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Hydraulischer Abgleich bringt 10 % und mehr

Einsparpotenziale meist unterschätzt

Bei der Effizienzsteigerung im Wärmemarkt ruht der Blick meist nur auf der Wärmeerzeugung“, erklärt Werner Willmes, Geschäftsführer der Initiative Erdgas pro Umwelt. „Genauso entscheidend ist allerdings, dass die Wärme auch effizient in die zu heizenden Räume transportiert wird.“ Abhilfe für eine ungleiche Wärmeverteilung schafft der hydraulische Abgleich des gesamten Systems. Er verursacht Investitionskosten von lediglich 2 bis 7 Euro pro m2 Wohnfläche. Das große Energiesparpotenzial der Maßnahme hat das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderte Optimus-Projekt nachgewiesen. Den Berechnungen zufolge liegt die Menge der gesparten Wärmeenergie im Schnitt bei 10 kWh/m2a beheizte Wohnfläche. Überraschend: Gebäude mit relativ hohem energetischen Standard, die nach der Wärmeschutzverordnung aus dem Jahr 1995 errichtet wurden, erzielen eine noch deutlich höhere Einsparung. Sie liegt jährlich bei rund 20kWh/m2a, was etwa 20 % des Verbrauchs dieser Häuser entspricht. Das zeigt: Gibt es keine übermäßigen Energieverluste über die Gebäudehülle, weil das Haus gut gedämmt und luftdicht ist, steigt das Potenzial der optimalen Abstimmung der Heizanlage für die Energieeinsparung.

Überdimensionierte Pumpen verschleiern das Problem

Dass der hydraulische Abgleich lange vernachlässigt wurde, liegt unter anderem an überdimensionierten Heizungspumpen. Sie gleichen die schlechte Verteilung der Heiz-wärme aus. Inzwischen wurde die Heizungspumpe allerdings als Energieverschwender erkannt, der Austausch einer zu großen Pumpe gegen ein effizienteres Modell wurde zeitweise sogar staatlich gefördert. Mit kleinerer Heizungspumpe wird das Problem der Wärmeverteilung dann wieder sichtbar. „Der hydraulische Abgleich gewinnt allerdings noch aus einem zweiten Grund an Bedeutung“, weiß Werner Willmes. „Er wurde von KfW und BAFA zur Voraussetzung für bestimmte Sonderförderungen gemacht.“

Dies zeigt sich unter anderem beim Kesseltauschbonus. Er wird vom BAFA gewährt, wenn in einem Bestandsgebäude zusätzlich zur Installation einer solarthermischen Anlage für Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung der alte Heizkessel gegen ein modernes Brennwertsystem ausgetauscht wird. Voraussetzung dafür, dass das Geld ausgezahlt wird, ist der hydraulische Abgleich des gesamten Systems. Dieselbe Vorgabe gilt für die Bezuschussung des Heizungstauschs als Einzelmaßnahme über die KfW. Auch hier ist der hydraulische Abgleich vorgeschrieben.

Den hydraulischen Abgleich zur Fördervoraussetzung zu machen ist durchaus sinnvoll. Denn wurde die Hülle eines Gebäudes energetisch optimiert, droht eine Überversorgung der beheizten Räume, sofern nicht auch das Heizsystem angepasst wird. Laut KfW ist ein energetischer Abgleich dann notwendig, wenn die Heizlast des Hauses durch eine Dämmung oder den Austausch der Heizanlage um mehr als 25 % gesenkt wurde.

Effiziente Erzeugung und optimale Verteilung

„Um das Potenzial zur Effizienzsteigerung im Wärmemarkt voll auszuschöpfen, ist beides nötig: effiziente Wärmeerzeugung und optimale Wärmeverteilung“, so Werner Willmes. „Ist die Anlage älter als 15 Jahre, kann der hydraulische Abgleich den Energieverbrauch zwar senken, allerdings bleibt die Energieerzeugung im Vergleich zu einem modernen Heizsystem ineffizient.“ Der Heizungstausch ist die wirtschaftlichste und effektivste energetische Sanierungsmaßnahme, um den Heiz­energieverbrauch zu reduzieren. Das hat die Initiative Erdgas pro Umwelt im IEU-­Modernisierungskompass 2011 anhand des Vergleichs von baulichen und anlagenseitigen Sanierungsmaßnahmen nachgewiesen. Bei jeder Maßnahme wurde auch ein hydraulischer Abgleich unterstellt. Die Studie steht kostenfrei unter https://www.ieu.de/ zum Herunter­laden bereit.

„Wer also einen veralteten Wärmeerzeuger im Keller stehen hat, sollte den Austausch und gleichzeitig die Optimierung der Wärmeverteilung vornehmen“, empfiehlt Willmes. Eine Erdgas-Brennwertheizung kann sich allein durch die eingesparten Heizkosten bereits in weniger als sieben Jahren komplett amortisieren. Die Angst vor einer überdimensionierten Heizung, sobald zusätzlich zur neuen Anlage das Gebäude gedämmt wird, ist unbegründet. Willmes: „Die modernen Geräte arbeiten modulierend und passen sich dem verringerten Wärmebedarf an.“ Ein moderner Erdgas-Brennwertkessel ist in einem Leistungsbereich von 20 bis 100 % regelbar. Faktisch arbeitet er in mittlerer Auslastung sogar am effizientesten: Strahlungs- und Abgasverluste sind in diesem Bereich geringer, was bessere Nutzungsgrade bedingt. Willmes: „Der hydraulische Abgleich sorgt dann dafür, dass die effizient erzeugte Wärme ohne größere Verluste in den zu heizenden Räumen ankommt.“

Die Technik steht heute zur Verfügung

Die Verbesserung der Energieeffizienz im privaten Wärmemarkt ist politisch gewollt. Einerseits hat die Bundesregierung sich klare Einsparziele bis zum Jahr 2020 gesetzt, andererseits hat sie in ihrem Energiekonzept Vorgaben für den Energieverbrauch des Gebäudebestands für die Jahre 2020 und 2050 aufgestellt. Alle politischen Ziele lassen sich nur erreichen, wenn schnell und kontinuierlich gehandelt wird. 77 % aller in Deutschland betriebenen Heizanlagen entsprechen derzeit nicht dem Stand der Technik, 80 % des gesamten Heizungsbestands sind schlecht abgestimmt. Beides lässt sich mit der heute schon zur Verfügung stehenden Technik deutlich und mit vergleichsweise geringen Investitionen verbessern. Willmes resümiert: „Hydraulischer Abgleich und Kesseltausch sind die ersten Schritte auf dem Weg zu einem nachhaltig gestalteten Wärmemarkt. Mit wenig Aufwand lässt sich hier viel erreichen.“

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