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Katholische und unkatholische Arbeitsmoral

Philosophische Betrachtungen über Sinn und Unsinn von Lobbyarbeit setzte Dr. Wolfgang Schwarz, Hauptgeschäftsführer des Fachverbands Bayern, an den Anfang des fünften Bayerischen SHK-Kongresses. Oft würden Verbandsleute gefragt, welchen Nutzen die Lobbyarbeit überhaupt hätte, denn am Ende fiele das Handwerk ohnehin hinten runter. Dem entgegnet Schwarz, dass Gesetze und Normen von Menschen gemacht werden, die Interessen haben oder vertreten. Oft hätten sie auch ganz andere Möglichkeiten als das Handwerk, vor allem wenn große Konzerne dahinter stehen. Die Flinte ins Korn zu werfen sei jedoch der falsche Weg. Es sei vielmehr wichtig, den Austausch mit der Politik zu suchen und dabei die Kräfte zu bündeln, wie es bei den Verbänden geschieht. Beispiele seien die Einflussnahme auf Themen wie Nah- und Fernwärme, wirtschaftliche Tätigkeiten von Kommunen oder die Verlässlichkeit der Förderpolitik. Der Fachverband unterrichtet seine Mitglieder zwar regelmäßig über den Stand der Projekte, könne aber oft über Erfolge der Lobbyarbeit gar nicht berichten, um Quellen oder Mitstreiter nicht bloßzustellen. Immer wieder treffe man, so Schwarz, auch auf Gesprächspartner, deren einfache Struktur den Verdacht nahelege, dass ihre Eltern möglicherweise nahe miteinander verwandt seien. Da ginge es den Verbandsleuten wie den Betrieben. Schwarz versicherte den Handwerkern aber, dass alle Aktivitäten des Fachverbandes darauf ausgerichtet seien, möglichst faire Wettbewerbsbedingungen für das bayerische SHK-Handwerk zu schaffen.

Am Schluss seiner Rede wies Schwarz auf den umfangreichen Service des Fachverbands für das SHK-Handwerk hin, beispielsweise auf Webinare im geschützten Bereich des Internetauftritts.

Politik und andere ärgerliche Themen

Eine saftige Abrechnung mit der Energiewende, dem Hin-und-her bei steuerlichen Abschreibungen und der ausufernden Bürokratie für die Betriebe gab es von Landesinnungsmeister Michael Hilpert. Beim dritten Punkt nahm er vor allem die Aufzeichnungspflichten wegen des Mindestlohngesetzes aufs Korn. Dringend erforderlich sei die Änderung der Einkommensgrenze, ab der die Aufzeichnungspflicht gelte. Hier werde der Verband nicht ruhen, bis es eine vernünftige Lösung gebe. Ebenfalls in diesem Zusammenhang bemängelte er die Praxis bei der Kontrolle der Aufzeichnungspflicht durch Behörden. Es ginge nicht an, einen SHK-Betrieb mit vorgehaltener Maschinenpistole zu überprüfen. Schließlich würden die SHKler ihre Leute schon immer anständig bezahlen.

Grund für Ärger liefert nach Ansicht von Hilpert aber nicht nur die Politik. Ein aktuelles Branchenthema sei eine Tendenz zur Einstufigkeit im Heizungsmarkt, über die auch Hans-Arno Kloep immer wieder spricht. Ein Indiz sei das Aufstocken der Werkskundendienste und das Angebot von Heizungsinbetriebnahmen oder Wasserbeprobungen. Wenn dann quasi der Werkskundendienstler dem Handwerker auch noch auf die Finger schaut, erleidet das Handwerk entsprechende Imageverluste. Hier entstehen Lücken, die andere Marktbegleiter dann gerne ausfüllen. Ohne entsprechende Serviceangebote degeneriere das Handwerk schlussendlich zum Subunternehmer und Lohnschrauber – bei vollem Gewährleistungsrisiko. Ähnlich beurteilt Hilpert die Angebote von Fachgroßhändlern direkt an Endkunden, die leider auch Beratungsdefizite beim Handwerk zeigen. Immerhin gab es von Hilpert auch ein paar erfreuliche Nachrichten wie die zunehmende Zahl von Auszubildenden.

Zur Arbeitsauffassung von Katholiken und Protestanten

„Arbeiten und führen“ war das Thema des Festvortrags von Prof. Dr. Peter Nieschmidt. Der Professor i. R. für Politologie der Uni München mit Studium der Philosophie, Pädagogik und Geschichte sowie regelmäßiger Vortragstätigkeit in Managementseminaren startete mit einem historischen Abriss über die verschiedenen Auffassungen von Arbeit. „Ora et labora“ (Bete und arbeite), das Motto der Benediktiner, steht dabei für die katholische Auffassung des Mittelalters, bei der Arbeit und das Geistige nebeneinander existieren und beide Mittel zur sozialen Interaktion seien. Zu Beginn der Neuzeit kam die lutherische Sicht hinzu, bei der der Beruf für Berufung steht. Die Arbeit wandert also in den Mittelpunkt des Lebens, Qualität ist ein wichtiger Aspekt. Anders bei Calvin, wo die Quantität in den Mittelpunkt rückt. Nach Ansicht dieses Reformators hat der Mensch eine „natura corrupta“, also eine verdorbene Natur, die es zu bekämpfen gilt. Der bekannte Spruch „Müßiggang ist aller Laster Anfang“ repräsentiere diesen Ansatz treffend. Die natura corrupta gilt es im irdischen Leben durch Disziplin und Arbeit zu bezwingen. Der erarbeitete Wohlstand wird entsprechend als gottgefällig oder als Segen des Herrn gesehen, denn er ist eine Folge des richtigen Lebenswandels. Eine Synthese dieser drei Ansätze stamme, so Nieschmidt, von Hegel und dieser schließe insbesondere auch die katholische Sicht ein: Ideen zu haben und diese auch umzusetzen sowie die soziale Interaktion stehen danach im Mittelpunkt.

Nun gibt es in der Praxis natürlich eine große Bandbreite innerhalb dieser Auffassungen und das führt im Arbeitsalltag zu Verständnis- und Führungsproblemen. Nach den Erfahrungen von Nieschmidt gehen in den Betrieben in der Regel mindestens 30 % der Energie sowohl beim Chef als auch bei den Mitarbeitern durch interne Reibereien verloren.

Weitere Orientierung für Führungskräfte bieten die klassischen vier Temperamente aus der Antike. Auch hier gilt es, seine Mitarbeiter richtig einzuschätzen. Der Sanguiniker wäre durch seine enthusiastische Art eher der Verkäufertyp, der Melancholiker kann aufgrund seiner Genauigkeit ein guter Controller werden, beim Choleriker kann man sich Durchsetzungsstärke und Zielorientiertheit zunutze machen und der Phlegmatiker, der meistens unterschätzt wird, kann durch seine Beständigkeit und Ruhe seinen Beitrag zum Ganzen liefern. Die Königsaufgabe im Unternehmen, so Nieschmidts Botschaft an die Betriebsinhaber, sei das Erkennen der Potenziale von Mitarbeitern, die Entwicklung ihrer Kompetenzen sowie die Förderung von sozialer Interaktion und Selbstwertgefühl.

Fachvorträge decken gesamtes SHK-Spektrum ab

Ansgar Borgmann, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Düsseldorf für das Installateur- und Heizungsbauerhandwerk, referierte über Trinkwasserinstallationen. Aus seiner Praxis als Sachverständiger leitet er ab, dass 80 % der Mängel an Trinkwassersystemen auf Installationsfehler im Baustellenbetrieb zurückzuführen sind. Es gibt also einen erheblichen Bedarf an Schulung und Sensibilisierung. Ein Beispiel sind Transport und Lagerung von Rohren, was in der Regel offen und ohne Stopfen erfolgt. Als Sachverständiger bekomme man hier einiges zu sehen. Ein grundlegendes Umdenken sei dringend notwendig.

Insgesamt seien derzeit 24 Regelwerke für Trinkwasserinstallationen relevant. Die Regelwerke werden im TRWI-Kompendium zusammengefasst, für das bis zum Jahresende auch eine Online-Version verfügbar sein soll. Das ganze Kompendium lasse sich auf sechs goldene Regeln reduzieren:

  • Trinkwasser muss fließen
  • Kaltwasser muss kalt bleiben
  • Warmwasser muss warm bleiben
  • Trinkwasser vor Verunreinigungen schützen
  • Einsatz nur von nachweislich geeigneten Produkten
  • Hygiene hat Vorrang vor Energieeinsparung

Das Thema Datensicherheit pointierte Christian Vollmer von Projekt29 mit einem holländischen Sprichwort. Demnach müsse man nicht das beste Fahrradschloss haben, sondern immer nur eins mehr als der Nachbar. Bei der Datensicherheit bringen also auch rudimentäre Maßnahmen schon einen nicht unerheblichen Sicherheitsgewinn. Wo ein Handwerker besser die VOB Teil B vereinbart und wo besser nicht und welche Folgen das für Abnahmen und Rechnungserstellungen hat, erfuhren die Tagungsteilnehmer im Vortrag von RA Manfred C. Klöpfer. Über Fehlentwicklungen im Wärmemarkt informierte Prof. Dr.-Ing. Dieter Wolff von der Ostfalia Hochschule in Wolfenbüttel. Nach seiner Erfahrung könne zum Beispiel in einem gut gedämmten Haus der Energieverbrauch durch eine Fußbodenheizung zunehmen, weil das Systemverhalten zu träge sei. Einen Streich kann auch die Wärmeverteilung spielen, wenn diese schlecht gedämmt ist. Die Verluste können dann schnell die Wärmeabgabe der Heizkörper übersteigen, was Planung und Berechnung ad absurdum führt. Parallel zum SHK-Fachprogramm gab es eine Vortragsreihe zu Klempnerthemen. Den Abschluss des Programms machte der Motivationsvortrag „Besser als nur gut – unser Weg zum Dienstleister des Jahres“ von Bernd Reutemann, Geschäftsführer und Inhaber mehrerer Unternehmen aus dem Bereich des Gastgewerbes und Unternehmensberater.

Selbstverständlich wird der Fachverband Bayern die erfolgreiche Veranstaltung fortführen – und selbstverständlich auch wieder an einem anderen schönen Ort im Bayernland, nämlich nächstes Jahr am 23. und 24. Juni in Kempten/Allgäu.UB

Die Akteure

HGF Dr. Wolfgang Schwarz: „Alle unsere Aktivitäten sind darauf ausgerichtet, möglichst faire Wettbewerbsbedingungen für das Bayerische SHK-Handwerk zu schaffen.“
LIM Michael Hilpert: „Ohne Serviceangebote degeneriert das Handwerk zum Subunternehmer und Lohnschrauber – bei vollem Gewährleistungsrisiko.“
Prof. Dr. Peter Nieschmidt: „Ihre Königsaufgabe ist das Erkennen von Potenzialen sowie die Förderung von Kompetenzen, sozialer Interaktion und Selbstwertgefühl.“
Unternehmensberater und Hotelier Bernd Reutemann: „Belohnen Sie die guten Mitarbeiter und schützen Sie vor allem die guten vor den schlechten.“