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Aufträge in der Warteschleife

Auf gepackten Werkzeugkoffern

SBZ: Herr Müller, die Qualifikation als geprüfter und überwachter Fachbetrieb für die Grundstücksentwässerung ist für Sie wichtig. Warum?

Müller: Seit der Gründung meines Betriebes im Jahr 1994 führe ich Aufträge rund um Abwassersysteme aus, und es ist für mich kein Geheimnis, dass der Sanierungsbedarf insgesamt groß ist. Weil das Geschäftsfeld „Entwässerung“ zukünftig viele Aufträge bringen wird, wollte ich mich frühzeitig dafür bereit machen. Mein Landesverband hat mir dazu das passende Schulungskonzept geboten.

SBZ: Ihre jahrelange Berufserfahrung in der Entwässerungstechnik wäre über kurz oder lang nur noch wenig wert?

Müller: Die Qualifikation als Meisterbetrieb allein reicht nicht aus, um in Zukunft bei der Sanierung maroder Systeme mitwirken zu können. Die Städte und Gemeinden werden künftig nur noch Betriebe beauftragen, die sich auf diesen Markt spezialisiert haben. Deshalb diese Fachbetriebsschulung – zudem habe ich mich durch die ÜWG zertifizieren lassen, weil eine wiederkehrende Fremd­überwachung erwartet wird.

SBZ: Dann zahlt sich jetzt aus, dass Sie frühzeitig die Weichen für diesen Sanierungsmarkt gestellt haben?

Müller: Wenn es so einfach wäre! Vielen Kommunen ist erst in den letzten Monaten klar geworden, dass sie die Verordnung für die Dichtheitsprüfungen auf privaten Grundstücken bis Ende 2015 umsetzen müssen. Allzu oft gibt es dazu noch keine ausgereiften Konzepte. Als ich mich im Herbst als zertifizierter Betrieb in einigen Rathäusern empfehlen wollte, bin ich eher auf Ratlosigkeit gestoßen.

SBZ: So wird der Zeitplan kaum einzuhalten sein, um in wenigen Jahren Millionen von Kilometer auf Dichtheit zu prüfen, oder?

Müller: Es ist nicht nur der Faktor Zeit. Jede Kommune muss trotz knapper Kassen Geld in die Hand nehmen, um die Sanierung voranzubringen. Auch kommen Investitionen auf die meisten Immobilienbesitzer zu...

SBZ: ...die erst einmal von einer Sanierung überzeugt werden müssen.

Müller: Zum Glück haben Pilotprojekte gezeigt, wie erfolgreich man sein kann, ohne die Verordnungskeule zu schwingen. Doch bleiben wir beim Geld. Jeder Fachbetrieb hat Vorlaufkosten. Vor meiner Zertifizierung galt es, eine definierte Ausrüstung für Dichtheitsprüfungen anzuschaffen. Das allein bedeuteten 5000 Euro. Hinzu kommt ein Kamera-System mit Farbbild und schwenkbarem Kopf im Mindestwert von 20000 Euro, das ich entweder kaufen oder über einen Geräteverleih bereithalten muss.

SBZ: Und jetzt sitzen Sie quasi auf gepackten Werkzeugkoffern und warten auf die Kommunen?

Müller: Was die organisierten Dichtheitsprüfungen auf privatem Grund anbelangt, passt das Bild. Doch zum Glück bieten mir Sanitär und Heizung genügend Auslastung. Eine Akquise ohne Abstimmung mit der Kommune würde ich aber sicher nicht starten.

SBZ: Warum nicht? Sie haben doch die bes­ten Voraussetzungen, den Entwässerungs-Check anzubieten.

Müller: Das mache ich auch! Erfolg habe ich damit bei meinen Kunden, wenn es einen konkreten Anlass gibt. Wenn jemand aus meinem Team ohnehin wegen einer Störung gerufen wird oder wenn Modernisierungen anstehen, kann ein geschulter Blick manches offenbaren. Eine betagte Rückstausicherung oder eine ungünstige Rohrdimension kann Anlass sein, einen Entwässerungs-Check zu empfehlen. Doch kein Kunde wird ohne triftigen Grund in einen Film investieren, der sich um seine Abwässerleitungen dreht.

SBZ: Aber darauf läuft es doch hinaus, wenn die Grundleitungen ganzer Wohnsiedlungen auf Dichtheit zu überprüfen sind.

Müller: Es gilt abzuwarten, was die jeweilige Kommune konzeptionell erarbeitet. Von der Prüfung bis zur Sanierung werde ich Dienstleistungen als zertifizierter Fachbetrieb anbieten. Ich halte dies für eine gute Voraussetzung, um mit der öffentlichen Hand gemeinsam etwas für den Umweltschutz zu tun. TD