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IFH/Intherm in Nürnberg

Brancheninformation pur

Auf dem Nürnberger Messegelände waren Faltplan und IFH-App mehr denn je wichtiger Leitfaden um die gewünschten Herstellerstände auf den 40619 m2 Nettoausstellungsfläche ausfindig zu machen. Durch den Neubau der Halle 3A und die komplette Umsortierung aller Aussteller ergab sich ein ganz neues Bild. Die Hallen wurden neu aufgeteilt und die Stände neu angeordnet. Dabei kam es auch zu einer ungewohnten Vermischung von Ausstellern „vor“ und „hinter der Wand“, was nicht nur auf Gegenliebe stieß. Und auch die EDV-Firmen, zum Teil ganz am letzten Ende der Halle 7 untergebracht, waren nicht ganz glücklich. Das Gros der Aussteller zeigte sich jedoch mit ihrer Platzierung und der neuen Aufplanung von GHM-Projektleiter Oliver Gossmann und seinem Team mehr als zufrieden. So gab es dann auch eine süddeutsche Leitmesse mit modernster Infrastruktur. Und mit dem Wegfall des Samstags als Ausstellertag stieg die Fachbesucherquote auf satte 97 %. Die neuen Rahmenbedingungen wurden auch von den Fachbesuchern gewürdigt. „Rund 90 % vergaben bei der unabhängigen Befragung Bestnoten sowohl für die Branchengliederung als auch für die geänderte Laufzeit“, so Klaus Plaschka, Geschäftsführer des Messever­anstalters GHM.

Mehr Besucher aus Thüringen und Sachsen

Auch die Trägerverbände der zum 20sten Mal durchgeführten Veranstaltung zogen positive Bilanz. „Die IFH/Intherm steht für Brancheninformation pur, die das SHK-Handwerk fit macht. Das kompakte und vollständige Angebot auf deutlich gestiegener Ausstellungsfläche machte die Messe in Nürnberg für unsere Branche zur stärksten und wichtigsten Veranstaltung in diesem Jahr“, fasste Joachim Butz zusammen, Vorsitzender des FVSHK Baden-Württemberg. „Diese Attraktivität spricht sich herum und das Einzugsgebiet der IFH/Intherm wird immer größer. So kamen in diesem Jahr wesentlich mehr Handwerker aus Thüringen und Sachsen nach Nürnberg.“

Die Zufriedenheit mit dem gezeigten Produktspektrum spiegelt sich auch in den Zahlen aus der Besucherbefragung wider. So bewerteten 93,4 % der Besucher das Angebot, gefragt nach Vollständigkeit und Präsenz der Marktführer, mit den Topnoten. Bodengleiche Duschen, Technologien für Trinkwasserhygiene vor dem Hintergrund der Legionellenproblematik und neue Holzpelletsysteme waren die großen Themen an den Messeständen. Auf sehr gute Resonanz stieß auch die erstmals zusammengestellte Sonderfläche „Kleinstbad & Gäste-WC“ – acht Hersteller zeigten Lösungen für 4 m2 große Bäder. Das Thema hat sicher Potenzial und vielleicht gibt es ja auf der nächsten IFH eine große Sonderschau zu dem Thema.

„Technische Höhepunkte im Heizsegment waren Hybridanlagen, die Brennwerttechnik und Wärmepumpe kombinieren. Zudem hat sich die IFH/Intherm zu einem repräsentativen Schaufenster von Festbrennstoffgeräten aller Couleur entwickelt. Die Messe ist mit neuer Struktur nochmals attraktiver und qualitativ besser geworden“, bilanzierte Andreas Lücke, Hauptgeschäftsführer des Bundesindustrieverbands Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik.

Gute Gründe – positiver Ausblick

Die vorrangigen Gründe für den Messe­besuch waren die Suche nach Neuheiten und Weiterbildung. „Dementsprechend sehr erfreulich ist das gestiegene Interesse bei den Auszubildenden“, teilte der Vorsitzende des FVSHK Baden-Württemberg Butz mit. „Sie nutzten die Messe, um ein umfassendes Bild über die Zukunft ihres Berufs zu erhalten.“ Welche Möglichkeiten sich nach dem erfolgreichen Ablegen der Gesellenprüfung eröffnen, zeigte die während der Messe stattfindende Qualifikation für die Berufs-­Europameisterschaft Euroskills. Sieben junge Anlagenmechaniker aus Sachsen und Bayern im Alter von 19 bis 24 Jahren gingen an den Start. Die Teilnehmer mussten mit verschiedenen Rohrsystemen und Verbindungstechniken die Silhouette der Nürnberger Burg ­sowie die Schriftzüge SHK und IFH nach Plan erstellen. Bewertet wurden neben Schnelligkeit vor allem Genauigkeit und auch Dichtheit der Ausführung. In einem spannenden Finale setzte sich Christopher Vogel aus Sosa gegen Dominik Engel (Ostheim vor der Rhön) durch. Den dritten Platz eroberte sich Daniel Ebert aus Neustadt/Main.

Vor dem Hintergrund voller Auftragsbücher und einer positiven Umsatzentwicklung fiel auch die Bewertung der wirtschaftlichen Situation durch das Messepublikum sehr gut aus. Die überwiegende Mehrheit (78,9 %) der Besucher blickt optimistisch in die Zukunft. Sogar noch zuversichtlicher sind die Aussteller. Hier schätzten 92,3 % die wirtschaftliche Lage als gut bis sehr gut ein. Zudem gaben 83,8 % der Firmen an, auch in zwei Jahren auf der IFH/Intherm auszustellen, die vom 5. bis 8. April 2016 in Nürnberg stattfindet.

Der Aufreger der Messe war zweifelsfrei der Live-Spülvergleich auf dem Villeroy& Boch-Stand in Halle 7. Hier führten die Mettlacher einen Vergleich von Subway und iCon Rimless von Keramag vor. Mehr dazu auf der nächsten Seite.

Subway gegen iCon Rimless

Live-Spültest: Bereits zur SHK Essen wurden die auf dem Villeroy & Boch-Prüfstand in Mettlach ermittelten Ergebnisse der Spülversuche öffentlich gemacht und offensiv vermarktet. Der TÜV Rheinland absolvierte im Auftrag von Villeroy & Boch einen Test mit spülrandlosen WC-Becken, bei dem auch WCs von Duravit, Laufen, Ideal Standard und Keramag im direkten Vergleich getestet wurden. Testsieger war Subway Direct Flush, am schlechtesten schnitten die Keramag-Rimless-WCs ab. Alle Details zum Spülversuch und die Stellungnahmen der Wettbewerber (nur Keramag äußerte sich nicht) gab es in der SBZ 7/2014. Auf der IFH/Intherm setzten die Mettlacher noch eins drauf.

Harte Bandagen

Auf dem Villeroy & Boch-Stand in Halle 7 führen die Mettlacher einen Live-Spülvergleich von Subway und iCon Rimless von Keramag durch. Mit einer Farblösung wurde die bessere Spülwirkung von Subway sichtbar gemacht. Das war offenbar zu viel für die Keramag AG. Die Ratinger erwirkten am Landgericht Köln eine einstweilige Verfügung, die Villeroy & Boch verpflichtet, den Bezug auf den Vergleichstest zu unterlassen und nicht mehr damit zu werben. So wurde nach dem ersten Messetag der Villeroy & Boch-Stand in einer Nacht-und-Nebel-Aktion umgebaut und das iCon Rimless von Keramag vom Stand genommen. Das sorgte für reichlich Diskus­sionsstoff, nicht nur am Messestand.

Keramag bezieht Position

Zum Spülvergleich von Villeroy & Boch haben Keramag-Geschäftsführer Achim Bolanz und Vertriebsdirektor Reginald Thal am 9. April, dem zweiten IFH/Intherm-Messetag, folgende Erklärung abgegeben, die wir hier (um den Werbeblock gekürzt) wiedergeben:

„Zu Beginn dieses Jahres hat der TÜV Rheinland, im Auftrag von Villeroy & Boch, neun spülrandlose WCs verschiedener Hersteller auf Flächenspülung und Überspritzen getestet. Die Testergebnisse werden von ­Villeroy & Boch seit Februar intensiv in den Markt sowie auf Messen und der eigenen Website kommuniziert. Das hauseigene Pro-dukt V&B Direct Flush Subway 2.0 wird als Testsieger in beiden Kategorien beworben. Die Konkurrenzprodukte schneiden im Test allesamt sehr schlecht ab, wobei ­unser – im Markt sehr erfolgreiches – Keramag iCon Rimfree zusätzlich in einen direkten Vergleich gestellt wird, um dessen vorgebliche Mängel noch deutlicher herauszustellen.

Unabhängige und faire Produkttests und -vergleiche sind ein legitimes und begrüßenswertes Element im Wettbewerb. Sie sind nutzenstiftend für Verbraucher und motivieren die Hersteller zu ständigem Fortschritt. Es ist selbstverständlich, dass der oder die Sieger ein gutes Abschneiden marketingtechnisch verwerten. Wir sind jedoch zur Überzeugung gelangt, dass der Test weder fair noch objektiv war und klar darauf abgezielt wurde, ­einen falschen Eindruck in der Branche und beim Endkunden zu erwecken. Um den Erfolg unserer Rimfree-Produkte im Markt weiter zu sichern, haben wir diverse Kritikpunkte an diesem Test dokumentiert und juristische Schritte gegen Villeroy & Boch eingeleitet. Die Tatsache, dass unser Antrag auf eine einstweilige Verfügung vom Landgericht Köln bewilligt wurde, sehen wir als einen ersten Erfolg.

Neben der Tatsache, dass der Test aus unserer Sicht weder fair noch objektiv war, fällt immer wieder auf, dass Villeroy & Boch durch Wortspielereien davon ablenkt, dass ihr Produkt eigentlich kein echtes spülrandloses WC ist. Nur im Produkt-Video auf der Villeroy & Boch-Website wird klar bekannt, dass das V&B Direct Flush Subway 2.0 einen offenen Spülrand hat. Man muss kein Keramikexperte sein, um sofort zu erkennen, dass spülrandlos nicht zu verwechseln ist mit offenem Spülrand. Unabhängig von den fragwürdigen Testergebnissen gehört das Villeroy & Boch-Produkt unserer Meinung nach überhaupt nicht in die Klasse der spülrandlosen WCs.“

Villeroy & Boch-Kommentar zur einstweiligen Verfügung

Bereits in der SBZ 7/2014 hatte Vorstandsmitglied An­dreas Pfeiffer ein Statement zum Spültest abgegeben. Jetzt erreichte uns folgendes, ebenfalls um den Werbeblock gekürztes Statement aus Mettlach: „DirectFlush wurde seit der SHK Essen mittels der Ergebnisse eines Vergleichstests beworben. Ein Wettbewerber, dessen Produkte weniger gut abgeschnitten haben, hat nun diesen Test angegriffen und beim Landgericht Köln eine einstweilige Verfügung gegen Villeroy & Boch erlangt, die uns u.a. verpflichtet, den Bezug auf den Vergleichstest zu unterlassen. Villeroy & Boch kann den Beschluss des Gerichts im einstweiligen Verfügungsverfahren in vielen Punkten nicht nachvollziehen und hat Widerspruch gegen die Entscheidung eingelegt.

Bis über den Widerspruch entschieden ist, entspricht Villeroy & Boch der Verpflichtung, den Bezug zu dem durchgeführten Test aus den Werbemitteln zu DirectFlush zu entfernen und wird vorerst nicht mehr mit den Ergebnissen werben.“

Soweit die Statements hierzu. Bleibt abzuwarten, wie es nun weitergeht. Die SBZ wird die Sache im Auge behalten und über die weitere Entwicklung berichten.

Mitwirken

Wie denken Sie über den Test sowie Reaktion und Gegenreaktion der ­Akteure. Was halten Sie vom Einsatz spülrandloser WCs? Welche Erfahrungen haben Sie in der Praxis gemacht? Bitte senden Sie Ihre Kommentare und Meinungen an:

leserforum@sbz-online.de