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Überleben im Hallenbad

Trainieren für den Ernstfall

Übung macht bekanntlich den Meister. Und die ist hier besonders wichtig, denn die Eigen-Evakuierung muss im Ernstfall schnell und souverän wiederholt werden können – dann auch unter realen Bedingungen, bei Dunkelheit, in trübem, salzigem oder sehr kaltem Meerwasser. Trainiert wird bei Falck Nutec allerdings unter weit komfortableren Wasserbedingungen – bei angenehmen 22°C, in klarem und sauberem Wasser in einem Becken von 8 m Länge, 15 m Breite und einer Tiefe von 3,50 m. Für die einwandfreie Wasserqualität sorgt hier die entsprechende Schwimmbadtechnik. Die Hochsee-Trainingsanlage wurde in einer ehemaligen Werfthalle errichtet, die direkt am Meer liegt und für dieses Bauvorhaben komplett entkernt und saniert wurde. Hier war bereits ein Becken vorhanden, das renoviert, aufwendig vergrößert und stabilisiert wurde. Die entsprechende, umfangreiche Schwimmbad­technik musste natürlich in unmittelbarer Nähe installiert werden.

Individuelle Technik für sauberes Beckenwasser

Eine besondere Herausforderung lag im stark begrenzten Platzangebot. Für dieses Projekt wurde ein berechneter Umwälzvolumenstrom von rund 56 m³/h zugrunde gelegt. In diesem Fall galt es zudem etwas zu im­provisieren, weil für die Anlagentechnik nur wenig Platz eingeplant werden konnte und die Mehrschichtfilteranlage im Ober­geschoss des Gebäudes installiert werden musste. Die vorhandenen Technikräume erlaubten es nicht, den für die Wasseraufbereitung eigentlich notwendigen Ausgleichsbehälter zu installieren. Diese Ausgleichsbehälter nehmen normalerweise das Schwapp- und Verdrängungswasser auf und stellen das benötigte Rückspülwasser für die Filteranlage zur Verfügung. Erst nach Absprache mit dem zuständigen Gesundheitsamt durfte auf diesen Behälter verzichtet werden. Doch schließlich wurde diese Hürde gemeinsam mit dem örtlichen Gesundheitsamt gemeistert, indem das benötigte Filter-Rückspülwasser nun direkt dem Becken entnommen wird. In Konsequenz daraus wurde die ­Überlaufrinne so ausgewählt, dass aus dem Becken anfallendes Wellenschwappwasser direkt in den Kanal gespült wird. Die erforderliche, kontinuierliche Frischwassernachspeisung, die über eine spezielle Niveauüberwachung direkt im Becken erfolgt, wurde über eine gesonderte Systemtrennung abgesichert. Die Auslegung der Schwimmbadtechnik richtete sich bis auf diese kleine Ausnahme streng nach der DIN 19643 „Aufbereitung von Schwimm- und Badebeckenwasser“.

Wasserfiltration

Bei Falck Nutec finden täglich gleich mehrere Trainings statt, dabei werden technische Geräte, komplette Rettungsausrüstungen und andere Gegenstände mit ins Wasser ­genommen, die zusätzliche Verunreinigungen einbringen können. Die Wasserfiltration spielt daher eine wesentliche Rolle. Das Beckenwasser wird dazu von der Stirnseite des ­Beckens mit speziell ausgewählten Beckenbauteilen, welche die DIN EN 13451 „Sicherheitstechnische Anforderungen und Prüfverfahren für Schwimmbecken“ erfüllen, ange­saugt und über ein Rohrleitungssystem der Mehrschicht-Filteranlage zugeführt.

Diese Aufgabe erledigt die Judo-Gigant-Umwälzpumpe mit vorgeschaltetem Haar- und Faserfänger, die mit entsprechenden Absperrarmaturen, Manometern und einem Frequenzumrichter ausgestattet wurde, über den die Pumpendrehzahl angepasst wird. ­Eine Rückschlagklappe, die auf der Druckseite der Umwälzpumpe integriert wurde, verhindert eventuellen Rückfluss von Wasser.

Bevor das Wasser die Mehrschicht-Filteranlage erreicht, wird ihm eine Polyaluminiumchlorid-Lösung zugeimpft, die per Schlauchdosierpumpe direkt und bequem dem Liefergebinde entnommen und in den berechneten Umwälzvolumenstrom eindosiert wird. Diese Lösung dient der in öffentlichen Bädern vorgeschriebenen kontinuierlichen Flockungsfil­tration. Mit dieser Technik lassen sich auch feindisperse Teilchen und teilweise gelöste organische Substanzen im Filterbett zurückhalten und anschließend ausspülen. Ein einfaches Filtersystem würde lediglich Schwimm-, Fest- und Sinkstoffe entfernen.

In der Mehrschicht-Filteranlage angelangt, wird das Wasser gründlich gereinigt. Speziell angeordnete pneumatische Einzelklappenventile, die über ein vordefiniertes Programm angesteuert werden, sorgen für einen kontrollierten Wasserdurchfluss: Ungelöste, sichtbare oder ausgeflockte Verschmutzungen werden sowohl auf der Filterbettoberfläche als auch in der Tiefe des Filterbetts zurückgehalten. Diese Partikel werden durch eine zeit- und differenzdruckgesteuerte Rückspülung wieder aus dem Filterbett entfernt – wie es die DIN 19643 fordert mit einer Fließgeschwindigkeit von 55 m/h. Die Norm beschreibt neben allgemeinen Forderungen an Schwimmbadfiltern außerdem die Verfahrenskombination Adsorption-Flockung-Filtration-Chlorung.

Aufgrund des geringen Trihalogenmethan-Bildungspotenzials im Füllwasser konnte in diesem Fall auf ein separates Verfahren der ­Adsorption verzichtet werden. Die obere, grobkörnige Anthrazitschicht dient als Tiefenfilter mit geringem Druckverlustanstieg, sorgt für eine höhere Filterlaufzeit und verhindert einen Filterdurchbruch. Die bestehende poröse Oberflächenstruktur von Anthrazit ermöglicht eine Adsorption auch von feinsten Schmutzpartikeln. Die unteren, feinkörnigen Quarzsandschichten weisen spezifische Eigenschaften in ihrer Körnung sowie Dichte auf und halten selbst feinste Teilchen zurück.

Wasserhygiene

Absolut stabile, hygienische Wasserverhältnisse sind ein Muss – und zwar rund um die Uhr. Um dies zu gewährleisten, werden dem Wasser verschiedene Zusatzstoffe hinzugefügt: Ein aus drei Dosierpumpen bestehendes Dosiersystem impft flüssiges Chlor sowie pH-Wert-Korrekturmittel (pH-Wert-Senker/-Heber) vollautomatisch und bedarfsabhängig in die Versorgungsleitung. Gesteuert wird das Dosiersystem durch eine automatische Mess- und Regeltechnik, die die Wasserparameter Chlor, pH-Wert und Redox-Potenzial kontinuierlich misst und die Dosierung der Zusatzstoffe entsprechend regelt.

Bezüglich der Wasserhygiene spielt neben der Desinfektionsanlage auch der einzubringende Umwälzvolumenstrom eine entscheidende Rolle. Bei einem rechteckigen Becken im Normalfall schnell ausgelegt, erwies sich die Konzipierung der vertikalen Bodeneinströmung in diesem Fall als Herausforderung: Im Becken gibt es einige statische Punkte, die bei der Planung berücksichtigt werden mussten: die Beckenstabilisierung und auch technische Geräte, die am Beckenboden befestigt werden sollten. Die vertikale Bodeneinströmung musste also so geplant werden, dass sie sich optimal in die Fixpunkte integriert und Totzonen (stehendes Wasser) vermieden werden. Um die erforderliche Beckendurchströmung zu ermöglichen, griffen die Experten auf die sogenannte Hirschgeweih-Verrohrung zurück, die im ganzen Becken eine gleichmäßige Einströmung gewährleistet. Um dies noch konsequenter sicherzustellen, wurden u.a. Einlaufdüsen eingesetzt, die sich im Durchfluss variieren ließen.

Beckenwassererwärmung

Während Menschen in Seenot vor allem auch mit extremer Kälte konfrontiert sind, haben es die Teilnehmer der Sicherheitskurse hier deutlich komfortabler. Seitens Falck Nutec lautete die Vorgabe für die Beckenwassertemperatur 20 bis 22 °C. Die technischen Möglichkeiten einer Beckenerwärmung sind vielfältig. Die einfachste und gleichzeitig kostengünstigste Variante erwies sich hier als die geeignetste. Die Anlagenkosten ließen sich gering halten und vorhandene Ressourcen optimal nutzen, weil die Beckenwassererwärmung an die vorhandene Gebäudeheizung angeschlossen wurde. Hierbei wird die Beckenwassertemperatur über einen separaten Wärmetauscher mit integriertem Temperaturfühler kontinuierlich gemessen und überwacht. Durch dieses Verfahren dauerte es nur zwei Tage, um die gesamte Erstaufheizung des Beckens zu realisieren.

Schaltzentrale

Das Herzstück der Schwimmbadwasseraufbereitung wurde gleich neben der Filteranlage installiert: die Schaltzentrale, in der alle Funktionen für einen optimalen Betrieb zusammenlaufen. Über das passwortgeschützte Bedienpanel, das mit Betriebsstundenzähler und Störmeldehistorie ausgestattet ist, können Filterzeiten programmiert sowie Betriebszustände und Störmeldungen angezeigt werden. Die integrierte Niveausteuerung regelt die Frischwassernachspeisung des Beckens sowie den Trockenlaufschutz der Filterumwälzpumpe.

Der in der Schaltzentrale integrierte Frequenzumrichter hält den benötigten Umwälzvolumenstrom konstant und steuert die Rückspülleistung. Nachts reduziert der Frequenzumrichter nach einer vordefinierten Zeit automatisch die Umwälzleistung. Dies ermöglicht Falck Nutec einen kostensparenden und energieeffizienten Betrieb.

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