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Ansätze zur Abhilfe

Die wichtigste Ursache ist Verunsicherung

SBZ: In den Medien ist seit Monaten von der Energiewende und regenerativen Energien die Rede. Der Staat unterstützt Hauseigentümer mit Fördermaßnahmen, wenn sie ­ihre alte Heizungsanlage durch ein modernes System ersetzen. Weshalb löst sich der Sanierungsstau trotzdem nicht auf?

Bauer: Eine wesentliche Ursache für den Modernisierungsstau ist aus meiner Sicht die Verunsicherung und Komplexität beim Thema Förderung. Deshalb stellen viele Haus­eigentümer sinnvolle und nötige Investitionen noch zurück. Um die Energiesparziele zu erreichen, muss die Modernisierung jetzt in Schwung kommen. Wir müssen uns immer wieder vor Augen halten: Bereits der Austausch eines bestehenden Altkessels gegen ein Brennwertgerät senkt den Verbrauch um bis zu 30 %.

SBZ: Aber auch moderne Gas- und Öl-Brennwertgeräte holen nie mehr als 100 % aus den Brennstoffen. Regenerative Energien können mehr. Wie zukunftsfähig sind aus Ihrer Sicht da noch Öl und Gas?

Bauer: Bis zum Jahr 2030 wird der Anteil der regenerativen Energien an der Gebäudebeheizung voraussichtlich auf über 30 % ansteigen. Auch in knapp 20 Jahren werden demnach noch immer mehr als 50 % der Gebäude in Deutschland mit Öl oder Gas beheizt. Selbst für das Jahr 2050 geht eine Studie von Bosch und dem Öko-Institut davon aus, dass dann noch mehr als die Hälfte der Energieträger fossilen Ursprungs sein werden. Öl und Gas sind also zukunftsfähig, und in modernen Anlagen werden diese ja besonders effizient genutzt. Immer mehr Hauseigentümer kombinieren einen Öl- oder Gaskessel mit erneuerbaren Energien, zum Beispiel durch die Einbindung einer Solaranlage oder einer Wärmepumpe. Das senkt den Verbrauch und die Kosten und reduziert die Emissionen.

SBZ: Mit der Brennwerttechnik steht also eine ausgereifte Technologie zur Verfügung, die uns wohl noch lange begleiten wird. Wie schneidet Deutschland im europäischen Vergleich ab?

Bauer: Betrachtet man die großen europäischen Märkte, so ist der Marktanteil der Brennwerttechnik in Deutschland, England und den Niederlanden hoch. In Deutschland liegt der Anteil der Öl- oder Gas-Brennwertheizungen im Neubau mittlerweile bei rund zwei Drittel. Allerdings besteht im Bestand noch erheblicher Nachholbedarf. Nur etwa 20 % der Gebäude verfügen über diese effiziente Anlagentechnik.

SBZ: Kommen wir zurück auf den Modernisierungsstau. Verunsicherung durch die unstete Förderpolitik – und da wird uns beiden sicher niemand widersprechen – ist ein wichtiger Grund für den Modernisierungsstau. Sehen Sie weitere Hemmschuhe?

Bauer: Als weiteres Hindernis bei der Umsetzung von Modernisierungsmaßnahmen sehe ich das Mietrecht, denn die angekündigte Reform steht noch immer aus. Worin aber liegt der Investitionsanreiz für Hauseigentümer, wenn die Mieter zwar von niedrigeren Energieverbräuchen profitieren, die Kosten der Sanierung aber nicht angemessen auf die Miete umgelegt werden können? Der BDH plädiert für einen Dreiklang aus zinsverbilligten Krediten über die KfW, die Fortführung und Verstetigung des Marktanreizprogramms sowie Steuerabschreibungen auf Investitionen zur Verbesserung der energetischen Qualität von Gebäuden. Dies sehe ich als eine geeignete Strategie, um den Modernisierungsstau aufzulösen – und dafür ist es gerade in Deutschland höchste Zeit.

SBZ: Immerhin will Deutschland mit der Energiewende ja auch eine Vorreiterrolle bei regenerativen Energien einnehmen. Wie beurteilen Sie diesen Anspruch im internationalen Vergleich? Ist diese Position schon erreicht oder ist sie realistisch zu erreichen? Gibt es Anerkennung oder werden die Bemühungen eher belächelt?

Bauer: Die Ziele der Energiewende in Deutschland lassen sich nur umsetzen, wenn man auf einigen Gebieten eine Vorreiterrolle einnimmt. Dazu zählt neben der erforderlichen Steigerung der Energieeffizienz, insbesondere im Gebäudebereich, natürlich auch die Nutzung erneuerbarer Energien. Hier hat Deutschland bei vielen Technologien und auch in der öffentlichen Diskussion ganz klar eine solche Vorreiterstellung. Dies wird international gesehen und sehr sorgfältig beobachtet. Es gibt aber auch für Deutschland noch Vieles zu tun. So würden die gerade diskutierten steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten sicherlich helfen, den Anteil regenerativer Energien im Gebäudebestand erheblich zu steigern.

Zwar besteht auch die Möglichkeit, dass Deutschland nicht alle gesteckten Ziele beim Anteil regenerativer Energien erreichen könnte. Aus vielen meiner Gespräche im internationalen Umfeld wird aber deutlich, dass die folgende Auffassung weit verbreitet ist: „Wenn es ein Land schafft, dann Deutschland“. Darin wird deutlich, dass die Anerkennung des Auslands für die Energiewende in Deutschland bisher eindeutig die kritischen Detailaspekte bei der Umsetzung überwiegt.

SBZ: Dann hoffen wir mal, dass die Politik es auch schaffen wird, die Rahmenbedingungen ein bisschen günstiger zu gestalten. Und wenn das passieren sollte, kommen wir gleich zu der Frage, mit welchen Produkten denn Bosch Thermotechnik die Energiewende im Heizungskeller so richtig in Schwung bringen will.

Bauer: 2011 haben wir in Deutschland zahlreiche neue Produkte eingeführt, außer dem Gas-Brennwertkessel Logano plus GB212 unter anderem noch die mit dem Otti-Innova­tionspreis und Plus X-Award ausgezeichnete Brennwert-Hybrid-Unit Logamax plus GBH172, die neue Kollektorserie Logasol SKN 4.0 und die App Junkershome. Wir haben auf der SHK Essen die Split-Wärmepumpe Supraeco SAS, den Öl- und Gas-Brennwertkessel Logano plus SB745 sowie die Trinkwasser-Wärmepumpe Logatherm WPT gezeigt. In der Summe ist das ein beeindruckendes Programm an Neuheiten.

SBZ: Da fehlt jetzt nur noch das obligatorische Mikro-KWK-Gerät. Wenn Sie da noch einsteigen wollen, dann hätten Sie sich doch wenigstens auf den Frühjahrsmessen damit melden müssen.

Bauer: Der Stirling-Generator ist unseres Erachtens eine Übergangstechnologie zur Brennstoffzelle. Seine geringen elektrischen Wirkungsgrade erschweren trotz der vorhandenen Förderprogramme den wirtschaftlichen Einsatz von Stirling-Heizgeräten. Im privaten Sektor ist aus unserer Sicht die Brennstoffzelle aufgrund ihres guten elektrischen Wirkungsgrades die zukunftsfähige Lösung im Bereich der stromerzeugenden Heizungen. Unsere Entwicklungskraft fokussieren wir auf das Brennstoffzellen-Heizgerät.

Im Bereich der Kraft-Wärme-Kopplung setzt Bosch Thermotechnik außerdem die Entwicklungsschwerpunkte bei motorischen Blockheizkraftwerken auf höhere elektrische Leistungen bis zu 2000 kW. Hier sehen wir durchaus realistische Wachstumspotenziale.

SBZ: Wenn wir nun schon bei Produkt- und Markenstrategien angelangt sind, möchte ich noch eine kleine Frage hierzu anschließen: Bosch Thermotechnik plant das Geschäft mit Großanlagen für industrielle und gewerbliche Einsatzzwecke zukünftig weltweit unter der Marke Bosch zu bündeln. Was bedeutet das für die Marke Buderus in Deutschland?

Bauer: Das Großanlagen-Geschäft ist ein internationales Geschäft. Wir haben uns deswegen dazu entschieden, dieses Geschäft unter der weltweit starken Marke Bosch zu führen. Buderus wird für seine Kunden allerdings auch zukünftig ein entsprechendes Produktprogramm im größeren Leistungsbereich bereithalten, als Beispiel möchte ich den neuen Logano plus SB745 nennen.

SBZ: Wir danken Ihnen für das interessante Gespräch.