Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch

Teamgeist und Fairplay gefordert

Wortreiche Anspielungen auf Fußballerweisheiten hatte der parallel zur Fußball-EM stattfindende Verbandstag 2016 des Fachverbandes SHK Baden-Württemberg zu bieten. Nahezu 300 Mitgliedsbetriebe waren der Einladung der Innung SHK Tübingen gefolgt und bezogen am 17. und 18. Juni in Rottenburg Quartier. „Wir schätzen Ihren Einsatz für Ihre Innungen und Ihren Fachverband und haben für Sie eine runde Veranstaltung zusammengestellt“, versprach der Fachverband-Vorsitzende (Spielführer) Joachim Butz den Mitgliedern und Delegierten (Mannschaftskameraden).

Der Verbandstag kombinierte die zweiteilige Fachtagung „SHK-Infos: Aktuelles und Trends“, die öffentliche Mitgliederversammlung und eine Delegiertenversammlung. Gerade letztgenannte zeigte, wie erfolgreiche Verbandsarbeit aussehen kann, wenn man sich als ein Team für gemeinsame Ziele stark macht. Dazu im Folgenden mehr.

Positive Impulse aus der Politik

Erfolgsbeispiele dafür liefert nicht zuletzt die Beziehung zur Politik. Für politische Entscheidungsträger ist der Fachverband Ansprechpartner und Impulsgeber. Insofern wertete der Vorsitzende Joachim Butz es als Beleg erfolgreicher, stetiger Lobbyarbeit, dass das Land Baden-Württemberg den Beitrag für die Internatsunterbringung von Berufsschülern erhöhen wird – wovon konkret das Fachhandwerk profitiert. Dies hatte die Berufsorganisation in zahlreichen Gesprächen mit politischen Ansprechpartnern gefordert, um die ohnehin schwierige Nachwuchssituation insbesondere bei den Klempnern, Ofen- und Luftheizungsbauern sowie Behälter- und Apparatebauern nicht weiter zu verschärfen.

Grundsätzlich positiv aus Sicht des SHK-Marktes sei auch der Koalitionsvertrag der neuen grün-schwarzen Landesregierung zu bewerten, hieß es in Rottenburg. Fachverband-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Becker präsentierte eine Analyse der einzelnen Schwerpunkte aus Branchensicht: „Chancen bieten sich dem SHK-Handwerk speziell in den Bereichen ,Energie und Umwelt‘ sowie ‚Bauen und Wohnen‘.“ Er versprach den Delegierten, die „Arbeit der Landesregierung vor dem Hintergrund des Koalitionsvertrages aufmerksam zu begleiten und die Fraktionsvertreter bezüglich der gesetzten Ziele anzusprechen“.

EWärmeG ist ein Hemmschuh

Fachverband-Geschäftsführer Dietmar Zahn befand insbesondere die Absicht der Landesregierung für gut, das Erneuerbare-Wärme-Gesetz Baden-Württemberg (EWärmeG) einer umfassenden Evaluierung unterziehen zu wollen. Denn eine vom Fachverband initiierte Umfrage bei den Innungsfachbetrieben hatte im Frühjahr ergeben, dass sie das EWärmeG eher als Hemmschuh ansehen denn als wirksames Mittel, der Modernisierung von Heizungsanlagen Vorschub zu leisten. Dietmar Zahn präsentierte den Delegierten eine detaillierte Auswertung.

Feinstaubalarm durch Holzfeuerungen?

Den Finger in die Wunde legte der Referatsleiter Technik ferner beim Thema Feinstaub. Das Ministerium für Verkehr und Infrastruktur plane eine Luftqualitätsverordnung, mit der bei einem Feinstaubalarm ein Betriebsverbot von Kleinfeuerungsanlagen möglich sein werde. Ein Gutachten auf den tatsächlichen Einfluss der Holzfeuerungen bleibe abzuwarten, ergänzte Zahn. Unabhängig davon werde sich der Fachverband weiterhin konstruktiv an dem Verfahren beteiligen, versprach er. Der Vorsitzende Butz betonte zudem, dass die Datenlage zunächst verbessert werden müsse, bevor Entscheidungen „zu befürchten seien, die völlig unverhältnismäßig und wirtschaftlich nicht zu rechtfertigen“ wären.

Aktionsbündnis gegründet

Fairplay wünschte sich die Berufsorganisation zur Delegiertenversammlung zudem beim Ausbau der Nah- und Fernwärmenetze. „Wir befürchten eine zunehmende Monopolisierung der Energiewende“, kritisierte Joachim Butz die steigende Zahl von Anschluss- und Benutzungszwängen. Im neu gegründeten Verein „Aktionsbündnis Baden-Württemberg für individuelles Heizen“ engagiere man sich als Fachverband SHK gemeinsam mit sieben weiteren Kooperationspartnern dafür, dass Gebäudebesitzer sowohl den Energieträger als auch die Heiztechnik für ihre Immobilie frei wählen können. „Wir werden uns im Interesse unserer Handwerke und im Interesse der Endverbraucher entschieden zur Wehr setzen“, sagte Butz.

Kerngeschäft schützen

Teamgeist forderte der Fachverband in Rottenburg bei den Partnern des dreistufigen Vertriebsweges ebenfalls ein. „Vorstöße von Marktpartnern in das Kerngeschäft des SHK-Handwerks sehen wir grundsätzlich skeptisch“, monierte Butz aktuelle Entwicklungen im Wärmemarkt und appellierte an die Adresse der Großhändler und der Heizungsindustrie: „Lassen Sie uns gemeinsam die aktuellen Herausforderungen, wie die der Digitalisierung, annehmen. Gestalten Sie gemeinsam mit uns eine faire, marktpartnerschaftliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe.“

Kampagne wirbt um Nachwuchs

Authentizität, Transparenz und Kommunikation auf Augenhöhe, das hat sich auch die neue bundesweite Ausbildungsinitiative des SHK-Handwerks auf die Fahne geschrieben. Günter Hanninger, Fachverband-Referatsleiter für Recht und Bildung, erläuterte den Innungsvertretern bei der Delegiertenversammlung die Ergebnisse der Marktforschungen, die darauf basierende Kampagnenstrategie und die geplanten Maßnahmen unter dem Motto „Zeit zu starten“, mit denen junge Menschen zu Fans des SHK-Handwerks werden sollen.

Neue Ausbildungsverordnung

Wichtig war für die SHK-Unternehmer zur Veranstaltung auch zu wissen, wie die neue Ausbildungsverordnung für Anlagenmechaniker gestaltet ist und worauf die ausbildenden Betriebe zu achten haben. Günter Hanninger skizzierte die geänderten Ausbildungsinhalte und die Kriterien der „gestreckten Prüfung“. Es handelt sich dabei um eine Prüfung, deren erster Teil bereits vor dem Ende des zweiten Ausbildungsjahres absolviert werden muss, und deren zweiter Teil am Ende der Ausbildung den bisherigen Prüfungsteilen A und B entspricht. Die klassische Zwischenprüfung fällt somit weg.

Arbeitsrechtliche Vorgaben beachten

„Qualifizierte und motivierte Fachkräfte sind künftig ein ganz entscheidender Faktor für den Erfolg unserer Betriebe“, betonte Joachim Butz in seinen Ausführungen. Doch er mahnte angesichts der Flüchtlingsthematik vor falscher Euphorie bei der Suche nach Lösungen für das Nachwuchsproblem: „Ein SHK-Crashkurs mit der Dauer von ein paar Wochen kann keine mehrjährige Ausbildung ersetzen.“ Butz zeigte sich gleichzeitig zuversichtlich, dass Flüchtlinge mit entsprechender Motivation und der Schlüsselkompetenz des Spracherwerbs durchaus in den Arbeitsmarkt und in die Gesellschaft integriert werden können. „Das ist kein Selbstläufer und es braucht Zeit, Geduld und viel Engagement.“

Außerdem sollte man zumindest die rechtlichen Bedingungen dazu kennen. Worauf SHK-Betriebe achten müssen, wenn sie Asylbewerber und Flüchtlinge beschäftigen – sei es in Praktika, Ausbildungen oder später in Jobs – veranschaulichte zur Delegiertenversammlung deshalb Matthias Bergmann, Referent Recht beim Fachverband. Er verwies auf die ausländer- und arbeitsrechtlichen Vorgaben und empfahl, die örtlichen Arbeitsagenturen einzuschalten, die nicht zuletzt bezüglich Eingliederungshilfen und der Vermittlung von Sprachkursen weiterhelfen.

Betrifft Steueränderungsgesetz auch Innungen?

Vor rechtlichen Fallstricken in einem anderen Zusammenhang warnte der Steuerberater Steffen Bubser. Denn im Rahmen des Steueränderungsgesetzes 2015 ist die Umsatzbesteuerung von Personen des öffentlichen Rechtes neu geregelt worden. Von diesen Rechtsänderungen des Paragrafen 2b könnten unter anderem Innungen, Handwerkskammern und Kreishandwerkerschaften betroffen sein, für die zeitnah Handlungsbedarf besteht. Bubser empfahl daher, auf Nummer sicher zu gehen und die hoheitlichen und nicht hoheitlichen Tätigkeiten gemeinsam mit einem Steuerberater zu überprüfen. Betroffen sind zum Beispiel Innungen, die Messen oder Ausstellungen mit gewerblichem Charakter veranstalten.

Trotz aller Gremienarbeit – wie der Haushaltsplanung 2017, den Wahlen zu Ausschüssen oder der Verabschiedung ausgeschiedener Obermeister und Gremienmitglieder – lebte auch dieser Verbandstag, wie jeder, von den Pausengesprächen, von den Impulsen der Kollegen und dem netten Miteinander während des Rahmenprogramms oder beim Festabend. Zeit dafür wird es auch im kommenden Jahr für Mitgliedsbetriebe und Delegierte des Fachverbandes geben. Denn getreu dem Motto „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ lud der Obermeister der Innung SHK Bodenseekreis, Alfred Keller, zum Abschluss zum nächsten Verbandstag am 7. und 8. Juli 2017 in Überlingen am Bodensee ein.

Referenten

Joachim Butz : „Wir erleben eine sehr komplexe Situation im Wärmemarkt.“

 

 

 

 

Wolfgang Becker : „Die Anliegen der SHK-Berufsorganisation wurden in den Koalitionsvertrag aufgenommen.“

 

 

 

 

Steffen Bubser : „Kritisch könnte die Änderung für Innungen sein, die Immobilienvermögen haben und an gewerbliche Mieter vermieten.“

Referenten

Günter Hanninger : „Die alten Handlungsfelder heißen in der neuen Ausbildungsverordnung Einsatzgebiete.“

 

 

 

 

Matthias Bergmann : „Das Ausländerrecht definiert, wer aus dieser Gruppe heraus eine Ausbildung oder eine Tätigkeit aufnehmen darf.“

 

 

 

 

Dietmar Zahn : „Die Novelle des EWärmeG ist weder bei den SHK-Betrieben noch bei den Hausbesitzern angekommen.“