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Großhandel gibt Blockade-Haltung nicht auf

Mit EAN und BMEcat

Die im Herbst 2007 durchgeführte ZVSHK-Anhörung: „Prozessoptimierung durch elektronische Datenkommunikation in der SHK-Wirtschaft“ hat Optimierungsvorteile im dreistufigen Vertriebsweg aufgezeigt. Durch ihr eindeutiges sowie einheitliches Artikelnummernsystem nimmt die EAN dabei eine Schlüsselstellung ein und die Datenformate BMEcat und GAEB flankieren als zeitgemäße Instrumente die Kommunikation zwischen Hersteller, Großhandel und Handwerk.

Doch bisher ist von Seiten des SHK-Großhandels außer Versprechungen kein echter Wille zur gemeinsamen Weiterentwicklung zu erkennen. Die EAN wird dem SHK-Handwerker weiter vorenthalten und auch die geplanten Pilotprojekte zu BMEcat werden verzögert bzw. scheinen ins Stocken zu geraten. Schlimmer noch: Mittlerweile deuten Anzeichen darauf hin, dass das Gros der Großhändler in der Software-Entwicklung weitere Insellösungen vorantreibt, statt sich für eine Branchenlösung zu öffnen. Eigene Kundenbindungssysteme mit hauseigenen Bestellnummern werden präferiert.

EAN würde das Tages­ge-schäft sehr vereinfachen

Warum die Nutzung von Datenstandards für das SHK-Handwerk wichtig ist und schnellstmöglich eingeführt werden sollte, zeigt sich auch in diesem Beitrag. Zu Wort kommen dabei Erfahrungen von SHK-Unternehmer Eberhard Bürgel, der eine gleichnamige GmbH in Nienburg an der Weser führt und stellvertretender Landes­innungsmeister des SHK-Fachverbandes Niedersachsen ist. Sein Betrieb mit 36 Mitarbeitern, davon zehn Auszubildende, konzentriert sich auf die Geschäftsfelder Sanitär, Heizung, Klima/Lüftung sowie Energieberatung und bietet auf 135 m² eine eigene Badausstellung. Der Praktiker stand Matthias Thiel, Referent in der ZVSHK-Geschäftsstelle Potsdam, Rede und Antwort.

Thiel: Herr Bürgel, wie läuft bei Ihnen das Bestellwesen ohne EAN ab?

Bürgel: Gegenwärtig bestellen wir bei vier Großhändlern. Dazu nutzen wir sowohl eine großhandelsspezifische Software als auch E-Mails und bedienen nach wie vor das Fax-Gerät. Leider können wir nicht elektronisch mit der EAN bestellen.

Thiel: Haben Sie bei Ihren Großhändlern auf diesen Nachteil hingewiesen?

Bürgel: Natürlich, sogar mehrfach. Doch wird man immer wieder vom Großhandel vertröstet. Die EDV sei noch nicht so weit, weil die eigene EDV noch umgestellt werden müsse oder man brauche die EAN nicht. Ein anderes Mal kursierte, dass damit im Elektrohandwerk Chaos angerichtet worden sei. Bei mir ist der Eindruck entstanden, dass man die EAN einfach nicht einführen will. Zum Teil haben Mitarbeiter der Großhändler die Auflage, uns gegenüber keine Äußerungen in Bezug auf die EAN zu tätigen.

Thiel: Welche Nachteile entstehen für Ihr Unternehmen durch das Fehlen der EAN?

Bürgel: Die Stammdatenpflege können wir zur Zeit nur auf jeweils einen Lieferanten bezogen umsetzen. Der Bestellaufwand ist sehr groß, da die Bestellnummern zwischen den Lieferanten differieren und somit Verwechslungen vorprogrammiert sind. Dadurch werden falsche Materialien geliefert und müssen wieder zurückgesandt werden. Zudem sind aufwendige telefonische Nachfragen erforderlich. Besonders im Ersatzteilbereich ist das Fehlen der EAN problematisch, wenn der Kunde schnell bedient werden soll. Zum Teil häufen sich Anfahrten zum Kunden, weil die Teilebezeichnung nicht eindeutig ist und bei der Wareneingangskontrolle nicht überprüft werden kann, ob das neu eingegangene Ersatzteil auch das richtige ist.

Thiel: Welche Vorteile sehen Sie in der EAN für Ihr Unternehmen?

Bürgel: Hätten wir die EAN eingeführt, so könnte ich eine einheitliche Lagerlogistik mit eindeutiger Bezeichnung der Waren implementieren – egal bei welchem Großhändler gekauft würde. Wir hätten eine einheitliche Beschriftung im Lager und könnten eindeutig bestellen. Zudem wäre eine einfachere ­Wa­-reneingangskontrolle, Rechnungsprüfung und Abrechnung möglich. Sollte ein Großhändler aus dem Markt gehen, dann kann die Fächerbezeichnung in meinem Lager bestehen bleiben. Wir haben da leidvolle Erfahrungen hinter uns, weil ein Händler aus dem Markt ging und das Lager neu beschriftet werden musste. Auch das sind Kosten gewesen, die sich mit der EAN erübrigt hätten.

Thiel: Einige Großhändler befürchten Preisveränderungen im Markt durch die EAN-Einführung. Was sagen Sie zu diesem Argument?

Bürgel: Würden die Großhändler die EAN kenntlich machen, gäbe es keine wesentlichen Preisveränderungen im Markt. Trennen wir uns doch endlich von der Preisdiskussion! Der Preis eines Produktes ist nicht das ausschlaggebende Kriterium für die Entscheidung, bei welchem Großhändler ich kaufe. Lieferfähigkeit, Kompetenz, Verhalten bei Kulanzfällen, Zuverlässigkeit, verfügbares Warensortiment, Fahrerservice, Kontaktpflege und menschliche Bindungen spielen dabei eine weit größere Rolle und werden vom Großhandel zu wenig gewichtet. Kaufen und Verkaufen sind emotionale Prozesse, bei denen es nicht nur ums Geld geht.

Thiel: Beim Geld scheiden sich aber die Geister. Meinen Sie, dass Ihre Mitbewerber dies ebenso gewichten?

Bürgel: Selbst wenn diese Aspekte nicht gewürdigt werden und ­allein das Geld regiert, so erwarte ich dennoch gleichbleibende Preise. Die Großhändler würden nämlich ebenfalls in ihrer Logistik von ­Rationalisierungen profitieren. Ein Großteil der Warenrückläufer würde dann aller Wahrscheinlichkeit nicht entstehen.

Thiel: Würden Sie neben der EAN auch das Datenformat BMEcat nutzen?

Bürgel: BMEcat würde ich sehr gerne nutzen, denn es können Einbauanweisungen, Bilder und andere Informationen mit übertragen werden. Wir erzielen somit einen eindeutigen elektronischen Austausch von Materialien, die zusätzlich noch mit weiteren Informationen bestückt sind.