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Telekom wildert im SHK-Markt

Schlattmann: Der Markt für Mini-KWK-Anlagen wird enger. Mitte April hat die Deutsche Telekom bekannt gegeben, dass sie Energieversorgern nun ein Komplettpaket für virtuelle Kraftwerke anbietet.

Bolz: Komplettpaket hört sich ein wenig nebulös an. Was muss man in diesem Fall darunter verstehen?

Schlattmann: Das Angebot umfasst laut Telekom Einbau und Wartung des BHKW, eine Fernsteuerung für den Energieversorger sowie ein Webportal für den Immobilienbesitzer. Mit dieser Lösung sollen die Energieversorger in die ­Lage versetzt werden, kleine BHKWs zu vermarkten, als virtuelles Kraftwerk zu steuern und somit Schwankungen im Stromnetz ausgleichen können.

Bolz: Und was hat die Telekom davon? Die will jetzt gar ein eigenes Konzerngeschäftsfeld Energie aufbauen.

Schlattmann: Der Konzern nutzt seine Kommunikations-Infrastruktur für die Auswertung von Massendaten. Er will gemeinsam mit seinen neuen Partnern das intelligente Stromnetz der Zukunft bauen und neue Wachstumschancen erschließen. Die Energieversorger können über DSL oder eine gesicherte Mobilfunkleitung auf die BHKWs zugreifen.

Bolz: Der Energiemarkt scheint für Branchenfremde immer interessanter zu werden. Die neuen Allianzen lässt die klassische Heizungsbranche und das Verhältnis zu Energieversorgern, die sich daran beteiligen, sicher nicht unberührt. Wer soll die Geräte eigentlich produzieren?

Schlattmann: Die gasmotorischen Blockheizkraftwerke von 1,8 bis 400 kW elektrischer Leistung kommen von der Motoren-AT aus dem bayerischen Vohburg. Dieser Nischenanbieter hat sogar auf der IFH/Intherm in Halle 7A ausgestellt.

Bolz: Dragan Popov, der Geschäftsführer der Motoren-AT, erwartet einen Boom bei Mikro-BHKWs, auch weil die Bundesregierung die Installation von Mini-KWK-Anlagen bis 20 kWel seit dem 1. April 2012 wieder fördert. Auch Energiedienstleistungsunternehmen können einen Antrag auf Förderung stellen, wenn sie diesen im Auftrag eines Antragsberechtigten ausführen. Das EVU hat die Möglichkeit als Contractor aufzutreten, der Privatkunde erhält die Förderung.

Schlattmann: Der Markteintritt der Telekom unterstreicht, welche Potenziale Mini-KWK-Anlagen haben. Mit dem Einstieg von lobbystarken Konzernen wie der Telekom und der Verbreitung virtueller Kraftwerke wird der Druck auf die Bundesregierung wachsen, die KWK-Stromvergütung auch im kleinsten Leistungssegment an den tatsächlichen Strombedarf im Netz zu koppeln.

Bolz: Das wird wiederum die Wirtschaftlichkeit von KWK-Lösungen deutlich verändern. Interessant ist ein Blick auf das BHKW-Angebot der Motoren-AT: Das kleinste Aggregat mit 1,8 kWel hat eine um 80 % höhere elektrische Leistung als die momentan verfügbaren Stirling-Mikro-KWK-Anlagen und soll mit nur 3,7kWth auf eine deutlich größere Betriebsstundenzahl kommen.

Schlattmann: Bleibt abzuwarten, wie sich die Versorgungsunternehmen zu dem Telekom-Angebot positionieren. Angesichts neuer Wettbewerber wird es für die traditionellen Marktpartner im Heizungsbereich immer wichtiger, Energiekonzepte und Anlagen zu entwickeln und letztlich mit einer gekonnten Montageleistung erfolgreich in den Markt zu bringen. Hier sind alle Beteiligten gleichermaßen gefordert.

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