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Moderne Vorwandtechnik

Fast alles im Trockenen

Anfang/Mitte der 60er-Jahre schwappte der Trockenbau aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten über den Atlantik. Zunächst beschränkte sich der Einbau von Metallprofilen und Gipskartonplatten auf den gewerblichen Bereich. Ende der 70er-, Anfang der 80er-Jahre gelang der Trockenbauweise schließlich der Durchbruch auf Deutschlands Baustellen. Heute ist die Raumgestaltung mit Metallprofilen und Gipskartonplatten aus dem Wohnungsbau nicht mehr wegzudenken. Mittlerweile zeigen private Badezimmer und öffentliche Sanitärräume fast durchweg „ein trockenes Profil“.

Der Weg ins private Badezimmer hat sich dabei als sehr steinig erwiesen. Hier dominierten lange Zeit die Nassbauer, die nach alter Väter Sitte Stein auf Stein die Sanitärinstallationen, wie den Unterputzspülkasten, ausmauerten, Trink- und Abwasserleitungen in den Wänden versteckten und Armaturenanschlüsse auf Putz verlegten. So entstanden und entstehen auch heute noch gemauerte Ablageflächen, womit häufig jedoch das Ende der Gestaltungsoptionen erreicht ist.

Neue Herausforderungen verlangen neue Lösungen

Der konventionelle Trockenbau war im privaten Bäderbau lange Zeit keine Alternative, da er mit dem Image, einer nicht ganz so stabilen Konstruktion zu kämpfen hatte und seine Gestaltungsoptionen nicht ausspielen konnte, da die Sanitärobjekte einzig an der Wand entlang montiert werden. Die gestiegenen Anforderungen an den Wärme- und Schallschutz machten dem traditionellen Nassbau jedoch zunehmend zu schaffen. Ein einfaches Beispiel dafür ist die DIN 1053, die das Schlitzen und Stemmarbeiten an tragenden Wänden in den notwendigen Tiefen verbietet.

Als erster Hersteller reagierte der Branchenprimus vom Bodensee auf die neuen Herausforderungen und brachte 1985 mit dem Kombistar eine erste Komplettlösung auf den Markt. Acht Jahre später präsentierte das Unternehmen das GIS-Montagesystem, das durch ein ausgefeiltes Tragwerk und spezielle Befestigungs- und Verbindungselemente nicht nur eine technische Verbesserung darstellte, sondern auch individuelle Gestaltungswünsche erlaubte. Die moderne Vorwandinstallation war geboren, die als ein vom Baukörper gelöstes Gewerk weder die Statik noch den Schall- oder Wärmeschutz beeinträchtigt. Dieser systembezogene Vorteil kommt vor allem bei der Sanierung zum Tragen, wenn die alte Bausubstanz (Boden, Wand) möglichst unbehelligt bleiben soll. Sowohl im Neubau wie auch im Altbau lassen sich mit dieser Ausbautechnik alle nur denkbaren Einbauvarianten verwirklichen, wie etwa zwei gegenüberliegende Waschtische an einer halbhohen, frei im Raum stehenden Ins­tallationswand. Einzige feste Vorgaben sind in dieser Hinsicht nur die Raumgröße und die Angaben der DIN 18022, in der zum Beispiel die Höhe des Waschtisches und die notwendigen Bewegungsflächen festgelegt sind.

Der konventionelle Trockenbau

Hier kommen in aller Regel Doppelständerwände zum Einsatz. Die Profile der zwei paral­lelen Ständerreihen sind durch Plattenstreifen (Laschen) miteinander verbunden. Der Vorteil: Die entkoppelten Wandschalen weisen bessere Schallschutzwerte als vergleichbare Einfachständerwände auf. Zudem verleiht die zweifache Beplankung der Konstruktion eine höhere Steifigkeit und reduziert die Gefahr von Rissen in den Plattenstößen der Wandschalen. Der Abstand der Ständer hängt von den zu montierenden Sanitärelementen der verschiedenen Hersteller ab. Das lichte Maß für den Einbau schwankt zwischen ­ 400mm und 575 mm.

Die Ständer nicht tragender innerer Montagewände bestehen überwiegend aus Metallprofilen mit C-förmigem Querschnitt. Der Profilsteg ist meist durch Sicken ausgesteift. Es wird unterschieden zwischen CW-Profilen (C-Wandprofil), UW-Profilen (U-Wandprofil für Boden und Decke) und UA-Profilen (U-Aussteifungsprofil, Blechdicke 2 mm). UA-Profile (Türzargenprofile) eignen sich auch für die Installation von vorgefertigten Installationselementen für barrierefreie WC-Anlagen.

Die Statik der Installationswände muss auf die sogenannten Konsollasten abgestimmt sein. Nach DIN 18183 Montagewände aus Gipskarton sowie nach DIN 4103 nicht tragende innere Wände dürfen die Konsollasten bei Trennwänden einen bestimmten Wert pro Wandlänge nicht überschreiten. Die DIN 18183 unterscheidet dabei zwischen leichten und sonstigen Konsollasten. Leichte Konsol­las­ten (Wandschränke) dürfen an jeder beliebigen Stelle der Wand eingeleitet werden, soweit sie 0,4kN/m Wandlänge nicht überschreiten. Sonstige Konsollasten über 0,4 bis 0,7kN/m Wandlänge dürfen in Einfachständerwänden ebenfalls an jeder Stelle eingeleitet werden, sofern die Beplankung mindes­tens 18 mm dick ist. Schwere Konsollasten von 0,7 bis 1,5 kN/m Wandlänge (darunter fallen zum Beispiel wandhängende WC-Keramiken, Waschtische und Bidets) erfordern besondere Unterkonstruktionen wie die Verbindung durch Laschen der Ständerreihen bei Doppelständerwänden. Die Konsollasten können direkt durch die Beplankung, die Ständer oder durch selbsttragende Montageelemente eingeleitet werden. Bei einer wandhängenden WC-Keramik leiten die Montageelemente die auftretenden Kräfte in die benachbarten Ständer und von dort in den Boden ein.

Zu beachtende Kriterien

Bei einer Installationswand ist die „Bestückung“ mit vorgefertigten Sanitärelementen Stand der Technik, da sie universell in die Doppelständerwand – gängig sind 50er und 75er UW-Profile – eingebaut werden können. Bei der Montage der Elemente (WC, WT, Urinal) ist darauf zu achten, dass die Beplankung vollflächig aufliegen kann, um eine schlüssige Kraftübertragung von der Beplankung zum Installationselement im Bereich des Keramikkörpers sicherzustellen.

Trockenbauwände zwischen verschiedenen Räumen müssen den in der DIN 4109 geforderten Luftschallschutz gewährleisten. Bei Sanitärräumen kommen noch Installationsgeräusche hinzu, die es entsprechend zu reduzieren gilt. So darf der Schallpegel von Geräuschen aus der Trink- und Abwasserinstallation nach der DIN 4109 in schutzbedürftigen Räumen nicht mehr als 30 dB(A) betragen. Die DIN 4109 regelt für Installationswände eine flächenbezogene Masse von mindestens 220 kg/m2. Diese Anforderung bezieht sich auf biegesteife (gemauerte) Wände. Montagewände in Trockenbauweise werden dagegen als biegeweiche Wände bezeichnet. Die Hersteller solcher Wände müssen laut DIN 4109 einen schalltechnischen Eignungsnachweis erbringen.

Auch im Wohnungsbau hat der konventionelle Trockenbau in den letzten Jahren Marktanteile dazu gewonnen. Speziell in der Sanierung/Modernisierung/Renovierung von Bädern in mehrgeschossigen Wohngebäuden kommen verstärkt Metallständerwandkonstruktionen zum Einsatz. Die Erklärung hat nicht nur mit spezifischen Vorteilen zu tun, sondern auch mit der Tatsache, dass der Trockenbauer in vielen Fällen sowieso auf der Baustelle ist. In der privaten, individuellen Bäderarchitektur sind raumhohe Metallständerwände nur ausnahmsweise gefragt, vielleicht in von Bauträgern errichteten Reihenhäusern oder Wohnungen. Im privaten Bereich kommen die Trockenbau-Elemente meistens als Einzelinstallation vor einer Massivwand vor, beispielsweise in der Modernisierung von Gäs­te-WCs. Die Elemente können direkt beplankt werden. Für spezielle Anwendungen halten einige Hersteller auch Bausätze – für die Nischen- oder Eckmontage – vor.

Der Systemtrockenbau

Ganz anders stellt sich die Situation beim trockenen Ausbau von Badezimmern mit Komplett-Systemen dar. In der Regel besteht dessen Grundgerüst aus einem profilierten Vierkantstab, der über spezielle Verbindungen fest im Boden, an der Wand oder auch an Holzbalken in der Dachschräge verankert wird. Quertraversen steifen die Konstruktion zusätzlich aus. Zusammen mit den Gipskartonplatten entsteht so eine äußerst stabile Wandkons­truktion, die den Vergleich mit einer gemauerten Wand nicht scheuen muss. Alle Installationen verschwinden – körperschallentkoppelt – hinter der Vorwand, gleichzeitig entstehen praktische Ablageflächen. Sanitärelemente, wie der Spülkasten, Bidet oder das Urinal, setzt der Installateur einfach in das Tragwerk ein. Anschließend werden die Armaturen gesetzt und die Leitungen (Trink- und Abwasser) an die Verbrauchsstellen angeschlossen. Ganz zum Schluss wird die Konstruktion mit für Feuchträume geeigneten Trockenbauplatten bekleidet. Alternativ sind auch Verkleidungsplatten, beispielsweise aus Kunststoff in edler Optik und glatter Oberfläche möglich.

Unmittelbar nach dem die Fugen verspachtelt sind, können auch die Fliesen aufgeklebt werden. Mit solchen Vorwandsystemen sind selbst Raumteiler ohne großen Aufwand möglich. Eckbadewannen lassen sich ebenso problemlos integrieren wie in die Ecke gedrängte WCs oder eine Dusche, auch wenn diese im Bereich der Dachschräge steht. Mit dem „Metallbaukasten“ aus Tragwerk, Tragwerkverbinder, Kopplungsstücken, Bauwerksanschlüssen und Abstandhalter kann das Badezimmer den individuellen Gestaltungswünschen des Bauherren sowie den Raumgegebenheiten angepasst werden.

Ähnlich verhält es sich bei einer Modernisierung, wenn individuelle Änderungswünsche realisiert werden sollen. Da weder Schlitz- noch Stemmarbeiten erlaubt sind, müsste der Maurer bei der Nassbautechnik die auf Putz verlegten Leitungen und Armaturen sowie den Unterputzspülkasten mit viel Steinen und noch mehr Mörtel einpacken. Im Trockenbau entsteht dagegen ohne großen Arbeitsaufwand und in viel kürzerer Zeit eine glatte, durchgehende (Vorwand-)Oberfläche, die sich relativ einfach bearbeiten lässt. Zudem bleibt die Statik der Bausubstanz unberührt, da die Konstruktion einfach vor die bestehende Wand gestellt wird sowie keine zusätzlichen Lasten eingebracht werden.

Industriell vorgefertigte Trockenbautechnik

Industriell vorgefertigte Bauteile gibt es schon lange. Aber die Geschichte von industriell vorgefertigten Trockenbauwänden in Registertechnik begann Anfang der 90er-Jahre. Zur Sanierung von den, im hohen Maße standardisierten Wohnblocks in Plattenbauweise in den neuen Bundesländern entwickelten mehrere Hersteller fast zeitgleich spezielle Trockenbau-Register: Das sind stabile, auf Maß angefertigte Metallrahmen, die die komplette Gebäudetechnik (Trink- und Abwasserleitungen, Armaturen etc.) aufnehmen. So kann strangweise die komplette Gebäudetechnik in den Bädern – Geschoss für Geschoss – schnell und unkompliziert ausgetauscht werden. Andere Hersteller zogen nach. Später wurde damit begonnen, auch in den alten Bundesländern Wohnblocks mit dieser Technik zu modernsieren. Heute sind Registertechnik, Sys­tembauwände und Sanitärwände eine Option, um durch industrielle Vorfertigung Bauabläufe zu vereinfachen und zu beschleunigen und die Gebäudetechnik ohne Schnittstellenproblematik zu installieren.

Die Zukunft des Trockenbaus

Auf knapp 70 Prozent schätzen Experten den Anteil der Trockenbautechnik beim Bau von Bädern und Sanitärraum. Mit Potenzial nach oben, was auch durch die Veränderungen in der Alterspyramide zu erklären ist. Gerade beim privaten Badezimmer, das sich flexibel auf die sich ändernden Lebensumstände seiner Benutzer anpassen lässt, führt kein Weg an der trockenen Ausbaumethode vorbei. Ein gutes Beispiel dafür sind höhenverstellbare WCs oder Waschtische, die sich nur in dieser Technik realisieren lassen.

Bei richtiger Planung und Gestaltung kann das private Badezimmer formal und technisch so weit vorbereitet werden, dass es über Generationen hinweg, auch im fortgeschrittenen Alter, ohne Einschränkungen benutzt werden kann. Die Planung kann/sollte nach den Vorgaben der DIN 18025-1 erfolgen. Sie gibt die Bewegungsflächen für den barrierefreien Wohnbereich vor, welche automatisch zu einem großzügigen Wohlfühlbad führen. Ein bodengleich ausgeführter Duschbereich – selbst dafür gibt es schon ein Trockenbauelement, was den Wasserablauf aufnimmt – stellt dabei nicht nur eine barrierefreie Zugänglichkeit sicher. Es ist gleichzeitig eine komfortable Lösung, auch schon in jungen Jahren. Ein höhenverstellbares WC ermöglicht die Anpassung an die jeweiligen Nutzer. Ohne großen Aufwand lässt sich die Trockenbauwand durch entsprechende Wandaussteifungen so weit vorbereiten, dass bei Bedarf Stütz- und Haltegriffe am WT oder WC ohne großen technischen Aufwand angebracht werden können. Gleiches gilt für UP-Dosen und Leerrohre, damit später eine elektrische WC-Auslösung problemlos nachgerüstet werden kann. Diese Argumente gelten natürlich auch, wenn ein altes Badezimmer fit gemacht werden soll für ein vorausschauendes, barrierefreies Leben.

Fazit

Der Trockenbau hat dem Nassbau durch seine technischen, gestalterischen und wirtschaftlichen Eigenschaften fast komplett den Rang abgelaufen. Nur regional wird noch Stein auf Stein aus- oder umgebaut. Eigentlich auch unvorstellbar, dass die (öffentlichen) Toilettenräume eines Stadions oder einer Mehrzweckarena nass ausgebaut werden. In der Modernisierung von Wohngebäuden hat die trockene Ausbauvariante mittlerweile einen ähnlichen Status wie im öffentlichen Bereich erreicht. Dazu haben auch die Hersteller von Trockenbauelementen und Trockenbausystemen beigetragen. Und wenn es darum geht, Bauabläufe zu optimieren, ist industrielle Vorfertigung immer eine Option. Durch offene Systemtechnik können notwendige Änderungen sogar noch auf der Baustelle vorgenommen werden.

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