REMS und Dräger MSI bringen bei der künftigen Produktentwicklung beide Stärken mit ein: die Mechanik- und die Messkompetenz.
Seit dem 1. Oktober 2024 gehört die Messtechnik von Dräger MSI zum Waiblinger Hersteller Rems. Mit dem Standort in Hagen erweitert das Unternehmen sein Portfolio um elektronische Messgeräte für Abgas-, Druck- und Dichtheitsprüfungen. Entwicklung, Produktion, Vertrieb und Service werden unter dem Rems-Dach fortgeführt, wie Hans Seeger und Detlef Liss im Interview mit SBZ Chefredakteur Dennis Jäger erklären.
SBZ: Rems hat die Messtechnik-Sparte von Dräger MSI übernommen – ein Schritt, der in der Branche für Aufmerksamkeit gesorgt hat. Was war der Auslöser für diesen Zusammenschluss?
Hans Seeger: Rems entwickelt und produziert seit über 100 Jahren Maschinen und Werkzeuge für die Rohrbearbeitung am Standort Waiblingen. Im Bereich Messtechnik haben wir bislang mit externen Partnern zusammengearbeitet. Als wir im Februar 2024 von der geplanten Schließung der Dräger MSI GmbH in Hagen erfuhren, war uns schnell klar: Hier ergibt sich eine einmalige Chance, unser Portfolio gezielt zu erweitern. Nach intensiven Gesprächen konnten wir den Standort am 1. Oktober 2024 als Rems Messtechnik übernehmen und weiterführen.
SBZ: Wenn man auf die Produktwelten beider Unternehmen schaut, fällt auf: Das passt ziemlich gut. Rems bringt jahrzehntelange Erfahrung in der Mechanik mit, Dräger MSI ist stark in der Elektronik und Messtechnik. War das genau die Idee – zwei Welten zusammenzubringen?
Detlef Liss: Absolut. Die beiden Traditionsunternehmen ergänzen sich ideal. In Waiblingen konzentrieren wir uns auf Entwicklung und Produktion von Maschinen und Werkzeugen. In Hagen liegt der Fokus auf der Entwicklung und Fertigung elektromechanischer und elektronischer Messgeräte – etwa für Abgas-, Druck- und Dichtheitsprüfungen. Beide Bereiche sind in der SHK- und Industriebranche zuhause. Die Synergie ist eindeutig.
SBZ: Können sich SHK-Betriebe künftig auf kombinierte Lösungen freuen?
Liss: Es liegt auf der Hand, dass wir künftig verstärkt Lösungen entwickeln werden, die Mechanik und Messtechnik intelligent miteinander verbinden. Das Potenzial ist enorm – und wir haben bereits damit begonnen.
Seeger: Wir bauen auf unser bestehendes Rems-Vertriebsteam mit rund 220 Außendienstmitarbeitern in Europa. Dieses Team wird auch die Messtechnik-Produkte aktiv vermarkten. Unsere enge und bewährte Zusammenarbeit mit dem Fachhandel bietet dafür ideale Voraussetzungen.
„Unsere enge und bewährte Zusammenarbeit mit dem Fachhandel bietet ideale Voraussetzungen.“
REMS
SBZ: Und wie sieht es beim Service aus – etwa bei Wartung, Kalibrierung oder Reparatur von Messgeräten? Wird das unter dem Rems-Dach zentralisiert?
Seeger: Für unsere Kunden ändert sich zunächst nichts: Am Standort Hagen führen wir weiterhin alle Wartungen, Reparaturen und Kalibrierungen durch – wie gewohnt und in gewohnt hoher Qualität. Perspektivisch planen wir, diese Services zusätzlich auch in Waiblingen anzubieten. So können wir deutschlandweit an zwei Standorten bestmöglichen Service garantieren.
SBZ: Ein Unternehmenszusammenschluss ist nicht nur ein technischer oder betriebswirtschaftlicher Prozess – es geht auch um Menschen, um Unternehmenskulturen. Wie geht man heute so eine Integration an?
Liss: Entscheidend ist Offenheit – auf allen Seiten. Wir sind sehr froh, dass wir einen Großteil der Arbeitsplätze in Hagen sichern konnten. Zwei unterschiedliche Unternehmenskulturen zusammenzuführen, erfordert Vertrauen, Respekt und regelmäßigen Austausch – insbesondere persönlich vor Ort. Transparente Kommunikation ist dabei der Schlüssel.
„Wir sind jetzt in der Kombination aus Mechanik- und Messkompetenz sehr schlagkräftig und innovativ.“
Dräger MSI
SBZ: Was war die größte Herausforderung dabei, zwei eigenständige Marken zusammenzubringen?
Seeger: Neben den formalen Prozessen war die emotionale Komponente besonders herausfordernd. Zwischen dem 15. Februar und der Vertragsunterzeichnung konnten wir den Mitarbeitenden in Hagen keine feste Zusage geben – nur unsere klare Kaufabsicht kommunizieren. Dass uns die Übernahme der hochqualifizierten Belegschaft am Ende gelungen ist, war ein entscheidender Erfolgsfaktor.
SBZ: Viele Handwerksbetriebe schätzen Rems und Dräger MSI wegen ihrer Zuverlässigkeit. Wie stellen Sie sicher, dass die Kunden auch nach dem Zusammenschluss diese Qualität wiederfinden?
Seeger: Wir verändern nichts am Produktionsprozess – Qualität und Zuverlässigkeit bleiben wie gewohnt erhalten. Auch im Bereich Service und Kundenbetreuung setzen wir weiterhin auf hohe Standards typisch Rems.
SBZ: Ein spannender Punkt ist natürlich die Entwicklung: Wenn Mechanik- und Messkompetenz jetzt unter einem Dach sitzen – was kann daraus entstehen?
Liss: In Zeiten zunehmender Digitalisierung und Vernetzung wird von uns in Zukunft einiges zu erwarten sein. Sie haben aber hoffentlich Verständnis dafür, dass wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht darüber sprechen können. Das wir in der Kombination aus Mechanik- und Messkompetenz sehr schlagkräftig und innovativ sind, haben wir bereits mit unserer Neuentwicklung, dem Rems Detect GS4, unter Beweis gestellt. Hier haben wir in kürzester Zeit ein Produkt mit Wechselsensoren zur Leckageortung von brennbaren Gasen, verschiedener Kältemittel, Ammoniak und H2 entwickelt. Die Auslieferung der ersten Geräte hat begonnen.
SBZ: Gibt es bereits konkrete Projekte oder Produktideen, bei denen sich die Kompetenzen beider Häuser miteinander verbinden?
Liss: Ideen und Projekte gibt es viele – doch noch ist es zu früh, um Details zu nennen. Aber Sie dürfen gespannt sein!
SBZ: Die Branche bewegt sich stark in Richtung Digitalisierung und smarte Lösungen. Wie wichtig ist das Thema für Ihre gemeinsame Zukunft?
Seeger: Zentrale digitale und vernetzte Lösungen werden unsere Branche grundlegend verändern – sowohl im Werkzeug- als auch im Messbereich. Deshalb war genau dieser Aspekt ein entscheidendes Kriterium für unsere Entscheidung. Unsere Kunden können sich auf neue Maßstäbe aus einer Hand freuen.
SBZ: Vielen Dank für die Ein- und Ausblicke.
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