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ZVSHK aus dem FGK ausgetreten

Gemeinsamkeiten aufgebraucht

SBZ: Die Kündigung kam selbst für Insider überraschend. Als Grund für den Austritt gaben Sie die Fixierung des FGK auf Nichtwohngebäude an. Das FGK behauptet in seinem Mitglieder-Rundschreiben, dass es sich dabei um einen vorgeschobenen Grund handelt. Stimmt das?

Esser: Wir sind gewiss nicht ausgetreten, um ein paar Euro an Mitgliedsbeitrag zu sparen. Wir haben auf eine in unseren Augen problematische Fehlentwicklung im FGK ­reagiert. Seinen Austritt aus der Vereinigung deutsche Zentralheizungswirtschaft (VdZ) hat der FGK selbst damit begründet, dass der Schwerpunkt seiner Arbeit auf dem Nichtwohngebäudebereich liege und dieser eben von der VdZ nicht vertreten werde. ­Eine Bekräftigung dieser Position zieht sich seit dem durch alle Stellungnahmen von Vorstand und Geschäftsführung des FGK. Als Marktmittler für Lüftungs- und Klimatechnik in Wohngebäuden haben wir daraus die Konsequenz gezogen.

SBZ: Der Austritt aus einem Institut, bzw. Verband ist nach 40-jähriger Mitgliedschaft sicher das letzte Mittel. Der Zentralverband ist mit ZV-Vorstandsmitglied Ulrich Kössel auch durch die SHK-Berufsorganisation im Vorstand des FGK vertreten. Haben Sie denn nicht versucht, Einfluss auf die Ausrichtung des FGK zu nehmen?

Esser: Sicher haben wir das versucht. Im Rahmen der letztjährigen Mitgliederversammlung des VdZ haben wir unsere Bedenken gegen die Neupositionierung des FGK deutlich vorgebracht. Das kann jeder Interessierte in den einschlägigen Fachmagazinen nachlesen, die damals darüber berichtet haben. Grundsätzlich stellt sich aber doch die Frage, ob wir unsere Kapazitäten als Interessenvertretung des SHK-Handwerks auf die immer gleichen Auseinandersetzungen im Verbandswesen richten oder darauf konzentrieren, unsere Betriebe erfolgreich im Markt zu positionieren. Wir haben uns klar im Sinne unserer Mitglieds­betriebe entschieden.

SBZ: Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass der einzige Kündigungsgrund die stärkeren Aktivitäten des FGK im Objektbau sind. Das FGK beschäftigt sich ja auch weiterhin mit dem Thema Wohnungslüftung und Klimatisierung von Wohnungen.

Esser: Sicher müssen mehrere Dinge zusammenkommen, bevor man zum letzten Mittel, wie dem Austritt greift. In der Vergangenheit hätten wir uns bei vielen Dingen einen engeren Schulterschluss und letztlich auch die Unterstützung des FGK gewünscht.

SBZ: Was meinen Sie konkret?

Esser: Der Austritt des FGK aus der VdZ war für das SHK-Handwerk sicher sehr kontraproduktiv. Um es klar zu sagen: er war schädlich. Wir hatten uns mit dem FGK in einem Kooperationsvertrag auf gemeinsame Aktivitäten, insbesondere beim Thema Wohnungslüftung verständigt. Entsprechende Projekte wurden unter dem Dach der VdZ organisiert. Obwohl wir uns in unserer Eigenschaft als FGK-Mitglied mit Vorstandsitz eindeutig dagegen ausgesprochen und deutliche Warnsignale gegeben haben, haben Geschäftsführer Günther Merz und der Vorsitzende Ulrich Pfeiffenberger den Austritt bei der VdZ vorangetrieben und letztlich vollzogen.

SBZ: Auch in der Messepolitik sind die Meinungen von FGK und ZVSHK wohl auseinandergegangen?

Esser: Auch dort sind die Gemeinsamkeiten aufgebraucht. Anstatt den ZVSHK zu unterstützen, hat der FGK eher gegen uns agiert.

SBZ: Ist dieser Austritt unumstößlich oder gibt es noch einen Weg zurück? Wenn ja, unter welchen Voraussetzungen?

Esser: Wir haben unsere Entscheidung wohl abgewogen und sie steht.

SBZ: Die Verbändelandschaft ist in Bewegung. Neben dem Fachverband Gebäude Klima gibt es den Zentralverband Kälte Klima Wärmepumpen e. V, der auch im Klimabereich mitmischen will. Wer wird künftig die Lüftungs- und Klimainteressen unter anderem auch gegenüber der Politik vertreten?

Esser: Die Politik erwartet klare und abgestimmte Botschaften. Zwangsläufig resultiert hieraus für unser zersplittertes Verbände­wesen die Aufforderung zur Konzentration – auch im Sinne einer von der Öffentlichkeit mehr und mehr angemahnten Transparenz. Es werden künftig die großen, starken, in ­allen Tätigkeitsfeldern professionell aufgestellten Verbände sein, die die wichtige Aufgabe der umfassenden Information – über die verschiedensten Aspekte politischer Entscheidungen hinweg – erfolgreich bewerkstelligen werden. Was die Klima- und Lüftungstechnik angeht, können wir uns allenfalls eine gemeinsame Plattform der Branche vorstellen, so wie dies seit Jahrzehnten erfolgreich mit der VdZ und dem VDS praktiziert wird.

SBZ: Der FGK hat bisher auch die Interessen des Handwerks in vielen Normenausschüssen und Gremien vertreten. Wird der Zentralverband diese Aufgaben künftig über eigene Referenten wahrnehmen? Oder bilden sich gerade neue Allianzen?

Esser: Die handwerksspezifischen Interessen in diesem Bereich werden wir künftig vorrangig selbst vertreten. Das schließt nicht aus, dass wir zugleich mit anderen wichtigen Akteuren den Schulterschluss suchen. Gespräche hierzu laufen bereits. Inwiefern eine Two-Men-Show, wie sie das FGK betreibt, zukunftsträchtig ist, muss jeder für sich entscheiden.

SBZ: Vielen Dank für das offene Gespräch und die deutlichen Worte.