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Smarte, per App gesteuerte Armaturen denken mit

SBZ: Herr Wurm, warum gibt es eine neue Generation elektronischer Armaturen, inklusive App-Steuerung?

Guido Wurm: Uns war wichtig, Zusatznutzen bieten zu können, der über die reguläre Funktion elektronischer Armaturen hinausgeht. Im Zentrum der Entwicklung stand die Frage, wie wir in Zeiten von Fachkräftemangel und Arbeitsüberlastung die Parametrierung von Armaturen für den Installateur so einfach und schnell wie möglich gestalten können. Mit der weiterentwickelten Armaturenelektronik konnten wir auch für den Gebäudebetreiber und sein Gebäudemanagement weitere Vorteile bei der Armaturenüberwachung und -dokumentation umsetzen. Auch wollten wir die Sensorik verbessern und unerwünschte Auslösungen ausschließen.

Oberstes Ziel ist die einfache Parametrierung von elektronischen Armaturen.

Guido Wurm, Produktmanager für digitale Produkte bei Schell

SBZ: Wie bringen Sie so viele neue Eigenschaften und Funktionen unter einen Hut?

Wurm: Der Aufbau hat sich komplett geändert: So sind die Waschtischarmaturen der Serien Xeris E², Celis E² und Puris E² alle werkseitig mit Bluetooth ausgestattet. Sobald sie sich in Bluetooth-Reichweite befinden, lassen sie sich mit der zugehörigen App vor Ort parametrieren. Dazu können Einstellungen einer Armatur als Profil abgespeichert und einzeln oder per Gruppenmanager auf mehrere Armaturen übertragen werden. Das vermeidet bei wiederkehrenden Inbetriebnahmen Fehler und spart Zeit. Zur schnellen Parametrierung der E²-Armaturen stehen via App drei vorkonfigurierte Betriebsmodi zur Auswahl: „Wasser sparen“, „Strom sparen“ und der „Komfort“-Modus. Darüber hinaus bietet ein „Expertenmodus“ weitere individuelle Einstellungsmöglichkeiten an örtliche Gegebenheiten und Kundenwünsche, etwa beim Erfassungsbereich oder bei Lauf- und Nachlaufzeit.

SBZ: Klingt so, als könnte das den Gebäudebetreibern gut gefallen.

Wurm: Stagnationsspülungen zum Erhalt der Trinkwassergüte einstellen oder Batteriestatus, Armaturenzustände und Protokolle einsehen – all das ist mit wenigen Schritten via App möglich. So gewinnen Betreiber und Facility-Manager einen besseren Überblick über Sanitärräume und Armaturen in Gebäuden. Zum einfachen Auslesen und Organisieren der Daten lassen sich in der App verschiedene Gebäude und Räume anlegen. Armaturenzustände und Handlungsbedarfe werden übersichtlich grafisch dargestellt. So bietet die neue E²-Technologie praktische lokale Unterstützung bei der Einhaltung von Normen und Richtlinien im Gebäudebetrieb, zum Erhalt der Trinkwasserhygiene und des bestimmungsgemäßen Betriebs.

Einstellungen einer Armatur ­werden als Profil ­abgespeichert und einzeln oder per Gruppenmanager auf mehrere Armaturen übertragen.

SBZ: Sie verwenden ToF-Sensorik. Wie robust ist die in stark frequentierten öffentlichen Sanitärräumen?

Wurm: Bei der ToF-Sensorik handelt es sich um eine bekannte Technologie, die dank verbesserter Energieeffizienz und des dadurch möglichen Batteriebetriebs nun auch Einzug in die Sanitärindustrie gehalten hat. Sie ist äußerst robust: Sie misst – vereinfacht erklärt – präzise den Abstand zum davor befindlichen Objekt statt wie herkömmliche Infrarottechnologie die Intensität der reflektierten Infrarotstrahlen, die vom Objekt zurückkommen. Somit stellen Spiegelungen oder Lichtreflexionen, von zum Beispiel Warnwesten, keine Irritation mehr dar. Das heißt, eine unerwünschte oder zu frühe Auslösung des Wasserflusses findet nicht statt. Mit der Schutzklasse IP67 ist das Sensormodul zudem vor Wasser und Staub geschützt. Auch das Design der Armaturen ist auf Robustheit ausgelegt. Sie verfügen über vandalengeschützte Ganzmetallgehäuse und diebstahlgeschützte, versenkte Strahlregler.

SBZ: Wie stellen Sie sicher, dass alle Beteiligten über die nötige Kompetenz verfügen, um E²-Armaturen korrekt zu installieren und in Betrieb zu nehmen? Bieten Sie gezielte Schulungen oder Support an?

Wurm: Bei der Entwicklung von Armaturen und App haben wir Wert darauf gelegt, dass die Handhabung einfach und selbsterklärend ist. Während die Installation wie bei anderen elektronischen Armaturen erfolgt, haben wir die Parametrierung mit der App vereinfacht. Die App selbst lässt sich intuitiv bedienen. Im Rahmen der ISH haben Besucher unsere App getestet und die neuen Armaturen damit bedient – das Feedback war durchweg positiv. Auch live von der Baustelle gibt es bisher nur gute Rückmeldungen, wie uns unsere Vertriebskollegen bestätigen. Support oder Schulungen sind demnach nicht erforderlich. Aber natürlich stellen wir die neue Armaturengeneration mit App im Rahmen von regulären Schulungen bei uns im Hause mit ihrem Funktionsumfang vor.

SBZ: Zurück zur Nutzung im Feld. Wie hoch ist der Wartungsaufwand für die E²-Armaturen und die Komponenten?

Wurm: Der Wartungsaufwand ist generell genauso hoch wie an jeder anderen elektronischen Armatur auch und bezieht sich in der Regel auf mechanische Komponenten, wie zum Beispiel Rückflussverhinderer. Praktisch für Facility-Manager: Der Zeitpunkt des voraussichtlichen Batteriewechsels wird berechnet und kann ausgelesen werden. Das ermöglicht eine vorausschauende Planung des Austauschs. Der Betreiber bzw. Facility-­Manager kümmert sich auch um das Update der Armaturen bzw. der Elektronik und der neuen Features. Das Update ist selbsterklärend und einfach in der App durchzuführen.

SBZ: Was passiert, wenn in zehn Jahren eine Komponente defekt ist? Können einzelne Bauteile ausgetauscht werden oder muss man die komplette Armatur wechseln?

Wurm: Oft lohnt sich ein Austausch von Einzelteilen und die Armatur kann noch viele weitere Jahre ihren Dienst verrichten. Schell hält sämtliche Ersatzteile, wie z. B. Magnetventile oder Flexschläuche, für alle Baugruppen auf Lager, auch viele Jahre nachdem ein Produkt aus dem Sortiment genommen wurde.

Dokumentationen können zur Weiterverarbeitung extern gespeichert sowie versendet werden.

SBZ: Stichwort Trinkwasserhygiene. Das Thema Stagnationsspülung ist ein zentrales Verkaufsargument für E², oder?

Wurm: Stagnationsspülungen können mit den E²-Armaturen beispielsweise nicht mehr nur in einem festen Intervall – zum Beispiel alle 24 Stunden – erfolgen, sondern dank integrierter Echtzeituhr auch in festgelegten Terminserien. So kann zum Beispiel an Wochenenden zu anderen Zeiten gespült werden als an den Wochentagen. Facility-Manager können die Spültermine somit vorausschauend auf Zeiten geringer Nutzung legen. Als dritte und ganz neue Option bietet die neue Armaturengeneration die Möglichkeit der bedarfsgerechten Spülung, bei der die individuellen Nutzungen der Armaturen berücksichtigt werden. Dabei wird die Spülung unter Berücksichtigung der erfolgten Nutzungen und der 72-Stunden-Regel gemäß VDI 6023 täglich neu berechnet und nur so lange ausgeführt, wie es für den Wasserwechsel notwendig ist. Bei ausreichender Nutzung entfällt die Spülung. Somit wird die Einhaltung der 72-Stunden-­Regel jederzeit gewährleistet, ohne dass unnötig Wasser verschwendet wird. Im Ergebnis führt das zu einem bedarfsgerechten Spülen.

SBZ: Wie stellen Sie sicher, dass die einmal programmierten Spülzyklen im Alltag auch langfristig eingehalten und nicht etwa durch Nutzer oder Betreiber deaktiviert werden? Gibt es hier eine Art Monitoring oder Verbindlichkeit?

Wurm: Grundsätzlich sind E²-Armaturen über einen Passwortschutz gegen Fremdeinwirkung gesichert. Das heißt, ich kann die Armatur mit einem Passwort versehen, sodass niemand von außen manipulieren kann. Außerdem dokumentiert die App sowohl Auslösungen als auch errechnete Wasserverbräuche. Die Dokumentationen können zur Weiterverarbeitung extern gespeichert sowie versendet werden. Unregelmäßigkeiten werden so einfach und schnell ersichtlich. Natürlich müssen Betreiber die Armaturen auch weiterhin im Blick haben, weil aufgrund der Bluetooth-Reichweite keine Onlineverbindung besteht und somit keine Fehlermeldungen gesendet werden können. Daher macht es Sinn, wenn der Facility-Manager bei seinen Runden durchs Gebäude einmal die Armaturen checkt, ihre Daten ausliest und abspeichert.

SBZ: Wie sind die E²-Armaturen konzipiert, als Insellösung oder vernetzbar?

Wurm: Das oberste Ziel bei der Entwicklung der App war die einfache Parametrierung von elektronischen Armaturen: Sekundenschnelle Inbetriebnahme, schnelles Einrichten von Stagnationsspülungen, zuverlässige Dokumentation, Handlungsbedarfe auf einen Blick. Dazu verbindet sich die App mit dem werkseitig integrierten Bluetooth der Armaturen. Die Armaturen der neuen Generation können aber auch in unser Wassermanagementsystem SWS und damit über den SWS-Server in die Gebäudeleittechnik integriert werden.

SBZ: Holen Sie mich bitte kurz noch mal ab. Was kann das Wassermanagementsystem SWS mit dem Onlineservice Smart.SWS?

Wurm: Alle relevanten Entnahmestellen eines Gebäudes sind mit SWS vernetzt. Stagnationsspülungen und Temperaturüberwachung zum Erhalt der Trinkwassergüte laufen – einmal programmiert – automatisch. Eine Gruppenbildung von Armaturen ermöglicht die gleichzeitige Auslösung von Stagnationsspülungen an mehreren Entnahmestellen für eine Simulation des bestimmungsgemäßen Betriebs. Alle Armaturen und Komponenten des Wassermanagementsystems können zentral überwacht, gesteuert und dokumentiert werden. Mit der Cloud-Lösung Smart.SWS wird zudem ein ortsunabhängiges und gebäudeübergreifendes Facility-Management möglich, etwa vom Homeoffice aus. Mit einer anschaulichen Dokumentation kann der Gebäudebetreiber jederzeit nachweisen, dass er seiner Verantwortung zum Erhalt der Trinkwassergüte nachkommt. Übrigens kann er sich über die neue App einfach in Smart.SWS einloggen.

SBZ: Welche Lösung ist denn jetzt für welche Objekte die passende?

Wurm: Bei der Auswahl gilt es zu entscheiden, wie umfangreich die Funktionen zur Unterstützung beim Erhalt der Trinkwassergüte sein sollen. Handelt es sich um eine kleinere Liegenschaft mit einer überschaubaren Anzahl von Armaturen, ist die Parametrierung, Überwachung und Dokumentation über die neue Schell-App die passende Lösung. Handelt es sich hingegen um große und/oder mehrere Liegenschaften oder aber auch kleinere Gebäude mit hohen Anforderungen bei der Überwachung der Trinkwasserhygiene, dann ist das Wassermanagementsystem SWS die richtige Wahl. Bei der Entscheidung sollten einige Fragen betrachtet werden:

  • Wie viele Entnahmestellen hat die Trinkwasserinstallation?
  • Wie hoch ist die Gleichzeitigkeit der Armaturennutzung im Objekt?
  • Werden die Armaturen regelmäßig oder sporadisch genutzt?
  • Soll ein Gebäude oder mehrere überwacht werden?
  • Gibt es einen Facility-Manager vor Ort?
  • Wie stark soll das Facility-Management entlastet werden?
  • Welcher Funktionsumfang ist bei Durchführung, Überwachung und Dokumentation von Stagnationsspülungen gewünscht?
  • SBZ: Zum Schluss noch ein Blick in die Zukunft. Gibt es Pläne, die E²-Armaturen perspektivisch für neue Standards, Protokolle oder Software-Updates offen zu halten, damit sich Investitionen für Betreiber auch langfristig lohnen?

    Wurm: Wir haben die Elektronik der E²-Armaturen bewusst so gestaltet, dass sie für weitere Anwendungen offen und somit zukunftssicher ist. Generell ist die E²-Technologie so angelegt, dass unsere Kunden in der Zukunft mit Erweiterungen rechnen können und schon jetzt gespannt sein dürfen.

    SBZ: Herr Wurm, besten Dank für die Erläuterungen.

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