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Strategien und Wege der Potenzialerfassung

Leitungs-Check als Marktchance

Wer eine Grundleitung überprüfen und bewerten will, muss dafür entsprechend sachkundig sein. Beispielsweise in Nordrhein-Westfalen bestehen gesetzliche Vorgaben darüber, unter welchen Voraussetzungen ein Fachmann auch sachkundig für die Kontrolle von Abwasser-Grundleitungen ist. Darüber hinaus muss der prüfende Betrieb, bei dem der Sachkundige tätig ist, eine festgelegte Ausstattung an Kontroll-Ausrüstung nachweisen. Seit Sommer 2007 bietet Jung Pumpen am Firmensitz in Steinhagen Sachkunde-Seminare für die Dichtheitsprüfung von Grundstücksentwässerungsanlagen an. In diesem Jahr wurden die Seminare an die gesetzlichen Vorgaben in NRW angepasst. Neben dieser Schulungsstätte bietet auch der Fachverband NRW Lehrgänge an, die zur Erlangung des Sachkundenachweises führen. Bei den Schulungen wurde bewusst eine Zweiteilung der Seminarinhalte etabliert. Zu geballt ist das Fachwissen, das auf den Teilnehmer einströmt, als dass man dies an vier oder fünf aufeinander folgenden Tagen abhandeln könnte. Somit werden die Teilnehmer in einem zweitägigen Grundkurs zunächst mit den Randbedingungen des Marktes und den Potenzialen sowie der erforderlichen Inspektionstechnik bekanntgemacht. Manchen Teilnehmern reicht dieser grobe Einblick in den Markt, um für sich zu entscheiden, dass sie über Kooperationen ihre Aktivitäten weiter vorantreiben wollen. Die meisten Teilnehmer jedoch buchen auch den ebenfalls zweitägigen Aufbaukurs, mit dem dann nach bestandener Prüfung der Eintrag in die Landesliste des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) in NRW möglich ist.

Markteinstieg auch ohne eigene Technik möglich

Nicht jeder Fachhandwerker, der den Sachkundenachweis erworben hat, kann und will allerdings sofort in die erforderliche Inspektionstechnik investieren. Einige Unternehmer möchten sich lieber zunächst langsam in den Markt hineintasten. Genau aus diesem Grund ermöglicht es die Verwaltungsvorschrift zur Sachkunde, die Gerätschaften zur Dichtheitsprüfung bei Bedarf auszuleihen.

Eine probate Lösung, die es ermöglicht, dass Unternehmer zunächst die Potenziale in ihrer Region ausloten. Mancher verzichtet sogar dauerhaft auf die Anschaffung eigener Inspektionstechnik und setzt stattdessen auf ein Netzwerk in seiner Region. Nachweislich ist es nämlich zwar der Installateur, der am leichtesten den Kontakt zum Hausbesitzer herstellen kann. Die eigentliche Prüfung der Grundleitung kann er aber sehr gut gemeinsam mit Spezialisten anbieten. So sind Installateure mit einer guten Kundenbindung für Tiefbauer und Kanalsanierer interessante Kooperationspartner.

Aber auch die Ansprüche der Hausbesitzer sind gestiegen und immer häufiger werden Lösungen aus einer Hand verlangt. Zahlreichen Normen und Regelwerken unterworfen, ist die Gebäude- und Grundstücksentwässerung ein komplexes System, das der Laie und Hausbesitzer selbst nicht gänzlich erfassen kann. Umso mehr sollte das Handwerk die Ansprüche erkennen, die der Markt hier stellt. Ganzheitliche Lösungen, wie sie vielerorts beim „Bad aus einer Hand“ üblich sind, könnten auch ein Erfolgsmodell in der Entwässerung werden.

Aus diesem Grund mischt Jung Pumpen die Teilnehmergruppen in seinen Seminaren gerne und bringt Unternehmer aus dem Installations-, Tiefbau- und Kanalsanierungsbereich an einen Tisch. Dabei ergeben sich oft lebhafte Diskussionen und Ideen für gemeinsame Marktstrategien. In der Nachbetrachtung haben sich aus den Seminaren in Steinhagen schon regelrechte Erfolgsgeschichten entwickelt. Zwei Beispiele zeigen die unterschiedlichen Möglichkeiten für Fachhandwerker auf, sich im Markt erfolgreich zu etablieren.

Interessante Erfolgsbeispiele aus der Praxis

Christian Petersen, Inhaber der Firma Volkert Theis in Wyk auf Föhr, nahm bereits 2009 am Grundkurs in Steinhagen teil und erlangte das Sachkundezertifikat nach Absolvierung des Aufbaukurses im Februar 2010. Obwohl es 2009 in Schleswig-Holstein faktisch noch so gut wie keine Nachfrage nach Dichtheitsprüfungen gab, erkannte Petersen die Chancen für seinen Betrieb. Er investierte in einen eigenen Spülwagen und erweiterte sein Know-how in der Sanierung.

Seither setzt er als einer von wenigen Handwerksbetrieben in Schleswig-Holstein sogar das sogenannte Flutungsverfahren ein, über das er in Steinhagen erstmals informiert worden war. Inzwischen ist es so, dass die Besitzer von Gebäuden in den Wasserschutzgebieten laut Gemeindeamt Föhr/Amrum bereits in diesem Jahr die Dichtheit der Grundleitungen nachweisen müssen, die weiteren Fristen laufen bis 2015.

Für Petersen ist die Flut der Anfragen derzeit kaum zu bewältigen. Mit ihrem Equipment ist die Firma Theis ein wichtiger und vor allem kompetenter Ansprechpartner für die übrigen SHK-Unternehmen auf der Insel geworden. Selbst mit seinen Wettbewerbern arbeitet Petersen heute auf dem Sektor der Grundleitungssanierung Hand in Hand.

Bernd Westerhold, Inhaber des Tiefbauunternehmens Westerhold GmbH aus dem westfälischen Bünde, zieht nach der Absolvierung beider Seminarteile ebenfalls ein positives Fazit. Mit drei Mitarbeitern hat er sich in Steinhagen ausbilden lassen und ist nun für die anstehenden Aufgaben gewappnet. Die Investition in eine neue Kamera und einen Spülwagen bringt für sein Unternehmen neue Potenziale mit sich.

Da seine Kompetenz vor allem in den Bereichen außerhalb des Gebäudes liegt, stellt er für das klassische SHK-Handwerk keine Konkurrenz dar. Im Gegenteil: In Sachen Grundleitungskontrolle arbeitet der Tiefbauer mit vielen Installationsunternehmen partnerschaftlich zusammen. Die Hausbesitzer können sich darauf verlassen, dass die Unternehmen Hand in Hand arbeiten und vor allem im Vorfeld ganzheitliche, wirtschaftliche Lösungen erarbeiten.

Professionelles Marketing – ein Erfolgsfaktor

Eigentümer und Bauherren für das Thema Dichtheit der Grundstücksentwässerung zu sensibilisieren und auf den Wert einer fachmännischen Beratung hinzuweisen, sind die Ziele des Bauherrenfolders „Dichtheitsprüfung – was nun?“, den Jung Pumpen Handwerksbetrieben zur Verfügung stellt. Nach einer kurzen Definition des Begriffes Grundleitung und der Bedeutung ihrer Dichtheit werden in diesem informativen Folder die Stilllegung einer defekten Grundleitung und die Entsorgung des häuslichen Abwassers über eine Hebeanlage und eine abgehängte Sammelleitung erläutert.

Fachhandwerker können den Folder beim Kundengespräch übergeben oder als Postwurfsendung zur gezielten Ansprache eines ausgewählten Neukundenkreises nutzen. Gegen eine geringe Kostenbeteiligung sind bei Stückzahlen ab 2000 Stück sogar die individuelle Personalisierung auf den jeweiligen Betrieb sowie der Eindruck des Logos möglich.

Ein informativer Animationsfilm auf der Jung-Pumpen-Website gibt ergänzend einen Einblick in die Thematik und die Zusammenhänge der Abwasserentsorgung. Er kann auch über Google oder bekannte Portale im Internet gefunden und online betrachtet werden und dient informativ und unterstützend bei der Beratung.

Mit unterschiedlichen Strategien kann das Handwerk den Markt der Grundleitungssanierung für sich erschließen. Eines ist dabei klar: Handelt die Branche hier nicht und nutzt die vorhandenen Potenziale, so tun es andere! Zur Erinnerung: Experten gehen davon aus, dass von den 1,4 Millionen km Grundleitungen bis zu 90 % undicht sind. Ein Beratungsgespräch rund um das Thema Dichtheitsprüfung sollte also zum Pflichtthema bei jedem Kundenkontakt werden. So kann sich das SHK-Handwerk in seiner Region als kompetenter Berater etablieren.

Lesen Sie zu diesem Beitrag auch das ­Interview mit Handwerksmeister Christian Petersen auf der nächsten Seite.

Info

Inhalte der Seminare zum Sachkundenachweis

  • Gesetzliche Grundlagen
  • Grundstücksentwässerung
  • Rückstausicherung in der Gebäudeentwässerung
  • Einsatz von Hebeanlagen
  • Darstellung des Investitions­auf­wandes
  • Sanierungstechnik
  • Dichtheitsprüfung
  • Anforderung an die Reinigung von Entwässerungsanlagen
  • Materialspezifische Besonderheiten bei der Dichtheitsprüfung
  • Marktübersicht über Prüf-Absperr­systeme
  • TV-Kanalinspektion und quantitative Dichtheitsprüfung
  • Schadensbeurteilung
  • Durchführung von TV-Kanalinspek­tionen
  • Arbeitssicherheit
  • Theoretische und praktische Sachkundeprüfung, Abschluss mit Sachkundezertifikat

Extras

Unter https://www.sbz-online.de/tags/extras-zum-heft finden Sie einen Informationsfilm, der das Thema Grundleitungskontrolle für jedermann transparent macht.

Autor

Marco Koch ist Leiter Verkaufsförderung bei Jung Pumpen in Steinhagen und führt auch ­Entwässerungsschulungen durch. Telefon (0 52 04) 17-0, Telefax (0 52 04) 8 03 68, https://www.jung-pumpen.de/