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Entwicklung und Perspektiven im Photovoltaikmarkt

Markanter Umbruch in Sicht

Die Solarstromtechnik hat sich hervorragend entwickelt: So ist in Deutschland der Photovoltaikmarkt von ca. 10 MW im Jahr 1998 auf 1100 MW im Jahr 2007 angewachsen; allein 2007 lag der Zuwachs bei 30 %. Insgesamt sind mittlerweile 430000 Solarstromanlagen mit 3800 MW Leistung installiert. Die Branche hat 2007 einen Umsatz von 5,5 Milliarden Euro erwirtschaftet. Auch die Zukunftsaussichten scheinen nicht schlecht: Die Strompreise steigen und sogar in Deutschland wird über mögliche Engpässe in der Stromversorgung diskutiert. Hinzu kommt, dass sich sowohl die EU als auch die Bundesregierung hohe Ziele für den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien gesetzt haben.

Mit dem Boom sind die Unsicherheiten gewachsen

Allerdings sind mit dem Boom auch die Un­sicherheiten gewachsen. Und es zeichnen sich wesentliche Änderungen am Photovoltaikmarkt ab:

– Weltweit sind große Produktionskapazitäten für Solarsilizium und für Dünnschichtsolarmodule im Aufbau.

– Die Ausnutzung des Siliziums wird kontinuierlich verbessert.

– Weltweit entwickeln sich neue Absatzmärkte und die deutschen Hersteller setzen immer stärker auf den Export.

– Die Einspeisevergütung für Solarstrom wird in Deutschland ab 2009 schneller sinken als bislang; so sieht es die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) vor.

Die unerwartet starke PV-Marktentwicklung in den letzten Jahren hat auch für das Handwerk zu zwei Kernproblemen geführt:

  • Seit 2004 ist – vor allem aufgrund der ­Siliziumverknappung – die Nachfrage kontinuierlich höher als das Angebot. Für den Handwerker heißt das, dass der Ausbau des eigenen PV-Geschäfts letztlich nicht davon bestimmt wird, wie erfolgreich er Anlagen verkauft, sondern die Module einkauft. Dasselbe gilt für die Hersteller in Bezug auf den Einkauf der Vorprodukte.
  • Auch die Preisbildung ist sehr ungewöhnlich. Einerseits drängt das EEG durch die jährliche Absenkung der Vergütung von 5 % (für Aufdachanlagen) dazu, auch die Anlagenpreise jährlich um 5 % zu senken. Doch die Modulpreise, die 60 bis 70 % des Anlagenpreises ausmachen, sind zwischen 2004 und 2006 gestiegen. Erst seit Mitte 2006 sinken sie wieder. Einen Teil der fehlenden Preis­reduktion mussten die Handwerker durch die Senkung der Installationskosten und den Verzicht beim eigenen Deckungsbeitrag kompensieren. Die Betriebe haben deshalb meist keinen Spielraum mehr für eine weitere Preissenkung und sehen einer verschärften Absenkung der Einspeisevergütung ab 2009 sehr kritisch entgegen.

Experten sind sich uneinig bei Wachstumsprognose 2010

Was bedeutet dies nun für die Entwicklung des Photovoltaikmarkts in Deutschland in den nächsten Jahren? Am Beispiel der Weltmarktprognosen für 2010 lässt sich erkennen, wie schwierig und mit welch großen Unsicherheiten behaftet eine Vorhersage ist. Trotz eines vergleichsweise überschaubaren Zeitraums von knapp drei Jahren, gehen die Meinungen der Experten weit auseinander. Den größten Optimismus weist Photon Consult auf, die aktuell für das Jahr 2010 einen Weltmarkt von 23 Gigawattpeak (GWp) ­prog­nostizieren, was angesichts des Weltmarktvolumens von 2,4 GWp im Jahr 2007 eine schwindelerregend hohe Zahl ist. Zu einem ganz anderen Ergebnis kommen die Solar­experten der Banken Sarasin und LBBW: Sie halten eine Marktgröße von etwa 8 GWp für möglich. Mindestens 4,7 GWp und höchstens 7 GWp erwartet der euro­päische Photovoltaik-Industrieverband EPIA. Dieser Einschätzung schließt sich auch der BSW-Solar an.

Wie kommt es zu diesen stark differierenden Prognosen? Photon Consult erwartet auf Basis ausführlicher Recherchen im Jahr 2010 ­eine Modulproduktion von 23 GWp und geht davon aus, dass alle produzierten PV-Module auch irgendwo weltweit einen Abnehmer finden. EPIA und BSW-Solar halten dagegen, dass voraussichtlich ab 2009 nicht mehr die Produktion, sondern der Absatz der limitierende Faktor für die Marktentwicklung sein wird. Bislang weist nur eine begrenzte Zahl von Ländern einen stark wachsenden Photovoltaikmarkt auf. Und selbst wenn sich immer mehr Länder dazu entschließen, einen eigenen Photovoltaikmarkt aufzubauen, dauert es in der Regel mehrere Jahre, um ­entsprechende gesetzliche Rahmenbedingungen zu schaffen und ausreichende Fi­nanzierungs-, Projektierungs-, Planungs- und ­Installationskapazitäten aufzubauen, um meh­rere Hundert MWp pro Jahr installieren zu können. Dennoch sind EPIA und BSW-Solar optimistisch und halten bis 2010 einen Weltmarkt von 7 GWp für wahrscheinlich – was immerhin eine Verdreifachung des Weltmarktes innerhalb von drei Jahren bedeutet. Voraussetzung dafür ist allerdings eine positive Entwicklung der politischen Rahmenbedingungen. Falls nicht, ist ein Weltmarkt von unter 5 GWp möglich. Dies schließt allerdings nicht aus, dass der Weltmarkt unter neuen Rahmenbedingungen auch wesentlich größer sein könnte, wenn beispielsweise die Preise deutlich schneller sinken als erwartet.

Aktuelle Marktentwicklung von der EEG-Novelle geprägt

Turnusmäßig erfolgt derzeit in Deutschland eine Überprüfung des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Am 6. Dezember 2007 hat die Bundesregierung einen Vorschlag für die Absenkung der Einspeisevergütung für Solarstromanlagen vorgelegt. Diese soll 2009 und 2010 auf 7 % und im Jahr 2009 zusätzlich einmalig um 1 Eurocent (Ct) erhöht werden. Dies bedeutet, dass die Vergütung für Kleinanlagen von 46,75 Ct in diesem Jahr auf 42,48 Ct, d.h. um 9,1 % im Jahr 2009 sinken soll. Bei anderen Vergütungshöhen beträgt die Absenkung sogar bis zu 9,8 %.

Da die Mehrheit der Installateure in den vergangenen Jahren bereits einen überproportionalen Beitrag zur Preisreduktion geleistet hat, wird diese jetzt vor allem von den Photovoltaikmodulen kommen müssen. Deren Preise müssten um mindestens 13 % fallen, um den Anlagenpreis um 9,1 % senken zu können, wenn die sonstigen Kosten unverändert blieben. Bislang haben die Modulhersteller mitgeteilt, dass sie nicht in der Lage sind, diese Preisreduktion zu realisieren Das ist glaubhaft, da ihre Bilanzen Gewinne von maximal 7 % ausweisen. Die Zellhersteller haben höhere Gewinne, verweisen aber auf langfristige Lieferverträge beim Einkauf von Wafern. Deshalb sei eine Preisreduktion bei der Solarzelle von 18 % – die notwendig ­wäre, um das Modul um 13 % günstiger verkaufen zu können – nicht möglich.

Auf Basis der heute vorliegenden Informa­tionen muss der Handwerker also erwarten, dass die Module in 2009 nur unwesentlich günstiger sein werden als in diesem Jahr. Ein massiver Einbruch der Nachfrage wäre die Folge. Handwerker und Kunden halten das für sehr wahrscheinlich: In Erwartung einer deutlichen Absenkung der Einspeisevergütung 2009 ist die Nachfrage nach Photovoltaikanlagen im 1. Quartal 2008 nochmals deutlich angewachsen, was als Vorzieheffekt zu verbuchen ist. Diese Einschätzung ist jedoch anzuzweifeln, wenn die gesamte Photovoltaik-Produktionskette und der Weltmarkt betrachtet werden

Photovoltaikproduktion ist vom Silizium abhängig

Seit 2004 ist der Flaschenhals für die weltweite Photovoltaikproduktion die Produktion von Solarsilizium. Bislang gab es nur fünf ­Unternehmen weltweit, die in größerem ­Umfang Solarsilizium herstellen können: Hemlock (USA), Wacker (Deutschland), REC (Norwegen), Tokuyama (Japan) und MEMC (USA). Diese fünf Unternehmen haben ihre Produktion im Jahr 2007 um etwa 8 % gesteigert, obwohl sie seit mehreren Jahren in den Ausbau der Fertigungsanlagen investieren. Dies belegt, dass selbst solch erfahrene Unternehmen lange Vorlaufzeiten bis zum Produktionsbeginn benötigen. Sie werden allerdings entsprechend dem aktuellen Standortgutachten, das EUPD Research für den BSW-Solar erstellt hat, ihren Ausstoß 2008 voraussichtlich um 27 %, 2009 um 33 % und 2010 nochmals um 41 % steigern. Hinzu kommt eine große Zahl von Neueinsteigern, die derzeit beginnen, die Produktion von Solarsilizium aufzunehmen. Dies einberechnet wird bis 2010 die Produktion von Solarsili­zium soweit anwachsen, dass 14 GWp PV-Module produziert werden können. Bei der Münchner Siliziumkonferenz am 1. April wurde berichtet, dass das Siliziumangebot für die PV-Industrie im Jahr 2008 und 2009 sogar jeweils um 80 % steigen werde, was noch höhere Produktionszahlen ermöglichen würde. Die Produktionsanlagen für die weiteren Produktionsschritte bis zum Solarmodul existieren bereits in größerem Umfang und können bei Bedarf in deutlich kürzerer Zeit ausgebaut werden. Aus diesem Grund kann das Produktionsvolumen an Solarsilizium im Wesentlichen mit dem Produktionsvolumen für PV-Module gleichgesetzt werden.

Hinzu kommt noch eine deutliche Steigerung des Angebots an Dünnschichtmodulen. Allein in Deutschland sind derzeit mehr als zehn Produktionslinien im Aufbau, deren Produktion voraussichtlich von 75 MWp im Jahr 2007 auf 860 MWp im Jahr 2010 anwachsen wird. Weltweit wird ein Wachstum von 560 MWp im Jahr 2007 und auf 4400 MWp im Jahr 2010 prognostiziert. In der Summe kommt EUPD Research somit zu einer Steigerung des Produktionsvolumens von 2,4 GWp im Jahr 2007 und auf ca. 18 GWp im Jahr 2010.

Im Kurzüberblick: Die vier weltweit größten PV-Märkte

Die weltweite Nachfrageentwicklung abzuschätzen ist wesentlich schwieriger. Sie ist die Summe der Entwicklung in einer Vielzahl von einzelnen Staaten, die in den wenigsten Fällen klar vorhergesagt werden kann. Das beste Beispiel sind die vier größten Photovoltaikmärkte weltweit.

In Deutschland wird erst Mitte des Jahres feststehen, wie die Vergütungsregelung ab kommendem Jahr aussehen wird. Welche Auswirkungen die erwartete stärkere Absenkung auf die Nachfrage haben wird, bleibt weiterhin offen. Abhängig von der Vergütungshöhe und der Preisentwicklung bei den Modulen kann der Markt einbrechen oder weiter wachsen.

In Spanien läuft im September 2008 das aktuelle Einspeisegesetz aus. Die Anfang März wieder gewählte Regierung unter Regierungschef Zapatero will die Photovoltaikförderung fortsetzen und wird voraussichtlich in den kommenden Monaten einen neuen Gesetzesvorschlag unterbreiten. Es gilt als sicher, dass die Vergütungssätze deutlich gesenkt werden. Wann die Neuregelung in Kraft tritt, wie attraktiv die PV-Vergütung künftig sein wird und ob es wieder einen Deckel für die PV-Förderung gibt, ist ebenfalls noch völlig offen.

Die USA könnten sich innerhalb kurzer Zeit zum weltweit größten Photovoltaikmarkt entwickeln. Viele US-Photovoltaikfirmen haben eine lange Erfahrung. Und die Sonneneinstrahlung ist selbst im Norden der USA noch so gut wie im Süden Deutschlands. Zudem sind die Strommärkte in einigen Bundesstaaten durch hohe Preise und – vor allem im Sommerhalbjahr – durch Versorgungsengpässe gekennzeichnet. Solarstrom ist dort bereits nahe der Wirtschaftlichkeit. Allerdings gibt es bislang nur in Kalifornien ein klares und ambitioniertes Förderprogramm und ­eine Verlängerung der Ende 2008 auslaufenden Steuergutschrift von 30 % ist noch nicht verabschiedet. Aufgrund der Präsidentenwahl wird sich erst im Laufe des Jahres 2009 herausstellen, wie stark die USA künftig tatsächlich auf die Photovoltaik setzen.

In Japan ist der Markt innerhalb von wenigen Jahren vom ersten auf den vierten Platz zurückgefallen und stagniert derzeit. Das Breitenförderprogramm ist ausgelaufen. Allerdings haben die japanischen Photovoltaikunternehmen derzeit auch keine Module, um den heimischen Markt stärker zu beliefern. Vermutlich werden in Japan die Politiker wieder über Maßnahmen zur Marktbelebung nachdenken, wenn ausreichend Module am Markt verfügbar sind. Denn offiziell hat sich Japan vom Ziel, bis 2010 insgesamt 4,8 GWp PV-Anlagen installieren zu wollen, noch nicht verabschiedet – auch wenn dies kaum mehr erreichbar ist.

Wie wird sich die Nachfrage in den nächsten Jahren entwickeln?

Selbst wenn in allen vier Leitmärkten die Chancen für ein weiteres Marktwachstum bis 2010 prinzipiell gut sind, so gibt es bislang keine ­Sicherheit hierfür. Betrachtet man die grundlegenden Faktoren, erhöht sich derzeit die Wahrscheinlichkeit für eine positive Entwicklung nationaler Photovoltaikmärkte in den allermeisten Staaten kontinuierlich (einige Stichworte hierzu sind: Abhängigkeit von Energieimporten, steigende Energiepreise und der Klimawandel). Gleichzeitig wird die Photovoltaik in den Re­gionen der Welt auch ökonomisch interessant, wo hohe Einstrahlungen, hoher Stromverbrauch durch Kühlaggregate und hohe Stromkosten zusammen kommen. Damit gilt: Mittelfristig ist weltweit mit einer stark steigenden Nachfrage nach Photovoltaik zu rechnen, insbesondere, wenn die Preise deutlich sinken. Die Unsicherheiten bestehen darin, wie sich die Nachfrage in den nächsten Jahren entwickelt.

Bis 2010 ist die Zahl der Staaten also sehr begrenzt, die bereit und in der Lage sind, Gigawatt-Photovoltaikmärkte aufzubauen. 2007 wurden PV-Anlagen mit etwa 2400 MWp weltweit installiert. Davon hat Deutschland mit 1100 MWp den größten Anteil von 46 %, gefolgt von Spanien mit 425 MWp, USA mit 259 MWp und Japan mit 230 MWp. Größere Einzelmärkte sind noch Frankreich, Italien und Südkorea. In Griechenland laufen die Vorbereitungen, die in den kommenden Jahren einen Markt von mehreren Hundert MWp ermöglichen. Andere Märkte, die kurzfristig große Photovoltaikmengen aufnehmen können, sind derzeit nicht sichtbar.

Fazit: Unter den aktuellen Rahmenbedingungen ist ein weltweiter Photovoltaikmarkt im Jahr 2010 größer als 7 GWp als eher unwahrscheinlich und größer als 10 GWp als unwahrscheinlich einzustufen. Demgegen­über steht eine sich im Aufbau befindliche Photovoltaik-Weltproduktion, die im Jahr 2010 weit über 15 GWp liegen wird.

Auf was sollte sich das Handwerk in 2008/2009 einstellen?

Angesichts dieser Erwartungen ist mit großer Wahrscheinlichkeit mit einem deutlichen Überangebot an PV-Modulen weltweit im Jahr 2010, aller Voraussicht nach aber schon im Jahr 2009 zu rechnen. Damit ergibt sich für den Handwerker erstmals seit 2004 wieder ­eine völlig neue Situation. Er wird sich wieder aussuchen können, wie viele Module er von welchem Hersteller bezieht. Die schwierigste Aufgabe wird es dann wieder sein, Kunden zu finden und zu überzeugen. Entscheidend ist dabei die Preisentwicklung bei den Modulen, die sich zweifellos an den „neuen“ Marktgegebenheiten orientieren wird. Da Deutschland, wie bereits erläutert, auch in den kommenden Jahren ein unverzichtbarer Absatzmarkt sein wird, müssen sich die Anlagenpreise an den Vergütungssätzen des EEGs orientieren.

In den kommenden Wochen geht es deshalb darum, die Bundestagsabgeordneten davon zu überzeugen, dass eine Absenkung der Einspeisevergütung im Jahr 2009 um mehr als 9 % zu hoch ist. Denn entweder bricht der Markt sonst ab 2009 deutlich ein, oder die Hersteller müssen die Preise soweit senken, dass sie nicht mehr kostendeckend produzieren können, was wiederum deren Existenz gefährdet.

Spannend werden die kommenden Monate und Jahre im Photovoltaikmarkt, weil unklar ist, wie die erforderlichen Anpassungsprozesse der PV-Branche an die neuen Rahmenbedingungen ablaufen werden. In Deutschland werden die Preise für PV-Anlagen im Jahr 2009 um denselben Prozentsatz wie die Einspeisevergütung sinken müssen, um ein weiteres Marktwachstum zu erzielen. Die Preise für die PV-Module werden um zusätzliche 3 bis 5 % sinken müssen, da die Installateure ihre Margen nicht mehr weiter senken können. Die Modulhersteller werden mit ihren Vorlieferanten neue Verträge aushandeln müssen, um dies realisieren zu können. Ist also der PV-Absatz nur bei einer deutlichen Preissenkung möglich, müssen sich alle Glieder der Produktionskette entsprechend ihren Möglichkeiten an der Kostensenkung beteiligen. Dies wird aber nur dann geschehen, wenn sich tatsächlich ein deutliches Überangebot an PV-Modulen am Weltmarkt einstellt. Obwohl es für dieses Szenario keine endgültige Sicherheit gibt, ist die Wahrscheinlichkeit dafür sehr hoch.

Empfehlenswert: Photovoltaik-Langfriststrategie fürs Handwerk

Die Frage, ob es für Handwerksbetrieb sinnvoll ist, trotzdem im Geschäftsfeld „Photovoltaik“ tätig zu sein, ist eindeutig mit „Ja“ zu beantworten. Denn die Photovoltaik wird mittel- bis langfristig eine wichtige Rolle bei unserer Energieversorgung spielen. Die fossilen und nuklearen Energiequellen werden immer knapper und teurer, und ihre Nutzung ist aus Umwelt- und Klimaschutzgesichtspunkten dauerhaft nicht akzeptabel. Unter den Erneuerbaren ­Energien hat sie das größte Potenzial, das in großem Umfang erschlossen wird, sobald die Kosten deutlich niedriger liegen werden.

Die Photovoltaik wird also mittel- bis langfristig ein wichtiges Aufgabenfeld für das Handwerk bleiben, wobei es kurzfristig immer wieder Schwankungen bei der Nachfrage geben wird. Notwendig ist deshalb eine Strategie, die das kurzfristige Geschäft mit zu geringen Deckungsbeiträgen vermeidet und stattdessen langfristig ausgerichtet ist. Beispielsweise ist vom Einkauf von Produkten mit zweifelhafter Herkunft abzuraten. Denn sollte der Hersteller oder Lieferant bei einem Schaden nicht mehr erreichbar sind, steht der Handwerker alleine für Gewährleistung gerade. Empfehlenswert ist eine solide Langfriststrategie, die zum einen auf auskömmliche Deckungsbeiträge und auf Qualitätsprodukte setzt. Hinzu kommen weitere Aspekte wie z.B. langfristige Lieferentenbeziehungen, Kundenbindung durch Service und Nachbetreuung, kontinuierliche Marketingmaßnahmen und Weiterbildung. Ein hilfreiches Instrument, um seinem Kunden zu belegen, dass man als Handwerksbetrieb eine hochwertige Arbeit abgeliefert hat, ist der „Photovoltaik-Anlagenpass“. Dieses standardisierte Formular, das dem Kunden mit der Photovoltaikanlage übergeben wird, dokumentiert u.a., welche Komponenten eingesetzt wurden und welche Arbeiten der Handwerker durchgeführt hat. Zudem bietet der „Photovoltaik-Anlagenpass“ dem Handwerksbetrieb eine Leitlinie für die Planung, Installation und Übergabe (inkl. Protokoll über die Abnahmemessung der PV-Anlage). Der Pass wurde vom BSW-Solar und dem ZVEH gemeinsam mit einem Expertenkreis entwickelt (https://www.photovoltaik-anlagenpass.de/).

Der Photovoltaikmarkt hat sich in den vergangenen Jahren unerwartet dynamisch entwickelt. Seit vier Jahren ist die Nachfrage höher als die Produktion, was zu einem geringeren Absinken der Preise geführt hat als erwartet. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass im Jahr 2009 die Weltproduktion die Nachfrage übersteigen wird. Die Absenkung der Solarstromvergütung im deutschen EEG wird derzeit im Bundestag noch verhandelt und sollte 2009 unbedingt gemildert werden, um die Branche nicht zu überfordern. Die PV-Systempreise müssen 2009 so stark sinken wie die Vergütung, um auch weiterhin PV-Anlagen in Deutschland verkaufen zu können. Da der deutsche Absatzmarkt für den Weltmarkt weiterhin eine wichtige Rolle spielt, wird sich die Industrie darauf einstellen müssen. Aufgrund der wechselvollen Zeiten empfiehlt sich dabei für die Handwerksbetriebe eine solide und durchdachte Langfriststrategie.

Weitere Informationen

Unser Autor Diplomphysiker Gerhard Stryi-Hipp ist einer der beiden Geschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW). Der BSW repräsentiert rund 650 Solarunternehmen; 10117 Berlin, Tel. (0 30) 2 97 77 88-0, http://www.bsw-solar.de

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