SBZ / Manager Magazin
Hinter dem Hype bei Enpal sollen Überstunden, Sicherheitsverstöße und illegale Vertragsklauseln stehen. Profit auf Kosten von Arbeitern und Sicherheitsvorschriften: Das könnte laut Beitrag im Manager-Magazin vom November 2025 das Image des Start-ups trüben. SBZ Chefredakteur Dennis Jäger fasst zusammen. Dazu gibt es auch eine Enpal-Stellungnahme.
Mario Kohle inszeniere sich als Klimaheld, doch interne Dokumente und Berichte ehemaliger Mitarbeiter legen nahe, dass bei Enpal Überstunden systematisch verschleiert, Sicherheitsvorschriften missachtet und ausländische Elektriker mit illegalen Vertragsklauseln unter Druck gesetzt worden seien. Während das Start-up nach außen die Energiewende vorantreibe, könnten Praktiken hinter den Kulissen das grüne Image gefährden, so schreibt das Manager Magazin in der aktuellen Ausgabe (November 2025). Enpal hat wegen des Beitrags rechtliche Schritte gegen das Magazin eingeleitet. Um welche Vorwürfe es sich handelt, hat Dennis Jäger zusammengefasst. Verlinkt ist auch eine ausführliche Stellungnahme von Enpal zu jedem Kritikpunkt,
Das ist die Zusammenfassung:
Der Artikel des Manager Magazins (November 2025) behandelt kritisch das Berliner Solar-Start-up Enpal und dessen Gründer Mario Kohle. Kohle wird demnach als Unternehmer porträtiert, der sich selbst als „Kapitalist mit Herz“ inszeniere und die Mission verfolge, grünen Strom profitabel zu machen. Er habe die Gründung seines Start-ups als Möglichkeit dargestellt, „Geld zu verdienen und zugleich etwas für die Zukunft zu tun“. Er werde in diesem Kontext als charismatischer Gründer präsentiert, der einen sogenannten „Greta-Thunberg-Moment“ erlebt haben soll, als ihm die Dringlichkeit des Klimawandels bewusst wurde.
Von „massiver Ausbeutung“ ist die Rede
Gleichzeitig würden laut Recherchen des Manager Magazins hinter dieser Fassade problematische Praktiken sichtbar. Enpal vertreibe Solaranlagen, Speicher und Wärmepumpen über ein Rundum-sorglos-Paket, das von firmeneigenen Handwerkern installiert werde. Die Wachstumsziele des Unternehmens und der Druck, Verluste zu minimieren, hätten möglicherweise dazu geführt, dass das Start-up „den Kompass verloren“ habe. Beteiligte und Insiderberichte würden von „massiver Ausbeutung“ berichten, insbesondere von Druck auf Mitarbeiter aus Südamerika und Osteuropa. Arbeitszeiten seien demnach häufig intransparent und Überstunden eher gewollt als geduldet. Der Beitrag zitiert Arbeitsrechtler, die von „moderner Sklaverei“ sprechen.
Personal soll „Knebelverträge“ erhalten haben
Insbesondere bei den in Südamerika rekrutierten Elektrikern sollen Arbeitsverträge Pauschalen für Überstunden enthalten haben, die de facto zu einer unbezahlten Mehrarbeit von bis zu 20 % geführt hätten. Auch Wohnbedingungen für ausländische Mitarbeiter seien häufig unzureichend gewesen. Laut Berichten von ehemaligen Führungskräften und internen Dokumenten habe Enpal Arbeitszeiten manipuliert, um Überstunden zu verschleiern, wie das Manager Magazin schreibt. Darüber hinaus seien Rückzahlungsklauseln und Wettbewerbsverbote in den Verträgen enthalten gewesen, die nach Einschätzung von Arbeitsrechtsexperten unzulässig gewesen wären und eine erhebliche Drucksituation für die Beschäftigten erzeugt hätten. Enpal habe diese Vorwürfe zurückgewiesen und erklärt, dass Arbeitsverträge den deutschen Gesetzen entsprächen.
Sicherheit kontra Gewinnmaximierung
Der Artikel legt nahe, dass die Unternehmensführung insbesondere auf die Gewinnmaximierung auf Kosten der Sicherheit und Rechte der Mitarbeiter fokussiert gewesen sein könnte. Interne Chats und Dokumente sollen zeigen, dass Monteure unter hohem Zeitdruck arbeiteten, Sicherheitsvorschriften oft nur formal eingehalten wurden und systematisch Risiken in Kauf genommen wurden. Aber: Externe Beobachter würden die Situation als strukturelles Problem der Branche charakterisieren, bei dem Profitinteressen über Arbeitsschutz gestellt würden. Zwischen 2022 und 2024 habe es in der Branche ganz allgemein bei der Montage von Solaranlagen 531 Unfälle mit mindestens dreitägiger Arbeitsunfähigkeit gegeben, darunter zwei tödliche Absturzunfälle.
Auch im Vertrieb sei der Druck hoch gewesen; das Manager Magazin erwähnt Enpal-Mitarbeiter, die von extremer Belastung und falschen Angaben gegenüber Kunden berichten, teils aus Unkenntnis oder um Verkaufsziele zu erreichen. Kundenbewertungen auf Plattformen wie Trustpilot würden auf häufig unzufriedene Kundschaft hinweisen, unter anderem wegen niedriger Erträge der Anlagen oder fehlerhafter Montage. Anwälte hätten begonnen, Enpal-Verträge auf mögliche Verstöße gegen Verbraucherschutzvorschriften zu prüfen.
Als Unternehmen unprofitabel
Finanziell sei Enpal dem Artikel zufolge weiterhin unprofitabel. Ein Gewinn sei nur 2022 erzielt worden, 2023 und 2024 habe das Unternehmen Verluste geschrieben, die im letzten Jahr bei rund 50 Mio. Euro auf EBITDA-Basis gelegen haben sollen. Daraus könne abgeleitet werden, dass der immense Druck auf Mitarbeiter und Subunternehmer womöglich auf die Sicherstellung des Wachstums und die Vermeidung weiterer Verluste zurückzuführen sei.
Zusammenfassend stelle der Artikel Enpal als Beispiel eines Start-ups dar, das unter dem Deckmantel ökologischer Verantwortung strukturelle und ethische Probleme aufweise, insbesondere in den Bereichen Arbeitsrecht, Arbeitsschutz und Kundenzufriedenheit. Kohle und die Unternehmensführung würden nach außen eine progressive, grüne Mission propagieren, während interne Berichte auf systematische Missstände und eine Kultur des hohen Drucks hinweisen könnten. (alles ausführlich im diesem Beitrag im Manager Magazin, November 2025).
Ausführliche Stellungnahme von Enpal zu den Vorwürfen
Enpal hat auf die Vorwürfe reagiert. In einer Stellungnahme heißt es: „Am 23. Oktober 2025 veröffentlichte das “Manager Magazin” einen Artikel über unser Unternehmen. Wir nehmen diese Berichterstattung sehr ernst. Zahlreiche der darin enthaltenen Darstellungen sind allerdings sachlich falsch oder stark verzerrt. Deshalb möchten wir die wesentlichen Punkte richtigstellen. Enpal steht für die Energiewende – und für faire, sichere Arbeitsbedingungen. Wir haben im Vorfeld das “Manager Magazin” mehrfach um Detailinformationen gebeten, um die Vielzahl der über 80 gestellten Fragen überhaupt konkret und faktenbasiert prüfen zu können. Wir bedauern, dass unsere Hinweise im Vorfeld der Veröffentlichung nicht berücksichtigt wurden und viele Darstellungen den tatsächlichen Sachverhalt verzerren.
Die gesamte Stellungnahme und die Entgegnung auf einzelne Vorwürfe ist hier zu lesen. Die SBZ bleibt am Thema dran und aktualisiert fortwährend, wenn sich Neuigkeiten ergeben, Vorwürfe erhärten oder verblassen. ■