Glückliche Gesichter, wenn die Firmenübergabe gelingt: Das Miteinander im Team des SHK-Betriebs Enno Makoschey GmbH in Kellinghusen ist Weltklasse, sagt die neue Geschäftsführerin Sigrid Studt.
Irgendwann stellt sich für jeden Betriebsinhaber die Frage nach der Unternehmensnachfolge. Drei Beispiele aus dem SHK-Handwerk zeigen, wie eine Übergabe gut gelingen kann. Dabei wurden sehr unterschiedliche Wege gewählt: die Gründung einer Aktiengesellschaft, die Übergabe an eine externe Person und die Nachfolge aus den eigenen Reihen des Personals.
Wer übernimmt das Unternehmen? Vor dieser Frage stehen irgendwann alle Betriebsinhaber – auch in der Heizungsbranche. Eine Studie der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) kommt zu dem Ergebnis, dass bis Ende des Jahres 2026 rund 560.000 der 3,8 Mio. mittelständischen Betriebe in Deutschland eine Nachfolge anstreben. Etwa 190.000 Firmen planen bis dahin, ohne eine Nachfolgeregelung aus dem Markt auszutreten, heißt es im KfW-Nachfolgemonitoring. Als größte Schwierigkeit nennen die Firmenchefs den Mangel an geeigneten Interessenten.
Die Erhebung stützt sich auf Daten einer Umfrage unter fast 11.000 Unternehmen. Die Mehrzahl (53 %) würde den Betrieb am liebsten innerhalb der Familie weitergeben, die anderen an Externe oder Mitarbeiter verkaufen. Drei Beispiele aus der Heiztechnikbranche zeigen, wie eine Unternehmensübergabe reibungslos gelingen kann.
Variante 1: eine Aktiengesellschaft
Beim Begriff „Aktiengesellschaft“ denken viele zuerst an Namen wie Mercedes-Benz, Lufthansa oder Telekom. Zwar sind im Dax 40 Aktiengesellschaften gelistet, tatsächlich gibt es in Deutschland aber mehrere Tausend AGs, davon viele kleine in Familienbesitz. Im Handwerk, konkret in der SHK-Branche, sind Aktiengesellschaften eher die Ausnahme.
Detlef Hieber, Vorstand der Hieber Installation und Handel AG in Weikersheim, ist im Zuge der Betriebsnachfolge diesen Schritt gegangen. Aus der Personengesellschaft seines Vaters und Firmengründers Leonhard Hieber wurde bei der Übernahme durch Detlef Hieber im Jahr 2002 eine kleine AG. Ein Schritt, den der Gas-Wasser-Installateur nie bereut hat.
Der Ein-Mann-Betrieb, den Leonhard Hieber 1971 gründete, hat sich zu einem überregional bedeutenden Unternehmen mit 55 Mitarbeitern entwickelt. „In unserer Familie war nicht vorprogrammiert, wer von uns drei Kindern den Betrieb übernehmen wird“, erinnert sich Detlef Hieber. Sein älterer Bruder und seine jüngere Schwester gingen andere berufliche Wege, also beendete er nach der 10. Klasse das Gymnasium und begann eine Lehre in einem größeren Heizungsfachbetrieb. Nach neun Monaten als Geselle in der Ausbildungsfirma und einer weiteren Station in Stuttgart steigt Detlef Hieber in die elterliche Firma ein. Mit 23 Jahren hat er den Meisterbrief in der Tasche und bringt frischen Schwung in den Familienbetrieb mit damals sieben Mitarbeitern. 1996 siedelt der Betrieb mit 15 Beschäftigten ins Gewerbegebiet nach Weikersheim an den heutigen Standort um.
Der größte Umbruch steht aber im Jahr 2002 an: die Übergabe des Unternehmens vom Vater an den Sohn. „Meine Frau Gabi und ich hatten uns im Vorfeld bereits informiert und fanden den Gedanken, eine Aktiengesellschaft zu gründen, besonders spannend“, erinnert sich der 56-Jährige. Gründer der kleinen AG ist Leonhard Hieber, der Unternehmenswert wird ermittelt, und über Nacht verwandelt sich die Personengesellschaft in eine Aktiengesellschaft. „Meine Frau hat 80 % der Aktien gekauft, 20 % sind bei meinem Vater verblieben“, sagt Detlef Hieber.
Nächster Schritt: Ein Aufsichtsrat muss gebildet werden. „Mein Vater, meine Mutter und meine Frau Gabi haben diese Aufgaben übernommen und mich als Vorstand der AG bestellt.“ Gabi Ehrmann-Hieber ist aber von Anfang an mehr als „nur“ Mehrheitseigentümerin. Sie ruft als technische Zeichnerin den Bereich Badgestaltung ins Leben und entwickelt ihn bis heute entscheidend weiter.
Wir haben unsere AG so strukturiert, dass wir kompetenten Mitarbeitern hohe Verantwortung übertragen.
Bild: Buderus
Nach dem Tod der Eltern besteht der Aufsichtsrat heute aus Gabi Ehrmann-Hieber sowie der Tochter des Firmengründers und einer langjährigen Bereichsleiterin. „Wir haben unsere AG so strukturiert, dass wir kompetenten Mitarbeitern hohe Verantwortung übertragen. Durch den Aufbau einer zweiten Führungsebene, die alle Prokura haben, wollen wir diese Personen mittel- und langfristig in die Betriebsnachfolge einbinden“, erklärt Detlef Hieber.
Als Vorstand der AG hat er sich aus dem Tagesgeschäft weitgehend zurückgezogen. „Ich sehe meine Aufgabe darin, die unternehmerischen Ziele zu formulieren, strategisch über den Tag hinaus zu denken, wichtige Weichenstellungen vorzubereiten.“ Für Detlef Hieber aber nicht der einzige Vorteil: „Man darf die Außenwirkung einer Aktiengesellschaft nicht unterschätzen. Das ist ein Imagefaktor, ein wichtiges Kriterium bei der Suche nach Auszubildenden und Fachkräften, und sogar bei Bankgesprächen, Lieferantenpartnern oder Auftraggebern.“
Nicht zu vergessen das Thema Nachfolge: Wenn sich Detlef Hieber eines Tages als Vorstand zurückzieht und in den Aufsichtsrat wechselt, wird er maßgeblich an der Bestimmung eines neuen Vorstandes beteiligt sein. Die Visionen hierzu sind seine nächsten strategischen Herausforderungen. Die Führungsstruktur der Hieber AG ist so aufgestellt, dass der technische und der kaufmännische Bereich auch bei einem Vorstandswechsel reibungslos weiterlaufen werden.
Variante 2: eine externe Person übernimmt
Für eine interne Lösung hat sich Enno Makoschey entschieden, der seinen Betrieb in Kellinghusen nördlich von Hamburg mehr als 30 Jahre lang geführt und für das Unternehmen sozusagen gelebt hat. Wobei „intern“ nur insofern zutrifft, als dass seine Nachfolgerin Sigrid Studt bereits im Betrieb gearbeitet hat. Allerdings lediglich knapp ein Jahr. Sie wurde als Assistentin des Geschäftsführers bereits mit der Option eingestellt, die Firma zeitnah zu übernehmen. Nach sechs Monaten übernahm Sigrid Studt wie vereinbart die kaufmännische Leitung und im Jahr 2022 die Geschäftsführung. So ganz loslassen konnte Firmengründer Enno Makoschey sein „Baby“ noch nicht: Er ist weiterhin Geschäftsführer, kommt aber nur etwa einmal in der Woche ins Büro.
„Ich kenne Enno Makoschey schon seit mehr als 20 Jahren“, berichtet die neue Chefin des Fachbetriebs für Heizung, Sanitär und Bauklempnerei mit zwölf Mitarbeitern. Als Sigrid Studt im Jahr 2020 eine neue berufliche Aufgabe sucht, fragt sie ihren Bekannten, „ob er nicht jemanden kennt, der einen Job für mich hat“. Zu jenem Zeitpunkt arbeitet sie in einem großen Unternehmen als Assistentin der Geschäftsführung, hat während ihrer beruflichen Laufbahn Firmen unterschiedlicher Branchen kennengelernt. „Du kannst meine Firma übernehmen“, antwortet Enno Makoschey auf ihre Frage, für die 54-Jährige zunächst „eine Schnapsidee“. Doch je länger sie sich mit dem Gedanken beschäftigt, desto konkreter wird die Vorstellung, die Schnapsidee auch in die Tat umzusetzen. Zumal der geplante Verkauf der Heizungsfachfirma an einen Interessenten scheitert.
Und doch bleiben Zweifel, schließlich gibt es im bisherigen Berufsleben keinerlei Berührungspunkte mit der Heizungsbranche. Ein gemeinsamer Termin mit dem Steuerberater zerstreut aber die letzten Bedenken, „und nun leite ich diese Firma mit einem großartigen Team. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass die Loyalität der Mitarbeiter dem Unternehmen gegenüber seit vielen Jahren außergewöhnlich groß ist, was heutzutage leider nicht selbstverständlich ist. Das Miteinander im gesamten Team ist Weltklasse“, sagt Sigrid Studt.
Meine Tür ist immer für jeden offen, und wir versuchen, jährlich zwei Teamevents zu veranstalten.
Bild: Buderus
Noch heute arbeitet das frühere Team nahezu unverändert zusammen, auch wenn die Chefin ihre Mannschaft immer wieder mit neuen Ideen überrascht. Ein Erfolgsgeheimnis: miteinander sprechen, offen kommunizieren, sich austauschen. „Meine Tür ist immer für jeden offen, und wir versuchen, jährlich zwei Teamevents zu veranstalten“, sagt die Geschäftsführerin. Die von ihr eingeführten Veränderungen sind teilweise einschneidend: Vier-Tage-Woche, neue Handwerkersoftware, cloudbasierte Telefonie. „Meine Vision ist die digitale Baustelle. Nur bis dahin wird noch etwas Zeit vergehen.“
Fachlich hat Sigrid Studt sehr viel dazugelernt, durch Gespräche mit ihren Mitarbeitern oder die Zusammenarbeit mit dem Buderus-Außendienst. Einiges ergibt sich aus der täglichen Praxis. „Was eine Solardurchführungs-Dachpfanne ist, habe ich erst nach eineinhalb Jahren bei einer Angebotserstellung gelernt“, so Sigrid Studt. Die Teilnahme am Buderus-Frauentag in Hamburg mit interessanten Gesprächen empfindet sie rückblickend ebenfalls als sehr hilfreich.
Bereut hat Sigrid Studt ihre Entscheidung noch keine Minute. „Es macht riesig Spaß, auch wenn die Aufgabe mit viel Arbeit verbunden ist. Die guten Umsatzzahlen und die hohe Wertschätzung der Kollegen treiben mich an.“ Natürlich gibt es Momente, schwierige Situationen, in denen Zweifel aufkommen. „Dann werde ich von meinen Büromitarbeiterinnen wieder darin bestärkt, dass wir das gemeinsam hinbekommen“, unterstreicht die Geschäftsführerin.
Variante 3: vom Angestellten zum Chef
Auch Ingo Brörmann und Jürgen Böllinger haben einen bestehenden Heizungsfachbetrieb übernommen. Die beiden neuen Inhaber der Faust Heizungsbau GmbH in Mülheim an der Mosel haben viele Jahre als Angestellte in der Firma gearbeitet und dann einen reibungslosen und gleitenden Übergang vom Mitarbeiter zum Chef hinbekommen. Ohne interne Spannungen, ohne Kündigungen, ohne Unruhe. „Alle Mitarbeiter, vor allem aber die Älteren, waren sehr froh, dass wir die Firma übernommen und den Fortbestand gesichert haben“, sagt Ingo Brörmann. Der Heizungs- und Lüftungsbauer und Techniker arbeitet im Büro, sein Mitinhaber ist auf den Baustellen. „Diese Arbeitsteilung hat sich hervorragend bewährt.“
Wir haben einen Experten ins Boot geholt, der den Wert des Unternehmens ermittelt und uns auch in anderen Fragen beraten hat.
Bild: Buderus
Dass Brörmann eines Tages sein eigener Chef sein würde, das hatte er nicht geplant. Auch nicht, als er im Jahr 2009 als Techniker bei der Firma Faust eingestiegen ist. Fünf Jahre später macht der damalige Inhaber Andreas Faust erste Andeutungen, dass er über das Thema Betriebsnachfolge nachdenkt. Und stößt bei Ingo Brörmann auf offene Ohren. Aber nur gemeinsam mit Jürgen Böllinger, alleine wollen beide die Verantwortung nicht schultern. „Wir haben einen Experten ins Boot geholt, der den Wert des Unternehmens ermittelt und uns auch in anderen Fragen beraten hat. Und dann waren wir uns schnell einig, dass wir diesen Weg gehen“, erinnert sich Jürgen Böllinger. So steigen die beiden Angestellten zum 1. Januar 2016 mit einem Anteil von jeweils 24 % in den Betrieb ein, 52 % verblieben zunächst beim bisherigen Inhaber. Der hat weiterhin die Geschäftsführung inne bis zur endgültigen Übernahme aller Firmenanteile zum 1. Januar 2021.
Seit nunmehr drei Jahren stehen Ingo Brörmann und Jürgen Böllinger an der Spitze des 1924 gegründeten Heizungsfachbetriebs. Aktuell beschäftigen sie 21 Mitarbeiter, konnten auch einige neue Kräfte gewinnen. Seminare in Unternehmensführung haben sie nie besucht. „Wir haben uns das Wissen selber angeeignet und vertrauen auf unseren gesunden Menschenverstand“, schmunzelt Ingo Brörmann. Was auch funktioniert. Das Team hält zusammen, freut sich über Kontinuität sowie ein hohes Maß an Eigenverantwortung.
Und die geteilte Geschäftsführung? „Überhaupt kein Problem“, sagt Jürgen Böllinger. „Wenn wir auch mal unterschiedlicher Meinung sind, bei den Zielen sind wir uns immer einig. Und der Erfolg gibt uns schließlich recht.“
Die Firma Hieber in Weikersheim wurde in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Gabi Ehrmann-Hieber besitzt die Aktienmehrheit, Detlef Hieber ist Vorstand der AG.
Ingo Brörmann und Jürgen Böllinger (links) haben den Rollentausch vom Angestellten zum Chef der Faust Heizungsbau GmbH in Mülheim an der Mosel sehr gut hinbekommen.
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