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Europas Vorteile aktiv nutzen

Europa könnte so schön sein, wenn nicht die Bürokratie und vorhandene Sprachbarrieren das Leben in vielen Bereichen schwierig machen. Was die Zukunft in Sachen europäische Einmischung in das deutsche Handwerk, unser hervorragendes Ausbildungssystem und in Bezug auf den Meisterbrief bringt, wissen wir heute noch nicht. In Zeiten von hoher Arbeitslosigkeit in vielen anderen europäischen Ländern besteht jedoch durch Europa eine hervorragende Chance qualifizierte Mitarbeiter für das deutsche Handwerk zu gewinnen. Dass das nicht leicht ist, wissen wir. Dass es funktionieren kann, haben im vergangenen Jahr mehr als 100 qualifizierte SHK-, Kälte & Klima- sowie Elektro-Facharbeiter aus Spanien gezeigt, die von München bis Hamburg Personalengpässe von kleinen und mittelständischen Handwerksbetrieben gedeckt haben. Stephan Behringer, Geschäftsführender Gesellschafter der Personalberatung POD hat aus Erfahrungen in der Rekrutierung junger spanischer Fachkräfte für einen SHK-Betrieb sowie das Wissen um die Herausforderungen in der Branche und seine Leidenschaft für Spanien vor zwei Jahren die Firma POD (people of diversity) gegründet.

Qualifiziertes Fachpersonal als Garant fürs Überleben

Woher bekommen Handwerksunternehmen zeitnah qualifiziertes, motiviertes und entwicklungsfähiges Fachpersonal, ist eine Frage, die vielen Betrieben heute das Leben schwer macht. Die gute Auftragslage ist vielleicht eine Ursache für den Personalmangel. Die Auswirkungen des demographischen Wandels und die Auswirkungen der, von der Politik gewünschten, Akademikergesellschaft sind eine weitere. So sinkt die Anzahl der Bewerbungen für eine Ausbildung im Handwerk seit Jahren stetig (SBZ 19/2013). Das Handwerk hat noch immer goldenen Boden, doch eine Betätigung im Handwerk genießt in der Gesellschaft nicht mehr das beste Ansehen. Die Anzahl der Erwerbstätigen in Deutschland reduziert sich bis 2025 um 3 Millionen und bis 2050 um 10 Millionen (Prognose des statistischen Bundesamts). Der Rückgang wird vor allem das Handwerk treffen, verstärkt durch die Auswirkungen der kürzlich verabschiedeten „Rente mit 63“. Die Industrie verlegt ihre Produktionsstätten in Länder mit ausreichenden Human Resources. Die Menschen in Deutschland werden den Mangel an guten Handwerkern erst merken, wenn Dienste und Leistungen in Haus, Wohnung und Unternehmen nicht mehr gewährleistet oder bezahlbar sind.

Tatkräftige Unterstützung aus Valencia für die Gross GmbH

Die Gross Energietechnik GmbH aus Muggensturm in Baden-Württemberg will auch in diesem schwierigen Umfeld wachsen. Trotz vieler Anzeigen in Fachpresse und Tageszeitungen konnten die beiden Geschäftsführer Walter Fahner und Erik Klingbeil in Deutschland keine neuen Mitarbeiter finden. Gelöst wurde die Personalaufgabe am Ende durch drei qualifizierte Facharbeiter aus Spanien. Bei der Auswahl, der Sprachausbildung, der fachlichen Vorbereitung und allen Formalien vertraute man auf Stephan Behringer als Spezialisten. Er machte sich ein Bild vom Betrieb und den Erwartungen, die an die neuen Mitarbeiter gestellt wurden. Innerhalb von knapp zwei Monaten nach der ersten Kontaktaufnahme konnten so drei Neue aus Spanien das mittelständischen Unternehmen verstärken. Diesen hat die Firma Gross gleich eine Wohnung besorgt, die ein anderer Kunde kurz vor dem Einzug noch renoviert hat. Nach den erforderlichen Behördengängen und einem Rundgang durch ihre neue Heimatstadt Rastatt, machten sich die Mitarbeiter mit den im Betrieb verwendeten Materialien und Werkzeugen vertraut. Schon am zweiten Tag ging es mit dem Team auf die Baustelle.

Natürlich läuft nicht immer alles rund. Auch wer deutsches Personal anstellt, weiß dass es nicht immer passt. Manchmal sind es fachliche Themen, manchmal menschliche und manchmal passieren ganz unvorhergesehene Dinge. Gute Personaldienstleister sind darauf vorbereitet. Als nach wenigen Wochen die Zusammenarbeit mit einem der neuen Mitarbeiter gegenseitig aufgelöst wurde, sorgte Stephan Behringer sofort und ohne weitere Kosten für Ersatz. Der spanische Kollege blieb aber sogar in Deutschland bei einem anderen Arbeitgeber. Zweifel bei den langjährigen Mitarbeitern waren hier schnell aus der Welt geschafft. Die Spanier sind in Rastatt schon voll in die Freundeskreise integriert. Durch eine Ähnlichkeit mit dem Bayern-Trainer Pep Guardiola wird einer zudem von allen nur noch Pep genannt. Durch die Arbeit auf der Baustelle und den intensiven Kontakten in der Freizeit, wie Fußballspielen und gemeinsames Lauftraining, hat sich auch das Sprachverständnis sehr gut entwickelt. Zu Beginn haben die drei Spanier noch zusätzlich an einem Deutschkurs teilgenommen, der auch vom Staat gefördert wurde. Heute heißt es „Learning by doing“.

Gesucht und gefunden

Gute Mitarbeiter finden ist nicht nur in Baden-Württemberg schwer, sondern auch im Rhein-Main-Gebiet, weiß Klaus Stirmlinger der Geschäftsführer der Kappert Technische Hausverwaltung GmbH aus Trebur zu berichten. Am Ende haben auch sie ihre Suchzone bis nach Spanien ausgedehnt. In einem der beliebtesten deutschen Urlaubsländer herrscht gerade eine hohe Arbeitslosigkeit. Die Bereitschaft und Motivation, der Trostlosigkeit zu entfliehen, ist enorm. Ein Kontakt mit Stephan Behringer durch das gemeinsame Unternehmernetzwerk Business Network International war schnell hergestellt. Ein passender Kandidat mit mehreren Ausbildungen im Bereich Elektro sowie knapp 20 Jahren Berufserfahrung im Bereich SHK, ist ein Traum für eine Hausverwaltung. Wenn in der Industrie Spezialisten gegen Bezahlung die Eingliederung übernehmen, dann ist der Empfang im deutschen Handwerk mit einem ausgiebigen Sonntagsfrühstück beim Arbeitgeber deutlich herzlicher. Gemeinsam mit dem Personalspezialisten Stephan Behringer agieren die Unternehmer aus dem Handwerk ähnlich gut, wie Industrieunternehmen in der Mitarbeiterbetreuung. Die Unterkunft des neuen Kollegen war organisiert, die wichtigen Behördengänge wurden in Begleitung schnell erledigt. Bereut haben Unternehmer und Arbeitnehmer die Entscheidung nicht.

Die größte Herausforderung für Unternehmer Stirmlinger waren die Sprachgrenzen. In einer Technischen Hausverwaltung sind nicht nur fachliche Qualifikationen gefragt, sondern auch die Fähigkeit des Austausches mit Kunden und anderen Menschen, die von der Dienstleistung betroffen sind. Auch wenn die Sprache immer noch eine kleine Barriere für den spanischen Facharbeiter darstellt, hat sich der Spezialist gut in das Team integriert und seine Arbeitsleistung ist hervorragend. Er ist sehr motiviert, seine Kenntnisse unter Beweis zu stellen. Berufsbegleitend besucht er einen intensiven Sprachkurs, um sich weitere notwendige Deutschkenntnisse anzueignen und um sein Wissen auch zu zeigen.

Geschäftsführer Klaus Stirmlinger ist froh, einem Familienvater eine neue berufliche Chance zu ermöglichen, die Weiterbeschäftigung im Unternehmen nach Ende des zunächst geschlossenen Einjahresvertrages ist geplant. Auch bei der Familienzusammenführung in Deutschland wird das Unternehmen seinem neuen Mitarbeiter unterstützend zur Seite stehen.

Filigraner Techniker auf der Baustelle wie auch auf dem Platz

Im schwäbischen gab es schon immer wenig Müßiggänger. Kein Wunder, dass auch hier die Suche nach ausreichend qualifiziertem und motiviertem Personal im SHK-Bereich immer schwieriger wird. Der Fachkräftemarkt in dieser Gegend ist einfach leergefegt. Über POD hat sich auch die Röttinger Haustechnik auf der Ostalb seit Juni 2014 um einen motivierten, qualifizierten und freundlichen Facharbeiter aus Spanien verstärkt. Lange Arbeitslosigkeit in seinem Heimatland bestärkte den Familienvater von zwei Kindern nach Deutschland zu emigrieren. Noch in Spanien bekam er drei Monate Deutschunterricht sowie Fachunterricht im Handwerksbereich von einem deutschen SHK-Installateur. Für die Personalspezialisten aus Würzburg ist klar, dass nur wirklich gut ausgebildete und vorbereitete Fachkräfte eine Chance bei den anspruchsvollen deutschen Fachbetrieben haben.

Trotz der Kosten waren die Schwaben vom Angebot überzeugt. Der Innungsfachbetrieb arbeitet derzeit mit sieben Mitarbeitern im Privat-und Gewerbebereich im Ostalbkreis. Komplettbadsanierungen, Heizungserneuerungen, Kundendienst sowie Blech- und Abdichtungsarbeiten in der schwäbischen Alb sind jetzt der neue Einsatzbereich des Spaniers. Bereits das Kennenlernen am Flughafen wurde von beiden Seiten als angenehm empfunden und auch die gemeinsamen Behördengänge wurden problemlos gemeistert. Des Weiteren stellte sich der spanische Mitarbeiter als technisch sehr versierter Fußballer heraus, sodass er auch über den Sport sofort Anschluss fand. Trotz der guten Integration im Team und des herzlichen Umgangs bleibt die Herausforderung mit den Sprachkenntnissen, welche durch einen Kurs vor Ort gelöst werden soll. „Im Nachhinein sind wir mit unserer Entscheidung für Fachkräfte aus Spanien zufrieden was die Abwicklung sowie deren Loyalität und Arbeitsmoral betrifft. Monteur Martinez Gomez, genannt Paco ist sehr kooperativ, fleißig, höflich und auch sehr pflichtbewusst. Er hat sich sehr gut integriert und wer weiß, vielleicht kommt seine Familie im neuen Jahr auch nach Deutschland“, so Geschäftsinhaber Sven Geier. Ein Beispiel, das Mut macht, engagierte Fachkräfte aus wirtschaftlich gebeutelten Ländern mit hoher Arbeitslosigkeit nach Deutschland zu holen und ihnen eine gute Perspektive zu bieten, um einen engagierten Mitarbeiter zu gewinnen und gleichzeitig dem personellen Engpass entgegenzuwirken.

POD rekrutiert und organisiert für das Fachhandwerk

POD unterstützt seit Oktober 2012 deutsche Handwerksbetriebe in den Gewerken Sanitär & Heizung, Kälte & Klima sowie Elektro bei der Suche, Rekrutierung, Schulung und Integration von EU-Fachkräften, momentan ausschließlich aus Spanien. Hierbei werden Ausbildung, Berufserfahrung, das Auftreten sowie die Motivation jedes einzelnen Kandidaten vor Ort vom spanisch sprechenden Geschäftsführer Stephan Behringer in Einzelgesprächen überprüft. Die Kandidaten findet POD durch Ausschreibungen in Onlineportalen, über das Portal der Arbeitsämter „EURES“, über Kooperationspartner vor Ort, Auftritte in spanischen TV-Sendungen und Presseberichten sowie über Mund-zu-Mund Propaganda von bereits erfolgreich vermittelten Kandidaten.

Für die wenigen ausgewählten Kandidaten beginnt kurz darauf eine sehr intensive Vorbereitung auf die Arbeit und das Leben in Deutschland, bestehend aus einem praxisbezogenen Intensivdeutschkurs mit erfahrenen deutschen Lehrerinnen sowie aus einer Fachschulung in Theorie und Praxis mit deutschen Fachhandwerkern noch vor Ort in Spanien. Hiermit werden die spanischen Fachkräfte mit dem Fachvokabular der jeweiligen Branche vertraut gemacht und lernen die wichtigsten Unterschiede bezogen auf Materialien, Werkzeuge und Arbeitstechniken. Beispiele hierfür sind z. B. das Pressen von Rohren wie z. B. auch Kupfer, welches in Spanien noch gelötet wird, Rohrvarianten wie SML und HT Rohr, aber auch Themen wie die ausreichende Isolierung von Rohren.

Für die Mitarbeiter suchenden Unternehmen organisiert die POD den Transfer nach Deutschland. Zu den Leistungen gehört eine deutsch-spanische Vertragsvorlage für den Arbeitsvertrag, der zwischen Spanier und Betrieb geschlossen wird und eine Vorbereitung des Betriebs auf alle relevanten Handlungsschritte von der Einreise, Anmeldung, Verträgen, Bankkonten und was sonst noch für Betrieb und Mitarbeiter relevant ist. Ein ausführlicher Integrationsleitfaden bereitet Unternehmen und Arbeitnehmer auf die Zusammenarbeit vor. Da es sich um EU-Bürger handelt, sind keinerlei Genehmigungen nötig. Nach der eigentlichen Vermittlung steht POD sowohl dem Betrieb wie auch dem spanischen Facharbeiter bei Bedarf mit Rat und Unterstützung zur Seite.

Die Kosten

Im Beratungshonorar enthalten sind die Kosten für Sprachkurse und die Fachschulungen. Fällig werden eine Anzahlung von 1750 Euro und eine weitere Rate in Höhe von 1750 Euro nach den ersten drei Monaten. Bis dahin kann der Betrieb sich auch für einen Ersatzkandidaten entscheiden, falls der Kandidat nicht zum Betrieb passen sollte. Selbst wenn der Kandidat in den ersten sechs Monaten die Firma verlassen sollte, sorgt POD kostenlos für Ersatz. Wird aus der Vermittlung eine langfristige Zusammenarbeit zwischen dem Betrieb und dem spanischen Facharbeiter, so bekommt POD einmalig bei einer Verlängerung des Arbeitsvertrags über das 1. Jahr hinaus eine sog. Nachhaltigkeitsprämie in Höhe von 990 Euro. In diesem Fall bewegen sich die Gesamtkosten innerhalb der in der Personalberatung üblichen drei Monatsbruttogehälter und stellen ebenfalls eine gängige Alternative zu Stellenanzeigen dar, welche ebenfalls diese Größenordnung erreichen.

Fazit: Wenn man es richtig anfasst, bietet Europa nicht nur Verdruss mit Bürokratie und Sprache, sondern auch Chancen, die Möglichkeiten eines europäischen Marktes nicht nur für den Urlaub zu nutzen.

Info

Aus dem Integrationsleitfaden für EU-Fachkräfte

  • Möblierte Unterkunft wie kleine Wohnung oder Zimmer mit Bett, Schrank, Kochmöglichkeit, möglichst günstige Mietkosten für Mitarbeiter – Name sofort auf Briefkasten!
  • Kontaktaufnahme gesetzliche Krankenversicherung vorab, um Prozess zu beschleunigen. KKV beantragt Rentenversicherungsnummer, kommt per Post
  • Idealerweise gleich am ersten Tag Anmeldung auf Einwohnermeldeamt, welcher nach Anmeldung sofort die Meldebescheinigung aushändigt, Steuer-ID kommt per Post
  • Mit Meldebescheinigung Eröffnung eines deutschen Bankkontos für Gehaltszahlungen
  • Kauf einer deutschen Prepaid Handy-SIM-Karte für Erreichbarkeit und Hilfe bei Internetzugang in der Wohnung
  • Suchen eines Deutschkurses für abends und/oder samstags
  • Vorstellen bei Vereinen, Landsleuten, Sprachtandems etc.

Referenzbetriebe

Erik Klingbeil, Geschäftsführer Firma Gross Energietechnik GmbH, Vogesenstraße 59, 76461 Muggensturm, Telefon (0 72 22) 90 68-0, Mail: eklingbeil@gross-muggensturm.de, http://www.gross-muggensturm.de

Klaus Stirmlinger, Geschäftsführer Firma Kappert Technische Hausverwaltung GmbH, Untergasse 74, 65468 Trebur-Geinsheim, Telefon (0 61 47) 50 17-0, stirmlinger.klaus@kappert-th.de, https://www.kappert-th.de/

Sven Geiger, Inhaber Röttinger – Meister der Elemente, Ziegelgasse 3, 73488 Ellenberg, Telefon (0 79 62) 22 63, info@roettinger-mde.de, http://www.roettinger-mde.de

Stephan Behringer, POD Personalberatung GmbH, Rosengasse 10, 97070 Würzburg, Tel. (09 31) 46 77 02 88, stephan.behringer@pod-personalberatung.de, https://bhr-consult.com/