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Gut gerüstet loslegen

Es vollzieht sich ein Paradigmenwechsel in Deutschland. Konventionelle Heizungen, die mit Öl oder Gas betrieben werden, gelten nicht mehr als sichere Investition. Steigende CO2-Kosten, die Verknappung der Rohstoffe auf dem Weltmarkt und die klimaschädliche Umweltbilanz machen diese Heizungstechnologien zunehmend unattraktiv. Vor allem das letzte Argument ist Treiber für die Maßnahmen des neuen Klimaschutzprogramms der aktuellen Bundesregierung. Ursprünglich ab 2025, jetzt sogar schon ab 2024 sollen alle neu installierten Heizungsanlagen in Deutschland auf mindestens 65 % erneuerbaren Energien basieren. Das stellt Hausbesitzer und die Branche vor Herausforderungen.

Laut Statistik des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) wurden im Jahr 2021 gut 929 000 Wärmeerzeuger installiert. Im zweiten Coronajahr konnte damit in Deutschland ein Umsatzplus von ca. 5,4 % im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet werden. Auch die Anzahl der Auszubildenden zum Anlagenmechaniker SHK zeigt sich mit 37 300 glücklicherweise als ein ansteigender Trend.

Die Möglichkeit, Wärmepumpen mit Photovoltaik-, ­Solarthermieanlagen oder Smarthome-Anwendungen zu koppeln, setzt eine detailliertere Planung voraus.

Bild: BWP

Die Möglichkeit, Wärmepumpen mit Photovoltaik-, ­Solarthermieanlagen oder Smarthome-Anwendungen zu koppeln, setzt eine detailliertere Planung voraus.

Was ist bei Wärmepumpen anders?

Es ist also von Vorteil, wenn man das Potenzial von Wärmepumpen als klimafreundlichen Wärmeerzeugern erkennt und voll ausschöpft. Immer mehr Fachbetriebe fangen an, sich darauf einzustellen und ihre Mitarbeiter in Richtung erneuerbare Heizsysteme zu schulen. Doch was sind die Hauptunterschiede zum klassischen SHK-Geschäft?

  • Der erste Aspekt liegt auf der Hand: Elektrisch betriebene Wärmepumpen sind durch ihre modernen Regelungen und Schnittstellen komplexere Systeme als herkömmliche, fossil betriebene Systeme. Die Möglichkeit, Wärmepumpen mit Photovoltaik-, Solarthermieanlagen oder Smarthome-Anwendungen zu koppeln, setzt eine detailliertere Planung voraus. Das bedeutet auch: Oft muss gemeinsam mit einem Elektroinstallateur geplant werden.
  • Die Dimensionierung der Wärmepumpe ist entscheidend für die Effizienz der Anlage. Zu groß dimensionierte Wärmepumpen können zu enttäuschten Kunden führen, vor allem in Bezug auf die Effizienz oder die Stromkosten, die vermeidbar wären. Aber auch die Lebensdauer des Gerätes kann leiden, da der Kompressor häufiger starten muss. Bei zu kleiner Auslegung steigt der Anteil des Elektro-Heizstabs, der in vielen Wärmepumpen zusätzlich eingebaut wird oder bereits ist.
  • Die Beratung muss in der Regel eine andere Qualität haben. Viele Hausbesitzer entscheiden sich ganz bewusst für eine klimaschonende Heizung. Sie legen Wert auf eine intensive Beratung und Serviceleistungen, die den Investitionskosten gerecht werden. Dem Kunden die Vorzüge und Funktionsweise der neuen Wärmepumpe genau zu erklären, führt nicht nur zu einer guten Kundenbindung, sondern sorgt dafür, dass der Kunde seine Heizung versteht und Störungen oder Abweichungen des Betriebs auch mit seinem eigenen Nutzungsverhalten in Verbindung bringen kann.
  • Vor allem bei Luft/Wasser-Wärmepumpen muss darauf geachtet werden, wo und wie die Aufstellung erfolgt. Konventionelle Heizungen sind komplett im Keller untergebracht, hier brummt und röhrt es meist nur selten störend nach außen. Bei außen aufgestellten Luft/Wasser-­Wärmepumpen spielt jedoch die Geräuschentwicklung eine Rolle.
  • Praktisch gibt es einige Maßnahmen, die die Lärmimmission verringern können: Schall­ent­kopplung durch spezielle Füße oder eine Matte, eine Haube oder entsprechende Bepflanzung um die Außeneinheit herum. Außerdem gibt es rechtliche Vorgaben, die eingehalten werden müssen. Rechtsgrundlage für die Beurteilung der Schallausbreitung im Freien ist die 32. BImSchV, die auf die Technische Anleitung Lärm (TA Lärm) zurückgreift.

    Die TA Lärm legt die Immissionsrichtwerte in Abhängigkeit von den Gebietstypen und den Tageszeiten entsprechend fest. Im Leitfaden Schall des BWP ( www.bit.ly/sbz037) werden diese Werte aufgelistet und detailliert erläutert, um die Planung der Aufstellung einer Wärmepumpe im Außenbereich möglichst geräuscharm zu ermöglichen. Außerdem lässt sich mit dem BWP-Schallrechner ( www.bit.ly/sbz038) der Abstand präzise und schnell berechnen.

    Der Einbau einer Wärmepumpenanlage bringt oft Herausforderungen mit sich, die man eventuell zuvor noch nicht miteinkalkuliert hat. Das erläutert Markus Rausch, Geschäftsführer der Rausch GmbH in Sulzbach: „Ein Beispiel ist das schadlose Einbringen von großvolumigen Speichern für Trinkwarmwasser und Heizung durch beengte Treppenhäuser. Und auch die hydraulische Verrohrung der Komponenten ist aufwendiger als bei herkömmlichen Heizungssystemen. Die Elektroinstallation muss zudem genau mit angeschaut werden und auch ‚Nebenbaustellen‘ wie Tankentsorgung oder der Fundamentbau für Außengeräte sollte vom Installateur begleitet und verstanden werden.“

    Markus Rausch: „Bei Wärmepumpen ist die hydraulische Verrohrung der Komponenten aufwendiger und die Elektroinstallation muss zudem genau mit angeschaut werden.“

    Bild: Rausch GmbH

    Markus Rausch: „Bei Wärmepumpen ist die hydraulische Verrohrung der Komponenten aufwendiger und die Elektroinstallation muss zudem genau mit angeschaut werden.“

    Wie bin ich gut aufgestellt?

    Der Wechsel vom klassischen Heizungsgeschäft mit fossil betriebenen Heizungen hin zu erneuerbaren Systemen wie Wärmepumpen ist ein ganzheitlicher Prozess. Die gesamte Firma sollte darauf eingestellt und dazu motiviert werden. Denn oft stehen Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen der Mitarbeiter und Monteure an, die nachhaltig sein sollen.

    Eine gute erste Möglichkeit dafür sind kostenlose Online-Trainings, die an die Technologie heranführen, und für fortgeschrittene Monteure ist die VDI-4645-Schulung zum Sachkundigen für Wärmepumpensysteme unverzichtbar. Noch in diesem Halbjahr wird es ein weiteres Angebot geben: In Kooperation mit dem BWP wird der ZVSHK Informationsveranstaltungen für Unternehmer organisieren, die ihr Geschäft auf Wärmepumpe umstellen wollen.

    Die Richtlinie VDI 4645 behandelt die für die Planung von Wärmepumpenanlagen in Ein- und Mehrfamilienhäusern erforderlichen Schritte von der Voruntersuchung und Konzepterstellung bis zur Detailplanung. Sie gibt Hinweise zu empfohlenen hydraulischen Schaltungen, zur Dimensionierung von Anlagenkomponenten, zur Dokumentation, zur Inbetriebnahme der Anlage und Unterweisung des Betreibers und auch zu Kostenbetrachtungen. Eine Qualifizierung nach VDI 4645 ist freiwillig, leistet jedoch einen entscheidenden Beitrag zur Qualitätssicherung. Das durch VDI-Schulungspartner qualifizierte Personal hebt sich fachlich vom Wettbewerb ab.

    Wenn die Online-Prüfung bestanden wurde, erhalten Teilnehmer den Qualifizierungsnachweis „Sachkundiger für Wärmepumpensysteme nach VDI 4645“ in der jeweiligen Kategorie. Sie haben bei einem Rechtsstreit die Sicherheit, die geeignete Qualifikation erlangt zu haben, da der Lehrplan durch den Prozess der Konsensfindung nach VDI 1000 abgesichert ist und daher als Bestandteil einer allgemein anerkannten Regel der Technik zu sehen ist. Etwas weniger umfangreich, aber fachlich anspruchsvoll wird die neue Weiterbildung zur „Fachkraft Wärmepumpe“ sein. Diese wird in Kürze vom ZVSHK initiiert und sich an der VDI 4656 orientieren. Nähere Informationen dazu finden Sie bei den beteiligten SHK-Innungen.

    Zusätzlich empfiehlt Experte Rausch, sich ein zuverlässiges Netzwerk mit anderen Gewerken aufzubauen: „Die Planung und Installation von Wärmepumpen sind oft ein Zusammenspiel von mehreren Fachbereichen, die optimal miteinander zusammenarbeiten müssen, damit das Ergebnis stimmt.“ Wie bereits erwähnt, lässt sich die Wärmepumpe sehr gut mit anderen technischen Einheiten koppeln. Das muss aufeinander abgestimmt werden, damit der Kunde am Ende zufrieden ist und die Anlage lange störungsfrei in Betrieb sein kann.

    Was ist sonst noch zu beachten?


    Wärmepumpen in das eigene Portfolio zu integrieren, ist nicht schwer. Mittlerweile haben fast alle Heizungshersteller auch Wärmepumpen im Programm, sodass eine große Auswahl bereitsteht. Es empfiehlt sich gerade in einem wachsenden Markt, immer wieder Produktvergleiche zu machen, um unseriöse Anbieter oder mangelhafte Geräte zu identifizieren.

    Kriterien sind hier: Neben den Produktdaten zu jedem Modell sollte unbedingt auch ein funktionierender Werksservice seitens des Herstellers zur Verfügung stehen. Markus Rausch empfiehlt zudem, Monteure dazu zu animieren, den „kleinen Kälteschein“ zu machen. Denn Arbeiten an ortsfesten Wärmepumpen mit fluorierten Treibhausgasen dürfen nach der ChemKlimaSchutzV nur von zertifiziertem Personal durchgeführt werden.

    So weit die technische Seite. Natürlich sollte auch in Bezug auf den Kontakt zum Kunden und die Angebotserstellung entsprechend agiert werden. Wichtig ist es, die Vorteile für den Endkunden zu kennen und diese als Verkaufsargumente zu nutzen. Die Reduzierung des individuellen CO2-Fußabdrucks, Unabhängigkeit von fossilen Rohstoffen und die Aufwertung der eigenen Immobilie sind wohl als relevanteste Argumente zu nennen.

    Die Planung und die Installation von Wärmepumpenanlagen benötigen mehr Arbeitsstunden als bei Öl- oder Gasheizungen. Daher sollte der Mehraufwand an Zeit im Angebot einkalkuliert sein. Außerdem können Hausbesitzer von attraktiven Fördergeldern profitieren. Auch das muss im Beratungsgespräch angesprochen und eventuell sogar eine Unterstützung beim Stellen des Förderantrags angeboten werden.

    Hier kann sich die Zusammenarbeit mit Energieberaterinnen und Energieberatern lohnen, die sich meistens sehr gut mit den Förderprogrammen auskennen. Aktuelle Förderangebote kann man regelmäßig auf www.bafa.de und www.kfw.de abrufen. Teilweise gibt es auch noch bestehende Stadt- und Länderförderungen. Es ist sinnvoll, regelmäßig die Seiten der Förderprogramme zu prüfen, da es immer wieder zu Änderungen kommen kann.

    Fazit

    Das eigene Geschäft auf Wärmepumpen auszurichten, ist eine Herausforderung, die angesichts bestehender Angebote zu Weiterbildung etc. problemlos gelingen kann. Klimaschonende Heizungen werden in den nächsten fünf bis zehn Jahren immer stärker nachgefragt werden. Die Marktzahlen der vergangenen Jahre und die Marschrichtung der Bundesregierung sprechen hier eine eindeutige Sprache.

    Es sollte allmählich auch klar geworden sein, dass es sich hier nicht um einen vorübergehenden Trend handelt, sondern um die längst überfällige Dekarbonisierung des Gebäudesektors. Im Wettbewerb werden die Fachbetriebe profitieren, die zügig den Wechsel voranbringen und sich so gut wie möglich qualifizieren. Der Kunde möchte Qualität und Nachhaltigkeit, das geht nur mit geschultem Personal.

    Vor allem bei Luft/Wasser-Wärmepumpen muss darauf geachtet werden, wo und wie die Aufstellung erfolgt. Der Leitfaden Schall des BWP gibt hier eine umfassende Hilfestellung.

    Bilder: BWP

    Vor allem bei Luft/Wasser-Wärmepumpen muss darauf geachtet werden, wo und wie die Aufstellung erfolgt. Der Leitfaden Schall des BWP gibt hier eine umfassende Hilfestellung.

    Info

    SBZ-Serie: Geschäftsfeld Wärmepumpe auf- und ausbauen

    Der Wärmepumpe fällt beim Kampf gegen den Klimawandel eine wichtige Rolle zu. Um diese ausfüllen zu können, muss sie aber ihr „Nischendasein“ im SHK-Handwerk verlassen. Es gilt, branchenweit Know-how um Planung, Installation und Wartung aufzubauen – und zwar jetzt!

    Die SBZ hat dazu mit dem Bundesverband Wärmepumpe eine neue Serie angestoßen, die in den kommenden Monaten eine Grundlage bietet, um sich mit dem wichtigen Geschäftsfeld auseinanderzusetzen und um es auf- und auszubauen. Erschienen sind:

  • Teil 1: Marktperspektiven SBZ 16-21
  • Teil 2: Technologische Entwicklung SBZ 02-22
  • Teil 3: Einstieg – was muss ich wissen? In dieser SBZ
  • Die nachfolgenden Ausgaben greifen diese Themen auf:

  • Teil 4: Wie verkaufe ich eine Wärmepumpe?
    SBZ 07-22 (erscheint am 27. Mai)
  • Teil 5: Was ist bei der Planung zu beachten?
  • Teil 6: Wie installiere ich richtig?
  • Teil 7: Wie begleite ich den Kunden? (Wartung, Optimierung etc.)
  • Info

    Der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) bietet ein kostenloses Online-Training rund um die Wärmepumpe. Dieses beinhaltet:

  • Interaktives Lernen
  • Videos, Grafiken und 360-Animationen
  • Praxisnahe Beispiele
  • Rechenübungen
  • Quiz nach jedem Kapitel
  • Optional: persönlicher Wärmepumpen-­Führerschein
  • www.waermepumpe.de/fuer-handwerker/training

    Info

    Die Qualifizierung zum „Sachkundigen für Wärmepumpensysteme nach VDI 4645“ leistet einen entscheidenden Beitrag zur Qualitätssicherung und hilft, Planungs- und Installationsfehler zu vermeiden. Die Übersicht der aktuellen Kursangebote und weitere Infos finden Sie hier:

    www.waermepumpe.de/fuer-handwerker/schulungen-nach-vdi-4645-1

    Autorin

    Florence Wilken 
    ist Referentin für PR und Marketing beim Bundesverband Wärmepumpe e. V., 

    Bild: Micha Kirsten

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