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Digitalkameras für Baustelle und Büro

Welche ist die Richtige?

Die einfache und schnelle Handhabung – vom „digitalen Klick“ bis zur Anzeige auf dem PC-Monitor oder dem Ausdruck des Papierfotos – haben dazu geführt, dass eine Digitalkamera in Handwerksbetrieben mittlerweile eine ähnliche Akzeptanz genießt wie das tägliche Handwerkszeug. Doch so robust wie Werkzeuge sind Digitalkameras im Allgemeinen nicht. Deshalb offerieren einige wenige Hersteller outdoor-taugliche Modelle, die auch mal einen Knuff unterwegs oder auf der Baustelle vertragen. Dieser Artikel geht der Frage nach, ob sich ­eine robuste Kamera tatsächlich besser für den Baubereich eignet, als ein konventionelles Modell, das dafür z.B. mehr fotografische Möglichkeiten bietet.

Digitalkameras leisten wertvolle Dienste

Will man nach einer Baumaßnahme nicht mehr sichtbare oder zugängliche Details festhalten, um später zu wissen, was, wie und in welchem Umfang verbaut worden ist, sind Digitalfotos ideal: So haben Fotos von Ver- und Entsorgungsleitungen in den Wänden, Böden oder abgehängten Decken einen hohen Nutzeffekt und einen dokumentarischen Wert. Auch der Baufortschritt oder Montageablauf lässt sich einfach und schnell festhalten. Eine die Montage behindernde Baustellensituation, Materialschäden oder Montagefehler – all dies lässt sich inklusive eingeblendetem Datum und Uhrzeit im Foto dokumentieren. Somit bekommen Fotos auch Beweischarakter.

Wer wenig Zeit für eine Bestandsaufnahme hat, fotografiert das zu verändernde Objekt. Spezielle Programme für das fotografische Aufmaß entzerren perspektivisch verzerrte Fotos, so dass man exakt und maßstabsgerecht planen kann. Wer verbaute Massen/Mengen dokumentieren will, um bei der Prüfung von Rechnungen oder Nachträgen Streitfällen vorzubeugen, fotografiert einfach das Ergebnis. Anhand eines gut sichtbaren Zollstocks im Bild, lässt sich später nahezu jedes Maß ermitteln.

Auch Unternehmensprospekte, Projekt- und Internetpräsentationen oder Presse-Artikel leben von Bildern. Für diese Publikationszwecke lassen sich Digitalfotos schnell und einfach verarbeiten und stellen Referenzobjekte ins rechte Licht.

Auf diese Punkte sollten Sie beim Kauf achten

Die Digitalfotografie ist mittlerweile eine Wissenschaft für sich. Doch wer auf Grund­legendes achtet, mindert die Gefahr von Fehlkäufen.

Gehäuse

Ob baustellentauglich oder nicht – darüber entscheidet vor allem das Kameragehäuse. Nach der Bauart wird zunächst ganz grob unterschieden zwischen Kompakt-, Super-Zoom- und Spiegelreflex-Modellen:

Digitale Spiegelreflex-Kameras (DSLR) sind aufgrund der Abmessungen und des vorstehenden Objektivs wohl am empfindlichsten und vergleichsweise teuer. Sie bieten dank der Möglichkeit des Objektivwechsels mehr Flexibilität und eine sehr hohe Bildqualität, was fotografisch ambitionierte Zeitgenossen entgegenkommt.

Die Super-Zoom-Modelle stellen einen relativ guten Kompromiss zwischen fotografischer Flexibilität, Bildqualität und kompakten Abmessungen dar. Sie können mittlerweile einen erstaunlich großen Brennweitenbereich abdecken.

Wer auf Stoß-, Staub- und Wasserdichtigkeit Wert legt, findet nur in der Kompaktklasse entsprechende Modelle. Hersteller wie Olympus, Pentax und Ricoh haben diese Marktnische erkannt und bieten schon seit Längerem robuste Kameras an. Im tabellarischen Produktvergleich werden neben ausgewählten konventionellen Modellen auch die „Outdoor“-Modelle Olympus µ 770SW, Pentax Optio W30, Rollei X-8 Sports und die Ricoh Caplio 500G wide berücksichtigt. Letztere wurde speziell als „Baustellenkamera“ mit extra großen Tasten für eine problemlose Bedienung auch mit Arbeitshandschuhen konzipiert. Optional ist sie sogar mit GPS-Modul erhältlich, was eine geografische Verortung von Fotos ermöglicht.

Bildsensor

Der lichtempfindliche Halbleitersensor ist das zentrale Bauteil einer Digitalkamera. Damit werden analoge Bildinformationen in digitale Sig­nale umgewandelt. Die Anzahl der Bildpunkte, das Format und die Technologie des sog. CCD- (Charge-Coupled Device) oder CMOS-Chips (Complementary Metal Oxide Semiconductor) bestimmen wesentlich die Bildqualität. Je mehr Bildpunkte für eine Bildinformation zur Verfügung stehen, desto besser. Jedoch gibt es auch Obergrenzen: 5–8 Megapixel-Chips gelten als Optimum zwischen Bildqualität und Dateigröße. Nur wer Präsentationsbilder in Postergröße ausdrucken oder präzise Foto-Aufmaße für die anschließende CAD-Planung anfertigen will, benötigt höhere Auflösungen. Viele Bildpunkte sind übrigens gleichbedeutend mit einem hohen Speicherplatzbedarf. Wichtig ist auch das Format des Bildsensors. Je größer das in Millimetern oder Zoll angegebene Format, desto höher ist die Lichtempfindlichkeit und desto geringer die Gefahr von Bildstörungen (z.B. „Bildrauschen“).

Objektiv

Neben dem CCD-Chip bestimmt die Objektiv-Optik die Bildqualität. Die in den Kameras verwendeten Objektive müssen qualitativ erheblich hochwertiger sein als bei Kleinbild-Sucherkameras, da die komplette, vom Objektiv gelieferte Bildinformation auf rund 1/20 der Fläche eines Kleinbild-Negativs passen muss. Für den Baustellenalltag reicht ein dreifacher optischer Zoom aus (entspricht ­etwa 35–105 mm im Kleinbildformat). Bei Innenraumaufnahmen sind Kameras mit Weitwinkelobjektiv (28 mm und kleiner) vorteilhafter, da mehr Details aufs Bild passen.

Superzoom-Kameras schaffen 28–500 mm und mehr/weniger. Dieser Brennweitenbereich kann durch Zuschaltung des Digitalzooms noch gesteigert werden. Doch Achtung: beim Einsatz des digitalen Zooms wird die Bildauflösung geringer und sollte daher nur in Ausnahmefällen eingesetzt werden.

Speicher

Es gibt eine Vielzahl an Speichermedien: Compact Flash, Micro-Drive, SD-Karte, xD-Karte, Memory Stick etc. Während die Compact-Flash und Micro-Drive vorwiegend in professionellen DSLR-Kameras (digitale Spiegelreflex-Kameras) zum Einsatz kommen, werden die xD-Karte und der Memory Stick nur von wenigen Anbietern unterstützt. Alleine die SD-Karte hat sich zu einem gewissen Standard etabliert, denn sie kommt in den meisten Modellen zum Einsatz und bietet mittlerweile ein sehr günstiges Verhältnis zwischen Kosten und Speichervolumen. Tipp: Unterwegs möglichst immer eine zweite Speicherkarte (ab 1 GB) mitnehmen. Vielfotografierern ist zusätzlich eine mobile, akkubetriebene Festplatte mit integriertem Kartenleser zu empfehlen.

Sonstiges

Insbesondere die Kompakt-Klasse wird immer seltener mit zusätzlichem Sucher ausgestattet. Dieser ist aber wichtig, da z.B. auf dem Dach bei starker Sonneneinstrahlung im LC-Display nichts mehr zu erkennen ist. Ist das Display zusätzlich dreh- und schwenkbar, lassen sich auch schwierige Aufnahmesitua­tionen meistern – etwa, wenn man über Kopf fotografieren muss. Die Digitalfotos werden meist über einen USB-Anschluss oder per Kartenleser auf den PC übertragen: Speicherkarte aus der Kamera raus und in den PC rein – das ist die schnellste und einfachste Methode der Bildüber­tragung.

Digitalkamera oder Foto-Handy?

Eine Digitalkamera hat man nicht immer ­dabei – das Handy schon. Foto- oder auch Multifunktions-Handys, die Fotos machen, E-Mails versenden, Termine verwalten und nebenbei auch noch telefonieren können, werden immer leistungsfähiger. Auch sie eignen sich mittlerweile für einige Einsatzbereiche – etwa die schnelle fotografische Bestands­erfassung oder die Foto-Dokumentation. Mit ­höheren Bildauflösungen (ab ca. 3 Megapixel) machen sie so mancher Digitalkamera mittlerweile Konkurrenz. Foto-Handys haben den Vorteil, dass man sie immer und überall dabei hat. Ein weiterer Vorzug: Fotos können per MMS (Multimedia Messaging Service) direkt von der Baustelle ins Büro versandt werden.

Doch es gibt auch Nachteile: So ist der in ­Foto-Handys verwendete Bildsensor bei den meisten Modellen von geringerer Qualität als der von Digitalkameras. Auch eine deutlich einfachere Optik und das häufige Fehlen eines optischen Zooms oder eines ausreichend kräftigen Blitzes haben zur Folge, dass die Bildqualität der Handy-Fotos derzeit nicht an Digitalkamera-Fotos heranreicht. Wer also Digitalfotos für die Präsentation von Referenzobjekten, für die Akquisition einsetzen oder Foto-Aufmaße erstellen will, sollte in jedem Fall zur Digitalkamera greifen.

Wem allerdings einfache Dokumentations­fotos genügen und wer möglichst wenige Geräte mit sich herumschleppen will, ist mit einem Handy mit leistungsfähiger Foto-Funktion besser beraten.

Outdoor- oder Indoor-Modell?

Wer nach einer geeigneten Digitalkamera sucht, hat es angesichts der Modellvielfalt nicht leicht. Aus den Kategorien Kompakt, Superzoom, DSLR sowie Outdoor wurden deshalb jeweils drei (Outdoor: vier) ausgewählte Modelle miteinander verglichen. Wie die einzelnen Modelle im Detail abgeschnitten haben, zeigt die Tabelle. In der Tabelle nicht abgefragt, aber für den Outdoor-Einsatz dennoch relevant ist die zulässige Umgebungstemperatur. Digitalkameras zeigen insbesondere eine gewisse Empfindlichkeit gegenüber Kälte: Denn gerade die Akkus und LC-Displays sind besonders empfindlich und manche Modelle versagen schon bei wenigen Minustemperaturen ihren Dienst. Outdoor-Modelle schaffen da immerhin schon mal bis zu –10 °C.

Auffallend ist, dass die fotografischen Möglichkeiten der Outdoor-Kameras konven­tionellen Modellen in einigen Details hinterher hinken. So entsprechen Faktoren wie Zoom-Bereich, Bildauflösung, manuelle Belichtung etc. sowie die Bildqualität nicht in jedem Fall den bei konventionellen Digitalkameras aktuell üblichen Werten. Diese Faktoren spielen aber in einigen Anwendungsfällen (Präsentation, Printpublikation, Foto-Aufmaß etc.) eine wichtige Rolle. Der Vorteil eines wasser-, staub- und stoßgeschützten Gehäuses hat also auch eine Kehrseite. Bevor man sich für ein Outdoor-Modell entscheidet, sollte man sein per­sönliches Nutzungsprofil hinterfragen. Oft genügen auch kompakte Super-Zoom- oder stabile Kompakt-Modelle mit Metallgehäuse und einer stabilen Objektiv-Abdeckung den Ansprüchen. Dennoch gibt es in einigen Fällen zur „Outdoor“-Ausführung keine Alternative: Insbesondere dann, wenn Digitalkameras regelmäßig widrigen Wetterbedingungen, Nässe, Staub oder Schmutz standhalten müssen, sind sie die bessere Wahl.

Weitere Informationen

Unser Autor Dipl.-Ing. Ma­rian Behaneck war viele Jahre lang in Dokumentation, Marketing und PR der Bausoftware-Branche tätig. Er ist Fachautor zahlreicher Pub­likationen zu Hardware, Software und IT im Baubereich; 76751 Jockgrim, E-Mail: behaneck@gmx.de