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Platzsparen bei der Wohnungslüftung

Kanäle in die Betondecke

Die Stadtvillen gliedern sich in Keller-, Erd- und Obergeschoss, den oberen Abschluss bildet die rückversetzte Dachetage. Sie beherbergen jeweils fünf Eigen­tumswohnungen mit drei bzw. vier Zimmern. Ihre Größen variieren zwischen 82 m² und 166 m². Insgesamt wurden 1060 m² Wohn- und rund 500 m² Nutzfläche geschaffen. Die Wände sind aus Porenbetonmauerwerk und erhielten ein 16 cm starkes Wärmedämmverbundsystem. Die Geschossdecken bestehen aus Filigrandecken mit Ortbetonauflagen. Fenster und Türen bestehen aus Kunststoff mit Fünf-Kammerprofilen und zwei Anschlagdichtungen. Der U-Wert der Dreifach-Wärmeschutzverglasung liegt bei 0,70 W/m²K. Alle Fenster sind mit Aluminiumrollläden (Minipanzer) ausgestattet.

1600 Euro Energiekosten für 1100 m² Fläche

Beide Stadtvillen werden über eine NibeErdwärmepumpe mit Warmwasserbereitung zentral beheizt. Dazu wurden fünf Tiefenbohrungen à 100 m in den Sandboden vorgenommen. Im ersten Betriebsjahr fielen für die Beheizung der 1100 m² Fläche (inklusive Trockenheizen) Energiekosten in Höhe von 1600 Euro an. Für Energieablesung, Erfassung und Abrechnung kamen noch einmal 1200 Euro hinzu. Das Gebäude entspricht fast dem Passivhausstandard. Die einzelnen Wohnungen verfügen über Niedertemperatur-Fußbodenheizungen mit individueller Unterverteilung. Die Bäder ­erhielten zusätz­liche Einzel-Heizkörper. Der Einbau der kontrollierten Wohnungslüftung war eine bei den inzwischen hohen Anfor­derungen an den energetischen Wärmeschutz notwendige Einrichtung zum Erhalt von Hygiene und Gesundheit der Bewohner. Für den Bauherrn, die COMbau GmbH in Wietzendorf war der Einsatz der kontrollierten Wohnungslüftung von Anfang an gesetzt. „Sie entspricht den Anforderungen der Energieeinsparverordnung, sorgt für einwandfreie hygienische Verhältnisse und ­erhöht die Wertstabilität der Immobilie“, ­erklärt Uwe Zagermann, Architekt, COMbau-Geschäftsführer und Bauherr in Per­solanunion.

Eingebaut wurden acht Zehnder Comfoair flat 150 mit jeweils zwei Schalldämpfern in den unteren Wohnungen sowie zwei Comfoair G 90-300 in den beiden Penthousewohnungen. Die Lüftungsgeräte wurden in den Badezimmern installiert. Aufgrund der zentralen Lage der Badezimmer war dadurch ­eine optimale Luftverteilung für alle Räumlichkeiten gewährleistet. Ansonsten hätten sich zu lange Leitungswege in den Wohnungen ergeben. Zudem konnte durch den ­Einbau von Deckengeräten der Platzbedarf für die Lüftungstechnik ohne Beschränkung der Nutzfläche reduziert werden. Die flache Bauweise der Lüftungsgeräte erlaubte die Zwischendeckenmontage im Badezimmer. Die Lüftungsgeräte messen in der Länge 170 cm, sind 60 cm breit und 22 cm tief. Zusammen mit den Schalldämpfern ergibt sich eine Gesamtlänge pro Comfoair 150 von 230 cm. Die Lüftungsgeräte wurden direkt unter der Betondecke montiert. Darunter befindet sich die abgehängte Decke, so dass die Bäder aus gestalterischen Gründen bis zur Zwischendeckenkonstruktion gefliest werden konnten.

Flache Geräte ermöglichen Einbau unter der Decke

Die Luftverteilung erfolgt über 75 mm starke flexible Leitungen vom Typ Comfotube. Insgesamt wurden, je nach Wohnungsgröße, ­etwa 70 bis 150 m Rohrleitungen verlegt. In den Dachgeschossen wurden sie in die ­abgehängte Decke montiert und in den ­übrigen Geschossen wurden die Rohre direkt in den Beton eingegossen. Dadurch konnte (bis aufs Bad) auf abgehängte Decken und sichtbare Lüftungskanäle verzichtet werden.

In den Badezimmern werden die Leitungen innerhalb der Zwischendecke in die Ver­teilstation geführt. Die Luftdurchlässe, z.B. im Küchenbereich, schließen bündig mit den Decken ab. Die Anzahl der Luftleitungen wurden für den zukünftigen Bewohner ­unsichtbar auf die erforderliche Luftmenge ausgelegt. Die Comfoair 90-300 wurden nur in den ­beiden Penthouse-Wohnungen eingebaut. Da sie rund 170 m² groß sind, ­reichen die Luftwechselraten des Comfoair 150 dafür nicht aus, so dass hier stärkere Geräte benötigt werden. Der Wirkungsgrad des vom Passivhausinstitut zertifizierten Zehnder Comfoair 150 liegt bei ca. 82% und beim Zehnder Comfoair 90-300 bei über 90%. Beim ­Comfoair 150 sorgt hierfür ein Gegenstrom-Kanalwärmetauscher, beim Comfoair 90-300 der integrierte Kreuz­gegenstrom-Wärmetauscher. Bei einem ­externen Druck von 100 Pa können beim Comfoair 150 bis zu 150 m³ Luft in der ­Stunde gefördert ­werden. Der Comfoair 90-300 schafft in der gleichen Zeit die ­doppelte Luftmenge.

Über eine Tastatur lassen sich verschiedene Ventilatorstufen und Betriebsarten ansteuern. Die eingestellten Parameter, wie Lüftungsstufe, Betriebsart und anstehende Wechsel der unterschiedlichen Filter werden über Leuchtdioden übersichtlich angezeigt. Der Einbau verschiedener Filtersysteme ­reagiert auf die unterschiedlichsten hygie­nischen und gesundheitlichen Anforderungen der Bewohner. Der zeitliche Aufwand für die Verlegung der Leitungen lag nach Angaben von Uwe Zagermann pro Wohnung bei rund vier Stunden. Der Einbau und die Inbetriebnahme der einzelnen Geräte nahmen jeweils einen Manntag in Anspruch. Verlegt wurden die Leitungen während der Rohbauphase auf den Filigrandecken. Die Lüftungsgeräte selbst wurden dann aber erst nach Abschluss der Putz- und Estricharbeiten eingesetzt.

Zufriedene Bewohner

Nach einem halben Jahr Nutzungsdauer sind die Bewohner von der kontrollierten Wohnungslüftung überzeugt. „Die Resonanz ist sehr positiv“, erklärt Zagermann, „die Bewohner sind über die ständige ­Frischluft in ihren Wohnungen sehr zu­frieden.“ Dazu war zwar ein Umdenken beim Nutzerverhalten notwendig, aber dank des permanenten zugfreien Luft­austausches fühlen sich die Bewohner nicht nur wohler in ihren neuen „vier ­Wänden“. Sie stellen auch fest, dass beim Duschen oder Baden die Spiegel nicht mehr beschlagen und sie den Eindruck haben, ihre Räume seien trocken. „Nicht nur subjektiv empfinden die Bewohner ihre Wohnungen behaglicher, sondern auch ­objektiv lässt sich die höhere Frischluft­qualität nachweisen“, resümiert Architekt Zagermann.

Wohnungslüftung nur mit Wärmerückgewinnung

SBZ: Seit wann bauen Sie Wohnungslüftungsgeräte ein?

Zagermann: In diesem Bereich sind wir seit 2006 tätig. Besonders die Kombination mit der Wärmepumpe macht die Anlage aufgrund der geringen Energiekosten den Bewohnern und auch mir richtig Freude.

SBZ: Wie viel Wohnungslüftungsgeräte haben Sie im letzten Jahr eingebaut?

Zagermann: Wir verkaufen übers Jahr bis zu zwölf Anlagen. Dabei handelt es sich um unterschiedlich große Einzelgeräte – ­eine zentrale Großanlage haben wir bislang noch nicht ausgestattet.

SBZ: Wie verläuft ein typisches Beratungsgespräch in punkto Wohnungslüftung?

Zagermann: Der Kostenpunkt stellt für die meisten Kunden den zentralen Punkt in den Gesprächen dar. Der Preis ist auch der Hauptgrund dafür, wenn eine Anlage leider manchmal doch wieder aus der Planung gestrichen wird. Beim Großprojekt Soltau mussten wir bei der Installation der Wohnungslüftung auch die hohen Brandschutzauflagen sowie die Herausforderungen der Schallproblematik berücksichtigen. Ebenfalls zwei Punkte, die in den Kundenberatungen immer wieder zur Sprache kommen. Die sinnvollste Ausführung liegt in einer Kombination aus zentraler Wohnungslüftung mit Wärmepumpe. Solche ganzheitlichen ökonomischen Versorgungssysteme weisen niedrigere Energie- und Betriebskosten als konventionelle Heizungen auf. Bei diesem Bauvorhaben fielen im ersten Betriebsjahr für die Beheizung der 1100 m² Fläche lediglich Energiekosten in Höhe von 1600 Euro an.

SBZ: Welche Rolle spielt das Thema Energieeinsparung? Wieso werden in diesem Kontext überhaupt noch Lüftungsgeräte ­ohne Kreuzstromwärmetauscher installiert?

Zagermann: Durch die EnEV sind moderne Häuser zur Energieeinsparung verdammt. Die Dämmtechnik ist inzwischen so perfekt geworden, dass auf diesem Gebiet keine zusätzlichen energetischen Kosteneinsparungen mehr zu erreichen sind. Umso wichtiger wird die Rolle der Lüftung für die Reduktion des Energiebedarfs. Deshalb installieren wir auch prinzipiell keine Geräte ohne Wärmetauscher. Das wäre völlig unsinnig.

SBZ: Lüftungsanlagen stehen hin und ­wieder auch in der Kritik. Gab es bei ihnen Reklamationen?

Zagermann: Meine Kunden sind durch die Bank weg sehr zufrieden, Reklamationen gab es bisher keine. Frischluftempfinden und der Lüftungskomfort kommen sehr positiv bei den Leuten an. Wir hören immer wieder, wie schön es ist, dass man keine abgestandene, schlechte Luft mehr in der Wohnung hat.