Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch

Heizungsmodernisierung steckt in der Warteschleife

Für eine Modernisierungsoffensive im Heizungskeller müsste weit mehr geschehen. Statt 500.000 neuer Wärmepumpen pro Jahr, wie es sich die vergangene Regierung in der Ampelkoalition vorgestellt hatte, prognostiziert die Heizungsbranche für 2025 zwar einen deutlichen Anstieg, jedoch werden wahrscheinlich keine 300.000 neuen WP-Anlagen installiert.

Die Kundenzurückhaltung zeigt sich darin, dass mehr in die Ertüchtigung von Altanlagen investiert wird, statt eine Neuanlage zu ordern.

Thorsten Jakob (Vorsitzender Bufa SHK)

Bild: SBZ / Dietrich

Viele Investoren würden weiter abwarten, welche Entscheidungen zum GEG in der jetzigen Regierung gefällt werden. Seine eigenen Erfahrungen als SHK-Fachunternehmer sehe er auch im Herbstbericht des ZVSHK zur konjunkturellen Lage bestätigt, schilderte Bufa-Leiter Thorsten Jakob: „Was gut läuft, ist nach wie vor der Kundendienst. Doch hinter der positiven Zahl steckt eigentlich ein Dilemma. Die Kundenzurückhaltung zeigt sich darin, dass mehr in die Ertüchtigung von Altanlagen investiert wird, statt eine Neuanlage zu ordern.“

Ist jede Wärmepumpe eine gute Tat?

Ob überhaupt und wie und wann eine neue Wärmepumpe den Heizungsjob übernimmt, spielte immer wieder eine Rolle in den zahlreichen Themen der Bufa SHK. Man mag sich fragen: Ist jede neu installierte Wärmepumpe eine gute Tat auf dem Weg zum erfolgreichen Klimawandel? Die SHK-Berufsorganisation sieht beispielsweise keine positive Entwicklung darin, wenn bundesweit agierende Player im Heizungsmarkt auf clevere Weise eine Art Schleichweg nutzen, um den WP-Absatz nach eigenem Konzept möglichst erfolgreich zu gestalten.

Nicht nur das thematisierte der rege Meinungsaustausch. Zur Sprache kamen beispielsweise auch Bauleistungen, die Nachbesserungen erforderlich machen, oder Systeme, die als Lockangebote bepreist werden. Kurzum: Die Wärmepumpe stand in vielerlei Hinsicht im Mittelpunkt der beiden Sitzungstage.

Kampfpreise machen Eindruck bei Laien

Mancher Interessent für ein neues Heizsystem mag sich von attraktiv niedrigen Preisen beeindrucken lassen, die er durch Wärmepumpenangebote im Web wahrnimmt. Fachunternehmer und/oder Sachverständige, von denen es unter den Bufa-Teilnehmern aus allen Landesverbänden etliche gibt, bereicherten die Diskussion mit Beispielen über günstige Offerten, die bei genauer Betrachtung als Minimalausstattungen eingeschätzt werden können. Auch ging es um Mängel bei neu errichteten Anlagen. Aus den Wortbeiträgen ließ sich zusammenfassen: Ein regional tätiger SHK-Innungsbetrieb kümmere sich in aller Regel um ein individuelles Angebot, das auf die Besonderheit der jeweiligen Immobilie und auf die Investitionsbereitschaft des möglichen Auftraggebers abgestimmt ist. Dabei könne und wolle man es sich in der kompetenten Beratung nicht leisten, notwendige Tätigkeiten bei der WP-Installation unerwähnt zu lassen, um den Komplettpreis möglichst attraktiv zu halten. Schließlich sei es das Ziel, auf langfristige Kundenbeziehungen und zufriedene Auftraggeber hinzuwirken.

Solange weiterhin über die kommunale Wärmeplanung gesprochen wird, hat dies noch keinen rechtsverbindlichen Status erreicht.

Jakob Köllisch (stellv. Bufa-Leiter)

Bild: SBZ / Dietrich

Wenn der Zählerkasten zu alt ist ...

Das nicht vorhandene Reservefeld in einer überalterten Zählertafel für die Elektroinstallation lieferte ein gutes Beispiel für Zusatzkosten neben der Wärmepumpe. Sicher sei einem Laien als Investor nicht mit einem WP-Komplettangebot geholfen, das sich per Mausklick einholen lässt. Jakob Köllisch, stellvertretender Bufa-Leiter, unterstrich die umfängliche Beratung des Fachbetriebes: „Soll die neue Heizung eine Wärmepumpe sein, ist ebenso von Bedeutung, die bestehende Gebäudetechnik auf zukünftige Jahre auszurichten.“ So sei ein aktueller Zählerschrank in passendem Format für ein Einfamilienhaus zumeist 1100 mm hoch und werde samt notwendiger Änderungen einer betagten Elektroinstallation mit einigen Tausend Euro kalkuliert werden müssen.

Installation auf die Zukunft ausrichten

Grundlage für die Modernisierung sind stets die Vorgaben des Netzbetreibers, um den Anschluss einer Wärmepumpe möglich zu machen. Und darüber hinaus? Sicher gehört es mit zu einer kompetenten Beratung, die Erweiterung für eine PV-Anlage und die Ergänzung einer Wallbox samt Vorbereitung zum bidirektionalen Laden eines E-Fahrzeugs ins Gespräch zu bringen.

Um Erweiterungen möglich zu machen, gibt es in einer neuen Zähleranlage (siehe Darstellung) eindeutige Zuweisungen für den Abschlusspunkt Zählerplatz (APZ), RfZ-Felder (Raum für Zusatzanwendungen) und weitere reservierte Flächen. Somit ist Platz geschaffen, dass z. B. ein Rundsteuerempfänger oder eine (jetzt noch nicht verfügbare) Steuerbox ergänzt werden kann, damit der Netzbetreiber zukünftig auf Verbrauchsleistungen von Wärmepumpe bzw. Wallbox Einfluss nehmen kann.

Überregionale Anbieter schulen Quereinsteiger, die nach 14 Wochen vollwertige Monteure für Wärmepumpen sein sollen – durch eine geförderte ­Maßnahme!

Udo Wirges (ZVSHK)

Bild: SBZ / Dietrich

Bürokratie abbauen statt aufbauen

Mängel bei der Errichtung von Wärmepumpenanlagen kamen in den Bufa-Themen auch zur Sprache. Ob eine ungenaue Heizlastberechnung, eine unsachgemäß ausgeführte Wandabdichtung oder ein fehlender hydraulischer Abgleich: Letztlich garantiere der ausführende Betrieb mit der Fachunternehmererklärung eine mängelfreie Werkleistung und dieser Leistungsnachweis habe sich erfolgreich etabliert, lautete der Tenor im Kreis der Fachleute. Auftretende Mängel in der Bauausführung ließen sich nicht dadurch ausschließen, dass noch zusätzliche Schulungs- und Zertifizierungsmaßnahmen vorgeschrieben würden – lediglich Kosten und Bürokratieaufwand würden sich dadurch erhöhen.

Qualitätssicherung bei installierten WP-Anlagen

Ein Aspekt, der bei der Diskussion hinzukam, soll hier nicht fehlen: Die Deutsche Energie-Agentur (dena) ist von ministerieller Seite dazu beauftragt festzustellen, inwieweit eine Qualitätssicherung bei der Errichtung von WP-Anlagen besteht. Das mache nicht nur Sinn, sondern richte sich auch nach dem GEG, das eine solche Qualitätssicherung vorschreibt. Darüber bestand durchweg Einigkeit.

Allerdings brauche es dafür kein weiteres Leistungsmerkmal, beispielsweise ausgebildete Mitarbeiter noch zusätzlich als „Fachkraft Heizung“ zu zertifizieren. Schulungen und Fachinformationen rund um die Wärmepumpe würden den organisierten Innungsbetrieben ohnehin über die Landesverbände bereitgestellt. Was darüber hinaus gegen Mängel bei installierten Wärmepumpen unternommen werden kann, wird der ZVSHK in weiteren Gesprächen mit der dena erörtern.

Mit ZVPlan arbeiten jetzt 8100 User. Wärmepumpenberechnung per Lidar und rückläufige Gasgerätenachfrage haben einen Schub gegeben.

Dr.-Ing. Matthias Wagnitz (ZVSHK)

Bild: SBZ / Dietrich

Mehr Personal im Schnelldurchgang?

Viele Handwerksbetriebe suchen permanent nach gut ausgebildeten Fachleuten – doch in der SHK-Branche besteht daran bekanntlich großer Mangel auf dem Arbeitsmarkt. Damit dennoch mehr Mitarbeiter eingestellt werden können, sind vor allem die seit Kurzem überregional tätigen Installationsunternehmen kreativ geworden. Das zeige sich unter anderem bei der Rekrutierung von Quereinsteigern. Als Beispiel zitierte Udo Wirges, Bereichsleiter Technik im ZVSHK, einen Slogan, mit dem eine Akademie eines überregionalen Anbieters werbe: „In 14 Wochen zu vollwertigen Monteuren für Wärmepumpen.“

Statt es der originär verantwortlichen SHK-Berufsorganisation zu überlassen, für eine solide Ausbildung zum Anlagenmechaniker zu sorgen und diesen qualifizierten Bildungsweg ebenfalls nach Kräften zu unterstützen, setze man auf eine alternative Schulung in Kombination mit dem Angebot der Bundesförderung Aufbauprogramm Wärmepumpe (BAW).

Das bedeutet im Klartext: Um schneller an Leute zu kommen, die der Arbeitsmarkt nicht bietet, haben vor allem einige Start-ups einen Schleichweg entdeckt. Denn realisiert wird eine Weiterbildung im Schnelldurchgang und kassiert wird dafür sogar eine Förderung – derzeit eine legale Vorgehensweise! Ziel sei aber eigentlich, so die einhellige Bufa-Meinung, dass diese Weiterbildung bereits ausgebildeten Anlagenmechanikern zusätzliche Möglichkeiten bietet, um ihr Fachwissen zur Wärmepumpe noch weiter zu vertiefen.

In den nächsten Jahren entscheidet sich, wer die Datenhoheit über zukünftige Leistungen hat – KI-Start-ups oder die SHK-Fachbetriebe.

Günter Wolter (Sachverständiger)

Bild: SBZ / Dietrich

Monitoring ist Schlüssel zur Effizienz

Von „schnell, schnell“ zu ganz genau: Interessante Einblicke in seine langjährige Berufserfahrung gewährte Günter Wolter (S&I Sachverständige Ingenieure, Norderstedt), der sich insbesondere mit der Energieeffizienz von Heizungsanlagen auseinandersetzt. Inzwischen seien es mehr als 1000 gecheckte Anlagen, für die er meist Modifizierungen vorschlagen konnte. Dabei gibt er sein Fachwissen unter anderem innerhalb der SHK-Organisation an Meisterschüler weiter.

Anlagenmechaniker-Know-how erweitern

„Das Monitoring einer Anlage ist der Schlüssel“, lautete ein Kernsatz in seinen Ausführungen. „Leider betrachten viele Betriebe ein solches Vorgehen eher als Hemmnis, anstatt dies als erhebliche Erleichterung einzustufen“, resümierte er. Ging er 2009 noch per Datenlogger ans Werk, um Erkenntnisse aus der Prozesstechnik einer Anlage herauszulesen, so hat er seine Detailarbeit stetig verfeinert. Heute setzt er Messstellen an einigen Referenzpunkten einer Anlage, um kontinuierlich Daten zu ermitteln und per Monitoringtool auswerten zu können. Dass dieses Know-how zum Fachwissen eines Anlagentechnikers gehören sollte, ist sein dringender Appell an die Fachbetriebe. Wenn die Datenhoheit über die Heizungsanlagen nicht bei den Handwerksunternehmen bleibe, so seine Prognose, würden binnen weniger Jahre Spezialisten aus der Datentechnik dieses Terrain besetzen – und Handwerker zum Schrauber degradieren. Seine Expertise samt Einschätzungen wurde von den Multiplikatoren der Bufa SHK mit großem Interesse aufgenommen.

Sachkunde zu asbesthaltigen Stoffen

Schon in der vergangenen Bufa-Sitzung gab es einen Meinungsaustausch zum Umgang mit asbesthaltigen Stoffen, die in Spachtelmassen, Fliesenklebern oder Putzen enthalten sein können. Dies kann relevant sein, wenn Baumaßnahmen mit Bohr- und Stemmarbeiten in einem Altbau anstehen, der bis 1994 errichtet wurde. Weil dabei mit einer Freisetzung von Asbestfasern zu rechnen ist und das Einatmen der Fasern stark gesundheitsgefährdend sein kann, gelten strenge Schutzmaßnahmen.

Um seine Mitarbeitenden für diese Gefahr zu sensibilisieren, kann der Handwerksunternehmer betreffende Personen im Team beispielsweise zu einem sogenannten „Kleinen Asbestschein“ anmelden, ein Sachkundelehrgang gemäß TRGS 519, Anlage 4C. Doch wurde im weiteren Meinungsaustausch der Bufa deutlich, dass die Sachkunde lediglich dazu führen könne, um festzustellen, ob eine Asbestbelastung bestehe.

Es fehle jedoch immer noch an einer praxisorientierten Umsetzung, wie auf einer Baustelle gefahrlos gearbeitet werden kann. Als Mitglied der Bundesvereinigung Bauwirtschaft wird sich ein inzwischen gebildeter ZVSHK-Arbeitskreis im Kontakt mit anderen am Bau beteiligten Gewerken abstimmen, um zu einer Problemlösung zu kommen. Weitere Infos zu „Asbest im Bestand“ unter zvshk.de, Quicklink QL75131353.

Für Bleileitungen in der Trinkwasser-Installation besteht Anzeigepflicht, nicht jedoch für bleihaltige Legierungen, beispielsweise in Armaturen.

Andreas Braun (ZVSHK)

Bild: SBZ / Dietrich

Weitere Themen der Sitzung

Der ZVSHK hat eine neue Fachinformation zur Stilllegung von Gasinstallationen vorgelegt. Im Zuge der vermehrt durchzuführenden Umstellung von Gasheizungen auf strombetriebene Heizungen (z. B. Wärmepumpen) sind zwingend die Vorgaben der TRGI (DVGW G 600) zu beachten und einzuhalten. Infos dazu finden Mitgliedsbetriebe unter zvshk.de (Pfad: Onlineshop, Kostenloser Downloadservice, Sanitär-, Wasser-, Abwassertechnik).

Für die kommunale Wärmeplanung hat eine Vielzahl der Städte und Gemeinden mit der Arbeit begonnen oder bereits einen Entwurf vorgelegt. Über kww-halle.de (Pfad: Praxis, Status quo der KWP, dann Karte bzw. Auswertung nach Bundesland anklicken) lässt sich der aktuelle Stand verfolgen. Der ZVSHK erkennt in der kommunalen Wärmeplanung zahlreiche Punkte, die bereits jetzt im Entwurfsstadium zu kritisieren sind. Dazu gehört beispielsweise die Vernachlässigung dezentraler Lösungen. In Zusammenarbeit mit der Allianz Freie Wärme wird die SHK-Berufsorganisation die Entwicklung weiter verfolgen, um Einfluss nehmen zu können.

Rund um die Wärmepumpe hat die Verbands­organisation unter zvshk.de/netz umfangreiche Infos zusammengestellt. Darunter befinden sich Links, um detaillierte VdZ-Broschüren zur Wärmepumpe als PDFs herunterzuladen. Auch bestehen Links zu erläuternden YouTube-Videos, die sich beispielsweise mit Anschlussvariationen von Wärmepumpen auseinandersetzen. SHK-Mitgliedsbetriebe bekommen zudem die Möglichkeit zum Download von Musterformularen.

Der Fachgroßhandel meldet, dass sich inzwischen bestimmte Fälle von Cyberkriminalität häufen: Es wird Ware über den Log-in eines (ahnungslosen) Fachbetriebes bestellt und meist auf eine größere Baustelle adressiert. Wird die Ware dorthin geliefert, zeigt sich auch jemand für die Annahme autorisiert und quittiert – um sich und die Ware kurz danach unauffindbar zu machen. Deshalb ist es nach Einschätzung des Großhandels wichtig, dass autorisierte Personen in den Fachbetrieben den Datenzugang für eine Bestellung nur kurzzeitig öffnen und die Verbindung direkt danach durch ein Log-out beenden. Dieses Vorgehen könnte möglichen Hackern den Zugang zumindest erheblich erschweren.

Langjährige Teilnehmer verabschiedet

Zwei Verabschiedungen: Seine letzte Teilnahme vor dem Ruhestand hatte als hauptamtlicher Experte in der Bufa SHK Norbert Schmitz vom Fachverband NRW. Seinen Abschied aus dem Referat Sanitärtechnik im ZVSHK hatte zudem Andreas Braun verkündet. Er verlässt den Verband Ende 2025, um sich mit seinem Fachwissen neuen Herausforderungen zuzuwenden. Beide erhielten einen lang anhaltenden Applaus. (TD)

Tags