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Schutz für das wichtigste Nahrungsmittel

SBZ: Herr Burchard, Trinkwasserhygiene ist in der Branche ein häufig diskutiertes Thema, muss hierfür tatsächlich noch mehr sensibilisiert werden?

Burchard: Allerdings. Die Realität sieht nämlich nach wie vor so aus, dass viele Menschen ganz selbstverständlich davon ausgehen, dass in Deutschland zu jeder Zeit sauberes Trinkwasser aus dem Wasserhahn kommt. Gerade für Bauherren ist die Verlockung groß, notwendige Maßnahmen für die Trinkwasserhygiene aus Kostengründen zu unterlassen. Das liegt vor allem daran, dass sie das damit verbundene Risiko unterschätzen und Faktoren wie Nutzungsunterbrechungen nicht berücksichtigen. Hier ist die gesamte Branche gefragt, stärker Hand in Hand zu arbeiten und zu einer umfassenden Sensibilisierung beizutragen.

SBZ: Die allgemein anerkannten Regeln der Technik sind hinreichend bekannt. Wieso kommt es dennoch immer wieder zu Hygieneproblemen in der Trinkwasserinstallation?

Burchard: Einer der Knackpunkte ist der bestimmungsgemäße Betrieb. Bei der Planung einer Trinkwasserinstallation wird eine bestimmte Nutzung zugrunde gelegt. Weicht diese in der Realität von der Planung ab, wird es kritisch. Man kann einen Nutzer nicht zwingen, an jeder Entnahmestelle innerhalb einer bestimmten Zeitspanne Wasser zu zapfen. Der normale Nutzer entnimmt dann Wasser, wenn er es benötigt. Wenn er vier Wochen im Urlaub ist, stagniert das Wasser. Maximale Sicherheit erlangt man nur durch entsprechende technische Lösungen für einen automatisierten Wasseraustausch. Gefahrenquellen lauern aber zum Beispiel auch auf Baustellen, wenn Rohre oder Verbindungsstücke nicht hygienisch gelagert werden oder wenn verschiedene Planungsbüros zusammenarbeiten, ohne dass es eine übergreifende TGA-Planung gibt.

SBZ: Wie lassen sich Wassersparziele und Hygieneanforderungen miteinander vereinen?

Burchard: In ihrer jeweils maximalen Ausprägung gar nicht. Ohne ausreichenden Wasseraustausch wird es immer zu Hygieneproblemen im Trinkwasser kommen. Darum gilt zu jeder Zeit: Trinkwasserhygiene vor Wassersparen. Nicht nur, aber ganz besonders in einem wasserreichen Land wie Deutschland. Wir verbrauchen nur einen Bruchteil der verfügbaren Wasserreserven und müssen daher nicht in extremem Maße sparen. Ein sinnvoller Einsatz der Ressource ist natürlich trotzdem geboten. Selbst Ländern mit Wasserknappheit ist nicht geholfen, wenn die Sparmaßnahmen zu Lasten der Hygiene gehen. In großen Gebäuden stellen Wassermanagementsysteme eine gute Lösung dar. Sie verbrauchen immer dann Wasser, wenn dies aus hygienischer Sicht notwendig ist. Ganz nach dem Motto: So wenig wie möglich – so viel wie nötig.

SBZ: Herr Burchard, vielen Dank für die interessanten Erläuterungen.