SBZ: Jana, du bist 18 Jahre alt und machst eine Ausbildung als Anlagenmechanikerin SHK im zweiten Lehrjahr. Wie hat sich dein Berufswunsch entwickelt?
Jana Sonntag: Für mich war schon von klein auf klar, dass ich ins Handwerk will. Meine Eltern und mein Bruder arbeiten im Handwerk und da wollte ich das auch. Eine Arbeit im Büro wäre nie für mich infrage gekommen – ich will raus und mit den Händen arbeiten. Der Moment, als mir klar wurde, dass ich ins SHK-Handwerk gehen wollte, war, als wir meinen Großcousin in Sachsen besuchten, der Heizungsbauer ist und sein Bad komplett selbst saniert hat. Das fand ich cool. Das war kurz vor meinem Schulpraktikum, und daraufhin habe ich mir einen Heizungsbetrieb für das Praktikum gesucht.
SBZ: Wie hast du dann die Gabriel GmbH gefunden?
Sonntag: Ich kannte keine SHK-Betriebe und habe gegoogelt. Die Website der Gabriels hat mich angesprochen – der Betrieb ist fortschrittlich und das Team auf der Internetseite wirkte sympathisch. Daraufhin habe ich mich für ein Schülerpraktikum beworben. Ich bekam sofort die Antwort, dass sie mich gerne nehmen würden. Daraus wurden dann insgesamt zwei Praktika und noch zwei Ferienjobs. Eigentlich wollte ich mir noch andere Berufe anschauen, war mir dann aber sicher, SHK machen zu wollen. Ich kannte bis dahin niemanden, der das gemacht hat, und war die Einzige. Dass es nur wenige Frauen im Handwerk gibt, war mir klar. Das hat mir aber nichts ausgemacht, denn ich arbeite eigentlich schon immer lieber mit Männern zusammen als mit Frauen.
SBZ: Stößt du manchmal bei der Arbeit an deine körperlichen Grenzen?
Sonntag: Ja, natürlich. Wenn Heizungen ausgebaut oder die schweren Heizkessel hochgehievt werden müssen, sage ich meinen Kollegen auch schon mal, dass es für mich zu schwer wird. Das ist bei uns im Betrieb gar kein Problem – jeder ist hilfsbereit und passt auf, dass ich nicht zu schwer hebe, und wir sind auf der Baustelle auch meistens zu zweit oder zu dritt.
SBZ: Was gefällt dir an deiner Arbeit am meisten?
Sonntag: Die Abwechslung. Ich will in vielen Bereichen viel lernen und das kann ich hier, weil es jeden Tag etwas anderes zu tun gibt.
SBZ: Wie ist die Situation in der Berufsschule?
Sonntag: Es gibt drei Heizungsbauer-Klassen mit jeweils knapp 20 Schülern, und ich bin das einzige Mädchen. In unserer Klasse sind außerdem Technische Systemplaner und diejenigen mit einem dualen Studium. Dadurch sind in unserer Klasse noch drei weitere Mädchen, die zwar keine Heizungsbauerinnen sind, aber auch Grundlagenkenntnisse haben müssen. Aber in fast jedem Lehrjahr sind eine oder zwei Frauen mit dabei.
SBZ: Und wie ist es dann auf der Baustelle für dich?
Sonntag: Ich weiß natürlich nicht, wie es vorher war, aber ich kann mir gut vorstellen, dass sich die Männer eher zurückhalten, wenn ich dabei bin. Männer messen sich gern und machen gern mal blöde Sprüche. Das kommt schon manchmal vor, wenn ich dabei bin, aber ich habe damit kein Problem und mache selbst mal einen blöden Spruch, was dann auch alles ein bisschen auflockert. Durch Frauen wird es ruhiger und entspannter auf der Baustelle und der Ton ist weniger ruppig. Die Männer bieten auch an, die schwere Arbeit zu machen, und ich trage dann die Päckchen hoch. Damit bin ich voll zufrieden.
SBZ: Arbeitest du auf der Baustelle auch mit anderen Gewerken zusammen?
Sonntag: Wir sind gerade mit einer Elektrikerfirma zusammen auf der Baustelle und ein Fliesenlegerbetrieb ist auch dabei. Wenn es darum geht, eine Duschwanne zu setzen, machen wir das zusammen. Der Fliesenleger freut sich immer, wenn ich dabei bin, und wir besprechen und planen dann auch viel miteinander.
SBZ: Wie nimmst du das Image des SHK-Handwerks wahr?
Sonntag: Jeder denkt immer, dass das ein total harter Beruf ist, in dem man nur schwere Sachen schleppen muss. Es hat sich aber viel geändert und es gehören auch viele Feinarbeiten dazu und einiges ist einfacher geworden. Früher hätte ich den Beruf wahrscheinlich auch nicht gemacht, weil es wirklich hart war. Da gab es auch noch weniger Hilfsmittel. Wir fahren die Kessel zum Beispiel mit der Raupe oder einem Treppensteiger hoch. Außerdem baut jeder, der in dem Beruf arbeitet, mit der Zeit Kraft auf – klar, vielleicht klappt das bei Männern ein bisschen schneller als bei Frauen.
SBZ: Wurde deine Qualifikation schon einmal von einem Kunden infrage gestellt?
Sonntag: Ja, das ist schon passiert, und zwar holte ein Kollege etwas draußen aus dem Bus und ich habe in der Zwischenzeit eine Frage von einem Kunden beantwortet. Als mein Kollege zurückkam, hat ihn der Kunde noch mal genau das Gleiche gefragt. Klar, als Azubi weiß ich fachlich noch nicht alles – das lerne ich jetzt gerade erst. Ich versuche, es so genau, wie es geht, zu erklären, aber wenn ich mal nicht mehr weiterweiß, frage ich natürlich meinen Kollegen, ob er es noch mal genauer erklären kann. Oder manchmal bieten zum Beispiel sogar Kunden an, einen Bauschutteimer hochzutragen, damit ich das nicht tun muss.
SBZ: Kannst du auf der Baustelle deine Rolle als Frau bewahren?
Sonntag: Auf der Baustelle bleibe ich die Jana und schlüpfe nicht in eine Männerrolle. Ich habe schon als Kind lieber mit meinem Bruder Bauernhof gespielt als mit Barbies. Nein, ich verstelle mich nicht. Es kann auch mal vorkommen, dass ich geschminkt auf die Baustelle gehe, was auch noch keiner von meinen Arbeitskollegen kommentiert hat. Ich mache zwar einen typischen Männerberuf, aber das heißt nicht, dass ich dann auch wie ein Mann aussehen muss.
SBZ: Was würdest du einer handwerklich begabten Frau raten, die sich gerade beruflich neu orientiert?
Sonntag: Einfach mal das SHK-Handwerk ausprobieren! Ein Praktikum zu machen, ist die beste Möglichkeit, sich den Beruf anzuschauen – bevor man sich auf eine Ausbildungsstelle bewirbt. Man sollte sich wirklich sicher sein, dass es dauerhaft Spaß macht und man jeden Tag gern zur Arbeit geht. Deshalb habe ich nach meinem Schülerpraktikum noch mal ein zweiwöchiges Praktikum drangehängt. So bekommt man viel, viel mehr mit, wie es in einem Betrieb abläuft. Mir war auch wichtig, dass das Verhältnis zwischen Chef und Arbeitern gut harmoniert und dass das Team auf der Baustelle gut miteinander auskommt – ansonsten macht das ganze Arbeiten keinen Spaß. In einem großen Betrieb kann man schnell untergehen, deshalb habe ich mich für einen kleineren, familiären Betrieb entschieden. Mir macht mein Beruf Spaß, denn er ist cool und vor allem abwechslungsreich. Das ist das Wichtigste.
Wir sind auch Bildungspartner von der Schule in Bad Saulgau und gehen regelmäßig auf Ausbildungsmessen in der Region. Die Schulen laden hierzu die Betriebe ein und wir – der Juniorchef Stefan Gabriel als SHK-Meister und ich – halten dort immer einen kleinen Vortrag. Wir beide haben uns überlegt, was wir zeigen können. Ich mache mit den Schülern dann ein paar praktische Sachen, wie Rohre abschneiden und pressen, damit sie sich gut vorstellen können, wie wir arbeiten. Die wichtigsten Maschinen oder Werkstücke haben wir dabei und ich erkläre, wie die Ausbildung abläuft. Das funktioniert ganz gut.
SBZ: Deine Ausbildung läuft noch eineinhalb Jahre. Was machst du danach?
Sonntag: Ich habe jetzt gerade die schriftliche Zwischenprüfung abgelegt und jetzt kommt noch das Praktische. Direkt danach will ich den Meister oder den Techniker machen. Trotzdem will ich jetzt erst mal schauen, wie ich in der Zwischenprüfung abgeschnitten habe und dann überlege ich, wie ich weitermache. Es macht mir noch immer großen Spaß und ich war in jedem Bereich drin – Badplanung und dann auch Heizung – und könnte mir vorstellen, anschließend eher in Richtung Bäder zu gehen.
SBZ: Hattest du schon einmal ein besonderes Erlebnis auf der Baustelle, über das du gern berichten möchtest?
Sonntag: Ja, bei Frau Lorenz und ihrem Mann haben wir das Bad gemacht. Sie hat sich jeden Morgen gefreut, wenn unsere Installateure und ich ankamen. Wir haben sie in jede Kleinigkeit einbezogen, zum Beispiel, wie wir am besten ihren Schminkspiegel aufhängen können. Das Bad ist ja auch ein sehr persönlicher Raum. Sie war richtig begeistert von uns und hat gesagt, wie froh sie ist, dass sie mit uns so gut reden kann und dass bei uns alles so gut geplant ist.
Ich glaube aber, es wäre anders, wenn zwei Frauen miteinander arbeiten würden. Da entsteht schnell mal Streit. So, wie das Team jetzt ist, funktioniert es gut und wir ergänzen uns gegenseitig.
SBZ: Jana, ich danke dir für das spannende Gespräch.