisierungen erhöhen die Attraktivität von Miet- und Eigentumswohnungen. Für umfassende Maßnahmen können Förderprogramme der KfW-Bankengruppe genutzt werden, beispielsweise das Programm „Energieeffizient Sanieren“. Allen Förderbedingungen der KfW für die energetische Optimierung ist gemeinsam, dass ein hydraulischer Abgleich durchzuführen ist, wenn eine Heizungsanlage erneuert wird oder Änderungen an der Heizungsanlage vorgenommen werden. Gleiches gilt beim Austausch oder beim erstmaligen Einbau von Heizungsumwälzpumpen. Der Nachweis muss zusammen mit dem Nachweis über die programmgemäße Verwendung der Fördermittel vorgelegt werden.

Nach den Merkblättern über die technischen Mindestanforderungen zu den KfW-Förderprogrammen ist ein hydraulischer Abgleich auch dann durchzuführen, wenn beispielsweise durch Dämmmaßnahmen der Heizwärmebedarf eines Gebäudes um mehr als 25 % gesenkt wird – aus einem einfachen Grund: Durch die niedrigere Heizlast muss der Massenstrom durch die Heizflächen verringert werden.

Energieeinsparpotenziale im Bestand sind beträchtlich

Der hydraulische Abgleich stellt sicher, dass jeder Heizkörper oder Flächenheizkreis bei einer festgelegten Vorlauftemperatur genau mit der Wärmemenge versorgt wird, die zum Erreichen der gewünschten Raumtemperaturen benötigt wird. Im Gebäudebestand sind nach aktuellen Erhebungen allerdings rund 85 % der Heizungsanlagen noch nicht hydraulisch abgeglichen. Im Bestand sind also noch große Einsparpotenziale vorhanden.

Für Ein- und Zweifamilienhäuser gilt als Faustwert, dass sich mit einem hydraulischen Abgleich der Heizwärmeverbrauch um 10 bis 15 % senken lässt. Ein mindestens ebenso großes Einsparpotenzial wird größeren Anlagen in Geschosswohnbauten oder Gewerbeobjekten mit weitverzweigten Rohrleitungsnetzen zugeordnet. Recht eindeutig ist hier ein fehlender hydraulischer Abgleich daran zu erkennen, dass weit vom Heizraum entfernte Heizkörper als „nicht ausreichend warm“ und dicht am Heizraum angeordnete Heizkörper oder Fußbodenheizkreise als „zu warm“ oder „schlecht regelbar“ reklamiert werden. Störende Strömungsgeräusche sind ein weiteres Anzeichen. Bei häufigen Beschwerden in dieser Richtung liegt das Einsparpotenzial oft sogar über dem oben an­gegebenen Anhaltswert, da häufig bereits durch „Verbesserungsmaßnahmen“ wie der Anhebung der Vorlauftemperatur und/oder der Pumpenleistung der Energieverbrauch zusätzlich erhöht wurde.

Erfolgreiches Sanierungsprojekt einer Wohnungsbaugesellschaft

Eine gleichmäßige Wärmeverteilung bei gleichzeitig verringertem Energieaufwand war auch das Ziel, das in der Wohnanlage in Jever mit insgesamt 52 Wohneinheiten im Zuge der energetischen Modernisierung erreicht werden sollte. Eigentümer der Wohnanlage ist die Wohnungsbau-Gesellschaft Friesland. Das Unternehmen vermietet in den Städten und Gemeinden des Landkreises Friesland rund 1300 Wohnungen. In dem Modernisierungsobjekt in Jever wurde die Wärmeerzeugung von einer Nahwärmeversorgung mit Niedertemperaturheizkesseln auf jeweils einen Gas-Brennwertheizkessel pro Gebäude umgestellt.

Erforderlich sind voreinstellbare Thermostatventile an den Heizkörpern und der Einsatz drehzahlgeregelter Umwälzpumpen. In größeren Anlagen halten Strangdifferenzdruckregler in den Rückläufen den Druck für einzelne Stränge (Zonen, Bereiche) konstant. Bei Thermostatventilen mit Voreinstellung erfolgt die Volumenstrombegrenzung an jeder Heizfläche, die im Vorlauf angeordneten Strangregulierventile übernehmen den Anschluss der Signalleitung, die Absperrfunk­tion und bei Bedarf die Durchflussmessung. Bei Thermostatventilen ohne Voreinstellmöglichkeit kann das Strangregulierventil zusätzlich den Volumenstrom für den gesamten Strang begrenzen (muss dazu aber anders eingebaut werden). Die so für einen Anlagenabschnitt definierten und konstanten Bedingungen ermöglichen eine hohe Regelgüte.

Bei der energetischen Modernisierung der Mietwohngebäude wurden Strangdifferenzdruckregler zusammen mit Einregulierungsventilen eingesetzt. „Durch ein hydraulisch abgeglichenes Heizungssystem ergeben sich deutliche Vorteile für Wohnungsunternehmen und die Mieter. Der hydraulische Abgleich verbessert den Wärmekomfort erheblich, da alle Wohnungen und Räume gleichmäßig beheizt werden können. Gleichzeitig treten keine störenden Strömungsgeräusche mehr auf, weil die Strangdifferenzdruckregler bei sinkendem Wärmebedarf den Differenzdruck konstant halten“, erläutert Ulf Diekhaus, Vertriebsingenieur bei TA Heimeier, Hersteller von Armaturen und Regelsystemen für den hydraulischen Abgleich.

Brennwertnutzung nur mit hydraulischem Abgleich

Ergebnis: In allen Wohnungen werden die geforderten Raumtemperaturen erreicht, aber eine Überversorgung wird vermieden. Allein durch die Umstellung der Wärmeerzeuger wäre bereits ein hydraulischer Abgleich technisch notwendig geworden, denn damit die neuen Brennwertheizkessel ihren Effizienzvorteil umsetzen können, benötigen sie niedrige Rücklauftemperaturen, was ein hydraulisch abgeglichenes System zwingend erforderlich macht.

Maßnahmen zur Optimierung der Wärmeverteilung können über die verfügbaren KfW-Programme gefördert werden. Die energetische Modernisierung der Wohnanlage in Jever umfasste neben der Nachrüstung von solarthermischen Anlagen im Rahmen der Innovationsförderung des BAFA auch die Dämmung durch Hohlraumverfüllungen. Der durchgeführte hydraulische Abgleich sorgt dafür, dass die Dämmmaßnahmen auch wirken können: Durch das verbessere Regelverhalten kann in den Räumen auf veränderte Wärmeanforderungen und Fremdwärme­gewinne energiesparend reagiert werden.