SBZ: Sie kommen selbst aus dem Handwerk. Was war für Sie der entscheidende Punkt, an dem Sie gesagt haben: Jetzt reicht’s – ich brauche ein eigenes System?
Andreas Schreyer: Nach über 25 Jahren im Badsanierungsgeschäft habe ich immer wieder feststellen müssen, dass zwar laufend neue Tools und Apps auf den Markt kamen, aber der Prozess „Bad“ als Ganzes nur sehr schwer abbildbar war. Irgendwann hatte ich so viele Abos abgeschlossen, dass mir auch die Kostenseite langsam unheimlich wurde. Die Anwendungen waren meistens geschlossene Systeme, die ich mir nicht auf meine persönlichen Bedürfnisse zuschneiden konnte. Ich gab übers Jahr gesehen sehr viel Geld aus, um Kunden zu beeindrucken. Aber wirklich glücklich waren Kunden und ich nicht. Es war alles Stückwerk. Als 2020 durch die Coronabeschränkungen unsere Ausstellung mehrere Monate geschlossen war bzw. mäßig besucht wurde, ist mir aufgefallen, dass ich zwar theoretisch alles habe, aber praktisch nichts so richtig funktioniert. In der Zeit entstand die Idee von Craftsight. Mir war klar, dass die Zukunft digitaler werden muss. Für mich und meinen Betrieb und für die Kunden.
SBZ: Viele Softwarelösungen im Handwerk kommen von außen, aus der IT-Welt. Wie hat Ihre eigene Erfahrung in der Badausstellung die Entwicklung von Craftsight geprägt?
Schreyer: Die externen Softwarelösungen, von denen ich sehr viele hatte, konnten immer nur einen kleinen Bereich des Workflows abdecken. Um dem Kunden ein vollumfängliches Verkaufserlebnis bieten zu können, musste man sehr umständlich zwischen mehreren Apps und Anwendungen hin und her springen oder den Kunden auf mehreren Portalen freischalten oder ihn einladen. Das war ein sehr umständlicher Prozess, der sowohl den Kunden als auch mir sehr viel abverlangte.
SBZ: Was unterscheidet Craftsight aus Ihrer Sicht grundlegend von den bisher verfügbaren Tools?
Schreyer: Craftsight ist das Rundum-sorglos-Paket für alle am Prozess beteiligten Personen, ohne umständliche Anmeldedaten, Einarbeitungszeiten oder Lücken im Workflow. Craftsight ist so einfach, dass man außer einer kurzen Erklärung keine weitere Schulung braucht. Man kann es dem Kunden nicht einfacher machen, da er nur diese eine Plattform braucht, um sein komplettes Projekt zu überblicken.
SBZ: Craftsight vereint verschiedene Funktionen wie Angebotsmappe, Budgetplaner und Bildergalerie. Welche dieser Funktionen sind aus Ihrer Sicht die Gamechanger im Alltag eines Handwerksbetriebs?
Schreyer: Eindeutig die Angebotsmappe! Sowohl der Kunde als auch ich im Verkauf haben immer alle Daten, Unterlagen, Notizen und Pläne kompakt online zur Hand. Egal ob am Handy, iPad oder Laptop. Es ist kein Download erforderlich, und die Mappe kann über jeden Browser gestartet werden. Egal ob Windows, iOS oder Android. Zu den weiteren Funktionen: Die Bildergalerie ist der Türöffner, und der Budgetplaner trennt im Vorfeld sehr charmant die Spreu vom Weizen.
SBZ: Wie funktioniert die Dokumentation und Ablage in der Cloud konkret? Können Sie beschreiben, wie ein typischer Projektordner aussieht?
Schreyer: Die Angebotsmappe muss man sich wie einen strukturierten Dateiordner vorstellen, der von beiden Seiten bespielt werden kann. Von meiner Seite kommen die Ideen, Bilder, Vorschläge und Angebote und vonseiten des Kunden Wünsche und konkrete Anregungen. Das meiste geschieht in Bildform, da ein Bild mehr aussagt als tausend Worte.
SBZ: Einer der zentralen Vorteile scheint der passwortgeschützte Kundenbereich zu sein. Wie funktioniert der in der Praxis – und wie digitalaffin müssen Ihre Kunden dafür sein?
Schreyer: Alle Projekte befinden sich hinter einem passwortgeschützten Bereich, der nur für mich zugänglich ist. Dort befinden sich die aktuellen Projekte in einer übersichtlichen Galerie. Diese Übersicht bekommt der Kunde nicht zu sehen. Beim Erstellen seiner eigenen neuen Angebotsmappe wird automatisch eine URL erzeugt, die mit dem Kunden dann geteilt wird. Er steigt fast schwellenlos in sein Projekt ein, indem er den von mir geschickten Link nur noch öffnet. Der Kunde braucht außer einer E-Mail-Adresse keine weiteren Voraussetzungen.
SBZ: Die Kundenkommunikation ist oft ein Stolperstein – vor allem, wenn mehrere Kanäle genutzt werden. Wie löst Craftsight dieses Problem?
Schreyer: Wir arbeiten gerade noch final an einer Chatfunktion innerhalb der Angebotsmappe. Diese wird in den nächsten Wochen als Update kommen. Dann wird auch die normale E-Mail überflüssig.
SBZ: Können Kunden auch aktiv mitwirken, z. B. bei Entwürfen oder Bemusterungen? Gibt es eine Feedbackfunktion oder Freigabeschritte?
Schreyer: Der Kunde kann jetzt schon seine Vorstellungen, Bilder oder eigenen Ideen an der Pinnwand ablegen. Bald kann auch über die Chatfunktion zeitversetzt interagiert werden. Was dem Kunden abends einfällt, braucht er dann nicht mehr per Mail an mich zu schicken, sondern er schreibt es einfach in seine Angebotsmappe. Dort bekommt er dann auch schnell meine Antwort auf sein Anliegen. Kunden können einfach ihr Handy zücken und zum Beispiel ein besonderes Waschbecken oder andere Eindrücke, die sie gerade im Urlaub haben, über ihre Handykamera an ihre Pinnwand in Craftsight heften.
SBZ: Wie haben Ihre Kunden reagiert, als Sie ihnen Craftsight das erste Mal präsentiert haben?
Schreyer: Früher wie heute kommt immer noch der Wow-Effekt. Kunden begreifen sehr schnell die einmaligen Vorteile. Sie schätzen z. B., dass sie nicht für jede Plan- oder Angebotsänderung einen Präsenztermin vereinbaren müssen und sie alles immer strukturiert in Echtzeit zur Hand haben. Sie müssen sich auch keine E-Mail-Adressen merken und können ihr Projekt mit Kindern, Eltern oder Freunden teilen. Für mich hat es den Vorteil, dass der Kunde zudem „unbewusst“ Werbung für meine Firma bei seinen Freunden, Bekannten oder Verwandten macht, wenn er sein Bad online herumzeigt. Das Projekt hat Struktur und Ordnung und jeder ist auf dem gleichen Stand.
SBZ: In vielen Projekten arbeiten mehrere Gewerke Hand in Hand – oft leider ohne klare Kommunikation. Wie hilft Craftsight hier konkret?
Schreyer: Craftsight richtet sich aktuell nur an Endkunden und Badverkäufer. Craftsight bietet keine Möglichkeit, Arbeitszeiten zu erfassen oder Dokumente digital auszufüllen. Dafür kooperieren wir mit Craftnote, die Spezialisten auf dem Gebiet sind. Unsere Stärken liegen eindeutig in dem Prozess vor Baubeginn.
SBZ: Ist Craftsight nur für den eigenen Betrieb gedacht oder auch für zum Beispiel Fliesenleger oder Innenarchitekten mit Zug zum Bad?
Schreyer: Craftsight ist mein perfekter Begleiter für den aktiven und professionellen Badverkauf. Es stecken über 20 Jahre Erfahrung in der Anwendung, und die Bedienung ist extrem einfach. Ich investierte sehr viel persönliches Kapital in die Software und sehr viele Stunden in die Entwicklung der Funktionen und des Designs. Für mich war immer klar, wenn Craftsight meinen eigenen Vorstellungen gerecht wird und letztendlich die PS auf die Straße bringt, dann sollten Kollegen, die täglich dieselben Herausforderungen haben wie ich, ebenfalls davon profitieren können. Craftsight richtet sich daher in der aktuellen Version ausschließlich an den verkaufsaktiven Badverkäufer, der aus der Masse herausragen und zusätzlich mehr Zeit für andere wichtige Projekte haben möchte. Ob sich Craftsight später auch für andere Gewerke öffnen wird, ist derzeit noch offen.

Bild: Schreyer GmbH
SBZ: Haben Sie Beispiele, wo durch die Plattform konkrete Missverständnisse oder Verzögerungen vermieden werden konnten?
Schreyer: Durch die Interaktion mit dem Kunden werden Fehler oder Missverständnisse sehr schnell sichtbar. Der Kunde sieht meine Badplanungsideen und ich sehe seine Wünsche. Da ein Bild mehr als tausend Worte sagt, ist die Wahrscheinlichkeit von Verzögerungen wegen mehrfacher Fehlplanungen oder Missverständnissen fast ausgeschlossen. Jeder Prozess ist für alle Seiten sichtbar.
SBZ: Wie gut lässt sich Craftsight in bestehende Abläufe integrieren? Müssen Betriebe ihre Arbeitsweise komplett umstellen?
Schreyer: Craftsight kann ohne große Vorkenntnisse direkt in die bestehende Homepage integriert werden. Jeder, für den Craftsight interessant sein könnte, hat bereits eine Badplanungs- und Handwerkersoftware. Diese wird ganz einfach weiterverwendet und muss nicht geändert werden. Craftsight agiert völlig offen und ist mit jedem bestehenden System kompatibel. Durch meine langjährige Erfahrung im Badverkauf habe ich meine persönlichen Abläufe in das System einfließen lassen. Diese haben sich über die Jahre als sehr erfolgreich, zeitsparend und zielführend herausgestellt. Mein Ansatz war immer, mit möglichst wenig Aufwand dem Kunden ein sehr gutes Gefühl im Bauch und ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Craftsight mit seiner Angebotsmappe erledigt diese Aufgabe perfekt! Die Angebotsmappe lässt sich unendlich oft duplizieren und ich brauche nur die kundenspezifischen Bilder auszutauschen. Das geht extrem einfach und schnell. Für den Kunden wirkt es aber so, als wäre für ihn etwas völlig Individuelles, Einmaliges erstellt worden.
SBZ: Datensicherheit ist ein sensibles Thema. Welche Vorkehrungen treffen Sie, um Kundendaten und Projektdaten sicher zu verwalten?
Schreyer: Kundendaten werden in Craftsight nicht eingegeben oder gespeichert. Andere sensible Daten wie Angebote oder Dokumente sind hinter einem separaten, kennwortgeschützten Bereich abgelegt. Das Kennwort wird dem Kunden mitgeteilt, sobald dort Dokumente für ihn hinterlegt sind. Andere Gewerke wie Großhandelsausstellungen, Fliesenberater oder wer auch immer haben keinen Zugriff auf die personenbezogenen Daten.
SBZ: Lassen sich Zugriffsrechte fein einstellen? Zum Beispiel für Kunden, Subunternehmer oder interne Mitarbeiter?
Schreyer: In der aktuellen Version nicht. Aber Craftsight soll sich entwickeln. Wenn genügend Anfragen zu diesem Wunsch kämen, bin ich mir ziemlich sicher, dass so etwas verwirklicht werden könnte.
SBZ: Was sind die nächsten Schritte für Craftsight? Gibt es bereits Pläne für neue Features oder Erweiterungen?
Schreyer: Wie schon erwähnt, wird gerade an einer Chatfunktion programmiert. Ich hoffe, dass diese in den nächsten Wochen voll funktionstüchtig zur Verfügung steht. Da ich meine erste Version von Craftsight noch gut vor Augen habe und jetzt auf die aktuelle Version blicken kann, habe ich keine Sorge, dass mir morgen nicht noch etwas Besseres oder weitere Ergänzungen einfallen werden. Übrigens: Für Handwerker, die noch keine oder nur eine alte Homepage haben, bieten wir eine komplett neue Homepage an, in der Craftsight bereits voll integriert ist.
SBZ: Was würden Sie anderen Handwerkern raten, die darüber nachdenken, ihre Prozesse zu digitalisieren – aber den Aufwand scheuen?
Schreyer: Der erste Schritt ist immer der wichtigste. Wenn man merkt, dass man plötzlich mehr Zeit für andere wichtige Dinge hat, dann wird man den Weg der Optimierung/Digitalisierung freiwillig fortsetzen und irgendwann so viel Zeit haben, dass man Ihnen, Herr Jäger, ohne Stress ein Interview zum Thema „Bäder erfolgreicher verkaufen, sicherer planen und schneller abwickeln“ geben kann (lacht).
SBZ: Werter Herr Schreyer, das klingt gut!

Bild: Schreyer GmbH
Das ist Craftsight
Craftsight ist eine digitale Plattform für den Badverkauf. Sie bündelt alle Projektdaten, Angebote, Bilder und Budgets in einer übersichtlichen Mappe – einfach, sicher, jederzeit abrufbar.