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Scheitholz und Pellets im Kombi

Aus dem Jahr 1876 datiert die ehemalige Schreinerwerkstatt der Firma Unnerstall, in der bis Dezember 2009 noch ein Großteil der Produktion untergebracht war. Die Traditionsfirma, ursprünglich aus einer Zimmerei und Bautischlerei bestehend, fertigt Treppen sowie Produkte für den Innenausbau. Durch die Zusammenarbeit mit der europaweit tätigen Treppenmeister-Kooperation erfuhr das Geschäft eine erhebliche Erweiterung: Im Jahr 2007 verfügte die Tischlerei über eine Betriebsfläche von über 1600 m2. Der Einbruch erfolgte jedoch am 1. Dezember 2009, als ein Großteil der Produktionsstätte durch einen Brand vernichtet wurde. Dem Feuer fiel partiell auch der Gebäudebestand aus historischem Fachwerk zum Opfer. In der Folge stand nach dem Neubau der Firmengebäude an anderer Stelle die Brandruine für mehrere Monate leer.

Ein neuer Abschnitt begann für die ehemaligen Werkstattgebäude mit dem Erwerb durch den mittlerweile verstorbenen Unternehmer Waldemar Rokossa (Camina und Schmid Feuerungstechnik). Sein Ziel war die Erhaltung des Fachwerkhauses im Niedersachsenstil sowie sein Um- und Erweiterungsbau zu einer Anlage für generationenübergreifendes Wohnen mit hochwertigen Wohneinheiten. Es entstanden neun barrierefreie Wohneinheiten mit einer hochwertigen Ausstattung. So sorgen zum Beispiel Einzelraumfeuerstätten von Camina in einem Teil der Wohnungen für ein besonderes Ambiente. Für die Bewohner stehen Physiotherapie und Wellnessangebote zur Verfügung, ein Fitnessraum sowie Hallenbad werden in Zukunft die hochwertige Ausstattung noch ergänzen. Optional können die Bewohner Pflegeleistungen in Anspruch nehmen. Damit bietet die Anlage hohen Wohnkomfort, kombiniert mit teilweise historischem Ambiente und moderner Haustechnik.

Heizzentrale ausschließlich für Festbrennstoffe

Bei der Wahl des Heizkonzeptes kam es besonders auf den Einsatz nachhaltiger Zukunftstechnologien an. Mit Windhager fand sich ein Partner, der auch im benachbarten Bissendorf eine Niederlassung betreibt und sämtliche Komponenten rund um die Wärmeerzeugung aus einer Hand liefern konnte. Die Wahl fiel auf eine Kaskadenlösung, bestehend aus drei Pelletskesseln Biowin XL mit je 60 kW zur Bereitstellung des schwankenden Wärme- und Warmwasserbedarfs sowie einen Scheitholzkessel in der Ausführung Logwin als Zusatzkessel. Die Warmwasserbereitstellung übernimmt ein 7000 l fassender Pufferspeicher, der von Windhager als Sonderanfertigung geliefert wurde. So können auch das Schwimmbad sowie Erweiterungsmöglichkeiten nach der Fertigstellung ausreichend mit Warmwasser versorgt werden. Für die Trinkwasserversorgung wurde zudem eine Frischwasserstation vom Typ Friwin FWS-Perfekt-Z installiert.

Ein wichtiges Entscheidungskriterium für die Kaskadenlösung war der schwankende Warmwasserbedarf. Am frühen Morgen sowie ab den Nachmittagsstunden steigt der Wärmebedarf an, während er tagsüber eher niedriger ist. Ähnlich verhält es sich im nächtlichen Betrieb. In diesem Zusammenhang reduziert die Kaskadenlösung nicht nur den Verbrauch, sondern auch die Anzahl der Brennerstarts. Zudem reicht während der Sommermonate in der Regel der Betrieb eines einzelnen Kessels zur Warmwasserbereitung aus. Ein weiterer Vorteil der Kaskadenlösung liegt in der hohen Betriebssicherheit. Sollte ein Kessel ausfallen, lässt sich die Wärmeversorgung trotzdem aufrechterhalten. So ist auch im Falle von Wartungs- und Reparaturarbeiten der fortlaufende Heizungsbetrieb garantiert. Zudem sollen auch das Schwimmbad sowie ein möglicher Erweiterungsbau mit Wärme versorgt werden können. Falls gewünscht, kann der Führungskessel jeweils festgelegt werden. Die Folge-Wärmeerzeuger werden nach einer definierten Reihenfolge zu- und abgeschaltet.

Maßnahmen zur Erhöhung der Betriebssicherheit

Die Pelletkessel haben Brennereinheiten aus Edelstahl. Zur Sicherheit tragen auch ein doppelt ausgeführtes, verschleißfreies Zünd-element und die Verbrennungsregelung durch eine Thermosonde bei. Aufgrund der Abwurffeuerung können die Pellets besonders exakt dosiert werden, sodass ein dauerhaft sparsamer sowie emissionsarmer Betrieb gewährleistet sei. Der Kessel erfülle alle gängigen Förderrichtlinien bzw. die Kriterien zur Erlangung der Umweltzeichen (Blauer Engel, Österreichisches Umweltzeichen UZ 37).

Hohen Bedienkomfort ermöglicht eine neue Brennertopf-Entaschung. Der patentierte, gegenläufige Schieberost befördert auch gröbere Reste in den Aschebehälter. Dieser Vorgang wird ebenso wie die Heizflächenreinigung von nur einem Motor betrieben. Das Volumen des Aschebehälters reicht für die Verbrennung von rund 8 t Qualitätspellets aus. Diese Features werden ergänzt durch ein patentiertes, pneumatisches Zuführsystem. Bis zu acht Entnahmesonden lassen sich anschließen.

Sichere Pelletversorgung mit pneumatischer Förderung

Zur Bevorratung der Pellets wurde ein Lager mit einer Kapazität von 25 t erstellt. Das entspricht einem Volumen von etwa 33 m3. Den Transport des Brennstoffs zum Wärmeerzeuger übernehmen Vakuum-Saugsysteme. Es wurden je zwei Acht-Sonden-Systeme sowie eine Variante mit drei Sonden installiert. Die Ansaugsonden des patentierten Systems sind gleichmäßig auf dem Boden des Pelletslagers verteilt. Daraus entstehen eine Reihe von Vorzügen: Der Raum kann auf voller Fläche genutzt werden und der Einzug von Schrägwänden ist nicht mehr nötig. So ergibt sich bis zu einem Drittel mehr Pelletslagervolumen im Vergleich zu herkömmlichen Bauweisen. Zudem ist die Position des Lagerraums unabhängig vom Standort des Wärmeerzeugers. Für die gleichmäßige Entleerung des Brennstoffvorrats sorgt eine integrierte Umschalteinheit, die die einzelnen Sonden abwechselnd in Betrieb setzt. Auch die Leitungen lassen sich durch Umkehrung der Strömungsrichtung bei Bedarf spülen. Besonders einfach wird die Handhabung des Pelletsansaugsystems durch den wartungsfreien Betrieb. Er resultiert aus dem Verzicht auf elektrische sowie bewegliche Bauteile in der Nähe der gelagerten Holzpellets.

Scheitholzkessel sichert die Warmwasserversorgung

Neben der Kaskadenlösung aus Pelletgeräten legte der Bauherr Wert auf die zusätzliche Installation eines Scheitholzkessels. Der hier installierte Logwin wird nicht kontinuierlich betrieben, sondern soll vor allem im Winter die Warmwassererzeugung unterstützen. Die so erzeugte Wärme kommt komplett der Beladung des Pufferspeichers zugute. Der Kessel habe aufgrund seiner patentierten Brennkammer und der Regelung Lambdatherm eine hohe Effizienz. Der 226 l große Füllraum nimmt Halbmeter-Scheite auf. Einen weiteren Punkt in Sachen Komfort biete der Kessel durch seine automatische Zündung. Zur Zündung werden die Anzündtür, Fülltür sowie Anheiztür geschlossen und die Zündtaste betätigt. Als Zündungszeiten stehen die sofortige Zündung sowie eine Variante mit Sperrzeit, bei der eine Uhrzeit vorgegeben werden kann, zur Verfügung.

Abgasseitig wurde die Kaskade an eine doppelwandige Edelstahlabgasleitung mit 300 mm Durchmesser angeschlossen. Den Abgastransport vom Scheitholzkessel übernimmt eine separat installierte, ebenfalls doppelwandige Abgasleitung aus Edelstahl mit 180 mm Durchmesser. Die Wärmeverteilung innerhalb des Gebäudes erfolgt über einen Heizkreisverteiler mit drei Heizkreisen. Zwei Heizkreise versorgen die Flächenheizung, der dritte bedient das Schwimmbad und den Wellnessbereich.

Das Objekt in Wellingholzhausen zeigt, dass es durchaus möglich ist, auch größere Objekte mit umweltfreundlichen Brennstoffen aus Biomasse zu beheizen. Die weit fortgeschrittene Technik der Pelletskessel sorgt auch in großen Leistungsbereichen für eine hohe Betriebssicherheit, wie sie auch Öl- oder Gaszentralheizungen bieten.

Bautafel

  • <b>Objekt: </b>Wohnanlage für barrierefreies, generationenübergreifendes Wohnen, 49326 Wellingholzhausen
  • <b>Bauleitung: </b>Norbert Janssen, Technologiezentrum Bissendorf, 49143 Bissendorf, <a href="http://www.tc-bissendorf.de" target="_blank">www.tc-bissendorf.de</a>
  • <b>Ausführung SHK:</b> Käller GmbH, 49326 Melle, <a href="http://www.k%C3%A4ller.de" target="_blank">www.käller.de</a>
  • <b>TGA Fachplaner:</b> KSH Ingenieurbüro GmbH, Andre Göding, 49324 Melle, <a href="http://www.ksh-melle.de" target="_blank">www.ksh-melle.de</a>
  • <b>Heizzentrale von Windhager:</b> &ndash; 3 x BioWIN XL &agrave; 60 kW,&ndash; 1 x Logwin mit 50 kW, &ndash; Pufferspeicher 7000 l, &ndash; Frischwasserstation Friwin FWS-Perfekt-Z, &ndash; vollautomatische Umschalteinheiten für den Pellettransport.