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Marktkommentar

„Politik liefert Unternehmen schutzlos aus“

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Niklas Köllner, Geschäftsführer von Wenko

Wenko

Niklas Köllner, Geschäftsführer von Wenko

Asiatische Online-Plattformen fluten den Markt mit Angeboten. In die Kritik geraten sind sie bei Branchenverbänden, Verbraucherschützern, aber auch Handel und Industrie, weil viele der Produkte – so der Tenor verschiedener Berichte – die vorgeschriebenen Standards nicht erfüllen und es an Kontrollen fehlt. Niklas Köllner, Geschäftsführer von Wenko, sieht darin eine klare Wettbewerbsverzerrung und fordert von der Politik, gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle zu schaffen.

„Es kann nicht sein, dass die wachsenden Anforderungen der EU, die wir in Deutschland und Europa erfüllen müssen, nicht für Importeure aus Asien gelten“, ärgert sich Köllner. Mehr als 5.000 Nonfood-Produkte für Bad, Küche, Wohnen gibt es im Online-Shop von WENKO. Sie erfüllen alle die gesetzlichen Vorschriften. Darüber hinaus führt WENKO Zertifizierungen, Qualitätsprüfungen und chemische Analysen durch. „Für Waren aus China gelten diese Gesetze zwar auch“, erläutert Köllner, „aber wer kontrolliert das? Niemand. Und damit wird unser Markt schutzlos zum Freiwild für asiatische Online-Plattformen, die auf unsere Kosten wachsen. Das ist ein Vergehen am Verbraucher und an der Wirtschaft.“

Mehr als 400 Produkte von Temu löschen lassen

Weil er sich von der Politik im Stich gelassen fühlt, ist Köllner selbst aktiv geworden. Mehr als 400 Produkte hat er binnen der letzten Wochen erfolgreich von der Temu-Plattform löschen lassen, weil sie die Schutzrechte von Wenko verletzt haben. „Diese Produkte tauchen binnen kürzester Zeit wieder unter anderem Namen auf“, berichtet er von seiner Erfahrung. „Das ist wie ein Hase- und Igel-Spiel. Das können wir auf Dauer nicht weiterspielen, deshalb brauchen wir deutlich bessere Kontrollen für alle Importe. Die Produktsicherheit, die Europa aufgebaut hat, wird sonst binnen kürzester Zeit ausgehebelt.“

„Wer Produkte importiert, sollte haftbar gemacht werden können“

Ein Dorn im Auge ist Köllner, dass die Politik die Gesetze nicht schnell genug an veränderte Realitäten anpasst und klare Handelsabkommen fehlen. Eine Lösung sieht er darin, das Produkthaftungsgesetz auszuweiten. „Es muss neben funktionierenden Kontrollen für jeden Inverkehrbringer einen Bevollmächtigten in Europa geben, der für Verstöße haftet“, so die Forderung von Köllner. „Anders bekommen wir hier Wildwest-Marktbedingungen und niemand kann sich mehr auf die Echtheit und Qualität von Produkten verlassen. Wer Produkte in der EU verkauft, muss die gesetzlichen Anforderungen sicherstellen und auch dafür haften.“

Fehlende Kontrollen führen zu gesundheitlichen Gefahren

Der Staat ist mit der Flut an importierten unkontrollierten Produkten überfordert – für die nach Auffassung von Köllner Kontrollen dringend erforderlich wären. Denn wenn ein Endverbraucher ein Produkt kauft, das einem Markenprodukt sehr ähnelt, aber nur einen Bruchteil davon kostet, kann er nicht sehen, ob das Produkt mit krebserregenden Substanzen kontaminiert ist. Das ist nur über kostspielige Laborprüfungen möglich. „Viele benutzte Chemikalien sind leider krebserregend, da diese in der Beschaffung günstiger sind“, erläutert Köllner. „Wir holen uns so den schleichenden Tod nach Europa. Im schlimmsten Fall wird ein Produkt dann auch noch vom Endverbraucher tragbar gemacht durch seine positive Rezension auf der jeweiligen Plattform. 100 % Sicherheit gibt es nie, aber der Konsument kann bei einem Markenprodukt deutlich eher davon ausgehen, dass die Produkte den strengen Anforderungen der EU-Gesetze entsprechen. Auch Unternehmen aus Drittländern müssen sich an die Spielregeln halten.“

Offener Brief an Robert Habeck

In einem offenen Brief wendete sich Köllner ebenfalls an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Unverständlich ist es für ihn, dass asiatische Plattformen nicht nur in puncto Qualität, Produkthaftung und Schutzrechtsverletzungen quasi unbescholten davonkommen, sondern dass sie darüber hinaus kaum oder keine Steuern oder Abgaben in Deutschland zahlen. Vorbild könnte ein aktuell noch diskutiertes Modell aus Frankreich sein, das Extra-Abgaben für Fast Fashion bzw. Wegwerfmode vorsieht. Sein Kommentar dazu: „Lieber Herr Minister Robert Habeck, auch eine Variante, die in Deutschland diskutiert werden sollte.“ ■
Quelle: Wenko / fl

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