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Mit einfachen Mitteln weniger Energie verschwenden

Dass im Winter eine Gasknappheit droht, ist kein Geheimnis mehr. Die Bundesnetzagentur mahnt Verbraucher, Unternehmen und Kommunen schon jetzt dazu, den Gürtel enger zu schnallen und Energie einzusparen, um angesichts der aktuell ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland einen Gasmangel im Winter abwenden zu können. „Damit unsere Wirtschaft auch in diesen herausfordernden Zeiten nachhaltig wachsen kann, muss unser Energieverbrauch in allen Bereichen sinken“, betont Markus Jerger, Vorsitzender des Bundesverbandes Der Mittelstand (BVMW). Die Unternehmen seien daher gefordert, ihren Energieverbrauch wirksam zu senken. „Der deutsche Mittelstand fußt auf den Werten der gemeinsamen Verantwortung und Solidarität“, betont Jerger.

Energie einzusparen hat aber nicht nur einen gesellschaftlichen Nutzen, sondern bringt angesichts der massiv gestiegenen Preise für Gas, Öl und Strom auch für die Unternehmen Kostenvorteile mit sich. „Durch nachhaltige Konzepte können Betriebsabläufe und Prozesse optimiert und vereinfacht werden“, erklärt Eva Tkocz, Expertin der Nürnberger Versicherung. „Das sorgt nicht nur für eine Entlastung der Mitarbeiter, sondern reduziert auch Kosten.“ Zumal die hohen Energiekosten derzeit Unternehmen ohnehin schon vor Probleme stellen.

Umgekehrt würden die hohen Energiekosten derzeit auch dafür sorgen, dass sich Investitionen in Effizienz durch kürzere Amortisationszeiten für die Betriebe lohnen, sagt Katharina Reuter, Geschäftsführerin beim Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft. Die Einsparpotenziale im energetischen Bereich seien in vielen Unternehmen immer noch immens. „Suffizienz klingt nicht unbedingt sexy, ist aber das Gebot der Stunde“, so die Expertin.

Energieverbrauch prüfen

Es gibt viele Stellschrauben, an denen Unternehmen drehen können, um energieeffizienter zu werden. Betriebe sollten hierfür zunächst prüfen, wie viel Strom ihre Heizungsanlagen, die Beleuchtung, die Arbeitsplätze und Kühlräume, aber auch Druckluftanlagen sowie die gesamte IT verbrauchen, rät Nürnberger-Expertin Tkocz. So würden sie einen schnellen Überblick über das vorhandene Einsparpotenzial bekommen. „Bei der Prüfung und Analyse kann auch ein Energieeffizienz-Berater unterstützen.“ Wer beispielsweise auf das richtige Beleuchtungskonzept setzt und auf LED-Beleuchtung umrüstet, kann in Handwerk, Gewerbe und Industrie die Energiekosten um bis zu 70 % senken.

Umfragen zufolge sind die Einsparpotenziale durchaus immens: In Niedersachsen etwa sehen gut zwei Drittel der Unternehmen Möglichkeiten, ihren Strombedarf um bis zu 10 % zu senken. Beim Erdgas sind es 62 %. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass Behörden und Politik die nötigen Umbauten rasch und unbürokratisch genehmigen.

KfW und Bafa fördern energetische Optimierungen

Das Bundeswirtschaftsministerium hat das Onlineportal Energiewechsel.de ins Leben gerufen, um Unternehmen mit konkreten Ratschlägen beim Energiesparen zu helfen. Hier gibt es auch Hinweise zu den verschiedenen Unterstützungsmöglichkeiten. Denn wer durch bauliche Maßnahmen wie etwa eine verbesserte Wärmedämmung oder eine neue Heizungsanlage die Energiekosten reduzieren möchte, kann dafür auf Förderprogramme der bundeseigenen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zurückgreifen. Für Vorhaben zum Schutz der Umwelt, unter die Maßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz grundsätzlich fallen, fördert die KfW Unternehmen mit einem zinsgünstigen Kredit von bis zu 25 Millionen Euro.

Im Rahmen einer energetischen Optimierung kann man zudem Tilgungszuschüsse beantragen. Auch beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) gibt es entsprechende Fördertöpfe, die angezapft werden können, um Energiesparmaßnahmen zu finanzieren. Mitunter gibt es auch seitens der Städte und Kommunen Unterstützung, etwa bei der Installation von Photovoltaikanlagen oder der Nutzung von Fernwärme.

Die Mitarbeiter mit ins Boot holen

Mitunter helfen auch schon einfache Maßnahmen, für die keine größeren Investitionen erforderlich sind, die Energieeffizienz zu erhöhen: Die Raumtemperatur in Büroräumen zu reduzieren lässt sich leicht umsetzen: Schon ein Grad weniger spart bis zu 6 % Energie. Während der Nachtstunden und in arbeitsfreien Zeiten kann die Temperatur zusätzlich um ein paar Grad abgesenkt werden. Die Waschbecken auf den Mitarbeiter-WCs brauchen nicht unbedingt warmes Wasser. Und auch wer in gerade nicht genutzten Räumen immer das Licht ausmacht und nicht benötigte Drucker und Monitore abschaltet, statt sie im Stand-by-Betrieb zu lassen, spart Energie. „Prinzipiell sind Unternehmen natürlich auf die Unterstützung ihrer Mitarbeiter bei der Umsetzung solcher Maßnahmen angewiesen“, so Tkocz. „Deswegen ist es besonders wichtig, die Belegschaft frühzeitig mit ins Boot zu holen und für das Thema zu sensibilisieren.“

Auch die Förderung der E-Mobilität im Betrieb kann langfristig eine geeignete Maßnahme sein, um energieeffizienter zu werden – auch wenn es kurzfristig nicht dabei hilft, der Gasknappheit Herr zu werden. Doch die Umstellung des Fuhrparks auf E-Transporter macht sich grundsätzlich bezahlt. „Außerdem tragen solche Maßnahmen zu einem positiven Image bei, was ein entscheidender Vorteil im Kampf um qualifizierte Fachkräfte sein kann“, so Tkocz. Wie eine Umfrage von Green Jobs zeigt, achtet ein Drittel der Arbeitnehmer bei der Berufswahl auf Nachhaltigkeit. Da machen sich Investitionen in mehr Energieeffizienz gleich doppelt bezahlt.

Harald Czycholl

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