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Mehr Unabhängigkeit durch Redundanz

Strom- und Ölpreise bestimmen den Bivalenzpunkt

Karl Heinz Pergande, ein in Wrixum auf Föhr lebender Bauunternehmer und Architekt im Ruhestand, plante die Sanierung seiner Heizungsanlage. Die Gesamtfläche seines 1963 errichteten und 1978 um einen Büro-Anbau erweiterten Einfamilienhauses beträgt 260 m2 und die zu beheizende Wohnfläche 220 m2. Ein 2,5 x 7 m großes Schwimmbad im Keller sollte ebenfalls mit Wärme versorgt werden. Das Haus wurde nach der alten Wärmeschutzverordnung errichtet, somit entspricht die Wärmedämmung nicht dem aktuellen Stand.

„Energieeffizienz hat bei mir oberste Priorität. Zudem hat der Ölpreisschock mit dazu beigetragen, eine Heizungssanierung ins Auge zu fassen, obwohl die alte Anlage erst im Jahr 2001 installiert wurde“, berichtet Karl Heinz Pergande. Bereits in den 1970er-Jahren hatte der Hausbesitzer in besonders fortschrittliche Heiztechnik investiert und ­einen Öl-Heizkessel mit einer Luft/Wasser-Wärmepumpe zu einem bivalenten System kombiniert. „Damals hatten wir die erste ­Ölkrise und ich wollte mich aus der hohen Abhängigkeit vom Öl befreien“, so Pergande.

Vor neun Jahren ließ der Wrixumer die alte Ölheizungsanlage modernisieren. Verbaut wurde ein Buderus G 115 Gussheizkessel, der mit einem Gelbbrenner der Firma Electro Oil kombiniert wurde. Aus Gründen des Umweltschutzes wurde die Anlage mit schwefelarmem Heizöl betrieben.

Bei der letzten Überprüfung ermittelte der Schornsteinfeger an der bestehenden Anlage einen Abgasverlust von 7 %, die Abgastemperatur betrug 141 °C. Karl Heinz Pergande: „Das waren eigentlich keine schlechten Werte, aber die Preise für Heizöl werden langfristig weiter anziehen und ich habe daher nach einer besonders effizienten Technik mit Einbindung erneuerbarer Energien gesucht, die mich unabhängiger macht. Ich habe mich umfassend beraten lassen, fand aber zunächst nicht die Lösung, die mich rundum überzeugte.“

Hybrides Heizkonzept überzeugt den Architekten

Fündig wurde der Modernisierer bei einem Besuch der Messe New Energy in Husum. Auf dem Gemeinschaftsstand der Installationsfirma Volquardsen GmbH & Co. KG und der MHG Heiztechnik GmbH ließ sich Karl Heinz Pergande das neue Ecostar Hybrid ­Öl-Brennwert/Wärmepumpen-System erläutern. „Die Technik hat mich begeistert, zumal ich ja schon einmal erfolgreich auf eine bivalente Anlagenkonzeption gesetzt habe. Öl-Brennwert- und Wärmepumpen-Technik auf neuestem Stand in einem kompakten Gerät – das hat mich schnell überzeugt“, ­be­richtet er.

Die Firma Volquardsen mit Sitz in Husum und Pellworm erhielt nach Abgabe eines Angebotes den Auftrag für die Installation der Ecostar Hybrid von MHG. Der Wärmebedarf wurde mit 100 W/m2 angesetzt. Darauf basierend installierte die Firma Volquardsen eine Ecostar Hybrid mit einer Nennwärmeleistung von 22 kW, deren integriertes modulierendes Wärmepumpenmodul über eine maximale Heizleistung von 3,5 bis 10,2 kW verfügt.

Um die Beheizung des Schwimmbades ­sicherzustellen, wurde die Anlage mit zwei Heizkreisen konzipiert. Die Kombination mit einer thermischen Solaranlage war zunächst nicht vorgesehen. Dennoch wurde ein neuer Solarspeicher der Theramat EMS-Baureihe mit einem Speichervolumen von 380 l installiert, um die spätere Nachrüstung einer Solarthermie zu ermöglichen.

Die Regelung der Ecostar Hybrid ist ab Werk entsprechend vorgerüstet. Zur Kaminsanierung und Anpassung auf die besonders niedrigen Abgastemperaturen installierten die Spezialisten der Firma Volquardsen ein Kunststoff-Abgasrohr mit einer Länge von 8,40 m. Die Außeneinheit des Wärmepumpen-Moduls wurde in unmittelbarer Nähe der Vorderfront aufgestellt. Der Erdtank mit 7000 l Inhalt wird unverändert weiter genutzt, obwohl der extrem niedrige Brennstoffverbrauch eine derart umfängliche Bevorratung überflüssig macht.

Hydraulischer Abgleich ist bei der Sanierung obligatorisch

„Die Einbringung des kompakten Gerätes mittels Sackkarre war deutlich einfacher als der Abtransport der alten Anlage“, berichtet Dominik Ewald, der als Heizungsbaumeister bei der Firma Volquardsen beschäftigt ist. Installiert hat er die Anlage zusammen mit seinem Chef Malte Volquardsen. „Wir haben im Haus große Heizkörper und teilweise Fußbodenheizung vorgefunden – gute Voraussetzungen für die Wärmepumpe also. Prinzipiell tauschen wir bei der Sanierung im Rahmen des hydraulischen Abgleichs auch die Heizkörperventile aus, damit sich das Wasser gleichmäßig in den Heizkörpern verteilt“, so Volquardsen.

An der Anlage in Wrixum wurden niedrige Vorlauftemperaturen zwischen 40 und 45 °C realisiert. Sie ist mit einer Hocheffizienz-Pumpe mit integrierter Tag-/Nachtschaltung ausgestattet. Die Anlage wurde auf einen Bivalenzpunkt bei 0 °C ausgelegt: Bis zum Gefrierpunkt übernimmt die Wärmepumpe komplett die Heizung und Warmwasserbereitung, darunter tritt das Öl-Brennwert-Modul in Aktion. Die integrierte Systemregelung sorgt für ein optimales Zusammenspiel aller Anlagenkomponenten. Zudem ist das System redundant, d. h. ein Modul übernimmt bei Bedarf die Arbeit des anderen, was die Betriebssicherheit erhöht.

Die Bilanz

Für den Ausbau der alten Heizungsanlage sowie die Installation und Erst-Inbetriebnahme wurden zweieinhalb Tage benötigt. „Die Energieeinsparung wird beträchtlich sein, lässt sich naturgemäß jedoch nicht exakt in Euro und Cent beziffern“, erläutert Dominik Ewald. Zur erheblichen Absenkung der Betriebskosten trägt in erster Linie die Tatsache bei, dass ein Großteil des Wärmebedarfs durch die Wärmepumpe abgedeckt wird. Das innovative Öl-Brennwert-Modul sorgt für einen besonders niedrigen Heizölverbrauch.

Die niedrigen Vorlauftemperaturen sowie die Hocheffizienzpumpe tragen ebenfalls zur hohen Energieeffizienz der Anlage bei. Und nicht zuletzt kann der Hausbesitzer durch Anpassung des Bivalenzpunktes bei Bedarf flexibel auf die Entwicklung der Strom- und Heizölpreise reagieren.

Das Fazit von Karl Heinz Pergande: „Die weitgehende Unabhängigkeit vom Öl gibt mir ein gutes Gefühl. Jetzt habe ich eine zukunftssichere Anlage, die ich später vielleicht noch um eine thermische Solaranlage erweitern lasse, um den Anteil erneuerbarer Energien weiter zu erhöhen. Auch die Optimierung der Wärmedämmung ist für mich eine Zukunftsoption auf dem Weg zur maximalen Energieeffizienz.“

Projektdaten

Das Öl-Brennwert-/Wärmepumpen-Hybridsystem in Wrixum/Föhr im Überblick:

Wohnfläche 220 m2

Wärmebedarf etwa 100 W/m2

Heizungsanlage Ecostar Hybrid Öl-Brennwert- / Luft/Wasser-Wärmepumpen-System mit 22,0 kW Nennwärmeleistung (Öl-Brennwert-Modul) sowie 3,5 bis 10,2 kW Heizleistung (Wärmepumpenmodul)

Normnutzungsgrad des Öl-Brennwert-Moduls bis 104 %

COP der Wärmepumpe 4,4 (A7/W35)

Warmwasserversorgung Theramat EMS Solarspeicher 380 l

Bauherr: Karl Heinz Pergande, Wrixum/Föhr

Ausführender Betrieb

Planender und installierender Fachhandwerksbetrieb war die Volquardsen GmbH & Co. KG Gebäude- und Energietechnik, 25813 Husum, Telefon (0 48 41) 64 03 00, info@volquardsen.net, http://www.volquardsen.net

Produktsteckbrief

Ecostar Hybrid

Das im letzten Jahr auf den Markt gekommene hybride Heizsystem von MHG Heiztechnik ist die Kombination einer Luft/Wasser-Wärmepumpe (3,1 bis 10,5 kW modulierend), eines Öl-Brennwertkessels (15, 18 oder 22 kW) und einer integrierten Systemregelung. Die Kombination mit einer thermischen Solaranlage soll jederzeit möglich sein. Der Hersteller hat das System für die Sanierung bestehender Ölheizungen in Ein- und Zweifamilienhäusern konzipiert. Es bietet eine hohe Betriebssicherheit durch Redundanz.

Die Systemregelung ermöglicht eine flexible Reaktion auf Heizöl- und Strompreise – beispielsweise kann der Bivalenzpunkt bei preiswertem Strom so abgesenkt werden, dass das Wärmepumpen-Modul einen größeren Anteil an der Heizarbeit übernimmt.

Die Geräte sind vormontiert, lediglich zwei Kälteleitungen müssen zur Außeneinheit geführt werden. Eine hydraulische Entkopplung der beiden Wärmeerzeuger erfolgt durch eine integrierte Wasserweiche, sodass keine Veränderung der bestehenden Anlagenhydraulik erforderlich ist.

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