So steht’s um die Betriebsübergaben im SHK-Handwerk
Das SHK-Handwerk steht an einem Scheideweg, dessen Bedeutung in den letzten Monaten deutlich zugenommen hat. Umsatz, Nachfrage und Betriebserhalt geraten zunehmend unter Druck, wodurch auch die Grundlage für gesunde Betriebsübergaben gefährdet ist. Nach Angaben des Zentralverbands SHK sank der Umsatz im SHK-Handwerk im Jahr 2024 um rund 4 %, von 61,9 auf 59,1 Milliarden Euro. Gleichzeitig verringerte sich die Zahl der Betriebe leicht auf etwa 48.050, und die Beschäftigtenzahlen gingen moderat zurück auf rund 388.300. Parallel dazu sank die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge für Anlagenmechaniker SHK.
Das klingt alles noch nicht sonderlich wild. Aber diese Entwicklungen verdeutlichen, dass Betriebe zwar weiterhin Fachkräfte benötigen, potenzielle Nachfolger jedoch fehlen oder nicht bereit sind, unter den aktuellen Rahmenbedingungen die Verantwortung zu übernehmen. Der Druck durch Konjunkturabschwünge, wirtschaftliche Unsicherheit bei Investitionen in Heizungsmodernisierung und steigende Material- und Energiepreise verschärfen die Situation und machen Betriebsübernahmen riskanter und weniger attraktiv. Laut ZDH stehen in den kommenden fünf Jahren rund 125.000 Handwerksbetriebe zur Übergabe an, viele Inhaber sind bereits über 60 Jahre alt, sodass das Thema nicht mehr in weiter Ferne, sondern akut ist.
Regionale Versorgungslücken entstehen, insbesondere in ländlichen Regionen.
Die Folgen dieser Entwicklung sind gravierend. Wenn Betriebsübergaben unter diesen Bedingungen nicht gelingen, kommt es zu Schließungen oder Fremdübernahmen, wodurch wertvolles Wissen, regionale Präsenz und Arbeitsplätze verloren gehen. Gleichzeitig sinken die Vielfalt und der Wettbewerb im SHK-Handwerk, da Kleinbetriebe als Generalisten verschwinden und Kunden weniger Auswahl haben, während Innovationen langsamer umgesetzt werden. Besonders schwer einzuordnen ist die sogenannte „Klumpenbildung“. Wenn größere Betriebe oder Betriebsgruppen mehrere kleinere Unternehmen übernehmen, konzentriert sich die Markt- und Preismacht. Dies wirkt sowohl gegenüber Großhandel und Herstellern als auch gegenüber Kunden. Große Gruppen können bessere Konditionen und Einfluss auf Produkte und Lieferketten durchsetzen, während der Wettbewerb für Kunden sinkt und Preise zunehmend von wenigen dominanten Akteuren bestimmt werden. Das ist nur eine Prognose, aber die Möglichkeit ist nicht von der Hand zu weisen.
Die Innovationskraft der Branche schwächt sich ab, regionale Versorgungslücken entstehen, insbesondere in ländlichen Regionen, und die Zahl der Ausbildungsplätze sowie die Perspektiven für den Nachwuchs nehmen ab, wodurch sich der Kreislauf aus Fachkräftemangel und fehlenden Nachfolgern weiter verschärft.
Um diese Entwicklung zu verhindern und die Vielfalt im SHK-Handwerk zu erhalten, müssen Betriebsübergaben gezielt unterstützt werden. Eine frühzeitige Planung ist zentral: Übergabeprozesse sollten mindestens fünf bis sieben Jahre im Voraus gestartet werden, um Betriebsbewertung, Modernisierung und schrittweise Verantwortung zu ermöglichen. Inhaber sollten professionelle Unterstützung durch Kammern, Steuerberater oder Unternehmensberater in Anspruch nehmen, um einen reibungslosen Ablauf sicherzustellen. Finanzielle und steuerliche Rahmenbedingungen spielen eine ebenso große Rolle.
Die Zahl der Ausbildungsplätze sowie die Perspektiven für den Nachwuchs nehmen ab.
Erleichterungen bei Erbschafts- und Schenkungssteuer sowie zinsgünstige Darlehen und Förderprogramme für Nachfolger machen Übernahmen realistisch und ermöglichen notwendige Investitionen in Technik, Weiterbildung und Modernisierung. Sowohl interne als auch externe Nachfolger müssen gezielt unterstützt werden, wobei interne Nachfolgen in Familienbetrieben nach wie vor eine große Rolle spielen, Übernahmen aus den Reihen des eigenen Personals jedoch auch präferiert werden sollten. Die Qualifikation der Nachfolger muss den Anforderungen moderner SHK-Betriebe entsprechen, insbesondere in Bezug auf Wärmepumpentechnik, energetische Effizienz, Digitalisierung und regulatorische Vorgaben.
Digitalisierung und Modernisierung sind dabei nicht nur Werkzeuge, sondern entscheidende Faktoren, die Betriebe für Nachfolger attraktiver machen, Prozesse transparenter gestalten und Risiken reduzieren. Kooperationen und Netzwerkbildung zwischen kleineren Betrieben helfen zudem, Skaleneffekte zu nutzen und die Eigenständigkeit zu bewahren, während Verbände und Kammern die Plattformen und Initiativen zur Unterstützung der Übergabeprozesse bereitstellen und begleiten.
Hersteller, Großhandel und Verbände sind aufgerufen, die Dringlichkeit des Themas zu erkennen. Betriebsübergabe ist kein Nischenthema, kein Zukunftsrisiko, sondern eine Realität, deren Auswirkungen bereits spürbar sind. Viele Betriebe schrumpfen, manche verschwinden, und ohne gezielte Intervention droht in den nächsten fünf bis zehn Jahren eine Konzentration, die die Vielfalt, den Wettbewerb und die regionale Versorgung dauerhaft beeinträchtigt.
Die Spirale aus Fachkräftebedarf und fehlenden Nachfolgern dreht sich schneller.
Die Zukunft der Branche hängt von der Stabilität und Vielfalt kleiner und mittlerer Betriebe ab, die als Partner, Vertriebspartner und lokaler Jobmotor unverzichtbar sind. Verbände und Kammern müssen aktiv begleiten, nicht nur durch Seminare und Beratung, sondern durch Schaffung von Netzwerken, Förderung von Gemeinschaftsmodellen und politische Einflussnahme auf steuerliche und rechtliche Rahmenbedingungen. Hersteller und Großhandel sollten diese Entwicklungen als Chance begreifen, indem sie ihre Partner bei Übergaben aktiv unterstützen und damit langfristig die Branche als Ganzes sichern.
Die Zeit zu handeln ist jetzt, denn zögerliches Abwarten würde zu einer Konzentration führen, die den SHK-Markt fundamental verändert. Also: Handeln wir gemeinsam, um Vielfalt, Qualität und Innovationskraft zu bewahren, damit das SHK-Handwerk auch in Zukunft stark, regional verankert und wettbewerbsfähig bleibt.
Umsatzrückgang und Fachkräftemangel setzen SHK-Betriebe massiv unter Druck und erschweren Betriebsführung und langfristige Planung.
Scheiternde Betriebsübergaben bedrohen Vielfalt, regionale Präsenz und Arbeitsplätze, während branchenfremde Anbieter in die Lücken stoßen.
Frühzeitige Planung, finanzielle Förderung und Digitalisierung machen Betriebe attraktiver für Nachfolger und sichern die Zukunft der Branche.
Anlaufstellen für Handwerksbetriebe zur Betriebsübergabe
Die Betriebsübergabe ist ein zentrales Thema für viele Handwerksbetriebe. Verschiedene Organisationen und Plattformen bieten Unterstützung bei der Suche nach Nachfolgern oder der Übergabe des Unternehmens. Hier sind einige aktuelle und vertrauenswürdige Anlaufstellen:
Nachfolgebörse im Handwerk
Eine zentrale Anlaufstelle für Themen wie Handwerksnachfolge, Betriebsnachfolge, Unternehmensverkauf und Betriebsübernahme. Die Nachfolgebörse bietet eine digitale Plattform, auf der Betriebe ihre Nachfolgeangebote einstellen können. Interessierte Übernehmer können sich gezielt umsehen und Kontakt aufnehmen: nachfolgeboerse-im-handwerk.de.
Betriebsnachfolge Handwerk (HWK)
Viele Handwerkskammern bieten spezielle Plattformen zur Betriebsnachfolge an. Beispielsweise können Betriebe in der Region Weimar ihre Nachfolgeangebote einstellen und potenzielle Übernehmer finden. Diese Plattformen sind oft regional ausgerichtet und bieten gezielte Unterstützung.
Betriebsbörse der Handwerkskammern
Viele Handwerkskammern, wie die in Köln, München, Hamburg und anderen, betreiben eigene Betriebsbörsen. Diese Plattformen ermöglichen es Handwerksbetrieben, ihre Nachfolgeangebote oder -gesuche anonym und kostenfrei einzustellen. Sie bieten eine direkte Verbindung zwischen Übergebern und potenziellen Übernehmern.
Nexxt-Change
Eine bundesweite Plattform, die Unterstützung bei der Unternehmensnachfolge bietet. Sie stellt Checklisten, Informationen und Online-Tools für die Vorbereitung der Betriebsübernahme bereit. Außerdem werden Veranstaltungen und Termine angeboten, um Unternehmer und Existenzgründer zu vernetzen.
Zentrum für Betriebsnachfolge (ZEN)
Das ZEN bietet umfassende Beratung und Unterstützung für Handwerksbetriebe, die eine Betriebsübergabe planen. Es stellt Informationsmaterialien wie Broschüren zur Verfügung und bietet Podcasts an, um Betriebe auf dem Weg der Nachfolge zu begleiten.
SHK-Berufsorganisation
Beratung und Unterstützung innerhalb der Berufsorganisation findet man in Teilen beim ZVSHK sowie bei Landesfachverbänden.
Unternehmensberater mit „Stallgeruch“
Als externe Coaches haben sich auch schon SHK-Unternehmensberater mit „Stallgeruch“ bewährt, um Handwerksbetriebe bei der Betriebsübergabe zu begleiten.
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