Er war Unternehmer, Dozent und fast acht Jahre Mitglied des Bundestags – jetzt führt Daniel Föst die Geschäfte des ZVSHK. Im Gespräch mit den beiden Chefredakteuren Dennis Jäger (SBZ) und Markus Sironi (IKZ) zeigt er auf, warum das Handwerk für die Energiewende unverzichtbar ist, wie er seine politischen Kontakte nutzt und warum er die kommunale Wärmeplanung für überschätzt hält.
Markus Sironi: Herr Föst, Ihre Vita liest sich spannend: Marketingberater, Kommunikationstrainer, Hochschuldozent, FDP-Politiker – und nun Hauptgeschäftsführer des ZVSHK. Was war Ihre Motivation für diesen Schritt?
Daniel Föst: Die Stelle war vakant, ich habe mich beworben – und der Vorstand hat sich für mich entschieden. Ich bringe drei Erfahrungswelten mit, die für den Verband wertvoll sind: Politik, Kommunikation und Unternehmertum. Ich kenne die Gesetzgebungsprozesse, weiß, wie man Themen positioniert, und habe selbst ein Unternehmen geführt. Diese Mischung hilft, die Interessen des Handwerks wirkungsvoll zu vertreten. Mein Ziel ist es, den ZVSHK als starke, sichtbare Stimme des SHK-Handwerks zu positionieren – in der Politik, in der Öffentlichkeit und innerhalb der Branche.
Dennis Jäger:Welche Erfahrungen aus Ihrer bisherigen Laufbahn möchten Sie besonders einbringen?
Daniel Föst: Vor allem meine Zeit im Deutschen Bundestag. Ich weiß, wie Entscheidungen vorbereitet werden, wer die entscheidenden Personen sind und wann man Einfluss nehmen muss. Politik ist ein People’s Business – wer die Menschen kennt, kann gestalten. Dazu kommt mein wirtschaftliches Verständnis: Ein Verband muss politisch überzeugen, aber auch betriebswirtschaftlich funktionieren.
Ohne das SHK-Handwerk werden wir bei Klimaschutz, altersgerechtem Wohnen oder Trinkwasserhygiene scheitern.
Dennis Jäger: Was macht das SHK-Handwerk für Sie so besonders?
Daniel Föst: Es ist das Rückgrat der Energiewende. Ohne das SHK-Handwerk werden wir bei Klimaschutz, altersgerechtem Wohnen oder Trinkwasserhygiene scheitern. Diese Bedeutung muss auch in der Politik endlich ankommen.
Markus Sironi: Bürokratie, Fachkräftemangel, Normenflut – die Betriebe stehen unter Druck. Wie begegnen Sie diesen Herausforderungen?
Daniel Föst: Wir machen deutlich: Ohne Handwerk läuft nichts. Diese Botschaft tragen wir derzeit sehr offensiv in die Politik – auf Bundes- wie auf EU-Ebene. Viele Abgeordnete wissen gar nicht, wofür ZVSHK steht. Das ändern wir. Wir konzentrieren uns auf zentrale Themen – etwa das Gebäudeenergiegesetz (GEG), altersgerechtes Bauen oder eine praxisgerechte Normung. Und wir müssen den Nachwuchs fördern, sonst fehlt uns in wenigen Jahren die Basis für die Energiewende.
Markus Sironi: Kommt Ihnen Ihr politisches Netzwerk dabei zugute?
Daniel Föst: Absolut. Ich habe gute, faire Kontakte aufgebaut – ins Wirtschaftsministerium, ins Bauministerium, in Fraktionen. Diese Netzwerke helfen, frühzeitig Einfluss zu nehmen. Oft lassen sich Dinge klären, bevor sie überhaupt in ein Gesetz münden.
Wir brauchen ein Heizungsgesetz, um die Klimaziele zu erreichen. Aber es muss klug gemacht werden.
Markus Sironi: Wärmewende, Heizungsgesetz, Biomasse – es gibt aktuell viele Baustellen – wie positioniert sich der ZVSHK?
Daniel Föst: Es gibt viele Baustellen, das ist richtig. Richtig ist auch: Wir brauchen ein Heizungsgesetz, um die Klimaziele zu erreichen. Aber es muss klug gemacht werden – leise, schnell und stabil. Technologische Offenheit ist wichtig, aber klar ist: Fossile Energien haben keine Zukunft. Hybridsysteme können als Übergangslösungen helfen, um die Menschen mitzunehmen. Biomasse bleibt auch ein wichtiger Baustein – sie ist technisch ausgereift und wird zu Unrecht vom Umweltbundesamt verteufelt. Moderne Anlagen arbeiten sauber und effizient.
Dennis Jäger: Und wie bewerten Sie die kommunale Wärmeplanung?
Daniel Föst: Sie ist überbewertet. Die Erwartungen, die damit verbunden werden, sind unrealistisch. In vielen Regionen wird es keine flächendeckende Fernwärme geben – das ist zu teuer und dauert zu lange. Wir brauchen pragmatische Lösungen, nicht neue Bürokratie. Wichtig ist, die Wärmeplanung vom Heizungsgesetz zu entkoppeln, damit Betriebe und Eigentümer Planungssicherheit haben.
Dennis Jäger: Ein zentrales Thema bleibt der Fachkräftemangel. Wie will der Verband hier ansetzen?
Daniel Föst: Wir müssen die Ausbildung modernisieren – Wärmepumpen, Digitalisierung und Gebäudetechnik gehören stärker in die Lehrpläne. Die Weiterbildung läuft bereits auf Hochtouren. Gemeinsam mit Partnern wie dem Goethe-Institut oder dem ZDH rekrutieren wir zusätzlich Fachkräfte im Ausland. Aber entscheidend ist, dass wir im Inland mehr junge Menschen für das Handwerk begeistern. Die Kampagne „Zeit zu starten“ leistet dazu einen wichtigen Beitrag. Sie läuft hervorragend und trifft genau die richtige Zielgruppe.
Wir sollten uns unserer Bedeutung bewusst sein: Wir sind nicht Bittsteller, wir sind Ermöglicher.
Markus Sironi: Nur gemeinsam hat man eine starke Stimme. Wie wollen Sie die Interessen von 23.000 Innungsbetrieben bündeln – vom Zwei-Mann-Betrieb bis zum digitalen Mittelständler?
Daniel Föst: Gute Frage. Das ist eine unserer größten Aufgaben. Der ZVSHK bietet mit Tools wie dem Serviceportal oder ZVPlan konkrete Unterstützung, gerade für kleinere Betriebe. Gleichzeitig achten wir bei Normung und Regelsetzung auf Praxistauglichkeit. Themen wie Energie, Nachwuchs und Fachkräfte betreffen alle – das ist unsere gemeinsame Basis.
Dennis Jäger: Schauen wir einmal über die Landesgrenzen hinweg. Welche Rolle spielt Europa für den ZVSHK?
Daniel Föst: Eine immer größere. Die europäische Gebäuderichtlinie, die F-Gase-Verordnung oder Energieeffizienzstandards werden zunehmend in Brüssel entschieden. Deshalb sind wir über den ZDH auch dort aktiv. Es reicht nicht, in Berlin zu argumentieren – wir müssen auch direkt in Brüssel vorsprechen.
Markus Sironi: Heute reicht es nicht mehr aus, nur sein eigenes Gewerk im Auge zu haben. Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit anderen Gewerken, etwa dem Elektrohandwerk?
Daniel Föst: Sehr wichtig. Elektro und SHK wachsen zusammen – bei Wärmepumpen, Speichertechnik und Smart-Home-Lösungen. Es gibt bereits gemeinsame Schulungen und Forschungsprojekte wie die Initiative „KlimaHandwerker“. Das funktioniert gut, ist aber ausbaufähig. Wir müssen hier schneller werden.
Dennis Jäger: Wird der ZVSHK bewährte Projekte der letzten Jahre fortsetzen?
Daniel Föst: Ja, sowohl das „Qualitätszeichen“ als auch die Kampagne „Zeit zu starten“ laufen erfolgreich weiter. Das Qualitätszeichen schafft Vertrauen – bei Betrieben und Kunden gleichermaßen. Wir werden beide Formate fortführen und prüfen, wo sie sich weiterentwickeln lassen.
Markus Sironi: Zum Abschluss: Was ist Ihre Botschaft an die SHK-Unternehmerinnen und -Unternehmer?
Daniel Föst: Das SHK-Handwerk ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Energiewende. Wir gestalten Zukunft – und das mit Stolz. Wir sollten uns unserer Bedeutung bewusst sein: Wir sind nicht Bittsteller, wir sind Ermöglicher.
Sironu und Jäger: Herr Föst, besten Dank für die Einblicke.
Bild: ZVSHK
Der ZVSHK bietet mit Tools wie dem Serviceportal oder ZVPlan konkrete Unterstützung, gerade für kleinere Betriebe.