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Überraschende Entwicklung

Warum Birk zu GC ging

SBZ: Herr Küchenberg, Sie haben sich immer für eine unabhängige Unternehmerschaft und die freie Kooperation mittelständischer Großhändler engagiert. Umso überraschender war es, dass Sie mit Ihrem ­erfolgreichen Familienunternehmen zum Jahreswechsel der GC-Gruppe beigetreten sind. Was waren Ihre Beweggründe?

Küchenberg: In den letzten Jahren haben wir immer wieder versucht anstehende Herausforderungen über mittelständische Großhandelsgruppierungen zu optimieren. Dazu gehörten beispielsweise eine Verbesserung der Infrastruktur rund um die Stammdaten, EDV-Struktur und Online-Auftritt sowie Logistik. Denn für jeden einzelnen Großhändler bedeutet das immensen Aufwand, der mit hohen Kosten verbunden ist.

Der Badverkauf ist das eine, aber schließlich sind wir auch im Bereich hinter der Wand und im Heizungsbereich gefordert, im Markt mitzumischen. Letztlich waren wir im Objektgeschäft einfach zu teuer. Obwohl wir eine sehr enge und gute Beziehung zum Handwerker pflegen, haben unsere Marktpartner nicht gesagt: „Nur weil ihr so sympathisch seid, zahle ich euch zwei, drei Punkte mehr.“

SBZ: Warum haben Sie diese Herausforderungen nicht über die mittelständischen Großhandelsgruppierungen lösen können?

Küchenberg: Wir haben es nicht geschafft uns Mittelständler zusammenzuschweißen und die Herausforderungen der Zukunft gemeinschaftlich zu lösen. Ich bin enttäuscht, dass Mittelstandskollegen ihre Eigenständigkeit nicht aufgeben wollten, um zu einer unlösbaren Verbindung zu kommen. Wenn es darum ging, einheitliche Lösungen zu entwickeln, gab es immer Gründe, die dies letztlich verhinderten. So wollten wir beispielsweise in der Logistik ganz neue Dinge vom Reißbrett aus entwickeln. Doch der eine hatte noch einen Stahlwarenhandel angebunden und konnte deshalb nicht, der nächste konnte wegen seiner Gesellschafterstruktur nicht mitziehen und der dritte hatte wieder einen anderen Grund.

SBZ: Warum eine unlösbare Verbindung und nicht Kooperation?

Küchenberg: Es ist immer wieder daran gescheitert, dass man an Gemeinsamkeiten partizipieren, aber als Mittelständler keine Einschränkungen haben wollte. Das funktioniert einfach nicht. Wir haben es auch nicht geschafft, bei grundsätzlichen Fragen – Wie stellen wir uns auf Multichanneling ein oder wie positioniert sich der Handwerker künftig in unserem Dreierbündnis? – auf einen Nenner zu kommen. Feste Strukturen haben da viele Vorteile. Zudem hat die Vergangenheit gezeigt, dass wenn jemand aus der Gruppe ausscheidet, die Kosten plötzlich für alle steigen. Für uns stellte sich immer mehr die Frage nach den Perspektiven, weil wir auch künftig in der Premium-League mitspielen wollen, und das hat uns dann letztlich zur GC-Gruppe geführt.

SBZ: Aber dafür haben Sie mit 51 % die Mehrheit an Ihrem Unternehmen abgegeben. War das die Kröte, die Sie schlucken mussten?

Küchenberg: Nein, das war der Preis (lacht). Aber die Mehrheit hätte ich auch verloren, wenn ich beispielsweise mit zwei anderen, ähnlich aufgestellten mittelständischen Großhändlern fusioniert hätte – dann wären es ja auch nur noch 33 % gewesen. Nach wie vor bin ich jedoch ein mittelständischer, ­eigenbestimmter Großhändler und lenke als persönlich haftender Gesellschafter, gemeinsam mit unserem Sohn Felix, die Geschicke der Birk KG. Überrascht hat mich die offene und herzliche Aufnahme in der GC-Gruppe. Wir erfahren eine große Wertschätzung und Anerkennung.

SBZ: Wie lange haben Sie sich mit der Entscheidung, zur GC-Guppe zu stoßen, getragen?

Küchenberg: Das ging ziemlich schnell. Im Mai letzten Jahres gab es das erste Gespräch mit Herrn Hollweg in Bremen. Wir merkten ganz schnell, dass wir auf der gleichen Wellenlänge liegen, dieselbe Sprache sprechen und über die gleichen Grundwerte verfügen. Im Juni hat er mich bereits in Nürtingen besucht und sich unsere Häuser angesehen.

SBZ: Ist ein mittelständischer Großhändler allein überhaupt noch überlebensfähig?

Küchenberg: Das Modell GC mit der Aufgabenteilung und den persönlich haftenden Gesellschaftern in den einzelnen Regionen ist ja eigentlich duplizierbar, aber es hat sonst noch keiner geschafft, es in der Konsequenz auseinander- und umzusetzen.

SBZ: Noch einmal die Frage: Ist ein mittelständischer Großhändler allein überhaupt noch überlebensfähig?

Küchenberg: Auch angesichts der Konzentration in der Industrie und trotz guter Einkaufsverbände wie UHT oder Sanitär Union muss ich sagen, es wird schwer, sehr schwer.